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... mit Betty, Wolfgang "WW" Infos Mont Pelvoux Barre des Ecrins Les Bans Infos
Mont Pelvoux
Nach der ewig langen Anfahrt und den vielen Staus von Grenoble bis Briancon, waren wir schon froh, als wir in Ailefroide endlich unser Zelt am Campingplatz aufstellen konnten. Der nächste Tag brachte gleich herrliches Wetter mit sich. Wir stiegen zum Refuge du Pelvoux auf. Der Weg fängt gleich hinter dem Campingplatz an. Die Hütte liegt auf einem Gratsporn vor der Pelvoux-Südwand. Hauptattraktion ist eine handzahme Murmeltierfamilie. Streicheln erlaubt, nur fotoscheu sind sie. Einige der Tiere sind mittlerweile so dreist, dass sie sich selbst durch Skistockeinsatz nicht von einem interessanten Objekt, wie z.B. dem mitgebrachten Proviant, vertreiben lassen. Die Hütte blieb angenehm leer. Bezüglich der Aufstehzeiten gibt es erst gar keine Diskussion, die gibt der Wirt vor. Drei Uhr für die Pelvoux-Überschreitung. Für unseren Aufstieg wählten wir die Route durch das Coolidge-Couloir. Dieses ist bis zu 35° steil und wird nach oben hin immer enger. Unten hatte es Blankeis, weiter oben war es bereits völlig ausgeapert. So kämpften wir uns durch unangenehm bröseliges Gestein nach oben. In dem Zustand ist das Couloir auf keinen Fall zu empfehlen. Unter dem Gipfel liegt ein großes Gletscher-Plateau, welches es zu überqueren gilt, bevor man den höchsten Punkt betritt. Da mittlerweile Wolken aufgezogen waren, sahen wir nur die Berge in der nächsten Umgebung. Die sind aber beeindruckend genug, wie z.B. Barre des Ecrins oder die Mejie. Die Hauptschwierigkeiten bei der Überschreitung des Pelvoux lagen noch vor uns. Der Abstieg geht über 2500 m runter bis nach Ailefroide. Viel davon über einen enorm zerrissenen Gletscher. Es gilt auch einen Eisbruch zu überwinden. Bei einer riesigen Spalte waren bereits alle Schneebrücken weggeschmolzen. Wir mußten zu einer tiefergelegenen in die Spalte ein paar Meter abseilen, auf der anderen Seite wieder hoch und im weiten Bogen um eine weitere Spalte herum. Dort sahen wir, dass das ganze eine einzige gigantische Spalte war und wir die ganze Zeit auf einem ziemlich fragil aussehenden Schneedach rumspaziert waren. Unangenehme Vorstellung, wenn es drunter so ca. 50m in die Tiefe geht. Der weitere Weg geht über einen Felsgrat. Wir mußten viel Material an den Abseilblöcken opfern, dem alten Zeug trauten wir nicht mehr. Es gilt eine enge Rinne zu finden, um nach Süden wieder auf den Gletscher abseilen zu können. Nachdem dieser gequert ist, hat man die größten Schwierigkeiten hinter sich. Aber der Weg ist noch weit. Besonders auffällig an der Gegend hier ist, dass sich in jeder noch so kleinen Nische ein Gletscher hält, der dann auch gleich extrem mit Spalten durchzogen ist. Bevor man endlich in Ailefroide einläuft, klettert man noch ewig auf einem Band hoch über den Talgrund in einer Wand entlang. Wer auch immer diesen Weg gefunden hat, alle Achtung! Nach 12h waren wir wieder beim Campingplatz. Barre des Ecrins
Einen Regentag überbrückten wir mit dem Besuch von Briancon. Von der kriegerischen Vergangenheit der Stadt zeugen jede Menge Befestigungsanlagen. Der Stadtkern innerhalb dicker Mauern ist schon sehenswert. In der folgenden Nacht sorgte ein Dauergewitter für ausreichend Niederschlag. Mein Zelt jedenfalls war kurz vor dem Ertrinken in diesem Wasserfall, bevor es der Morgen rettete. Wir wollten es nun wissen und den "Dicken", den Barre des Écrins, angehen. Die Wettervorhersage war nicht gut, aber vielleicht hat man ja auch mal Glück. Man fährt von Ailefroide weiter bis zum Parkplatz unterhalb des Glacier Blanc. Hier reiht man sich in die Karawane zum Gletscher ein. Unglaublich, wie viele Leute dort hoch pilgern. Es geht vorbei an der Refuge du Glacier Blanc und schließlich oberhalb des Gletschers auf einer Moräne zum Refuge du Écrins. Der Weg ist recht eindrucksvoll, zum einen die Nordwände von Pelvoux, Pic Sans Nom und Ailefroide, sowie der langsam um die Ecke blickende Barre des Écrins. Der trug jedoch einen Wolkenschleier um sich. Zwischenzeitlich hatten wir Moni und ihren Freund getroffen, wir teilten uns für morgen das selbe Ziel, wie klein ist doch die Welt! Die Hütte war nicht allzu voll, was wohl eher die Ausnahme ist. Das Personal ist freundlich und ziemlich gut drauf. Aufstehzeiten sind fix, 3.30 Uhr für den Écrins. Auf den wollten fast alle und vor allem gleichzeitig, weshalb die Aufsteh- und Anziehprozedur etwas nervig war. Erst später auf dem Gletscher hatten sich die Seilschaften soweit voneinander abgesetzt, das man einigermassen Ruhe voreinander hatte. Schon von der Früh weg hing der Berg wieder in Wolken, keine Aussicht also auf den Hauptgipfel. Der Sonnenaufgang erinnerte eher an einen Weltuntergang. Tieforanges Leuchten durch ein Wolkenloch. Am Fuss der Nordflanke steilt der Gletscher auf. Es gilt mehrere kleinere Spaltenzonen zu überwinden. Irgendwann standen wir im Nebel und plötzlich auch alle Seilschaften vor uns. Wir zogen vorbei und schnell wurde uns der Grund für diesen kollektiven Stillstand klargemacht, der Bergführer der bisher spurte, hatte im totalen White-out die Orientierung verloren. Wir selber hätten an dieser Stelle auch umkehren müssen. Ein paar lokale Bergführer, die schließlich aufschlossen, kannten den Berg jedoch in- und auswendig und führten die ganze Schar bis zum Dome de Neige. Leider standen sich die vielen Seilschaften gegenseitig auf den Füssen, da die Spurarbeit vorne dauerte und sich dadurch hinten Staus bildeten. Schlüsselstelle der Bergschrund unterhalb der Brèche Lory. Hier hatte es eine ca. 20m hohe und 45° geneigte Eisrinne durch die alle durch mussten. Bald darauf steht man auf dem Dome de Neige. Es war windig, kalt und verdammt ungemütlich. Dazu maximal 20m Sicht. Den Hauptgipfel konnte man bei diesen Bedingungen vergessen, zu mal wir ja bis hierher auch nur durch die Spurarbeit von Bergführern gefunden hatten. Nach einiger Warterei und Seilverhau an der Eisrinne stiegen wir wieder über die nun gut ausgetretene Spur zur Hütte und weiter ins Tal ab. Mal wieder ein roter Punkt in der Sammlung. So gehen wenigstens die Ziele nicht aus ... Les Bans
Vom schlechten Wetter in Ailefroide hatten wir nun genug gesehen. Und so zog es uns noch in das Tal von La Bérard. Luftlinie vielleicht 10 km von Ailefroide entfernt muss man mit dem Auto trotzdem erst einmal um das halbe Dauphine rumfahren, um dort hinzukommen. Der Ausflug lohnt sich, der Weg zur Pilatte-Hütte ist wunderschön. Man geht zuerst auf die eindrucksvolle Nordwestwand der Ailefroide zu, bevor unser Ziel, Les Bans, ins Blickfeld kommt. Dies ist eine beeindruckende Berggestalt mit einem großen, sehr zerklüfteten Gletscher davor. Die Pilatte-Hütte liegt wunderschön auf einer Felskanzel hoch über dem Gletscher. Beste Bedingungen, um sich hier eine Route durch die Eisbrüche zu suchen. Auch so ist die Hütte absolut gemütlich und alles andere als überlaufen. Am nächsten Morgen wurde richtig gemütlich im Vergleich zu den anderen Hütten erst um 4.30 Uhr geweckt. Vom angekündigten Schönwetter mal wieder keine Spur, stattdessen hatte über Nacht der Wind gedreht und einen Wettersturz mit sich gebracht. Den Weg zum Gletscher runter hatte ich zwar bei Tageslicht noch ausgekundschaftet, aber nicht weit genug, so fanden wir mehr durch Glück und Zufall Leitern und Ketten, die uns zum Gletscher leiteten. Wie sich herausstellte, war dies der alte Weg. Es gibt einen neueren weiter oben, der über Bänder und eine Rinne zum Gletscher hinab führt. Dort standen wir wieder im Nebel und konnten nur grob in die gewünschte Richtung laufen. Dementsprechend bald verirrten wir uns im Spaltengewirr und mußten wieder ein paar Meter absteigen, bevor wir die richtige Rampe erwischten. Vor uns kam ein Bergführer mit seinem Kunden in Sicht, ein große Spalte versperrte den üblichen Weg. Da blieb uns mal wieder nichts anderes übrig als auf Bergführer-Spuren im Nebel zu wandeln. Der Guide legte ein wahres Routen-Kunstwerk durch das Spaltengewirr. Über, um und in die Spalten ging es weiter. Mittlerweile erreichten wir das Col de Bans, hier fetzte ein ordentlicher Wind durch die Scharte. Frostig war es auch. Das ganze erinnerte jetzt mehr an eine Wintertour. Es lag jede Menge Neuschnee. Von hier geht der felsige Teil über den Ostgrat zum Gipfel los. Ich probierte noch eine Seillänge, aber es war alles mit Neuschnee und Eis darunter bedeckt. Keine Chance letztendlich. So blieb mal wieder nur der Rückzug. Immer noch liefen wir im Nebel, zum Glück waren aber unsere Aufstiegsspuren noch zu erkennen.
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