Tour 101 2275 m Elmauer Halt, Kopftörlgrat bis Leuchsturm (2344m) Chiemgau Klettern 3+ 30.05.02    

Grat zu lang, Zeit zu kurz www.sirdar.de

Ausgangspunkt:

Wochenbrunneralm (1085m)

Anfahrt von München:

Kufstein - Ellmau - Wochenbrunneralm; Parkplatz gebührenpflichtig (3 Euro); 1.5h von München

Hütten:

Gruttenhütte (1619m); am Gipfel der Elmauer Halt findet sich eine Biwakschachtel für Notfälle.

Zustieg:

Vom Parkplatz etwas oberhalb der Wochenbrunneralm in 1h zur Gruttenhütte (1619m) und weiter den Markierungen zum Kopftörl (2058m, Übergang zum Stripsenjoch). Zuletzt vor dem Kopftörl führt ein eindrucksvoller Klettersteig, vorbei am Kaindl-Stewart-Turm, einer freistehenden Nadel zum Einstieg (1h von der Gruttenhütte).

Route:

G. Leuchs (alleine) 1900. Vom Kopftörl durch ein Rinne Richtung Grathöhe. Nicht ganz hoch, sondern Steigspuren folgend Richtung Westen queren. Der erste Turm wird damit umgangen. Nach einem markanten Durchschlupf durch ein Rinnensystem rechts aufwärts bis zu einer Scharte vor dem zweiten Turm. Diesen überschreiten. Der dritte Turm wird anfangs durch einen Riß, dann nach einem Schartl auf einem Band in der Nordseite bestiegen. Weiter über Platten nach links und durch einen Kamin mit Klemmblock. Hier nun ein Quergang bis zu einer Scharte vor dem Leuchsturm. Diesen über einen steilen Riß empor, einen Kamin rechts umgehen und weiter bis zum höchsten Punkt. Hier besteht die Möglichkeit, den Notabstieg zu benützen (auf Markierungen achten).
Zur Fortsetzung der Tour über zwei schwach ausgeprägte Rippen queren und in die Scharte vor dem fünften Turm absteigen. Diesen nordseitig umgehen. Nun gilt es die Schlüsselstelle am sechsten Turm zu bewältigen, um schließlich den Gipfelturm zu erklimmen. Für ausführlichere Informationen sei auf die angegebene Literatur hingewiesen (Dauer ca. 6h).

Charakter:

Es stecken nur wenige Haken. Jedoch bieten sich sehr viele natürliche Sicherungsmöglichkeiten. Die Tour ist sehr lang, der gesamte Höhenunterschied im Aufstieg beträgt 550 Meter, die Kletterlänge etwa 1400m.

Abstieg:

Vom Gipfel über den Normalweg und Gamsängersteig zurück zur Gruttenhütte (Klettersteig, markiert).
Notabstieg vom Leuchsturm: vom höchsten Punkt den schwachen Markierungen folgen. Mehrere Abseilstellen (20m). Man erreicht den Gamsängersteig.

Karte:

AV-Karte "Kaisergebirge" Nr. 8, 1:25000

Führer:

Horst Höfler, "Klettern in den Nördlichen Kalkalpen", Bruckmann Verlag München

Link:

www.bergsteigen.com

 

 

Bergspezln:

Flo, Woife, Hias, Catl, Moni


Elmauer Halt von Norden "Der Kopftörlgrat wird oft in seiner Länge unterschätzt". Ich war gewarnt und rechnete statt der 4-5h, die im Führer angegeben sind, lieber gleich mal mit 6h. Was dann aber leider auch zu wenig war. Anfangs klappte der Zeitplan noch ganz gut, um kurz nach 10 Uhr standen wir am Einstieg. Hinter uns lag bereits das erste landschaftliche Highlight, der Kaindl-Stewart-Turm, ein enger Durchschlupf auf dem Weg von der Gruttenhütte hoch zum Kopftörl. Das Wetter war gut, der Grat schneefrei. Nur beim Zustieg galt es einige Schneefelder zu überqueren.
Den Großteil der Tour am Anfang gingen wir seilfrei. Auf Steigspuren ging es zum Teil doch recht ausgesetzt bis zu einer Scharte vor dem zweiten Turm. Hier begannen wir mit der Sicherung. Die Kletterei ist wunderschön, mit tollen, aber nie allzu schwierigen Kletterstellen und einer feinen Rundumsicht. Eine perfekte Kaisertour also. Nach Haken sucht man meist vergebens, jedoch gibt es genügend andere Möglichkeiten, um seine Klemmkeile und Bandschlingen unterzubringen. Zwischendurch gibt es immer wieder Gehgelände, welches man konsequent nutzen sollte. Wir sicherten trotzdem, was natürlich Zeit kostete. Noch waren wir aber im Zeitplan. Ich und Flo kamen gut voran, waren damit aber zu schnell für die anderen. Da die meisten noch nicht so viel Klettermeter auf dem Buckel hatten, bemühten wir uns, dass die Seilschaften zusammen blieben. So ergaben sich jede Menge Wartezeiten. Der Horror für einen ungeduldigen Menschen wie mich!
Notabstieg Am höchsten Punkt des Leuchsturms schließlich dauerte es eine Stunde, bis der Rest der Crew endlich auftauchte. Hatte den Vorteil, daß wir die wunderbare Sicht auf die Zentralalpen genießen konnten. Mittlerweile war es 17 Uhr und damit klar, daß zusammen in dem Tempo für uns nur eine Alternative blieb, um ein Biwak zu vermeiden, der Notabstieg. Also folgten wir den Markierungen bis zur ersten Abseilstelle. Nach weiteren 2h und insgesamt 6x mal abseilen über 20-25m, erreichten wir schließlich den Gamsängersteig. Die Schwierigkeiten waren aber damit noch nicht zu Ende, da es einige steile Schneefelder zu queren gab. Um 22 Uhr, nach 14 h Bergtour, standen wir schließlich wieder bei den Autos.
Trotzdem wir nicht auf den Gipfel waren, eine tolle Tour, die ich aber demnächst unbedingt vervollständigen muß. Für einige in unserer Crew war es die erste richtige alpine Kletterei. Mein Fehler war, dass ich denen dann gleich diese lange Kaisertour zumutete, die doch etwas Erfahrung erfordert.