Tour | 302 | 2583 m | Lalidererspitze, Herzogkante | Karwendel | Klettern | 5- | 25.08.07 |
Ausgangspunkt: |
Eng (1218) |
Anfahrt von München: |
München - Bad Tölz - Sylvensteinsee - Hinterriß - Eng. |
Stützpunkt: |
Falkenhütte (1846m) |
Route: |
Lalidererspitze, Herzogkante Laliderer Spitze von Süden Laliderer Spitze und Biwakschachtel |
Karte: |
AV-Karte Nr. 5/2 "Karwendel, mittleres Blatt", 1:25000 |
Führer: |
Richard Goedeke "Klettern Bayern / Nordtirol", Rother Touren-CD, 1. Auflage 2001
(sehr gutes Topo) |
Link: |
- |
|
|
Titel: Karwendulum, i fall glei um! Bergspezln: Jens Man tritt den falschen Stein weg und so gleich ergießt sich eine Steinlawine über einen, das kann nur im Karwendel sein! Richtig, wir hatten uns die Herzogkante vorgenommen. Ausgangspunkt hierfür ist die Falkenhütte. Trotz der exklusiven Lage unter den Lalidererwänden scheinen hier Kletterer eher die Ausnahme zu sein, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern jemals so eine Aufmerksamkeit als Angehöriger dieser g'spinnerten Spezies erregt zu haben. Laut Hüttenbuch waren wir erst die vierte Seilschaft dieses Jahr, die sich die Herzogkante vorgenommen hatte. Auch die extremen Touren in der Lalidererwand sehen wohl nicht allzu viel Kletterer. Großes Lob ans wirklich sehr nette Hüttenpersonal! Die kennen ihre Pappenheimer und sind in der Lage ein Frühstück auch vor den üblichen Aufstehzeiten der Wanderermehrheit herzurichten. Dazu reichte uns schon eine Thermoskanne und ein paar Scheiben Brot. Nicht allzu schwierig, möchte man meinen, aber im Ostalpenraum eher die Ausnahme. Auch bei unserer Rückkehr gleich ungefragt zur Begrüßung ein Getränk in die Hand gedrückt zu bekommen, super! Los gings, pünktlich zum Sonnenaufgang stapften wir das steile Schuttkar zum Einstieg hoch. Das Schneefeld darunter war hart gefroren, weswegen wir den schmalen Schlitz zwischen Eis und Fels nutzten. Der Einstieg ist dann erstaunlich einfach zu finden. Ein leichtes Band führt direkt zu einem Bohrhaken. Der ist noch nicht beschädigt, die restlichen dann schon. Irgendjemand meinte, das alpine Ambiente kann nur mit Rostgurken gewahrt bleiben und schlug die Bohrhaken kurzerhand um. Zum Glück nähert sich die Generation der Bohrhaker-Verweigerer mittlerweile auch einem Alter, in dem sie sich die Berge vorzugsweise nur noch von unten anschaut. Mit den neuen, dünnen Bandschlingen lassen sich die hin und wieder an den Ständen angebrachten, aber nun umgeschlagenen Bohrhaken ganz gut fädeln. Man weiß nur nicht, was die dank der behämmerten Aktion noch halten. Die Kletterei ist zum Großteil ein echter Klassiker, mit schönen Seillängen vor allem auf der Kante mit dem Blick die ganze Nordwand hinunter. Verschnaufpausen gibt es nicht viele, da die Schwierigkeiten sehr anhaltend sind. Eine Seillängen mit durchgehend IV reiht sich hier an die nächste. Zum Teil auch deutlich unterbewertet, so z.B. an einem Überhang, der zwar nur kurz ist, aber wenn man über einen Foothook nachdenkt, dann kann das kein IVer mehr sein. Der Fels ist zum Großteil superfest. Nur das man im Karwendel ist, fällt einem spätestens dann wieder ein, wenn urplötzlich einer dieser superfesten Griffe in der Hand zu Staub zerfällt. Etwas gruselig wirkt auch die Schlüsselseillänge kurz unter dem Gipfel. Ein Riss in der Nordwand mit viel Luft unter der Sohle. Der ist zwar dann doch mit normaler Klettertechnik noch zu schaffen, aber nach den 40m bis zum Stand pumpt man wie ein Maikäfer, weil schon durchgehend schwierig. Wir hatten dann nach 9 Stunden den Gipfel erreicht, aber dank Nebel gab es nicht viel zu sehen. Zur Biwakschachtel ist es dann auch nicht mehr weit. Sehr futuristisch und irgendjemand hatte die geniale Idee, das Dach mit milchigem Kunststoff zu machen, weswegen es in der Schachtel angenehm warm war. Bei Sonne ist es dann wohl aber auch tropisch heiß in der Schachtel. Wir waren mittlerweile in Eile, die Spindlerschlucht stand für den Abstieg an und die ist noch mal ein Abenteuer für sich. Und vor allem, hier ist der Fels dann wirklich und wahrhaftig brüchig und zwar extrem. Dank Nebel blieb uns zumindest der Tiefblick erspart. Man seilt sich ab und klettert im Zickzack von einer Seite zur anderen und wieder zurück, dabei immer versuchend eine der spärlichen Markierungen zu finden. Weiter unten hat es davon nicht mehr viele, aber der Weg wird dann bis auf einen unvermittelten Quergang auch logischer. Bei der Gelegenheit verabschiedete sich dann meine Digicam, fiel einfach aus der offenen Tasche und machte beim Runterfliegen diesen eindeutigen Geräusche wenn Plastikteile brechen. Falls nun jemand unter der Spindlerschlucht Elektronikschrott findet, bitte Speicherkarte sicherstellen! Auf alle Fälle gibt es nun keine Fotos für den Bericht. Mittlerweile wurde es ziemlich finster und wir erreichten gerade noch so leichtes Gelände. Im Dunkeln hätte man weiter oben keine Chance, den Weg zu finden. So erging es einer nachfolgenden Partie, die ein sicher ungemütliches Biwak in der Schlucht verbringen mußten. Das Surren von vorbeifliegenden Steinen ist bestimmt nicht schlaffördernd! Auf der Hütte hatte man unsere Stirnlampen schon beobachtet, tja und es gab besagtes Skiwasser in die Hand und ungläubiges Schauen, als wir kundtaten noch ganz abzusteigen ... GPS-Koordinaten eigene Messung - Angaben ohne Gewähr (Datum: WGS 84 Positionsformat: Dezimal) |
Home |