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Buchtipp

Nachdem ich sehr gerne lese, soll es hier auch ein paar Buchtipps geben. Kann ja doch sein, dass einem zwischen den Bergtouren oder auf der Hütte mal langweilig wird.

Abenteuer
Bergbücher
Biografien
Garten
Geograpie
Geschichte
Humor
Kultur
Kunst
Lebenshilfe
Medizin
Musik
Natur
Politik
Reise
Roman
Satire
Schicksal
Wissenschaft


Abenteuer
Er ging voraus nach Lhasa.
Peter Aufschnaiter. Die Biographie.

Nicholas Mailänder
Tyrolia Verlag, 2. Auflage 2019
Das Buch vom Heinrich Harrer "7 Jahre in Tibet" muss ich wohl Besucher dieser Seite nicht vorstellen. Peter Aufschnaiter war der andere und an sich die treibende Kraft hinter dieser unglaublichen Flucht nach Lhasa. Das Peter Aufschnaiter dem Harrer die Veröffentlichung seines Buches nie verziehen hat, sagt wohl schon einiges über das Verhältnis der beiden zueinander aus, was wohl im wesentlichen durch die Umstände aufgezwungen war.
Peter Aufschnaiter war wohl ein klassischer Eigenbrötler und hatte eine Beamtenseele. Damit kam er wohl in so gut wie jeden politischen System dieser Welt zurecht. Ich mein, zuerst in der Nazi-Bürokratie mit leitender Position versehen, dann so eine Art Bauingenieur für das feudale System in damaligen Tibet vor Einmarsch der Chinesen. Schließlich als Entwicklungshelfer und Kartograph für Nepal und Indien tätig. So einen Lebensweg muss man erst mal hinbekommen.
Für mich zeigt das v.a., wir sehr man doch von den äußeren Umständen hinsichtlich seines Schicksals abhängig ist. Hätte Aufschnaiter nicht kurz vor Kriegsbeginn an einer Himalaya-Expediton teilnehmen dürfen, so hätte sein Leben als Mitglied des Nazi-Regimes wohl ganz andere Wendungen erfahren.
Solo durchs ewige Eis
Borge Ousland
National Geographic, Frederking & Thaler, 1. Auflage 2007
Borge Ousland ist ein norwegischer Abenteurer, der v.a. in den Polargebieten unterwegs war. So gelang ihm eine Durchquerung der Antarktis, sowie eine Überquerung des Polarmeeres von Russland über den Nordpol nach Kanada, jeweils solo und aus eigener Kraft (sofern man das Segeln mit Kites gelten lässt).
Seine Einstellung ist dabei etwas grenzwertig, "Erster oder gar nicht", soll heißen, so eine Expedition ist nur interessant, wenn man der Erste ist, der das jeweilige Unternehmen geschafft hat. Nun ja, das Buch liest sich ganz gut, Durchquerung der Antarktis kann man ja noch irgendwie nachvollziehen. Das Polarmeer ist dagegen halt doch ein Meer und es zu Fuß zu überqueren irgendwie sinnlos.
Nach der Lektüre weiß ihc aber auch, ich will das nie selber machen müssen. Viel zu kalt.
Ein Coffee to go in Togo
Markus Maria Weber
Conbook Verlag, 5. Auflage 2017
Der "Weber" ist ein Unternehmensberater in Frankfurt. Der Job langweilt ihn, er will aussteigen. So weit, so vorhersehbar.
Als Schnapsidee fragt er sich, ob es eigentlich einen Coffee to go in Togo gibt? Daraus entwickelt sich eine Idee zu einer Radreise durch Osteuropa und Westafrika. Er geht die Sache mit einer bemerkenswerten Naivität an. Der Anfang des Buches ist dann auch der amüsanteste und lesenwerteste Teil. Als er endlich in Westafrika ankommt, beschränken sich seine Erlebnisse auf das Austesten von Körperfunktionen unter Drogeneinfluss. Sehr schade. Zum Glück fangt er sich am Ende wieder und das Buch findet zur Frühform zurück.
Insgesamt also ein Buch mit Schwächen, ab hey, Radreise, unbekanntes Westafrika, da kann man schon mal reinschmökern.
Bergbücher
On the Rocks - Leben an den Fingerspitzen
Stefan Glowacz mit Ulrich Klenner
Piper Taschenbuch - 2006
Für mich das beste Bergbuch überhaupt. Der Kletterer Stefan Glowacz ist ja in der "Szene" gut bekannt. Hier erzählt er von seinem Werdegang und Erlebnissen, und das auf eine Weise, bei der man mehrmals vor lauter Lachen unter dem Tisch liegt. Allein die Anekdoten zum Film "Schrei aus Stein" am Cerro Torre, zum Schreien! Mehr will ich nicht verraten.
Der 7. Grad. Extremstes Bergsteigen. Technik, Training, Erlebnis.
Reinhold Messner
BLV - 2. Auflage 1977
Als die Kletterskala nur bis 6 ging und der Messner auch noch Klettersteige machte. Eine ganz andere Zeit also. Der Reinhold darf in dieser Sammlung natürlich nicht fehlen. Im Buch geht es um seine frühen Jahre, als er noch ein überirdisch guter Kletterer war. Sehr spannend zu lesen. Typisch Messner aber, wenn er bierernst davon berichtet, wie er auf einem Dorffest dank überlegener Technik mit Fett eingeschmierte Baumstämme erklimmt.
Die Berge. Das Wetter. Mein Leben.
Karl Gabl
Tyrolia - 3. Auflage 2018
Der Karl "Charly" Gabl hat es als Wetterprophet der ZAMG Innsbruck doch zu einigen Ruhm gebracht. Kaum ein Expeditionsbericht in den Nuller-Jahren, in dem sein Name nicht vorkommt. Er gibt den ganzen Kletterstars Wettervorhersagen, wo auch immer sie sich gerade befinden und ist dabei wohl recht zuverlässig. Leider kommt genau dieses Können in seinem Buch viel zu kurz. Über diese Kunst hätte man gerne mehr gelesen.
Was man aber nicht weiß, er ist selber auch ein sehr guter Alpinist mit einigen tollen Expeditionen. Inzwischen hat man sich an den Alpenvereins-Wetterbericht so gewöhnt, man kann sich gar nicht vorstellen, dass es mal anders war. So erfährt man in dem Buch auch, wie das alles entstanden ist.
Alpensolo - Allein zu Fuß von Ost nach West
Ana Zirner
Piper-Verlag, 2018
Tja, es gibt so Bücher, die findet man beim Lesen nicht wirklich gut, teilweise muss man sich sogar ärgern. So ging es mir bei diesem Buch. Trotzdem hat es Eindruck hinterlassen und ist auf seine Art ein große Inspirationsquelle (siehe mein "Alpenprojekt").
Nun, wie der Titel schon sagt, die Autorin hat eine längere Wanderung durch die Alpen unternommen und dabei vorwiegend biwakiert. Nicht alles kann man nachvollziehen, manche Sachen findet man reichlich naiv und trotzdem kann man sich dem Geschriebenen schwer entziehen und lässt sich gedanklich gern auf eine Reise schicken. So ging es zumindest mir.
Alexander und Thomas Huber. Zwei Brüder, eine Seilschaft
Francois Carrel
Piper Verlag, 2017
Da wäre dann schon mal eine Biographie der Huberbuam und tatsächlich aus dem französischen übersetzt. Für mich persönlich waren die Herren quasi mein ganzes Kletterleben lang eine Inspiration, von daher kennt man so die groben Eckdaten. Trotzdem ein toller Überblick, der sich spannend liest. Ein paar Sachen wußte ich noch nicht, z.B. war der Alexander doch tatsächlich mal der beste Kletterer der Welt. Das hat er quasi schriftlich durch eine Eröffnung der damals schwersten Route weltweit am Schleierwasserfall im Kaiser.
Auch bedingt durch einen eigenen Unfall ist die Bewunderung für Thomas aber fast noch größer. Ein Stehaufmännchen. 16-Meter-Absturz mit Schädelbruch beim Abseilen, 5 Monate später schon wieder am Eiger. Das ist harte Arbeit, von der Couch aus geht das nicht. Und das war nicht der einzige Unfall ...


Biografien
Becoming
Michelle Obama
Goldmann
Die sehr interessante Biografie der Präsidentengattin. Den ersten Teil des Buches fand ich besonders spannend, hier geht es um ihre Jugend in Chicago. Man erfährt, was es heißt in Amerika zu leben. In allen Bereichen spielen Herkunft, Hautfarbe und Beziehungen eine dominante Rolle. Man ist quasi gezwungen, so mein Eindruck, ein riesiges Netzwerk aufzubauen, um in allen Lebenslagen einen Fürsprecher zu haben. Falls nicht, bleiben die Türen verschlossen.
Man kann sich auch gut in das Jahr 2008 zurückversetzen, als Barack Obama zum ersten Mal gewählt wurde und man tatsächlich die Hoffnung hatte, nun würde sich alles zum Guten wenden. Es kam anders. Michelle Obama ist hier sehr ehrlich und beschreibt den starren Apparat, der rund um den scheinbar mächtigsten Mann der Welt aufgebaut wurde. Auch wird der Verdacht bestättigt, dass es den meisten Personen im Politikbetrieb im Grunde nur um den reinen Machterhalt als Selbstzweck geht.
Hope Street
Campino
Piper, 2020
Eine schöne Idee, die der Sänger der Toten Hosen da hatte. Er verpackt eine kleine Biographie in eine Erzählung über seine Fußballleidenschaft, den Liverpool FC. Liest sich wirklich gut und witzig. Nachdenklich hat mich der Vergleich mit seinen Vater gemacht, der zog als 20jähriger für sechs Jahre in den Krieg, während Campino im gleichen Alter mit den Toten Hosen anfing. Wir sind da schon eine privilegierte Generation.
Auch in Sachen Reisen, mal eben für einen Abend nach Madrid fliegen, um ein Fußballspiel zu sehen? Kein Problem und am Samstag wieder nach Liverpool, vorher aber noch in der Wohnung in Berlin vorbeischauen. Aber das kann nicht der Normalzustand sein. Diese Einstellung müssen wir wohl alle überdenken.
Permanent Record
Edward Snowden
S. Fischer, 2019
Das ist nun für jeden der Internet nutzt, also mittlerweile wirklich jeder, absolute Pflichtlektüre. Es geht darum, was technisch an Überwachung möglich und auch genutzt wird. Edward Snowden gab 2013 sein Wissen über die Massenüberwachung durch den amerikanischen Geheimdienst preis, seither werden die technischen Möglichkeiten nicht weniger geworden sein. Ein echter Augenöffner.
Mir geht es dabei wie den Autor, ich wünsche mir das unschuldige Internet Anfang der Nuller-Jahre zurück. Ohne E-Commerce, Social-Media und den ganzen Kram.
What does this button do?
Bruce Dickinson
Heyne Verlag, 2017
Bekannt wurde Bruce Dickinson v.a. als Sänger von Iron Maiden. Rockstar allein war ihm zu langweilig, also wurde er noch Flugzeug-Linienpilot und hat auch sonst einiges erlebt. Viel zu erzählen also und dementsprechend liest sich das Buch, äußerst kurzweilig. Als an Musik interessierter hätte man allerdings noch gerne etwas mehr darüber erfahren, wie so eine Riesen-Band funktioniert.
Der Tastenficker: An was ich mich so erinnern kann
Flake
Schwarzkopf & Schwarzkopf Media
Flake, das ist der Keyboarder von Rammstein. In diesem Buch geht es um diese Band aber quasi überhaupt nicht, sondern um das Leben davor. In einem unnachahmlichen Stil erzählt Flake von seinem Leben in der DDR und der ersten Band Feeling B. Er macht dabei, was ihm halt gerade einfällt und es soll halt Spaß machen. Er erzählt dabei so, als ob er neben einem sitzen würde, manchmal komplett irrsinnig, er schweift ab, plaudert über völlig nebensächliches, läßt sich einfach nur treiben. Trotzdem, oder gerade deswegen habe ich das Buch in einem Rutsch gelesen. Es macht einfach Spaß.
Heute hat die Welt Geburtstag
Flake
S. Fischer, 2017
Diese Mal geht es wirklich um Rammstein. Flake beschreibt einen typischen Tag auf Tour. Man hat es geahnt, der Musiker-Alltag ist eher langweilig. Lustig wird es vor allem, wenn Flake in seinem so einzigartigen Schreibstil in Anekdoten versinkt. Da gibt es wohl einige. Das die Musiker von Rammstein einen an der Waffel haben, hat man ja auch irgendwie geahnt, nach dem Lesen des Buches weiß man das sicher. Künstler halt.
Kleine Welt, Grosser Traum
Frederik und Gerrit Braun
Atlantik Verlag, 2017
Es handelt sich bei den Autoren um die Gründer des Miniatur-Wunderlandes in Hamburg. Die Sache ist mehr oder weniger über Nacht als Idee entstanden. Vorher haben die beide eine Disco betrieben. Hätte eher gedacht, das hat sich so über die Jahre entwickelt. Aber nein, Kredit aufgenommen und losgebastelt. Eine wunderbare Geschichte. Literarisch sicher keine Höchstleistung, aber mit v.a. zum Schluss mit interessanter, wichtiger (linker) Botschaft. Lebe deinen Traum, aber nicht auf Kosten anderer.
Kleinhirn an alle
Otto Waalkes
Heyne Verlag, 2018
Als Kind der Achtziger hat man seine Sprüche damals auswendig gelernt. Otto war Grundwissen. Und meine Kinder lachen sich immer noch schlapp, über seine wohl zeitlosen Blödeleien. Die Biografie ist überraschend ernst. Als Pionier seines Fachs konnte er die Entwicklung der Medienlandschaft seit Anfang der Siebziger mitverfolgen und gestalten. Es ist auf alle Fälle sehr lesenswert, wie alles gekommen ist, wie es kam und wie viel Arbeit hinter all den an sich harmlosen Scherzen steckt.

Garten
Schön wild! Attraktive Beete mit heimischen Wildstauden im Garten
Brigitte Kleinod und Friedhelm Strickler
Pala Verlag, 2018
Der Titel sagt alles. Wer also von seinem "Dealer", sprich dem nächsten Gartencenter loskommen will, dann könnte das hier eine Lösung sein. Es gibt eine schöne Übersicht, welche Stauden es mit welchem Boden und welcher Lage aushalten.
Rasen und Wiesen im naturnahen Garten
Ulrike Aufderheide
Pala Verlag, 2. Auflage 2016
Na, die Autorin hat definitiv den richtigen Namen. Es geht darum, dem Englischen-Rasen-Terror zu entfliehen, sprich sich vom perfekten Rasen zu verabschieden und andere Wege auszuprobieren. Ganz nebenbei erfährt man einiges darüber, wie Europa mal ausgesehen haben muss. Jedenfalls nicht so stark bewaldet, wie man im ersten Moment denken mag. Sonst wäre die heimische Artenvielfalt auf Blumenwiesen nicht erklärbar.
Das Wildpflanzen Topfbuch
Reinhard Witt
Naturgarten Verlag, Bestellung über www.reinhard-witt.de
Noch ein Buch zum Thema, wie werde ich unabhängig vom nächsten Gartencenter. Beim Autor Reinhard Witt muss man etwas vorsichtig sein, er pflegt schon einen sehr eigenwilligen Schreibstil. Dieses Buch ist aber gut lesbar, im Gegensatz zu anderen Veröffentlichungen von ihm.
Es geht darum, wie man Wildpflanzen draußen im Topf kultiviert und sich so einiges an Arbeit spart. Dazu gibt es viele Beispiele, ich werde es probieren.

Geographie
Der Goldene Atlas
Edward Brooke-Hitching
2. Auflage 2019, DTV
Kurztitel auf der Buchrückseite "Wie die Welt bekannt wurde", das beschreibt das Buch ganz gut. Es ist absolut gelungen, anhand der beschriebenen Entdeckungsreisen mit Schwerpunkt ab Entdeckung von Amerika durch Kolumbus 1492 kann nachvollzogen werden, wie sich das geographische Wissen um die Welt nach und nach erweiterte. Das Beste dabei, der Autor hat jeweils ein zeitlich passende Weltkarte gefunden. Man sieht, wie die weißen Flecken langsam weniger werden und die Küstenlinien sich schließen.
Atlas der abgelegenen Inseln
Judith Schalansky
19. Auflage 2018, Mareverlag
Ein Buch zum Träumen. Vorgestellt werden wirklich abgelegene Inseln, rundherum nur ganz viel Wasser. Oft auch unbewohnt. Zu jeder Insel gibt es eine schöne Karte, so wie einem kurzen Text mit einer kurzen Anekdote aus der Geschichte der Insel, wenn man so will.
Am Anfang hätte ich mir noch viel mehr Informationen zu den Inseln gewünscht. Am Ende wußte ich, der nur kurze Text ist gerade richtig, weil so bleiben die Inseln geheimnisvoll und laden zu eigenen Nachforschungen ein. Hach, da zieht es einen unweigerlich in die Ferne ...

Geschichte
Die wahre Geschichte der Wikinger
Neil Price
2022, S.Fischer
Das ist eine umfassende Beschreibung der Lebensrealitäten im Wikinger-Zeitalter. Sehr aufschlussreich und fern von jeder Schönfärberei. Gutmenschen waren die Wikinger jedenfalls nicht. Sklavenhandel machte einen beträchtlichen Teil ihrer Aktivitäten aus. Dabei waren sie hochmobil. Reisen von Island nach Amerika und zurück, sowie weit nach Asien sind belegt (auch in einem Leben). Die Raubzüge machten dabei nur einen kleinen Teil aus, im echten Leben waren das vielleicht 2-3 Wochen unterwegs, bevor man sich wieder um den Alltag kümmerte.
Interessant in dem Zusammenhang finde ich auch die im Buch vorhandene Beschreibung, was es bedeutet, auch nur ein Wikingerschiff selber zu bauen. Dies wird am Beispiel eines Segels vorgerechnet. Interessant auch die Ausführungen zur Religion. Die nordische Mythologie ist eben vor allem das. So wird einem klar, warum die Herrscher der damaligen Zeit das Christentum bevorzugten. Es ist nun mal eine Gebotsreligion, die tief in das Leben der Gläubigen eingreit und sie damit manipulierbar macht.
Das Fahrrad - Eine Kulturgeschichte
Hans-Erhard Lessing
6. Auflage 2022, Klett-Cotta
Es hätte auch ganz anders kommen können. Das Fahrrad als erschwingliches Fortbewegungsmittel kam so zwischen Pferd und Auto auf. Dementsprechend empfanden es viele auch als die ganz große Freiheit. Ein Pferd war ja für den ganz großen Teil der Bevölkerung schlichtweg unerschwinglich.
Interessant auch, wie sich am Anfang Widerstand aus allen Richtungen formierte. Man kennt das ja, wenn was Neues Anlauf nimmt. Städte erließen Verbote, die Ärzteschaft warnte, die Kirche wittere eine Sünde. Interessant auch das Kapitel über radfahrende Frauen. Man erfährt viel über die Zeit um die Jahrhundertwendeund wie sich eine Frau damals zu benehmen hatte. Ja, bei den Beschreibungen darf man sich durchaus an Zustände in manchen islamischen Ländern erinnert fühlen.
Wir sind also einen weiten Weg gegangen und man kann mal darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn sich das Fahrrad als das Fortbewegungsmittel für die breite Masse durchgesetzt hätte. Aber dann kam das Auto und den Rest kennen wir ja ...
Die Himmelsscheibe von Nebra
Harald Meller, Kai Michel
6. Auflage 2019, Ullstein
Einer der aufregendsten Funde der letzten Jahre. Die Himmelsscheibe, ein Schatz aus der Bronzezeit, mit konkreter Darstellung des (Nacht)Himmels. Schon der Fund durch Raubgräber und anschließende Sicherstellung bei Hehlern in der Schweiz bietet eine schöne Geschichte.
Umso aufregender die Entschlüsselung des Rätsels, zu welchen Zweck die Scheibe wohl mal gedient haben mag. Das Buch liest sich also spannend wie ein Krimi und es ist einfach faszinierend, wie dieser Fund mit anderen verknüpft werden kann und sich dadurch ein völlig neues Bild unserer Vergangenheit ergibt. Gut, das Ergebnis wirkt allzu vertraut, aber gerade dadurch ergeben sich viele Verknüpfungen zu unserer heutigen Kultur und man stellt erstaunt fest, so viel weiter sind wir seit den 3600 Jahren, da die Scheibe vergraben wurde, nicht gekommen.
Hitlers Manager
Guido Knopp
2. Auflage 2007, Goldmann-Verlag, München
Es geht um die Verstrickungen von Herren wie Wernher von Braun, Hjalmar Schacht, Ferdinand Porsche, u.a. Alles hochbegabte Menschen, die sich von Hilters Regime ausnutzen ließen, oder war es umgekehrt? Auf alle Fälle zu beider Seiten Vorteil. Zweifelslos hätten die Herren in jedem System dieser Welt Karriere gemacht, was sie teilweise auch bewiesen haben.
Nimmt man z.B. den "Vater der Raumfahrt" von Braun, aber eben auch Entwickler der V2, der "Vergeltungswaffe" der Nazis. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Was wäre gewesen, wenn er im Dritten Reich spätenstens beim Einsatz von Zwangsarbeitern oder gar früher seinen Gewissen gefolgt wäre? Eine interessante Frage, über die sich auch in heutigen Zeiten nachzudenken lohnt.
Die Welt im Fieber
Laura Spinney
8. Auflage 2020, Hanser-Verlag, München
Zum Zeitpunkt, da ich es gelesen habe, 2020, ein richtig aktuelles Buch. Es geht um die spanische Grippe, deren Höhepunkt 1918 war. Richtig viel getan hat sich seit damals nicht viel, viele Sachen kommen einen in Corona-Zeiten sehr vertraut vor. Abstandhalten, Maske, Schulschließungen, usw.
Es war trotzdem eine andere Welt damals, die Lebenserwartung lag so bei 50 Jahren, Tuberkulose, Cholera, Pocken und Polio trieben ihr Unwesen. Bezeichnend finde ich die "Anekdote", als die USA versuchten ein Heer für den Weltkrieg aufzustellen, mussten die Verantwortlichen mit Erschrecken feststellen, wieviele der sicherlich jungen Rekruten aufgrund der vielen Gebrechen schlichtweg untauglich für den Kriegsdienst waren. Letztendlich war eine Folge der spanischen Grippe, dass sich unser Gesundheitssystem, wie wir es heute kennen, erst entwickeln konnte.
Wolfszeit
Harald Jähner
3. Auflage 2019, Rowohlt Berlin
Die Geschichte über den 2. Weltkrieg hört immer mit der Kapitulation auf. Aber damit war nicht schlagartig alles gut. Dieses Buch beleuchtet die unmittelbare Nachkriegsgeschichte von 1945 - 1955 und es ist sehr spannend zu lesen.
Nach Kriegsende befand sich alles in der Auflösung, Millionen Vertriebene und Entwurzelte zogen durch ein kaputtes Land. Von den 75 Millionen Menschen im Land, war rund die Hälfte nicht dort, wo sie hingehörte. KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter wurden befreit. Gut, und dann? Kaum zu glauben, dass es doch irgendwie gut ausging und das war alles andere als zwangsläufig.
Apollo 11
James Donovan
1. Auflage 2019, Random House
Es geht um das Apollo-Programm der Nasa, mit der Mondlandung als Höhepunkt. Richtig spannend an dem Buch sind dann allerdings nur die letzten 80 Seiten von gut 500. Der Autor holt richtig weit aus und erzählt die ganze Vorgeschichte, was auch gut so wäre. Nur leider konzentriert er sich dabei arg auf das Menschliche. Was die Astronauten in ihrer Freizeit so machten (man ahnt es) und welche Autos sie fuhren, will man eigentlich nicht über zig Seiten lesen müssen.
Hat man das überstanden, startet endlich der Mondflug und man bekommt doch noch ein paar Details serviert, die man so nicht wußte. Auch auf einige technische Details wird dann endlich eingegangen.
KL - Die Geschichte der Nationalsozialistischen Konzentrationslager
Nikolaus Wachsmann
2. Auflage 2018, Pantheon Verlag
Uff, die gesamte Geschichte der Konzentrationslager von den wilden Anfängen 1933 bis zum Ende 1945. Eingerichtet als Terror-Instrument gegen die eigene Bevölkerung wird der Weg bis hin zum Holocaust beschrieben. Das war nicht so zwangsläufig, wie es im Nachhinein erscheint. Es hätte viele Umkehrpunkte gegeben. Der Autor zeigt die grobe Linie auf, geht aber auch auf Einzelschicksale sowohl auf Opfer-, wie auch Täterseite ein.
Das ist harte Kost, umfassend, bewegend, erschütternd, lehrreich. Es zeigt, wie das Nazi-Regime funktionierte und wie eine Gesellschaft sich derart brutalisieren konnte. Heute unvorstellbar? Leider nicht ...
Der Archipel GULAG
Alexander Solschenizyn
Erstveröffentlichung 1973
Es geht um das Lagersystem in der Sowjetunion hauptsächlich zu Stalin-Zeiten. Man ahnt es, schön ist das nicht. Der Autor erzählt dabei die ganze Geschichte von der willkürlichen Verhaftung, der Zeit im Lager und der Entlassung in die Verbannung. Nicht einfach zu lesen, das geballte Unrecht erschlägt einen förmlich, aber halt doch ein wichtiges Stück Aufarbeitung europäischer Geschichte.

Humor
Als ich in meinem Alter war
Torsten Sträter
Lappan Verlag
Den Torsten Sträter kennt man unter Umständen als Vorleseonkel in diversen TV-Sendungen. In diesem Buch hat er ein paar Highlights seines Schaffens der letzten Jahre zusammengefasst. Es sind vor allem abgedrehte Kurzgeschichten, hoffentlich erfunden. Nicht alles zündet, aber speziell im ersten Teil des Buchs lacht man sich schlapp. Da sind ein paar echte Klassiker dabei, z.B. das "Sporttagebuch". Da kann man jetzt leider nix zitieren, sonst wäre der Spaß beim Lesen dahin. Am Ende geht es über Untote: "Humpf grombl amoi Schmarrn gfuit hamba uff. Niederbayer, Bedeutung unklar."
Aus dem Wörterbuch des Teufels
Ambrose Bierce
Marixverlag 2018
Die Erstausgabe war 1911 und Herr Bierce muss ein rechter Zyniker gewesen sein. Beispiel:
"Beten: Darum ersuchen, dass die Gesetze des Universums zugunsten eines einzigen Bittstellers aufgehoben werden, der dieser Gunst eingestandenermaßen unwürdig ist."
"Blei: ... Es ist eine bemerkenswerte Tatsache in der Chemie des internationalen Streitverhaltens, dass bei der Berührung zweier Patriotismusse große Mengen von Blei ausfällen."

Kultur
Nachruf auf mich selbst
Harald Welzer
Fischer Verlag, 2021
Vom Autor mag man halten, was man will, aber er spricht in dem Buch viele wunde Punkte unserer Gesellschaft mit ihren vielen Krisen an. Im Kern geht es um folgendes, man muss die Sachen auch vom Ende her bedenken, die Kunst des Aufhörens haben wir verlernt. Auch wenn sich so etwas wie unser Wachstumskapitalismus als zerstörerisch für aller Leben erweist und das bereits deutlich sichtbar ist, schaffen wir es trotzdem nicht umzudenken.
Am anschaulichsten finde ich ein im Buch vorkommendes Beispiel zum Thema Atommüll. Der wird täglich fleißig produziert und soll dann so verstaut werden, dass er 40.000 Generationen keinen Schaden anrichtet. 40.000 Generationen, eine Millionen Jahre. Ein Blick zurück, vor einer Million Jahre war der Homo erectus die dominierende Menschenart. Da erscheint es schon sehr vermessen, die gleiche Zeit im voraus zu denken und bis dahin allen nachfolgenden Generationen einen innerhalb von Jahrzehnten produzierten Wahnsinn zu hinterlassen.

Kunst
Kartenwelten - Fantastische Geschichten und die Kunst der Kartographie
Betsy Mason, Greg Miller
National Geographic, 2018
Für einen Kartenliebhaber wie mich, ist das das Buch der Bücher. Es handelt sich dabei um einen Bildband, bei dem die verschiedensten Karten und die Geschichten dazu vorgestellt werden. Historische Karten, exotische, fremde Planeten, Stadtpläne und sogar der Todesstern, alles vorhanden. Die Autoren kommen aus Amerika, dementsprechend ist auch das Buch etwas amerikalastig. Da würde man sich glatt das europäische Pendant dazu wünschen.

Lebenshilfe
So einfach ist das Glück
Dalai Lama
Herder Verlag, 4. Auflage 2017
Also ich bin schon ein ziemlicher Fan des aktuellen, 14., Dalai Lama. Von daher bin ich da auch nicht ganz objektiv. In dem kleinen Büchlein, verstecken sich ziemlich viele kleine, auch banale, Lebensweisheiten. Nix Umwerfendes, aber in der Gesamtheit entfaltet es halt dann doch seine ganz eigene Wucht und am Ende weiß man dann, tja, so einfach wäre das Glück.

Medizin
Mit der Medizin ist es so eine Sache, hier tut sich zum Glück immer noch sehr viel. Das Verfallsdatum der hier aufgeführten Bücher dürfte also eher kurz sein.

Schmerzfrei und beweglich bis ins hohe Alter
Roland Liebscher und Petra Bracht
Mosaik Verlag, 2022
Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Autoren sehr marketingaffin sind. Da läuten bei mir ja immer die Alarmglocken. Aber grundsätzlich beschreiben sie in diesem Buch ein Schmerzmodell, was sich in vielen Teilen mit meinen Erfahrungen deckt. Hinter vielen was zwickt, stecken halt verspannte und verkürzte Muskeln. Das Rezept dagegen heißt Dehnen. Alles läßt sich damit sicher nicht erklären und heilen. Aber mei, wie die Autoren auch anmerken, was kann man schon verlieren, wenn man sich täglich ein bisschen dehnt? Nix und vor allem gibt es keine Nebenwirkungen.
Was bleibt ist in jedem Fall ein Buch mit vielen gut beschriebenen Dehnübungen. Dank vieler Bilder kann man die alle leicht selber nachmachen.
Genial beweglich!
Hanno Steckel
Droemer HC, 2018
Der Autor ist Orthopäde und gibt hier zunächst mal eine kleine Einführung in das menschliche Bewegungssystem. Alles ist verständlich und unterhaltsam geschrieben. Danach werden die Klassiker an Verletztungen und Gebrechen durchgegangen. Danach kennt man den "Stand der Technik" und ein Haufen Tipps gibt es obendrein.
Der Selbstheilungscode
Tobias Esch
Beltz, 5. Auflage 2018
Verführerischer Titel. Es taucht im Buch auch so ziemlich alles auf, was im Jahre 2018 rund um das Stichwort "Achtsamkeit" in der Medizin hip ist. Dabei ist es aber nicht esoterisch-spirituell verseucht, wie das Meiste andere zu dem Thema. Zwar etwas oberflächlich, aber insgesamt trotzdem ein interessanter Rundumschlag, was jenseits der westlichen Maschinenmedizin noch so alles "auf dem Markt" ist.
Sprache ohne Worte: Wie unser Körper Trauma verarbeitet
und uns in die innere Balance zurückführt

Peter A. Levine
Kösel-Verlag, 9. Auflage 2011
Wie der Titel schon sagt geht es um die Mechanismen der Trauma-Bewältigung. Das wird zum Teil recht anschaulich erklärt. Grundlage ist dabei die Erfahrung, welche sicher jeder schon mal gemacht hat, wenn es brenzlig wird, verabschiedet sich das Großhirn und evolutionär ältere Gehirnteile übernehmen die Kontrolle. Überlegenstrategien werden abgespult, alles gut, solange man nicht gefressen wird. Problematisch wird es dann, wenn man aus diesen Traumazuständen aus irgendwelchen Gründen nicht wieder herausfindet oder daran gehindert wird (z.B. Fluchtreflexe). Schon ist man bei der Posttraumatischen Belastungsstörung.
Da ich aufgrund eines Bergunfalls da auch einiges durchmachen musste, konnte ich mir mittels dieses Buches im Nachhinein einige körperliche Reaktionen selber erklären. Ist das Buch eigentlich Pflichtlektüre für alle angehenden Mediziner? Es sollte es zumindest sein ...
Endlich schmerzfrei und wieder gut leben
Prof. Dr. med. Gustav Dobos
Scorpio-Verlag, 2018
Reißerischer Titel, okay. Der Professor hat sich auch auf Naturheilkunde spezialisiert und verschreibt sich einer ganzheitlichen Medizin. Im Großen und Ganzen zeigt das Buch aber ganz gut, was im Jahre 2018 in Sachen Bekämpfung chronischer Schmerzen so aktuell war. Dabei geht es weg von reiner Symptom-Bekämpfung und wieder hin zu den Ursachen. Das ist nicht die Stärke der westlichen Medizin und so hat sich der Doktor anderweitig auf der Welt umgesehen, was es noch so gibt und er ist z.B. in der uralten Medizin Chinas fündig geworden.
Stark ist das Buch v.a. am Anfang, wenn es die allgemeinen Zusammenhänge in Sachen Schmerz erklärt, soweit sie halt 2018 verstanden waren.

Musik
Messengers - The Guitars of James Hetfield
James Hetfield
Permuted Press, 2023
Eine objektive Meinung ist da von mir nicht zu erwarten. Metallica-Fan seit den Neunzigern, eine schwarze Explorer im Keller, auf der ich relativ talentfrei spiele und dann dieses Buch. Der James Hetfield stellt dabei seine Gitarrensammlung vor, garniert mit vielen Anekdoten, Hintergründen zum Kauf, bzw. der Entstehung der Gitarren und vielen technischen Details. Was will man mehr, ich bin wunschlos glücklich.
Lyrics
Paul McCartney
Verlag C.H. Beck, 2021
Die Idee finde ich ziemlich genial. Paul McCartney erinnert sich anhand seiner Songtexte (... und zwar alle) an Anekdoten aus seinem Leben. Die Beatles-Phase überwiegt dabei natürlich, in jungen Jahren sind Musiker nun mal am produktivsten. McCartney ist dabei auch kein Dylan, aber das interessante sind ja weniger die Texte, sondern gerade die Geschichten, die zur Entstehung der Songs führten.
Rammstein
Peter Wicke
Reclam, 2. Auflage 2019
Ein kleines Büchlein über die Band. Wie sie so entstanden ist, Werdegang und ein paar Anekdoten. Interessant fand ich v.a., auf welch erstaunliche Weise man die Texte noch so deuten könnte.

Natur
Eine Geschichte unserer Zukunft
Andri Snaer Magnason
Insel Verlag, 1. Auflage 2020
Es geht um den Klimawandel. Die Zahlen, welche dazu veröffentlicht werden, sind meistens ziemlich abstrakt. Man kann die dadurch verursachten Änderungen nicht wirklich erfassen. Der Autor versucht nun Vergleiche zu finden, um die Zusammenhänge anschaulicher darzustellen. Das gelingt ihm ziemlich gut. Zum Beispiel, Autos. Die Verbrennung, welche im Motor stattfindet, ist von außen nicht zu sehen. Man versuche sich nun vorzustellen, dem wäre anders. Unsere Straßen würden bei Nacht wie Lavaflüsse aussehen.
Ein großer Teil des Buches widment sich einen Interview mit dem Dalai Lama. Tja, wann immer es um große Lebensfragen geht, da hat der Dalai Lama einfach gute Antworten parat.
Das geheime Leben der Bäume
Peter Wohlleben
Ludwig Verlag, 32. Auflage 2015
In kurzen Kapiteln werden die Zusammenhänge in der Wald-Gemeinschaft erklärt. Man staunt über vieles. Aber im Grunde hätte man es ahnen können, dass auch Bäume und all die anderen Waldbewohner sehr komplizierte Wesen.
Für mich, da ich aus dem "Woid" komme, und die dortige Borkenkäfer-Katastrophe im Nationalpark Bayerischer Wald verfolgen konnte, hat sich doch einiges geklärt. Die dortigen Fichten sind (waren) nun mal kein Urwald und ein leichtes Opfer für Krankheiten aller Art.
Allgemein leben Bäume nun mal in einer völlig anderen Zeitskala, der scheinbar so unverändliche Wald ändert sich laufend. Nur halt für uns hektische Menschlein in einem Leben kaum wahrnehmbar.
Ein deutscher Wandersommer
Andreas Kieling
Malik National Geographic, 2013
Die Filme vom Kieling mag ich eigentlich überhaupt nicht, da ist mir immer zu viel Kieling im Bild. Dieses Buch kann ich jedoch uneingeschränkt empfehlen. Er wandert entlang des "Grünen Bandes", der ehemaligen Grenze zwischen West- und Ostdeutschland. Es gibt sehr viele Informationen und Hintergrundwissen zur Grenze und der Natur in Deutschland. Immer wieder streut Kieling auch Geschichten aus seiner eigenen Vergangenheit ein, er ist auch aus der DDR geflohen und überlebte dabei nur sehr knapp.

Politik
Die Macht der Geographie
Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert

Tim Marshall
DTV, 2017 und 2021
Anhand der geographischen Gegebenheiten erklärt der Autor die sich daraus ergebende Außenpolitik und ist dabei fast gruselig treffsicher, wie man anhand des Russland-Ukraine-Kriegs nachvollziehen kann. Das Kapitel dazu entstand vor dem russischen Überfall. Frieden bedeutet leider immer noch, sich auf den Krieg vorzubereiten und das wird wohl so bleiben. Diese Bücher sind auf jeden Fall sehr zu empfehlen, ich hab sie in einem Rutsch durchgelesen.
Mein Weltbild festigt sich jedenfalls, die Menschheit ist halt nix anderes als eine Affenbande, organisiert in dynamischen Gruppen. Als solche sind sie auf ein Territorium angewiesen und wollen dieses sichern, bei sich bietenden Gelegenheit auch ausbauen. Letzteres geht in unserer endlichen Welt nur noch durch Vertreibung oder im schlimmsten Fall Vernichtung.
Die Kunst, den Kapitalismus zu verändern
Wolfgang Kessler
Publik-Forum, 2019
Der erste Teil des Buches widmet sich einer Zustandsbeschreibung der derzeitigen vorherrschenden Wirtschaftsform. Das uns das Streben nach unbegrenzten Wachstum in den Abgrund führt, ist mittlerweile überall spür- und erlebbar. Zerstörte Natur, menschliche Grundbedürfnisse werden Finanzspekulationen preisgegeben, usw. ... mittlerweile ergibt sich da ein ganzes Gruselkabinett.
Im zweiten Teil werden schließlich Lösungen aufgezeigt. Das Grundeinkommen spielt ein große Rolle, aber es gibt z.B. auch Lösungen, wie der freie Welthandel weniger ausbeuterisch gestaltet werden kann.
Hinter der Frage nach dem Sinn des Lebens steht oft der Glaube, Liebe und Glück mit möglichst viel Konsum zu erreichen. Ein freies Zitat von Seite 121. Der Einzelne kann viel tun, aber letztendlich brauchen wir wieder eine Politik, die nicht ausschließlich nur Wirtschaftsinteressen folgt. Nachhaltigkeit ist das Zauberwort.
Utopien für Realisten
Rutger Bregman
Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2017
Es geht um das bedingunslose Grundeinkommen. Der Autor trägt einige schlüssige Argumente zusammen, warum es eben doch funktionieren kann. Nach dem so etwas aber zwangsläufig als Insellösung irgendwo starten müsste, würde das meiner Ansicht nach eine gewaltige Sogwirkung erzeugen. Sprich, ziemlich viele möchten dahin, wo es sowas gibt. Das wird in dem Buch leider überhaupt nicht angedacht.
Viel interessanter finde ich viele andere Details begleitend zum Kernthema. Zum Bespiel dieses unseelige Bruttoinlandsprodukt, dem wir uns alle unterwerfen. Ein jahrhundertealter Baum ist demnach nur was wert, wenn er gefällt und zu Brettern verarbeitet ist. Es findet sich auch ein Vergleich von verschiedenen Jobs und wie sie vergütet werden. Interessant dabei ist, dass viele der höchstbezahlten dabei eigentlich keinen Wert schaffen, sondern im Gegenteil sogar vernichten. Insgesamt also ein sehr lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anreckt.
Realitätsschock
Sascha Lobo
Kiepenheuer & Witsch, 2019
Beim Zustand der Welt könnte einem im Moment schon Angst und Bange werden. Das Buch beschreibt die großen Veränderungen der Gegenwart. Es dürfte von daher interessant werden, das im Jahre 2029 nochmal zu lesen (ich habe es im Oktober 2019 gelesen).
Wir erleben eine Zeitenwende. Soviel ist sicher. Die Nachkriegszeit mit ihren Ordnungen geht nun endgültig zu Ende. Die Realitätsschocks betreffen aber vor allem die schon etwas ältere Generation, ich glaub das ist auch die Kernaussage des Buches. Die Weisheit der alten Männer ist nicht mehr gefragt, sie verlieren sich hoffnungslos in all den Fallstricken, welche das Internet auslegt. Wir erleben, dass die Jugend die richtige Richtung zeigt. Sie sind mit all den Kehrseiten unserer Verhaltensweisen aufgewachsen und handeln dementsprechend. Das kann nicht schlecht sein.

Reise
Im Himalaya ist vieles anders
Pit Schubert
Bergverlag Rother, 2013
Pit Schubert ist ja in Bergsteiger-Kreisen nun wahrlich kein Unbekannter. Hier in diesem Bildband geht es aber um das Bergsteigen nur am Rande. Stattdessen stehen Land und Leute des Himalaya im Vordergrund mit Schwerpunkt Nepal und Tibet. Wunderschön, speziell wenn man selbst schon dort war.
Ansonsten hat das Buch wohl eher historischen Charakter. Trekking-Tourismus der neunziger und nuller Jahre. Der Fortschritt ist auch im Himalaya nicht aufzuhalten, Straßen werden gebaut, usw. Schade für den Trekker, aber für die Bewohner sicherlich ein Segen. Siehe auch nachfolgendes Buch von Ted Conover zu dem Thema.
Die Wege der Menschen
Ted Conover
Malik, 2010
Es geht darum, wie Straßen die Welt verändern. Das was man als Tourist so sucht, möglichst abgelegene Gegend, die keiner kennt. Am besten mit außergewöhnlicher Kultur. Das gibt es alles immer seltener. Der Grund hierfür sind Straßen. Für die Bewohner eines abgelegenen Tals ist das sicher ein Segen, der romantisch veranlagte Reisende seufzt.
Der Autor war in Peru, Zanskar, Ostafrika, Palästina, China und Nigeria unterwegs und berichtet sehr lesenswert vom Alltagsleben der Anwohner.

Roman
Das Boot
Lothar Günther Buchheim
Piper
Muss man glaub ich nicht groß vorstellen und da ich auch den Film gut kenne, dachte ich, das Buch musst jetzt nicht mehr lesen. Angeregt durch einen Besuch des Buchheim-Museums bei Bernried am Starnberger See tat ich es dann aber doch. Tja, was soll ich sagen, ich habe es in einen Rutsch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen. Es ist, obwohl man die Geschichte eigentlich kennt, immer noch super spannend. Erstaunlich auch, wie kunstvoll es dem Autor gelingt, die Langeweile an Bord über viele Seiten zu beschreiben, ohne sich dabei zu wiederholen und trotzdem die Spannung hoch zu halten.
Die Straße
Cormac McCarthy
Süddeutsche Zeitung Edition, 2019
Oh, wer wie ich eine Faszination für morbide Faszination für apokalyptische Endzeitgeschichten hegt, der wird mit diesem Buch, nun ja glücklich werden eher nicht. Es bietet jede Menge Gehirnkino.
Es geht um Vater und Sohn, welche sich durch ein zerstörtes Amerika schlagen, immer entlang einer Straße. Absolut hoffnungslos, im ganzen Buch kein Sonnenstrahl, großartig geschrieben. Vergessen wird man dieses Buch jedenfalls so schnell nicht mehr.
Millionär
Tommy Jaud
Fischer Taschenbuch Verlag
Mal wieder ein Buch zum Lachen und das nicht nur einmal. Hab ich quasi in einen Zug durchgelesen. Es geht um den Clash von einem arbeitslosen Mann mit einer sehr erfolgreichen Frau, welche in der Wohnung über ihn einzieht. Das kann natürlich nicht gut gehen. Er beschließt Millionär zu werden, um gleich das ganze Haus zu kaufen.
Es entspinnt sich eine von vorne bis hinten witzige Geschichte, mit überraschenden Ideen. Nur allzu lange sollte man nicht mit dem Lesen warten, der Zeitgeist der Nullerjahre weht durch das Buch.
Träumen Androiden von elektrischen Schafen?
Philipp K. Dick
Süddeutsche Zeitung Edition, 2019
Die Vorlage für den Film "Bladerunner". Einer meiner Lieblinge und in diesem Fall ist tatsächlich der Film besser. Mit dem Buch hat er auch nur noch die grobe Rahmenhandlung gemein. Das Buch ist aber für sich auch sehr lesenswert, man versteht danach den Film definitv besser.
Es geht um eine verwüstete Welt nach einen Atomkrieg. Ein Kopfgeldjäger ist auf der Jagd nach Androiden, welche unerlaubt von Kolonien auf die Erde geflohen sind. Es geht um die Grenzen zwischen Leben und künstlich erschaffenen Leben. Ein immer noch aktueller werdendes Thema.
Grand Hotel Europa
Ilja Leonard Pfeijffer
Piper, 2018
Das Buch spielt in Venedig, als Rahmenhandlung dient eine Liebesgeschichte. Aber in erste Linie ist es eine grandiose Tourismuskritik und die Feststellung, dass Europa nun wirklich in jeder Beziehung der alte Kontinent ist. Aber vielleicht beschreibt es ja bereits historische Zustände? Dem Massentourismus wurde durch Corona erstmal der Garaus gemacht. So wie vorher kann es nicht weitergehen, das dürfte mittlerweile vielen klar sein.
Tyll
Daniel Kehlmann
Rowohlt Buchverlag, 2017
Die Geschichte spielt während des Dreißigjährigen Kriegs. Grob gesagt geht es darum, wie man diese Zeit überleben konnte. Tyll ist die Hauptfigur des Romans, als Gaukler versucht er durchzukommen. Am beeindruckensten fand ich, wie es dem Autor gelingt, den ganzen Wahnsinn von Religion und Kirche insbesondere, zu der Zeit aufzuzeigen. Eine kleine magische Formel ist des einen Tod als Ketzer, den anderen beschert es höchste Weihen im Vatikan.
Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes
Ted Chiang
Golkonda Verlag
In diesem Buch sind einige Science Fiction Kurzgeschichten des Autor Ted Chiang versammelt. Wer den Film "Arrival" gesehen hat, kennt schon eine. "Die Geschichte deines Lebens" heißt der Text im Buch und es geht u.a. darum, wie man eigentlich mit Außerirdischen kommunizieren soll, wenn sie tatsächlich einmal landen sollten. Fast noch besser finde ich die Titelgeschichte, da nimmt er kurz mal an, was wäre, wenn die ganzen Engelserscheinungen eine vorhersagbare Realität wären. Wenn der Erzengel Michael sein Schwert schwingt, können Kollateralschäden nicht ausgeschlossen werden. Mehr braucht es nicht, um darzustellen, wie absurd das alles eigentlich ist. Grandios.
Die Wolke
Gudrun Pausewang
SZ Junge Bibliothek
Die meisten kennen dieses Buch wohl als Schullektüre. Es geht um einen fiktiven Unfall mit einem Atomreaktor in Deutschland und entstand als Reaktion auf Tschernobyl. Das Buch ist dabei gnadenlos brutal. Leider erscheint es einem erschreckend real. Man ahnt, genau so würde es laufen, wenn es passiert. Von seiner Aktualität hat das Buch nix eingebüßt. Der Ausstieg mag zwar in Deutschland beschlossen sein, aber abgeschaltet sind die Reaktoren deswegen noch lange nicht. Außerdem gibt es rundherum in den Nachbarländern noch mehr als genug von diesen Zeitbomben. Sehr bezeichnend auch, dass der Ausstieg von einer Physikerin beschlossen wurde.

Satire
Quality Land
Marc-Uwe Kling
Ullstein, 2019
Ja, das Buch ist von dem Typen mit dem Känguru. Hier hat er Amazon, Soziale Medien und Co. mal zu Ende gedacht. Das Ergebnis ist schon als witziges Buch angelegt, allerdings erschrickt man beim Lesen eher. In nicht allzu ferner Zukunft sind wir dann alle Sklaven von Algorithmen. Was dann zählt ist nur noch der Konsum.

Schicksal
Sturz in die Tiefe
Gela Allmann
Malik National Geographic, 2017
Gela ist ein Sportmodell und begeisterte (Ski)Rennläuferin. Bei einem beruflichen Anlass fällt sie in Island 800m eine Schneerinne hinab. Sie überlebte mit v.a. kaputten Beinen. Was das mit einem (sportlichen) Menschen macht, erzählt sie sehr anschaulich. Es geht nicht nur um das rein körperliche. Das kann man zusammennähen. Die Psyche, das Trauma, das sind die wahren Herausforderungen. Bewundernswert, mit wieviel Optimismus und wie schnell sie das alles durchsteht.

Wissenschaft
Im Wald vor lauter Bäumen
Dirk Brockmann
DTV, 2021
Das Thema ist Komplexitätsforschung. Keine Angst, das Buch ist überragend verständlich geschrieben. Mit vielen anschaulichen und v.a. aktuellen Beispielen (z.B. Pandemie) wird man an die Thematik herangeführt. Dahinter steckt die Idee, das Ganze ist halt doch mehr als die Summe der Einzelteile. Üblicherweise werden Systeme auf immer kleinere Einheiten zerschnitten und diese analysiert, in der Hoffnung das Gesamtsystem dann auch zu verstehen. Ein anderer Ansatz ist die vielfältigen Interaktionen miteinzubeziehen und sich dabei auf die wesentlichen Merkmale eines komplexen Systems mit all seinen Wechselwirkungen einzulassen. Dabei lernt man viel über Netzwerke und wie sich diese kulturell, in der Biologie oder natürlich beim Klima auswirken.
Countdown
Mojib Latif
Herder Verlag, 2022
Thema ist der Klimawandel und fast schon verzweifelt fleht der Autor doch endlich tätig zu werden. Wir steuern auf keine schöne Welt zu, so viel ist sicher. Nach der Lektüre des Buches muss man davon ausgehen, dass wir uns eher auf die schlimmsten Prognosen vorbereiten sollten. Was wir z.B. 2022 erlebt haben mit Hitzesommern wurde bereits vor Jahrzehnten korrekt vorausgesagt, von daher wird die Zukunft nicht lustig. Der Schaden lässt sich nur noch begrenzen.
Der Autor kommt allerdings auch zu dem Schluß, dass genügend Geld und v.a. die Technik schon längst da wäre, um nachhaltig und regenerativ zu wirtschaften. Wir müssten es halt nur endlich konsequent tun und dabei nicht immer auf die Nachzügler starren und warten.
Kurze Antworten auf grosse Fragen
Stephen Hawking
Klett-Cotta, 2019
Das ist dann sowas wie ein (allgemeinverständliches) Vermächtnis des grossen Physikers. Sehr lesenswert, im Grundsatz werden die Fragen behandelt, welche sich aus der Einsteinschen Relativitätstheorie ergeben. Gekrümmte Raum-Zeit, Urknall, Schwarze Löcher. Als Stephen Hawking anfing waren das alles Vermutungen, inzwischen ist alles bewiesen und sein Anteil ist wahrlich nicht unerheblich.
Es bleibt aber auch die Bewunderung für einen Mann, der sich trotz schwerster Behinderung nicht beirren lies und "sein" Ding gemacht hat.
The Science Of Interstellar
Kip Thorne
Norton, 2014
Interstellar ist ein Science-Fiction-Film von Christopher Nolan. Die Grundidee zum Film stammt allerdings von Kip Thorne, seines Zeichens 2017 Nobelpreisträger für Physik in Zusammenhang mit Gravitationswellen. Er hat dann auch die wissenschaftliche Grundlage für den Film gelegt, weswegen dieser ob seiner realistischen Darstellung von z.B. schwarzen Löchern sehr gelobt wurde, d.h. soweit man dass heutzutage überhaupt beurteilen kann.
Im Begleitbuch wird die Physik im Film erklärt und zwar so, dass man der Sache halbwegs folgen kann, ohne gleich in mathematischen Formeln zu ersaufen. Wer sich also für die ganz großen kosmischen Zusammenhänge interessiert, dann ist das das Buch.
Das 6. Sterben - Wie der Mensch Naturgeschichte schreibt
Elizabeth Kolbert
Suhrkamp, 2015
Wir leben in besonderen Zeiten. Das 6. große Artensterben in der Erdgeschichte ist voll im Gang. Ursache, eine besonders zerstörerische Gattung, der Mensch.
In dem Buch werden an Beispielen sehr ausführlich die Zusammenhänge erläutert. Viel ändern werden wir dran eh nicht mehr können, außer wir werden über Nacht weniger. Aber das will man im Eigeninteresse ja auch nicht hoffen. Auf alle Fälle sehr spannende und aufschlußreiche Lektüre, die nachdenklich macht.

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