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Glocknerbiwak
Tour 196 3205 m Glocknerbiwak (Versuch Grossglockner, Pallavicinirinne) Glocknergruppe Hochtour F 19.05.04    

Abgeblitzt www.sirdar.de

Ausgangspunkt:

Franz-Josefs-Höhe (2370 m)

Anfahrt von München:

München - Bad Reichenhall - Lofer - Saalfelden - Zell am See - Großglockner Hochalpenstraße - Franz-Josefs-Höhe (4h, 280 km)

Hütten:

Glocknerbiwak (3205 m), Biwakschachtel für 8 Personen

Aufstieg zum Biwak:

Von der Franz-Josefs-Höhe neben der Standseilbahn auf die Pasterze hinab. Nun auf dem Gletscher entlang bis dort wo das Glocknerkees hinab kommt. Nun über die Moränenhügel und das erste steilere Stück überwinden. Im folgenden flachen Teil entweder über einen Linksbogen auf den nächsten Absatz oder steil (35°) gerade hoch. Nun auf den Grat rechts zu halten, auf dem das Biwak steht. Kurz vorher wird es noch mal steil, im letzten Stück je nach Schneelage kurzes Kletterstück (II). Das Biwak ist von der Franz-Josefs-Höhe zu sehen. Rechts unterhalb vom Gipfel des Großglockners ist das Glocknerkees, welches rechts von einem markanten Grat begrenzt wird. Auf diesem steht das Biwak. Zum Biwak 4h von der Franz-Josefs-Höhe.

Abstieg:

Entlang des Aufstiegs.

Charakter:

Zustieg zum Biwak nicht unterschätzen! Spaltengefahr, Eisschlag, Lawinengefahr, der ganzen Palette an alpinen Gefahren auf einem Gletscher ist man ausgesetzt. Die Biwakschachtel ist häufig überbelegt. Gerüchteweise sollen darin schon mehr als 20 Leute Platz gefunden haben, keine Ahnung wie das gehen soll ... Deswegen vorsichtshalber Ausrüstung für eine Nacht im Freien mitnehmen oder früh aufstehen.

Karte:

AV-Karte Nr. 40 Glocknergruppe, 1:25000

Führer:

Andreas und Axel Jentzsch, "Firn- und Eisklettern in den Ostalpen", Alpinverlag, 1. Auflage 2004, A - Bad Häring

Link:

www.bergsteigen.com

 

 

Bergspezln:

Woife, Flo


Grossglockner Man stelle sich folgendes vor, es herrschen in der Pallavicinirinne am Glockner gute Verhältnisse. Die Biwakschachtel war mit 7 Leuten so gut wie leer, verglichen mit dem, was hier sonst los ist und die Sonne lacht vom Himmel. Trotzdem stehen wir wieder auf der Pasterze und schauen sehnsüchtig zur Rinne hoch. Wie konnte es dazu kommen?
Wir fuhren noch abends bis zur Franz-Josefs-Höhe, um im Parkhaus zu übernachten. Die Idee hatten wir nicht allein, zwei hatten sogar ein Zelt aufgebaut. Nächster Tag, strahlend schönes Wetter. Wir stiegen zum Biwak auf, d.h. erst geht es mal runter auf die Pasterze, der Weg dorthin wird auch immer weiter. So 200 Hm dürften es sein. Wir waren zwar schon früh dran, trotzdem sahen wir schon einige Leute zum Biwak hochlaufen. Wie sich herausstellte waren das jedoch Leute, die das Biwak sauber machten. Womit wir in den Genuss von frischen Decken kamen. Die Spalten auf dem Glocknerkees waren gut zugeschneit, man geht direkt unterhalb des Gletscherbruchs entlang und hat immer einen schönen Blick in die Pallavicinirinne, wo wir ein paar Seilschaften bei der Arbeit sahen. Am Biwak waren wir zunächst die einzigen. Später kamen Leute aus der Berglerrinne wieder runter, der Nordwestgrat hatte zuviel Schnee.
So verbrachten wir einen ruhigen Nachmittag mit schöner Aussicht vor der Biwakschachtel. Später kamen dann noch 4 Slowenen. 7 Leute also nur. Das beunruhigte uns doch ein wenig, normalerweise herrscht hier doch größerer Andrang. Umkehrschluss also, das Wetter wird schlecht! Davon war aber abends noch nix zu sehen.
Morgens schauten wir aus dem Biwak, im Norden war eine Wolkenfront aufgezogen, immer wieder zuckten Blitze. In die Rinne einsteigen, wenn man am Horizont schon das Gewitter sieht? Nein, lieber nicht, am besten absteigen, so lange es noch geht. Das taten wir dann auch. Blöderweise wurde das Wetter immer besser und bald dämmerte es uns, das wir zu früh aufgegeben hatten.
Zwischendurch, nach dem ich mal wieder daraufhingewiesen hatte, dass es im steilen Gelände eigentlich aufgrund von Mitreißgefahr nicht so gut ist, am Seil zu laufen ohne zu sichern, brach ich mit einem Fuß, bereits wieder im flachen Gelände, in eine Spalte ein. Das Geräusch der in die Tiefe fallenden Schneebrocken lies keine Zweifel über den Abgrund unter mir aufkommen und so rollte ich mich schnellst möglich zur Seite, womit die Sache gut aus ging.
Auf der Franz-Josefs-Hütte sahen wir dann das Desaster, keine Wolke mehr am Himmel! Und wir sind nicht in der Rinne, so gut bekommen wir die nie wieder, die hätten wir quasi für uns allein gehabt ... sehr ärgerlich und eigentlich ziemlich zum Kotzen! Auf der Straße hockten viele Murmeltiere, die sich sonnten, die Fernsicht war auch glänzend. Auf der Edelweißspitze (dort kommt man bequem mit dem Auto hin) spülten wir unseren Frust mit einem Weißbier runter, während am Horizont der Glockner rübergrinste. Irgendwann zogen dann doch Wolken auf, die zumindest dafür sorgten, dass sich dieselbigen schwarzen in unseren Gehirnen etwas auflockerten ...
Was bleibt ist die Erkenntnis, so lange das Wetter nicht hoffnungslos schlecht ist, kann man immer noch zum Einstieg laufen und sehen, was passiert. Umdrehen ist dann immer noch möglich.

VERDAMMT!

(Jetzt im Jahre 2020, da ich diesen Text überarbeite, kann ich sagen, ich ärgere mich noch immer maßlos darüber. Es war wohl meine einzige Chance für diese Rinne.)
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