Die Geschichte ist folgende, nach dem Türkei-Russland Abenteuer komme ich am Montag ins Büro, wo mir mein Chef bevor er "Hallo"
sagt, erst mal nahe legt, einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben. Die Details erspare ich euch, jedenfalls hab ich unterschrieben.
Dabei konnte ich aber eine bezahlte Freistellung von ca. 6 Wochen aushandeln, die ich natürlich für eine Reise verwenden wollte.
Der Traum, von Lhasa nach Kathmandu mit dem Fahrrad und dabei sämtliches Gepäck selber transportieren. Für die Planung hatte ich
dann nicht mal einen Monat zur Verfügung, was eigentlich für so ein Ding zu wenig ist. Aber es hat geklappt und die Umsetzung
könnt ihr hier nachlesen ... Viel Spaß!
26.09.03 - Es geht los!
Da ich nicht wußte, ob ich hier in Deutschland ein 2-Monate-Visum für China bekomme, hatte ich vorsichtshalber den Hinflug über
Hong Kong gebucht. Dort war es relativ problemlos, ein China-Visum zu ergattern, welches länger als einen Monat gültig ist. Die Dame im Münchner
Chinesischen Konsulat glaubte mir jedoch meine Reisepläne zu all den Sehenswürdigkeiten Chinas und dass ich dafür viel Zeit
bräuchte und so bekam ich das richtige Visum. Von Tibet habe ich natürlich nix erwähnt.
Mit Gulf-Air sollte es nach Hong Kong gehen, aber von Frankfurt aus. Da der Flug relativ früh ging, bin ich einen Tag früher
schon mit dem Zug nach Frankfurt gereist. Betty kam extra noch zum Münchner Bahnhof, um mich zu verabschieden, sehr nett! Da
kommen einen schon Gedanken, ob man so lange Zeit überhaupt ohne einander aushält und das schon nach fünf Minuten Trennung.
Genächtigt habe ich in der Frankfurter Jugendherberge. So konnte ich bei Nacht auch mal den Frankfurter Römer besichtigen ...
27.09.03 - Einchecken bitte
"Hey Kollege, das mein Freund, ich Flughafen, du lassen ihn vor dir ...", okay, okay, kein Stress. Was man nicht alles erlebt
beim Einchecken am Flughafen. Die wichtigsten Teile von meinem Fahrrad umwickelte ich nur mit ein wenig Schaumstoff, ansonsten
noch Lenker quer, Pedal ab und Luft raus. Schon wurde das Fahrrad angenommen. Da ich es vorher bei der Airline als Sportgepäck
angemeldet hatte, mußte ich auch kein Übergepäck bezahlen. So wurde es dann von einem krassen Flughafen-Checker einfach davon
geschoben ... ob ich es jemals im heilen Zustand wiedersehe?
Neben mir im Flieger saß ein Student aus Berlin. Der hatte eine 2-Wochen Thailand-Reise gewonnen, auch nicht schlecht. Meine
Flug-Odyssee beinhaltete Umsteigen in Bahrain und Abu Dhabi, sowie einen Zwischenstop in Bangkok. In Bahrain hatte es schlappe
34°C und das obwohl die Sonne schon längst weg war. Im Flughafen tummelte sich ein abenteuerlicher Kulturmix, bauchfrei
gekleidete Inderinnen neben ganzkörper-verschleierten Araberinnen. Sieht man auch nicht alle Tage.
28.09.03 - Hong Kong, was kostet dieses Fahrrad?
Aufgrund der Zeitverschiebung fiel die Nacht im Flieger äußerst kurz aus. Beim Zwischenstopp in Bangkok setzten sich blöderweise
auch noch drei völlig danebene Amerikaner neben mich und prallten lautstark mit ihren Erlebnissen in Thailand. Die
Stewardess wurde auch gleich noch angemacht. Übelster Abschaum, den man einfach aus dem Flieger kicken sollte ...
Schließlich landete der Flieger doch noch in Hong Kong. Die Problematik mit SARS war noch nicht allzu lange her und so wurde ein
Fiebertest mit Infrarot-Kameras durchgeführt. Für mich kam dann der Moment der
Wahrheit! Ist mein Fahrrad gelandet und in welchen
Zustand? Alles Gepäck war schon da, nur nicht mein Fahrrad. Auf Nachfrage schob es ein Angestellter um die Ecke und fragte erst
mal wie teuer dieses Fahrrad ist. Ich sagte die Wahrheit, so an die 1200 Euro, da mußte der Angestellte erst mal schlucken. Er
hatte wohl nicht damit gerechnet, dass es so teure Fahrräder überhaupt gibt.
Vorab hatte ich per Internet schon ein Dormitory-Zimmer im YMCA ("The Salisbury") gebucht. Das ist so etwas wie die Jugendherberge
in Hong Kong. Zwar gibt es noch wesentlich günstigere Absteigen im Chungking Mansion und wie sie alle heißen, was ich mir aber
mit meinen vielen Gepäck nicht antun wollte. So bezahlte ich dann doch mal 30 Dollar pro Nacht. Per Airport-Shuttle wurde ich
direkt am Eingang abgeliefert, sehr bequem. Das YMCA ist genauso aufgezogen wie all die anderen Hotels in Hong Kong, superfein
und gehobener Standard. Reservierung war angekommen, nur wohin mit dem Fahrrad? Den Parkplatz für die VIP's wollten sie offenbar
nicht opfern und so durfte ich mein Fahrrad mit aufs 4-Bett-Zimmer nehmen, welches mir für die zwei Nächte in Hong Kong allein
gehören sollte.
Das YMCA ist in Kowloon gelegen, in der Nähe der Star-Ferry-Pier. Gegenüber auf einer Insel ist das eigentliche Hong Kong auf
welches man bei Nacht einen grandiosen Blick hat. Ich bin abends die berühmte Nathan-Road hochgelaufen. Hier kann man alles kaufen,
die Zeit der Schnäppchen ist allerdings vorbei, man zahlt das gleiche, wie daheim auch.
Eigentlich könnte man meinen, es sollte in einer High-Tech-Stadt wie Hong Kong kein Problem sein, an einen Internet-Anschluss zu
gelangen. Weit gefehlt. Ich suchte ewig. Der Computer im YMCA war lahmgelegt. Nach viel Rumfragen, fand ich schließlich in einer
Seitenstraße eine Bar, welche zwei PC's rumstehen hatte. Die waren natürlich belegt und so führte mich der Besitzer kurzerhand
in eine nicht mal einen Quadratmeter große Besenkammer, wo sein eigener Rechner stand.
29.09.03 - Lantau Island
Frühstück im YMCA kostete schlappe 17 Euro. Ich hab leider vorher nicht nach dem Preis gefragt und hatte auch keinen richtigen
Hunger. Hätte ich das vorher gewußt, wäre ich nicht so schnell vom Buffet gewichen.
Ich wollte von Shenzhen gegenüber der Grenze im eigentlichen China nach Chengdu weiterfliegen, weil es von da billiger ist, als
direkt von Hong Kong. Das Ticket hatte mir Louis in Chengdu besorgt, welcher auch die Lhasa-Tour für mich organisierte. Problem
war nur, wie komme ich von Hong Kong nach Shenzhen. Dazu hatte ich viele widersprüchliche Meinungen gehört. Mit dem Zug zur
Grenze ist schwierig, weil die wieder kein Fahrrad mitnehmen. Aber es soll ja eine Fähre direkt zum Flughafen geben, nur der
China Travel Service hatte mir per Internet mitgeteilt, die gibt es nicht mehr. Jetzt vor Ort wurde mit anstandslos von
China Travel Service dafür ein Ticket verkauft. Um 7:30 legt sie ab und geht direkt zum Flughafen in Shenzhen. Nächster
Programmpunkt, die Suche nach der Ablegestelle. Gut dass ich das gemacht habe, war gar nicht so einfach, den Check-In des
China-Ferry-Terminals mitten in einem Kaufhaus zu finden.
Und nun wollte ich endlich was von der Stadt sehen. Ich entschied mich für die relativ dünn besiedelte und größte Insel hier,
Lantau und das Po-Lin-Kloster. Dahin gelangt man zunächst bequem mit der MTR, der U-Bahn hier. Wahnsinn wie sauber hier alles
ist, keine verschmierten Türen oder zerkratzte Bänke.
Von der Endstation der U-Bahn fährt ein Bus hoch zum Po-Lin-Kloster. Es geht vorbei an traumhaften Stränden, ursprünglichen
Dörfern und Bambus-Urwald. Lantau-Island ist ziemlich bergig. Der höchste, der Lantau-Peak dürfte so an die 1000m hoch sein.
Das Kloster ist berühmt für einen 22 m hohen, sitzenden Bronze-Buddha. Von hier oben hat man einen schönen Blick über die
Insel und auf das Meer hinaus. Und das beste, ich machte die Entdeckung, das es hier so eine Art vegetarisches Self-Service-Restaurant
gibt. Das erleichtert die Sache mit dem Essen bestellen doch erheblich. In Hong Kong sprechen sie zwar alle Englisch, nur hier
oben im Kloster wird plötzlich nur chinesisch verstanden.
Dann wollte ich noch das eigentliche Hong Kong sehen, wo die ganzen Bürogebäude stehen. Auch dies eine Insel, der Berg darauf
wird einfach nur "The Peak" genannt. Dort fährt eine Tram hoch, die teilweise bis zu 30° steiles Gelände
überwindet. Oben
gibt es den Wahnsinnsblick über die Bucht von Hong Kong. Der Berg ist vielleicht 400 m hoch, da schaut man gerade ins oberste
Stockwerk des höchsten Wolkenkratzers. Da die Inseln hier alle sehr bergig und steil sind, konnten sich die Städte nur in den
Buchten ausdehnen, der Rest blieb unberührt. So hat man Wolkenkratzer gleich neben einen tropischen Urwald. Das hätte ich in
Hong Kong nicht erwartet.