Tour | 121 | 2187 m | Fleischbank, Nordgrat | Wilder Kaiser | Klettern | 3 | 14.09.02 | |
Tour | 264 | 2187 m | Fleischbank, "Via Classica" | Wilder Kaiser | Klettern | 5 | 15.07.06 |
www.sirdar.de |
Ausgangspunkt: |
Griesener Alm (988 m) |
Anfahrt von München: |
Auf der Autobahn Richtung Kufstein, bei Oberaudorf Richtung Walchsee und Kössen, weiter nach Griesenau. Schließlich auf einer Mautstraße bis zur Griesener Alm (ca. 2h) |
Zustieg: |
Von der Griesener Alm Richtung Stripsenjochhaus bis zu dem Flachstück
kurz vor der letzten Steigung zur Hütte. Nun dem Eggersteig Richtung Elmauer Tor bis zum Beginn
des Nordgrates der Fleischbank folgen. Hier auf deutlichen Trittspuren im Schutt entlang der Wand
bis zu einer kaminartigen Rinne hochsteigen (ca. 1.5h von der Griesener Alm). Einstieg zum Nordgrat
durch diese Rinne. |
Route: |
Nordgrat (III): Herr, Pfann, Wunder am 9. Juni 1898 |
Abstieg: |
Abstieg über den Normalweg (II). Vom Gipfel westlich durch ein Rinnensystem hinab (1x25m abseilen), bis links deutliche Trittspuren zum Christaturm führen. Nun am Beginn des NO-Grates der Hinteren Karlspitze ca. 30 m hochklettern. Dann über Rinnen abklettern. Zuletzt 4x25m Abseilstellen (oder 2x50m). Über den Eggersteig zurück zum Ausgangspunkt (ca. 2h). |
Charakter: |
Nordgrat:Lange Kletterei, nicht unterschätzen! Einige IIIer Seillängen,
sonst II und viel Gehgelände. Einige alte Haken stecken. Standplätze sind gebohrt. Weiter oben
können dann die Ausstiegs-Standplätze der Ostwand-Routen benützt werden. Route zum Teil
nicht ganz einfach zu finden. |
Hütten: |
Stripsenjochhaus (1577 m) |
Karte: |
AV-Karte Nr. 8, "Kaisergebirge" 1:25000 |
Führer: |
Pit Schubert "Kaisergebirge extrem", Alpenvereinsführer, Bergverlag Rother 12. Auflage 2000 |
Link: |
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Nordgrat: Die unendliche Geschichte vom Knie Bergspezln: Betty Der Nebel lichtet sich, vor uns die Bühne, der Wilde Kaiser. Rotglühend steht er da. Oh Mann, wer könnte da widerstehen ... "STOOOOPPPPP!" kreischt Betty. Häh? Ups, bin ich doch glatt am Kassenhäuschen der Mautstraße vorbeigedüst. Tja, eigentlich wäre ich schon durch gewesen, naja Rückwärtsgang und löhnen. Am Parkplatz ist schon einiges los. Auch ein paar Kletterer, wenn ich deren Puppengepäck mit unseren Rucksäcken wieder mal vergleiche, haben die überhaupt ein Seil dabei? Der Aufstieg ist an sich nicht weit, wird aber noch verkürzt durch die Tatsache, dass hier aberwitzige Zinken rumstehen und man ziemlich mit Staunen beschäftigt ist. Am Einstieg der Kletterei finde ich dann erst mal einen Helm, Kindergröße, also nix für mich und Betty hat ja einen neuen. Am Nordgrat der Fleischbank soll es ja auch viel Gehgelände haben, also beschließen wir, zunächst mal mit den normalen Bergtrettern die Sache anzupacken. Los gehts, hinein in eine eisig kalte Rinne. Schon nach wenigen Metern frieren mir die Finger ein, am ziemlich glatten Schlußstück des Kamins spüre ich keinen Griff mehr und halte mich nur noch auf Verdacht an irgendwelchen Unebenheiten fest. Die Krise ist aber nach ein paar Metern bald überstanden und ich stehe gemütlich am Stand, nun ist Betty dran.
![]() Wir finden die im Führer beschriebene Gedenkplatte, hier geht es überhängend einen Riss hoch. Schon erstaunlich, was im Kaiser so alles mit III bewertet wird. Betty hat damit ihre Probleme und schaltet kurzfristig in den prä-pubertären Jammermodus. Weiter gehts hoch. Die Querung nach rechts übersehe ich irgendwie und lande auf der ersten Steilstufe. Zumindest ist hier die Aussicht nicht schlecht. Aus der Fleischbank-Ostwand bläst ein enormer Luftzug. Der Helikopter schwebt nahe unter mir bei der Wand, ein verunglückter Extremer wird gerade aus der Wand gelupft. Wenn ich jetzt einen Stein lostrete ... Wir steigen ein paar Meter ab und finden den Pfad, der uns durch das leichte Gehgelände die nächsten 200 Hm leitet, also wieder mal Seil um die Schultern. Nach der vierten Steilstufe steht man plötzlich auf einer Almwiese, die man hier so gar nicht vermutet, eigentlich ein optimaler Brotzeit-Platz nur der Gipfel ist nicht mehr weit, so denken wir. Tja, quasi 30 m vor dem Gipfelkreuz stehe ich dann auf einem Gratzacken, vor mir nur der Abgrund. Des Problems Lösung, wir steigen kurz in die Ostwand ab, treten dabei jede Menge Steine los, viele waren hier noch nicht unterwegs. Zum Gipfel geht es dann über eine wunderschön zu kletternde Rinne. Dort oben treffen dann von allen Seiten die Kletterer ein. Schon witzig, wie quasi von allen Seiten und aus jedem noch so steilen Abgrund plötzlich ein Servus ertönt und ein Kletterer daherkommt. Die Aussicht ist hier schon gewaltig. Gleich gegenüber die Westwand des Predigtstuhls. Ich kann quasi die ganze Dülfer-Führe, die wir letztes Jahr geklettert sind, überblicken. Selbst der Normalweg zur Hinteren Goinger Halt sieht von hier aberwitzig aus. Quasi auf gleicher Augenhöhe gehen da Leute scheinbar in der senkrechten Wand. Zur anderen Seite steht da ein Klotz namens Totenkirchl. Ein Kletterberg durch und durch, gehört ganz klar in die Ich-Muss-Da-Rauf-Kategorie. Weiter gehts zum Abstieg. Ist nicht sonderlich schwer zu finden, da markiert. Vorbei geht es am Christaturm, der sieht von hinten gar nicht mehr so eindrucksvoll aus. Hier sehe ich dann einen Typen, den ich quasi wöchentlich in Thalkirchen treffe. Hab den letztes Jahr mal reden hören, das er unbedingt die Christakante mal klettern will. Witzig, hat er sich seinen Wunsch wohl erfüllen können. An den Abseilstellen zum Elmauer Tor gibt es erst mal Stau. Tja, bei der Gelegenheit bekomme ich dann gesagt, die Christakante (immerhin 5+) sei eine Anfängertour. Na bravo ... Der Abstieg über die Steinerne Rinne gestaltete sich für Betty alles andere als schön. Ihr operiertes Knie hatte beschlossen, für heute ist es genug und streikte. Damit machte es auch keinen Sinn mehr, auf der Stripsenjochhütte zu übernachten und morgen noch was anderes anzupacken. Aber das heimische Bett ist ja auch ganz nett, nur der Weg dorthin der zog sich. Im Halbschlaf mit Tunnelblick rasten wir über die Autobahn gen Germering ... Gestartet sind wir um 7.30 Uhr an Griesener Alm, um 8.30 standen wir am Einstieg, 9 Uhr Beginn mit Klettern, 15 Uhr Gipfel, 18 Uhr Elmauer Tor, 20 Uhr Auto, 21 Uhr Forelle im Forellenhof, 23 Uhr Bett ... |
Via Classica: Super-Spreiz-Kamin-Verschneidung Bergspezln: Thomas Die Via Classica ist ein echter Lückenfüller an der Fleischbank! Die Ostwand ist ja doch irgendwie zu extrem und der Nordgrat hat zuviel Gehgelände. Da kommt die Via Classica gerade recht, bietet sie doch feinste Kletterei in überschaubaren Schwierigkeitsbereichen. Geht man laut Gipfelbuch, ist das im Moment die beliebteste Route an der Fleischbank. Hört sich nach Anstellen und Bergsteigermassen an, aber das Volk tendiert zum Sportklettern im Moment. Schon paradox, in all den Baseclimbs wimmelt es vor Leuten und die schönen Kaiserklassiker darüber werden nicht mehr beachtet. So ändern sich die Zeiten. Wir konnten es gar nicht glauben, aber die Christakante war an einem Samstagnachmittag mit durchaus guten Wetter vollkommen leer! Sonst mußte man sich hier am Stripsenjochhaus schon in die Warteschlange der Aspiranten einreihen. Unglaublich ... Die Via Classica macht schon Spaß. Ein echter Hammer ist die Schlüsselseillänge, wenn man die 50m endlich hinter sich hat, geht die Pumpe ganz schön. Durchwegs anstrengend und kein Plätzchen zum Durchatmen. Die Super-Spreiz-Kamin-Verschneidung (als solches im Topo deklariert) erwischten wir zweigeteilt, weshalb ich für eine Namensänderung plädiere: Super-links-feucht-rechts-trocken-Spreiz-Kamin-Verschneidung. |
Beschreibung aus AV-Führer entnommen, mit eigenen Ergänzungen: Fleischbank Nordgrat Zugang: Vom Stripsenjoch oder von der Griesner Alm in das Kar »Wildanger« an der NW-Seite des Berges. Bevor der Eggersteig die Felsen des untersten Teils des Nordgrates erreicht, über Geröll (deutliche Trittspuren) südl. empor zum E am Beginn einer markanten Rinne, die links von einer auffallenden Schichtplatte begrenzt wird (nicht vorher versuchen, den Grat zu erreichen). Route: Durch die fast 60 m hohe Rinne, die zuletzt zum Kamin wird hinauf zu Grasabsatz (anfangs II, dann III). Auf deutlichen Trittspuren weiter in östl. Richtung ansteigen und über schotter- und grasdurchsetzte Platten in Richtung Gratkante empor. Nun auf der Originalführe (leichter als auf der heute üblichen Führe) noch vor Erreichen des Grates (etwa 25 Seilmeter darunter) durch eine schmale, mit Graspäckchen besetzte Schichtrinne links (östl.) aufwärts, an einem kleiner Zacken (Schichtkopf) vorbei und weiter durch die zu einem kurzer Kamin gewordene Schichtrinne zuletzt linksansteigend hinauf in eine kleine Scharte direkt am Grat. Oder (heute üblich, schwieriger) weiter auf den Trittspuren empor bis zu einer Gedenktafel. Links ein angelehnter Pfeiler. In der glatten, teils überhängenden Rissverschneidung die der Pfeiler mit der Wand bildet empor (III, H) und weiter etwas rechtshaltend hinauf in eine kleine Scharte direkt am Grat (hier mündet von rechts die Originalführe, siehe oben). Aus der Scharte direkt über ein etwa 5 m hohes Wandl hinauf (III, H) und weniger schwierig etwa 12 m empor. Nun nach rechts auf deutlichen Trittspuren wenig ansteigend queren, zuletzt noch 25 m auf guten Tritten nach rechts (II, H) und über ein kurzes, senkrechtes Wandstück sehr ausgesetzt empor zum oberen Rand der 1. Steilstufe. oder (sirdar.de): weiter gerade empor und links über eine Verschneidung zum höchsten Punkt der 1. ersten Steilstufe. Über eine Rinne zu den deutlich sichtbaren Trittspuren wenige Meter absteigen. Nun immer rechts (westl.) der Gratkante über unschwieriges, grasdurchsetztes Gelände, zahlreiche Schichtrippen ansteigend queren, insges. etwa 200 Höhenmeter empor (deutliche Trittspuren zur 2. Steilstufe. Auf einer markanten, gutgestuften Rampe von links nach rechts ca. 60 m empor zum oberen Rand dieser Steilstufe (II). Weiter rechts der Gratkante empor. Die 3. Steilstufe kann wenig rechts umgangen werden. Die 4. Steilstufe wird durch eine Steilrinne erklettert. Dann immer unmittelbar am Grat über Zacken und kleine Wandln mit kurzen Abstiegen dazwischen, empor zum Gipfelaufbau, der über seine kurze 0-Seite ausgesetzt (III) erklettert wird. sirdar.de: in Sichtweite des Gipfelkreuzes konnten wir den Weg direkt über den Grat nicht weiter verfolgen. Wir stiegen deswegen ca. 10 m in die Ostseite ab, querten entlang dieser einige Meter und stiegen in schöner Kletterei (III) eine Rinne zu einer Scharte kurz vor dem Gipfel hoch. Abstieg: II und leichter, teils Gehgelände, die schwierigeren Stellen werden abgeseilt. Insges. 4 gebohrte AH (max. 25 m). Stellenweise steinschlaggefährdet durch Nachkommende. 1 Std. bis ins Kar der Steinernen Rinne. Vom Gipfel westl. durch ein trichterförmig sich verengendes Rinnensystem (II, Schöllhornrinne) hinab und auf deutlichem Steiglein links empor zur Christascharte (zwischen Christaturm und Hintere Karlspitze). Hier nicht jenseits hinab, sondern rechts- und wieder linkshaltend auf einen deutlichen Absatz am Beginn des NO-Grates der Hinteren Karlspitze empor (II). Nun auf deutlichen Trittspuren in südl. Richtung über kleine Fels- und Grasabsätze hinab, bis die Spuren vor zwei Rinnen enden. Hier 1. AH, 1 x 25 m abseilen durch die (im Sinne des Abstiegs) linke Rinne, dann rechtshaltend zu Abbruch. Hier 2. AH, 1 x 20 m abseilen. Nun wenige Meter in eine Schlucht hinab (II) zum 3. AH. Abseilen (25 m) und absteigen zum letzten Steilabbruch vor dem Kar. Hier 4. AH, 1 x 25 m abseilen bis ins Kar. |
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