Zurück zu: Banos 28.12.04 - Die TrennungWährend wir demnächst noch Galapagos erkunden möchten, zog es Wolfgang und Karl-Heinz eher in den Dschungel, weswegen wir uns heute trennten. Die beiden fuhren nach Quito. Betty und ich entgegengesetzt nach Süden. Da wir bis Galapagos noch Zeit hatten, wollten wir zumindest noch etwas von den Randzonen des Oriente sehen. So fuhren wir mit dem Bus die bereits bekannte Strecke nach Puyo und von dort Richtung Süden nach Macas. Dort wo der Mensch die Natur gewähren läßt, wuchert das Grünzeug links und rechts der Straße. Dazwischen gibt es auch viel Farmland. Wobei das Farmland hier nix mit dem zu tun hat, was man sich als Mitteleuropär darunter vorstellt. Das ganze ist eher ein etwas lichterer Wald. Die Piste endet abrupt an einem Fluß. Die Hängebrücke darüber ist zu klein für Busse, weswegen man aussteigen muss, zu Fuß über die Brücke geht und auf der anderen Seite in den nächsten schon wartenden Bus einsteigt. Klingt an sich ganz einfach, aber die paar Meter über die Brücke waren absolut schweißtreibend. Interessant auch, wie sich die Behausungen am Wegesrand änderten. Bald waren nur noch Strohhütten zu sehen, aber alle mit Stromanschluß. Ein witziges Bild, wenn an so einer Strohhütte aussen dran ein Stromzähler hängt! Macas ist eine der wenigen größeren Städte im südlichen Teil des Landes. Wir dachten eigentlich nicht, sonderlich viel Touristen anzutreffen, dennoch waren die aus dem Reiseführer ausgesuchten Hotels schon voll. Ein Schwung Amis war uns zuvorgekommen. Für den morgigen Tag buchten wir uns eine 1-Tages-Tour samt Guide, um die nähere Umgebung von Macas zu erkunden. 29.12.04 - Rund um Macas Jorge, Besitzer der Insondu-Agentur sollte also für diesen Tag unser persönlicher Guide sein. Der Tagesausflug kostete uns 70 USD. Jorge sieht ein wenig aus wie Giovanne Elber, ist auch noch nicht so alt, hat aber schon einiges erlebt. So lies er sich u.a. von einem "Coyote" in die USA einschleusen um dort für drei Jahre und einen Hungerlohn, illegal natürlich, Schmuck herzustellen. Sparen konnte er dabei nicht viel, aber Englisch ist nun kein Problem mehr. Weswegen er sich nun auf Touristenfang begibt und eben eine kleine Trekking-Agentur gegründet hat. Desweiteren war er schon mal Bauer, Radiomoderator, Lehrer ... ein Multitalent. 1. Programmpunkt, eine Shuar-Community. Die Shuar sind die Ureinwohner in dieser Gegend. Von der Regierung bekamen sie Reservate, in denen sie weiter so leben können, wie sie es wollen. Für die Natur ist das aber nicht immer zum Besten. Weil Ausbeutung der Resourcen ist die einzige Möglichkeit für die Shuar, um Geld zu verdienen. Man zeigte uns ein Gehege mit ziemlich großen Nagetieren ("Wasumbis"). Deren Fleisch soll recht gut schmecken, weswegen man hier nun versucht, die Tiere zu domestizieren. In freier Wildbahn gibt es so gut wie keine mehr. Dazu wurde einem noch die Bauweise einer typischen Shuar-Hütte näher gebracht. In einem anderen Shuar-Dorf hatte sich eine Familie auf die Herstellung von Schmuck aus Pflanzensamen spezialisiert. Wir durften zusehen und uns auch selber daran versuchen, winzige Körner aufzufädeln. Was für eine Fitzelei! Im schummerigen Licht der Hütte bewunderten wir die Geschicklichkeit dieser Leute. Für drei Minuten wurde ich zum Dorfhäuptling erhoben und durfte dessen Insignien tragen. In meiner kurzen Amtszeit konnte ich aber nicht viel bewegen. Das obligatorische Verkaufsgespräch nutzten wir, um einige der schönen Ketten zu kaufen. Eine Familie hier pflegt bereits seit Generation als Hobby das Sammeln von Orchideen. Der Garten ist vollgestopft mit bizarren Blüten. Für einen kleinen Obulus kann man diverse Pflanzen bewundern, die man in freier Wildbahn so geballt nicht zu sehen bekäme, da die meisten hoch oben auf Bäumen wachsen. Nachmittags fuhr uns Jorge zu einem Sekundär-Wald, ein Areal welches bereits abgeholzt und danach wieder sich selbst überlassen wurde. Für uns jedenfalls nicht von einem Original-Dschungel zu unterscheiden. Erstaunlich wie hier die Vegetation wuchert. Überall von den Bäumen hängen Lianen. Diese wachsen in den Baumkronen und schicken lange Stränge zum Boden, wo diese Wurzeln bilden. Der Wirtsbaum dient dabei als Stütze und wird nach und nach von der Liane erdrückt, bis diese selber zu einen neuen Baum gewachsen ist, ein "Matapalo"-Baum. Blattschneideameisen gab es auch zu sehen. Schließlich besuchten wir noch ein Auffangheim für illegal im Dschungel gefangene Tiere, die hier wieder aufgepäppelt werden sollen. Dem Besitzer fehlt es dabei hinten und vorne an Geld, aber bei aller Bewunderung für so viel Engagement, die Käfige hätte er doch größer bauen können. Platz dafür hat er jedenfalls genug. 30.12.04 - Nach Cuenca Cuenca wär jetzt mit dem Finger auf der Landkarte von Macas gar nicht so weit weg, aber die Busfahrt dauerte ewig. Insgesamt 10 Stunden, von 1000m auf 4000m und wieder runter auf 2540m. Die Fahrt ging zunächst immer am Fuß der Anden entlang. Danach schlängelte sich die schlechte Schotterpiste bis zur Passhöhe hoch. Der Straßenzustand war auch die Hauptursache, warum die Fahrt so lange dauerte. Stellenweise hätte man nebenher laufen und Blümchen pflücken können. Aber so hatte man wenigstens Zeit die Landschaft zu geniesen. Die Straße dürfte noch ziemlich neu sein und führt durch unberührtes Gebiet. Links und rechts daneben haben sich noch keine Ansiedlungen gebildet, was aber nur eine Frage der Zeit sein wird. Man fährt quasi am Rand des Sangay-Nationalparks entlang. Das Ganze glich einer Fahrt durch einen botanischen Garten. Mit zunehmender Höhe ändert sich sprunghaft die Vegetation. Man startet im dichten Dschungel bis man oben in der Steppenlandschaft des Paramo rauskommt. Der Busfahrer hatte nun wahrlich keinen Traumjob, er ist die 10h durchgefahren. Angekommen in Cuenca war es zunächst schwierig ein Hotel zu finden, nur Schlafsäale, ausgebucht, oder kein warmes Wasser. Rund um das Zentrum gibt es jedoch einige Hotels in unserer Preisklasse und im riesigen Alli-Tiana-Hotel waren wir dann die einzigen Gäste für 20 USD das Doppelzimmer pro Nacht mit Frühstück. 31.12.04 - Cuenca Die Altstadt von Cuenca ist neuerdings ebenso wie die von Quito, UNESCO-Weltkulturerbe. Das bedeutet, auch hier gibt es viele Gebäude aus der Kolonialzeit zu bewundern. Die Stadt selber ist dabei gar nicht so groß, das Zentrum mit den Seitenstraßen ist schnell erkundet. Blickfang ist die riesige Kathedrale. Sehr sehenswert und gut gemacht ist das Museum Pumapungo. Es gibt einen Überblick über die in Ecuador lebenden Volksstämme. Auf dem Aussengelände sind die Ruinen einer Ansiedlung aus der Vor-Inkazeit zu besichtigen. Als die Spanier hier eintraffen war diese Siedlung bereits lange verlassen und zerstört. Drumherum wurde ein Park angelegt, der ziemlich neu ist, weswegen die Bäume noch ein wenig wachsen müssen. Nachmittags waren wir in einem Eisladen. Eigentlich ein Tabu für unsere durch mitteleuropäische Hygienestandards nicht besonders abgehärteten Mägen. Wir dachten, wir könnten es nun riskieren und Betty wurde prompt bestraft. Sie verbrachte den Rest des Tages über und auf der Kloschüssel. An Silvester pflegen die Leute in Ecuador den Brauch, alles Böse was einem im vergangenen Jahr widerfahren ist, auf eine Strohpuppe zu projezieren und diese um Mitternacht zu verbrennen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Der örtliche Fußballverein "Deportiva Cuenca" muss die letzte Saison ganz besonders schlecht gespielt haben, war er doch öfters Gegenstand solcher Verbrennungsaktionen. 01.01.05 - Guayaquil Und schon wieder Busfahren. Als Abflughafen für Galapagos hatten wir Guayaquil gewählt und da mußten wir erst mal hin. Die Fahrt geht mitten durch den Nationalpark Los Cajas. Was man da aus dem Fenster so alles gesehen hat, wow, wäre durchaus eine Trekkingtour wert! Schöne steile Felswände, hier kann man bestimmt auch klettern. Die Straße führt dann ziemlich abrupt zur Küste runter. An den Anden stauten sich die Wolken, was ein eindrucksvolles Bild ergab, als wir schließlich in die Nebelsuppe eintauchten. In der Küstenzone reiht sich eine Bananenplantage an die nächste. Guayaquil ist die größte Stadt Ecuadors, das Klima ist aber mörderisch. Eigentlich verwunderlich, dass sich ausgerechnet hier die meiste Industrie in Ecuador angesiedelt hat. Wir hatten vorab übers Internet schon ein Zimmer im Tankara-Guesthouse reserviert. Der Busbahnhof liegt etwas ausserhalb, Taxis sind teuer. Angekommen am Guesthouse standen wir vor einer verschlossenen Festung. Ringsum hohe Mauern und Stahlgitter. Dauerte bis sich jemand erbarmte, uns zu öffnen. Die Doppelzimmer kosten hier 40 USD. Für das was geboten wird und im Vergleich zum Rest vom Land, kann man nur sagen, vollkommen überteuert. Aber die Besitzer sind nett und hilfsbereit. Mit dem Reisebüro in Deutschland hatten wir vereinbart, dass unsere Unterlagen für Galapagos zum Tankara-Guesthouse gesendet werden sollten. Die wußten aber von nix und es war auch nix angekommen! Schöne Bescherung. Morgen früh einfach auf gut Glück zum Flughafen fahren? Wir wußten ja nicht mal, wann unser Flieger gehen sollte. So machten wir uns also heute schon erst mal auf dem Weg zum Flughafen, um da mal nachzufragen. Zumindest waren Plätze für uns reserviert, aber bezahlt war noch nix. Eigentlich hatten wir aber schon alles dem deutschen Reisebüro überwiesen, der das Geld hoffentlich weitergeleitet hat. Die Dame am TAME-Schalter meinte, die übliche Vorgehensweise ist, dass am Tag des Abflugs ein Gesandter von der Schiffsagentur zum Flughafen mit all den nötigen Unterlagen kommt. Wenigstens hatten wir nun die Gewissheit, einen Platz im Flieger zu bekommen, auch wenn wir die noch mal bezahlen müßten. Beruhigt war ich deswegen noch nicht, aber es half ja nix und so erkundeten wir noch Guayaquil. Die Stadt hatte bis vor kurzem für Touristen absolut gar nix zu bieten, inzwischen gibt es wenigstens eine Uferpromenade. Die erste Überraschung erlebten wir im Stadtpark vor der Kathedrale, dort wimmelte es von ca. einen Meter langen Iguana-Echsen, die Festlandversion der von Galapagos bekannten Arten. Das örtliche Eichhörnchen hatte es da doch schwer, seinen Baum gegen diese Urviecher zu verteidigen. Die neu angelegte Uferpromenade, der "Malecon", kann man als gelungen bezeichnen. Ebenso restauriert wurde ein Stadtviertel auf einem Hügel, Las Penas. Schaut man jedoch in die Hinterhöfe erkennt man schnell, dass nur die Fassaden neu bemalt wurden. Aber der Blick vom Hügel mit einem Leuchtturm ist ganz nett. |
GPS-Koordinaten eigene Messung - Angaben ohne Gewähr (Datum: WGS 84 Positionsformat: Dezimal) www.sirdar.de |