Aus "Wildnis Küche" von Rainer Höh (Reise Know-How):
"... Wildnisbrot kommt daher überwiegend aus der Pfanne und hat unter dem Namen "Bannock"
beträchtliche Bekanntheit erlangt. Das Grundrezept ist einfach: (Vollkorn-)Mehl, Salz und Backpulver
(ca. 1/2 Teelöffel pro Tasse Mehl) zunächst trocken vermischen und dann mit so viel Wasser
gründlich verkneten, dass man einen weichen Teig erhält, der nicht mehr zu sehr an den Fingern klebt
(ggf. noch etwas Mehl zusetzen). Etwa fingerdicke Fladen formen und in der heißen, leicht gefetteten
Pfanne (oder auch im Fett schwimmend) ausbacken."
Soviel zur Theorie. Also zog ich mit 2 kg Mehl gen Schweden, um den meiner Meinung nach
interessentesten
Teil des Kungsledens, von Absiko bis Kvikkjokk zu machen. Das Backen von Bannock gestaltete sich aber
schwieriger als erwartet
und so gab es täglich verkohlte Brikets zum Mittagessen. An irgendeiner Hütte in der Wildnis gönnte
ich mir schließlich eine Packung Knäckebrot und war glücklich. Fortan bewegte ich mich mit den 1.5 kg
verbleibenden Mehl quasi als Ballast durch die "letzte Wildnis" Europas. Großartig ist die Gegend
da oben im Norden, keine Frage. Wer Einsamkeit sucht, wird hier fündig. Riesige Landschaften,
scheinbar unberührt von Menschenhand. Wenn da nur die Mücken nicht wären ...
Der Kungsleden, wie der Name schon sagt, ein königlicher Pfad. Er führt einmal durch Schweden
von Nord nach Süd, durch die großartige, unberührte Natur des Fjäll, den Skandinavischen
Gebirgsrücken. Als allgemeiner Startpunkt gilt Abisko, bereits deutlich nördlich des Polarkreises.
Gut ausgebaut sind Teilabschnitte im Norden und Süden. Dies ist besonders in den sumpfigen
Gebieten angenehm, über Kilometer wurden Stege verlegt.
Man bewegt sich in der Heimat des samischen Volkes, welche hier vor allem von der Rentierwirtschaft
leben.
Ich hatte mir den Abschnitt von Abisko bis Kvikkjokk ausgesucht, einer Strecke von 180 km. Hier
erreicht das schwedische Fjäll mit dem Kebnekaise die größten Höhen, die Umgebung wirkt
durchwegs alpin. Es ist ein gigantisches Erlebnis, mitten im Fjäll auf einen einsamen Gipfel zu
stehen und ringsum soweit die Sicht reicht, keine Spuren menschlichen Schaffens zu entdecken.
Natur pur!
Schon die Anfahrt von Stockholm nach Abisko mit der Ofotbahn verdeutlicht einen die Dimensionen
dieses Landes.
Stundenlang fährt man durch Wald, nur unterbrochen durch eine Ansiedlung alle hundert Kilometer.
Keine Frage, dies ist Europas letzte Wildnis!
Nun ja, meine Ausrüstung für den Kungsleden.
Seit dieser Tour habe ich eine Menge dazu gelernt. So reichhaltig wäre ich heute in Sachen
Ausrüstung nicht mehr unterwegs. Aber naja, ist eher als Anleitung zu sehen, wie man es nicht macht ...
Hygiene:
First-Aid-Bag, Kulturbeutel, Sonnencreme, Klappbürste (darauf können wohl die meisten verzichten, ich auch), Rasierzeug, Tempo-Taschentücher, Zahnbürste, Zahnpasta, Rasiergel, Lippenschutz, Outdoor-Seife,
Micropur (Wasserdesinfektion), Autan (Unverzichtbar! Ansonsten wird man aufgrund von Blutarmut nicht weit kommen), Canesten (falls sich Pilzkulturen breit machen)
Hier möchte ich ein paar Tipps geben, die dir vielleicht helfen, falls du eine ähnliche Unternehmung
im Fjäll planst. Siehe aber auch bei Buchtipps und Links für weitere Informationen.
Anreise
Hierzu eignet sich ganz besonders die Bahn. Von München gibt es z.B. Direktverbindungen
nach Kopenhagen. Von dort gelangt man neuerdings ganz einfach über die Öresund-Brücke
nach Malmö und weiter nach Stockholm. Mit der Ofot-Bahn (Stockholm-Narvik) geht
es bis nach Abisko. Von München dauert die Fahrt ca. 40 h.
Von der Bahnstation "Abisko Turist" sind es nur wenige Meter bis zu einem deutlich
sichtbaren Portal, den Beginn des nördlichen Kungsleden.
Für Bahnreisen in Skandinavien ist besonders das "ScanRail-Ticket" zu empfehlen.
Dieses ist in allen skandinavischen Ländern gültig. Man kann für eine bestimmte
Anzahl an Tagen in einem größeren Zeitraum beliebig weit mit der Bahn fahren.
Im Jahr 2000 kostete mich das Ticket für 10 Tage Bahnfahren in zwei Monaten 370 DM.
Kungsleden
Der Kungsleden ist eigentlich gut ausgetreten und leicht zu finden. Hin und wieder zeigen
Schilder den rechten Weg. Daneben führt gleich daneben der Winterweg durch die Wildnis, dieser
ist durchgehend mit Stangen markiert.
Es gibt alle paar Kilometer Hütten, so dass der Kungsleden auch als reine Hüttentour
unternommen werden kann. Proviant zum Kaufen gibt es an jeder zweiten Hütte. Wasser kann man
bedenkenlos aus den zahlreichen Flüssen und Bächen entnehmen.
Mit Karte und Kompaß kann man entlang des Kungsledens jederzeit lohnende, aber weglose Abstecher
in die scheinbar unendliche Fjällwildnis unternehmen.
Es gilt einige Seen zu queren. Das Übersetzen per Ruderboot funktioniert nach folgendem Prinzip,
man paddelt ans andere Ufer, nimmt dort ein Boot wieder mit zurück und rudert dann noch mal
ans gegenüberliegende Ufer.
Naturschutz
Man bewegt sich in sehr sensibler Natur. Was einmal niedergetreten ist, braucht aufgrund
der kurzen Wachstumsperioden und dem rauen Klima Jahre, um sich wieder zu erholen.
Wildes Zelten ist bei Einhaltung einiger Regeln erlaubt. Das "Jedermannsrecht" ist aber nur
eingeschränkt gültig. Zum Aufbau des Zeltes sollten bereits vorhandene Plätze oder kahle
Flächen, wie z.B. Flußufer benützt werden, um die Vegetation nicht zu
schädigen. Offenes
Feuer darf nur an ausgewiesenen Rastplätzen mit den dafür vorgesehenen Brennholz gemacht werden.
Man hackt soviel Holz, wie man benötigt. Das jeglicher Müll wieder mitgenommen wird, versteht
sich von selbst. Fäkalien werden vergraben, im Fjäll verrotten manche Dinge nur sehr langsam.
Der Kungsleden führt durch einige Naturparks und ~reservate. Hier gelten besonders strenge
Regeln im Umgang mit der Natur. Darüber informiere man sich z.B. am Eingang des Kungsledens in
Abisko, bei der Infostelle.
Alle Rentiere, die man hier zu Gesicht bekommt, sind keinesfalls wilde Tiere, sondern gehören
den hier einheimischen Samen. Schreckt man eine Herde auf und verstreuen sich die Tiere in alle
Himmelsrichtungen, bedeutet das wochenlang schwere Arbeit für den Besitzer, um die Tiere wieder
zusammen zu treiben!
Busse, Verbindung nach Kvikkjokk
Man könnte meinen, man ist in der absoluten Wildnis unterwegs, dennoch ist die Infrastruktur
erstaunlich gut. Zwischendurch ist der Kungsleden bei Vakkotavare unterbrochen. Per Autobus
gelangt man zum Fährableger bei Kebnats. Hier kann man auch weiter bis nach Gällivare fahren, welches
an der Ofotbahn liegt.
Von Kvikkjokk fahren Busse über Jokkmokk nach Gällivare. Dort hat es auch eine Jugendherberge.
Nicht versäumen, das sehr gute Same-Museum in Jokkmokk!
Karten
Fjällkarten 1:100000, zu beziehen z.B. bei Geobuch am Viktualienmarkt in München:
BD6: Abisko - Kebnekaise - Narvik
BD8: Kebnekaise - Saltoluokta
BD10: Sareks nationalpark
Verbindungen in Norwegen
Die Ofotbahn fährt bis Narvik. Von dort zur Weiterreise hervorragende Verbindungen
mit Bussen und Fähren.
21.07.00 Auf nach Schweden
Nun geht sie also los, meine lang geplante Traumreise. Vor drei Jahren hatte ich zum ersten Mal
die Idee, den Kungsleden zu machen und den Kebnekaise zu besteigen. Der Rucksack ist schwer wie
Hölle, 32 kg um genau zu sein. Erste Station ist morgen Kopenhagen, per Nachtzug ab München.
22.07.00 Weiter gen Norden
Okay, wieder mal in Dänemark, merkt man am Nebel und der flachen Landschaft. Die Nacht im Zug
war grausam. Ein stetiger Durchgangsverkehr verhinderte jeden Anflug von Schlaf. Die Fahrt nach
Kopenhagen ist an sich sehr spannend, per Brücke oder Tunnel gelangt man von einer Insel zur nächsten.
Von Kopenhagen ging es über die brandneue Öresund-Brücke nach Malmö. Diese ist gigantisch! Ewig
lang, und verdammt hoch über dem Meer.
Von Malmö weiter bis Stockholm, dort in den Zug nach Narvik. Ab Stockholm merkt man eindeutig, es
geht in die Wildnis! Die allgemeine Rucksackdichte in den Abteils nimmt doch dramatisch zu. Mein
Ziel heißt Abisko, der Ausgangsort für den Kungsleden. Der Zug ist fest in der Hand der schwedischen
Firma Fjäll Räven. Überall klebt Werbung und sogar das Personal läuft in einheitlichem
Outdoor-Equipment rum. Deren Uniform sozusagen. Wäre doch ein prima Idee, deutsche Schaffner
demnächst mit Adidas-Klamotten auszustatten!
23.07.00 Ankunft in Abisko
Es ist jetzt 5:15 Uhr, ich bin hellwach, an Schlafen ist nicht zu denken bei dem Durchgangsverkehr
im Zug. Die Gegend wird immer rauher, aber bisher gab es nur Wald zu sehen. Dann überqueren wir mit
lautem Gebimmel der Lok den Polarkreis. Ein Schild und ein paar Steine am Wegesrand weisen darauf
hin. Bis zum Nordpol sind es jetzt noch 2650km. Auch nicht mehr sooo weit.
Kaum angekommen in Abisko, erkundigte ich als erstens den wenig interessanten Ort. Es gab auch eine
alte Waage, nach der mein Rucksack 35kg wiegen würde. Die Leute, die mir halfen das Ding an die
Waage zu hängen, wurden ganz weiß um die Nasenspitze. Allerdings traue ich dieser Angabe mal nicht
so. Umkehrschluß wäre, dass ich mit 35kg mich bestimmt nicht in die Wildnis begebe, also muß der
Rucksack leichter sein. So ging es los mit meiner ersten bescheidenen Tagesetappe über 4km bis zum
Rastplatz "Nissunjokta". Die Mücken sind hier äußerst penetrant und auch sehr aggressiv. Jede Chance
auf nackte Haut wird genutzt und wenn vorher schon fünf Artgenossen ins selbe Loch gestochen haben,
egal. Auch die Sonne ist zum Abendessen noch rausgekommen.
Leider scheiterten sämtliche Versuche meinerseits, ein Lagerfeuer zu zaubern, am nassen Holz. Das
Abendessen selber geriet zur Katastrophe, da ich mehr damit beschäftigt war Mücken zu erledigen, als
mich dem Kochen zu widmen.
24.07.00 1. Tagesetappe
Heute also der erste richtige Wandertag. Das Wetter ist in Ordnung, es regnet vor allem nicht.
Morgens nerven als erstes mal wieder die Mücken. Irgendwann muß man ja sein Hinterteil ins Gebüsch
halten, da sind die Viecher echt lästig.
Der Weg selber ging zuerst an einem Fluß (Abiskojakka) entlang, weiter vorbei an einem See. Der Rucksack scheint
Tonnen zu wiegen und ich komme deswegen ziemlich langsam voran. Das Gewicht sollte aber von Tag zu
Tag weniger werden. Erste Station, Abiskojaurestugorna. 11 km waren es bis hierher. Pilze gibt es
hier, Rotkäppchen, bei uns im Woid wären das alles Jahrhundertfunde.
Ab jetzt wurde es ziemlich steil bis zur Kieronstugan hoch. Nach 13 km dann der ideale Campingplatz.
Leider dachte ich noch nicht an campen, was ich noch bereuen sollte, weil die nächsten Kilometer
einfach kein Campground mit Wasseranschluß zu finden war. Und so lief ich dahin, vorbei an der
ersten Lappensiedlung, die direkt in den Sümpfen gebaut war. Die Mückenplage war ohne gleichen.
Ein Rentiergehege, leider leer, schließlich doch noch eine Möglichkeit, um das Zelt aufzubauen. Sehr
exponiert zwar, aber annehmbar. Besonders bei der Aussicht, zwei Seen und ein Gletscher.
Hygiene mußte sein, Haare waschen, ziemlich frisch die Quelle. Harte Männer halten das aus, nur
gut, dass die Gegend hier so einsam ist und keiner mein Zähne klappern hören konnte. Zum Essen gab
es das Gleiche wie gestern, Nudeln, zwecks Gewichtsverringerung. Bannoks machen ist nervig!
Insgesamt waren das heute 20km, bis Kvikkjokk fehlen noch 156km.
25.07.00 Alesjaure
Klarer Himmel beim Aufstehen, super Ausblick, aber auch saukalt und dazu ein mittlerer Sturm. Der
Weg gestaltete sich heute beschwerlich ohne Ende, der Rucksack wog schwer und die erste Blase gibt
es auch zu vermelden, am kleinen rechten Zeh. Es ging den ganzen Alesjaure hoch, einen langgestreckten
See, bis zur gleichnamigen Hütte. Super Aussichten, dazu ein Schneehuhn samt Familie, Rentiere, eine
Sameviste und die Alesjaure-Hütte. Dort die Gewissheit, eine Waage, der Rucksack wiegt 32kg und das
nach dem zweiten Tag auf Wanderschaft! Optimale Fehlplanung fällt mir dazu nur ein, viel zu viel
Fressalien eingepackt. Müsliriegel, Erdnußbutter, Pesto ..., wie soll da der Rucksack leichter werden?
Der konditionelle Einbruch kam auch recht schnell nach der Hütte. Ist zwar ein göttlicher Campingplatz,
aber ein bißchen weiter wäre ich schon gerne gekommen.
Tagesleistung: 14km. Kvikkjokk 142km. Bannok ist scheiße!
26.07.00 Tjäktjapaß
Und wieder strahlender Sonnenschein, was für ein Glück. Entsprechend schneidig stürmte ich auch los
bis zur Brücke am Bossusfluß. Dort sollte eigenlich ein Gletscher zu sehen sein, dem war aber nicht
so. Stattdessen ein brütendes Vogelpäarchen, welches sein Gelege verteidigte. Einer flog davon, der
andere mimte den sterbenden Schwan, stellte sich flügellahm und versuchte mich in die Gegenrichtung
zum Nest abzulenken.
Als nächstes eine harte Nuß, der Tjäktjapaß, mit ca. 1200m der höchste Punkt am gesamten Kungsleden.
Ging so einigermaßen. Der Rucksack zog natürlich wieder heftigst nach unten. Aber man sieht hier auch
Typen, die 120l Säcke durch die Gegend tragen und dementsprechend verbissen dreinschauen. Am höchsten
Punkt des Passes angekommen, war die Aussicht so überwältigend, dass ich beschloss, an Ort und Stelle
mein Zelt aufzubauen. Hier hat es auch eine kleine Hütte und daneben ein Hügel (1320m hoch), den ich
bestieg und ihn einfach Tjäktja-Viewpoint taufte. Die Aussicht nach Süden, der Wahnsinn!
Morgen besteig ich vielleicht den Sälka, mal schauen wie das Wetter so ist. Drei Tage Sonnenschein
brauch ich noch und gute Kondition, um den Kebnekaise anzugehen.
Tagesleistung: 15km, Kvikkjokk: 127km.
27.07.00 Sälka 2
Ein ganz schön anstrengender Tag, aber der Reihe nach. Morgens die selbe Prozedur wie immer,
Frühstück, Zelt abbauen, Rucksack packen, über das Gewicht des Rucksacks fluchen. Das Wetter war
auch wieder super. Zu meiner Überraschung haben sich über Nacht noch jede Menge andere Zelten zu
meinem gesellt.
Ins Tal runter ging es ziemlich schnell. So um 13 Uhr war ich bei der Sälkastugorna. Leider war kein
Offizieller von der Hütte aufzutreiben und so konnte ich meine Vorräte nicht um ein Stück Brot
ergänzen, ich hab die Bannock-Bastlerei aufgegeben. Nun den, der Sälka stand auf dem Programm. Ich
latsche also bis zum "Einstieg", bau dort mein Zelt auf und los gehts. Zuerst galt es allerdings
einen Fluß zu durchwaten, eine eiskalte Erfahrung! Ich hatte mir eine Route anhand der Karte
ausgesucht, die durch zwei Gletscher gehen sollte. Leider lag aber Schnee auf meinem Anstieg und ich
konnte nicht unterscheiden, wo Schnee war und wo der Gletscher losging. Zudem hing eine
riesige Wächte über meinen Weg. Also mußte ein Ausweichziel her, was auch schnell gefunden war. Ich
nenne den Berg jetzt einfach mal Sälka zwo. Ist 1506m hoch, sieht aber mit seiner Eiskappe und den
Schneewächten richtig wild aus, wie ein 3000er in den heimischen Alpen. Der Aufstieg gestaltete sich
aber easy. Über einen Grat ging es direkt zum Gipfel. Mächtig erschrocken bin ich, als plötzlich ein
Rentier auf dem Gipfel rumgeisterte. Dieses sollte dann noch den ganzen Abstieg seine Kreise um mich
drehen. Das Geweih sah schon ehrfurchtgebietend aus!
Die Aussicht, unbeschreiblich! Ein riesige Landschaft um mich rum. Nur die Sälkahütte war als
Zeugnis menschlichen Daseins auszumachen, ansonsten nur Wildnis. Sogar die Spitze des Kebnekaise
konnte man erblicken. Breit vor mir der Sälka. Ein eindrucksvoller Berg mit Eiswänden und Gletschern.
Von meinem Standpunkt wäre es ein leichtes gewesen durch einen Sattel auf den Gipfel zu gehen, oder
gar eine Überschreitung zu machen. Angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit (ca. 20 Uhr, immer noch
taghell) zog ich es jedoch vor, mich in mein Zelt zu verkriechen.
Tagesleistung: 21km, Kvikkjokk: 119km
28.07.00 Weiter zum Kebnekaise
Aua, meine Füße! Mit Ausschlafen wars leider nix, da die Sonne das Zelt dermaßen aufheizte, dass ich
um sieben schon wieder wach war. Die Helligkeit stört eigentlich weniger, da es hier sowieso keine
dunkle Stunde gibt. Gut, dann erst mal Körperpflege und wieder zurück zur Sälka-Fjällstation, um
mir Knäckebrot zu kaufen. Hurra, die Bannock-Backerei hat ein Ende! Übrigens ich schleppe hier 2kg
Mehl durch die Gegend, ich kann es kaum glauben. Wo ich schon mal da war, habe ich mich ein bißchen
mit der "Hüttenchefin" unterhalten. Sie kommt aus einem Dorf 20km nördlich des Polarkreises an der
Grenze zu Finnland und macht diesen Job jeden Sommer vier Wochen lang. Laut ihrer Aussage hat gestern
ein Typ den Weg über den Sälka genommen, den ich mir nicht zugetraut habe, Damn!
Weiter ging es. Vorbei an einem Seitental mit wunderbarer Aussicht auf den Sälka samt Gletscher.
Hier wäre wohl die bessere Aufstiegsroute gewesen. Fast hätte ich einen zweiten Versuch gestartet,
aber die Anziehungskraft des Kebnekaise war doch zu groß. Der Rest des Weges eine Tortur. Schön
langsam machen sich die letzten Tage bemerkbar und ich spüre Stellen an den Füßen, die mir bisher
noch nie weh taten. Sei es drum, morgen geht es zur "Erholung" mit leichtem Gepäck auf den Kebnekaise,
den man heute auch vom Tal aus sehen konnte. Mein Zelt baute ich am Eingang des Tals auf, welches
ich mir für die Besteigung des Keb ausgesucht habe.
Tagesleistung: 9 km, Kvikkjokk: 111km.
29.07.00 Kebnekaise
Heute also der Kebnekaise, mit 2111m höchster Berg Schwedens, der Grund warum ich hier bin. Das
Wetter war wieder super, muß ich das eigentlich noch schreiben? Der Aufstieg gestaltete sich als
äußerst anstrengend, eine Schutthalde von oben bis unten. Nirgends so was wie blanker Fels. Die
Aussicht natürlich hervorragend. Die letzten 50 Meter eine Eispyramide und mit Abstand das
interessanteste an diesem Berg. Teilweise war Blankeis, endlich ein Grund, um meine Steigeisen, die
ich nur für diese letzten 50m durch die Gegend schleppe, aufzuziehen. Ich war dennoch zu faul, was
sich beim Abstieg rächen sollte, da ich ausrutsche und mir böse Abschürfungen zuzog.
Der Gipfel ist eigentlich mehr der höchste
Punkt eines messerscharfen Grates zur Nordspitze, den ich mir aber nicht zutraute. An jeder Flanke
hängen mächtige Gletscher. Ein Eldorado für schwedische Eisgeher!
Für den Abstieg wählte ich den Westgrat. Allerdings gab es auch hier nur Schutt und ein paar
Schneefelder, man hatte allerdings einen super Blick auf die Zunge des Rabotsgletschers. Besonders
leid tun mir die Leute, die den Normalweg von der Kebnekaise-Fjällstation machen. Die gehen eigentlich
auf zwei Berge, da der Weg eine gewaltige Gegensteigung aufweist.
Jetzt liege ich ziemlich kaputt in meinem Zelt und kann mich kaum bewegen. Mal schauen, ob ich
morgen auch nur einen Kilometer schaffe.
Tagesleistung: 1200 Höhenmeter, 16.5 km, Kvikkjokk: 111 km.
30.07.00 Der Tag danach
Eigentlich ein ziemlich ereignisloser Tag heute. Schön langsam wird alles zur Routine. Na gut,
ich habe einen Baum gesichtet, den ersten seit 40 km und in ca. 1 km Entfernung von meinem Zeltplatz
scheint gar ein ganzer Wald zu stehen. Natürlich spüre ich die Nachwirkungen von gestern, die Füsse
tun erbärmlich weh, weswegen meine Tagesleistung auch unter aller Sau ist. Das Wetter, vormittags
brütend heiß, zum Abend hin hat es sich zugezogen. Jetzt fegt ein mittlerer Sturm über das Fjäll.
Zeltbelastungsprobe wieder mal. Ansonsten bin ich nun aus dem großartigen Tal rausgewandert, welches
ich vom Tjäktja-Paß so schön überblicken konnte. Es war übersät mit Moränen, die das Vorankommen
doch erheblich erschwerten.
Tagesleistung: 10 km, Kvikkjokk: 102 km.
31.07.00 Teusajaure
Heute also zum ersten Mal Sauwetter und was für eines. Gleich morgens gab es Regen. Bis zum
Kaitumtal blieb es dann trocken. Auf dem folgenden Paß ins nächste Tal schiffte es ohne Ende, dazu
ein strammer Wind und ich fror ziemlich. Was für ein Kontrastprogramm zu den Tagen vorher, aber
genau so habe ich mir das Fjäll eigentlich vorgestellt. Bei der Teusajaurehütte endlich die erste
Bootsüberfahrt. Das funktioniert nach folgenden System, man paddelt zum anderen Ufer, nimmt ein
Boot mit zurück, um dann ein drittes Mal die Strecke anzugehen. Zum Glück hatte ein Engländer
und ein Schwede schon die ganze Arbeit für mich getan und nahmen mich mit. Die beiden sind seit
einem Monat unterwegs (!) und in Norwegen gestartet.
Es folgte der nächste Paß bis Vakkotavare. Bergauf hätten mich so kleine fiese Fliegen fast gefressen.
Dagegen sind die Mücken echt harmlos. Ich kam bis zu einer Brücke auf ca. 850m, knapp unter der
Wolkendecke. Wird bestimmt eine feuchtkalte Nacht. Dafür gibt es morgen einen Hauch von Zivilisation.
Tagesleistung 18km (1km Boot), Kvikkjokk: 84 km.
01.08.00 Vakkotavare
Heute nacht hat es geregnet. Morgens war es aber wieder trocken. Ich stand knapp unter der
Wolkendecke und alles war ziemlich feucht. Die Wanderung über die Hochebene Richtung
Vakkotavare
gestaltete sich traumhaft schön! Kurz konnte man bereits einen Gletscherberg im vor mir liegenden
Sarek erkennen. Der Wahnsinn, schon wieder ein Berg auf meiner Liste! Kurz vor
Vakkotavare gab es
einen Steinschlag, ein Kubikmeter Fels ging ab ins Tal, jeder Aufschlag ein Kanonendonner. In
Vakkotavare erreicht man die Zivilisation. Der Kungsleden ist hier unterbrochen. Man muß mit dem
Bus nach Kebnats fahren, von hier überquert eine Fähre den Suorvajaure-Stausee nach Saltoluokta.
Doch zunächst muß ich 3h warten, bis der Bus kommt. Ich habe mich am Stausee breitgemacht,
genieße die Ruhe und die Zeit vergeht wie im Fluge. Die Straße war an einer Stelle stark ramponiert,
da ein Felsblock in der Größe eines Hauses niedergegangen war.
Saltoluokta ist eine Gebirgsstation des STF, das schwedische Pendant zum DAV. Der absolute Luxus.
Die Leute sind übertrieben höflich, man wird per Handschlag begrüßt und zum Essen wird geläutet.
Eigentlich bin ich genau davor geflüchtet, aber eine Dusche ist ab und zu wirklich nicht schlecht.
Essen kaufen war auch nötig: Knäckebrot und drei Fertiggerichte.
Tagesleistung: 8km, Kvikkjokk: 76 km.
02.08.00 Mückenplage
Heute war eine Monsteretappe von Saltoluokta bis mindestens Sitojaurestugorna angesagt. Zunächst
führte der Weg wieder ziemlich den Berg hoch, bis über die Waldgrenze. Die Landschaft ist allerdings
nicht mehr ganz so spektakulär, wie in den letzten Tagen. Wetter war anfangs schlecht, wurde zum
Abend hin aber immer besser. Heute leistete ich mir den ersten richtigen Verhauer und mußte mir per
Kompaß den richtigen Pfad wieder suchen. Dürfte aber nicht allzu viel Umweg gewesen sein. Ansonsten
war nicht viel los, außer ein Ami am Wegesrand, der nach einem Guide durch den Sarek suchte. Man
merkt auch, daß hier auf diesen Wegabschnitt wesentlich mehr los ist, als die Tage zuvor.
Schließlich erreichte ich eine Samensiedlung, wo es per Motorboot über einen See
(Sitojaure) ging. Am anderen
Ufer bei einen hölzernen Unterstand baute ich mein Zelt auf. Gleich nebenan lagert ein Same, der
die Leute mit seinem Motorboot hin- und herkutschiert. Die Gegend hier ist mit Abstand am meisten
mit Mücken verseucht. Jedes Mal wenn ich das Zelt aufmache, kommt eine ganze Kompanie von den
Viechern rein und ich bin eine halbe Stunde mit Killen beschäftigt. Gott sei Dank ist nebenan ein
Plumpsko mit Tür. Ansonsten würde ich beim Scheißen an zu großem Blutverlust sterben. Bemerkenswert
viel Deutsche sind unterwegs und alle wollen in den Sarek. Nebenan ist auch eine Horde eingetroffen.
Tagesleistung: 23 km (3 km Boot), Kvikkjokk: 53 km.
03.08.00 Skierffe
Der Tag fing heute mit einem steilen Bergrücken an, Wahnsinn. Bald kam ein See in Sicht und
schließlich die Berge des Sarek, samt Sarek-Portal, den Skierffe und natürlich das Rappadalen-Delta.
Da konnte ich nicht widerstehen und bestieg in einer 4-stündigen Aktion den Skierffe mit 1179m.
Von da oben hatte man eine Aussicht, unbeschreiblich. Der Rappadalen lag einem zu Füßen und man
konnte die wirklich prachtvollen Gletscherberge des Sarek begutachten. Auch der Bootsanleger, an
dem die Sarek-Aspiranten "ausgesetzt" werden, um die "letzte Wildnis Europas" zu erkunden, war gut
zu sehen.
Als ich wieder zurück am Kungsleden war, fühlte ich mich nicht mehr so fit, doch es waren noch die
2 km zum nächsten Bootsanleger zu bewältigen. Dort angekommen lud sich erst mal ein Regenschauer
aus, mit dem wirklich nicht zu rechnen war bei bestem Wetter. Am anderen Ufer fand sich eine
idyllische Bucht mit einem tollen Zeltplatz. Rundherum wimmelte es von Pilzen, so verarbeitete ich
drei Rotkäppchen. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee war. Vielleicht
ist ja die schwedische Ausgabe des Rotkäppchens giftig? Tschernobyl? Nun den, wir werden sehen ...
Tagesleistung: 23 km (3 km Boot), Kvikkjokk: 40 km.
04.08.00 Fußlahm
Heute also der vorletzte Tag am Kungsleden. Morgens hing der Nebel in den Tälern. Ich bestieg den
letzten Paß dieser Tour und hatte einen einmaligen Ausblick auf die umliegenden Seen. Bald danach
geht es wieder runter ins Tal und damit in eine Wildnis namens Wald. Irgendwann täuschte ein
Gewitter mal kurz an und ich mußte aufgrund akuter Fußlahmheit schleunigst einen Lagerplatz suchen.
Dieser fand sich an einer Brücke tief im Wald. Endlich ist es mir mal gelungen, ein amtliches
Lagerfeuer zu entfachen. Raucht wie die Sau, vertreibt damit aber auch alle Mücken.
Tagesleistung: 17 km, Kvikkjokk: 23 km.
05.08.00 Kvikkjokk
Letzte Etappe, juche! Ich bin schon froh, dass ich den Trek hinter mir habe. Heute morgen hat es
gleich mal kräftig geregnet und das sollte so weiter gehen bis zum Nachmittag. Der Weg nach
Kvikkjokk war eher weniger aufregend, nur Wald und ein übler steiniger Weg. Zumindest kam kurz vor
meinem Ziel doch noch die Sonne raus. Dort in Kvikkjokk begab ich mich sofort zur Gebirgsstation des
STF, eine Art Jugendherberge. Der DHJ-Ausweiß ist gültig. Und endlich Duschen, Waschmaschine ...
Hygiene halt, Zivilisation.
Jetzt sitz ich hier im Speisesaal, genieße eine Aussicht, die mit Worten nicht zu beschreiben ist und
habe, und das ist etwas auf was ich mich richtig gefreut habe, ein Bier in der Hand. Nordland
Guld 3.5%. Nachher werde ich mir noch Kvikkjokk ansehen.
Tagesleistung: 19 km, Kvikkjokk: bin da! Hab mich nur um 4 km verrechnet, stolze Leistung!
06.08.00 Jokkmokk
Heute Weiterreise mit dem Bus nach Jokkmokk. Dabei habe ich den Engländer wieder getroffen, der
mich über den See bei Vaktovare gerudert hat. Mein Plan war, in Jokkmokk zu übernachten. Also
schaute ich mir zuerst das Samenmuseum an. Sehr gut gemacht, leider hatte ich nicht den Nerv, mir
alles anzusehen. Also nahm ich den Bus weiter nach Gällivare. Hier bin ich in der STF-Station
gelandet. Ist ziemlich heruntergekommen. Die Belegschaft bunt gemischt, Australien, USA, Schweiz,
Schweden, England, Deutschland, sehr witzig. Die Unterhaltung besonders mit den beiden älteren
Herren aus Australien und NY gestaltete sich lustig. Reisegeschichten, Probleme in der Heimat ...
Tagesleistung: nix!
07.08.00 Narvik
Zuerst ging es von Gällivare nach Narvik. Ein ziemlich erhebendes Gefühl, als der Zug wieder durch
Abisko, meinen Ausgangspunkt, fuhr. Das war dasselbe wie vor zwei Wochen, schön. Weiter Richtung
Norwegen wurde die Bahnfahrt richtig spannend. Man hat die Gleise förmlich an die steilsten Felsen
geklebt. Ein toller Ausblick. Narvik finde ich total überraschend. Nicht ein kleines Dorf am Ende
der Welt, sondern eine richtig schöne Stadt mit allem was dazu gehört. Und vor allem, die Umgebung,
das Meer, ein Gletscherberg im Westen, ein Aussichtsberg direkt in der Stadt und Kletterzinken hat
es auch jede Menge. Ich weilte wieder in der Jugendherberge, die richtig nobel eingerichtet war.
Nun stellte sich die Frage, Museum oder Aussichtsberg. Ganz klar, Aussichtsberg! So ging es bergauf
mit einem Doppelmayr-Lift auf 670m. Da der Berg ruft, ging ich gleich weiter, bis ich auf einem
Gipfel mit 1272m landete, dem Fagernestoppen. Was für eine Aussicht! Ringsum Fjorde, kleine
Gletscher und vogelwilde Berge, dazwischen Narvik. Da blieb mir mal wieder die Luft weg vor Staunen.
Besonders beim Abstieg, man meint direkt ins Meer abzusteigen.
08.08.00 Lofoten
Nachtrag zu gestern, ich machte mir ein Rentiersteak. Fleisch von der Kuh ist mir aber dann doch
lieber, ist billiger, schmeckt besser. Heute ging es per Bus auf die Lofoten. Wobei mich alle
zweimal fragten, ob ich das auch wirklich will, da die Fähre von Narvik doch viel schneller ist, usw.
Nun ich wollte etwas von der Landschaft sehen. Die Fahrt dauerte 8h, das Wetter war aber leider nicht
so gut. Als erstes konnte ich meinen Gipfel von gestern aus der Ferne begutachten. A gscheids Bergerl!
Die Landschaft wurde immer dramatischer, schroffe, wirklich schroffe Berge! Während einer Wartezeit
in Sortland traf ich die Deutsche wieder, die ich Gällivare kennengelernt hatte. Mit der Fähre
ging es von den Ofoten auf die Lofoten. Zu sehen gab es wilde und verdammt steile Berge, da geht
kein Wanderweg hinauf, so viel ist sicher. Dazwischen Fjorde, reißende Bäche und im unteren Bereich
ein dschungelartiges Dickicht. Wahnsinn, Wahnsinn ...
Ich kam schließlich in Svolvaer an, hier mußte ich erst mal 3 km zu einem Campingplatz laufen. Der
ist aber sehr schön, vernünftig ausgestattet und billig! Nur so nebenbei in Andenes an der Nordspitze
der Ofoten könnte man eine Wal-Safari mitmachen. Mit Garantie auch einen zu sehen, zu bestimmten
Jahreszeiten auch Schwertwale.
09.08.00 Unterwegs mit dem Fahrrad
Gleich morgens lieh ich mir für 150 NKr ein Fahrrad und das obwohl das Wetter denkbar bescheiden
war. Erstes Ziel war Kabelvag. Dort gibt es ein Aquarium, welches ziemlich klein aber interessant
ist. Für 180 NKr kam ich noch zu einer Rundfahrt mit einem Pseudo-U-Boot, der Nautilus. Man sitzt
im Kiel, der Schaufenster hat. Besonders nach dem Besuch im Aquarium ein komisches Gefühl, denn nun
waren die Rollen vertauscht, wir wurden von den Fischen angeklotzt. Das neben dem Aquarium liegende
Lofoten-Museum verdient diesen Namen nicht, da ist so ziemlich gar nix interessantes geboten.
Weiter ging es mit dem Fahrrad Richtung Henningsvaer. Ein Fischerdorf auf einer vorgelagerten Insel,
durch eine Brücke mit der Hauptinsel verbunden. Was mich erwartete war ein
Orkan ohne Gleichen. Es goß aus Kübeln. Von der Brücke nach Henningsvaer hätte es mich beinahe
runtergeblasen. Aufgrund der Wetterlage konnte man auch heute relativ wenig von der Bergwelt
erkennen. Jetzt am Abend hat es sich so richtig eingeregnet. Wird bestimmt kein Spaß, wenn ich
morgen das Zelt abbaue.
10.08.00 Nach Süden
Natürlich gab es heute morgen ein Sauwetter ohne Ende, also mußte ich mein Zelt im Regen einpacken.
Bis München wird das wohl nicht mehr trocken. Auf der Überfahrt von Svolvaer nach Bodo war hoher
Seegang garantiert und dank dem Wetter sah man wieder nicht allzu viel. In Bodo stieg ich aus dem
Boot, ging in eine zufällige Richtung und erwischte den Zug nach Trondheim gerade pünktlich zur
Abfahrt. Glück gehabt! Die Fahrt war leider nicht so spannend, bis auf den Teil von Verdal-Trondheim.
Diese Strecke bin ich vor zwei Jahren schon mal mit dem Fahrrad gefahren. War ziemlich interessant,
an was für Sachen ich mich plötzlich wieder erinnern konnte. Besonders die Streckenabschnitte, wo
es bergauf ging sind besonders haften geblieben.
In Trondheim ging es gleich weiter in den Zug nach Oslo. Leider war kein Liegeplatz mehr frei. Jetzt
sitze ich im normalen Zugabteil. Fünf Italiener, zwei Franzosen, zwei Hunde. Oh mein Gott, die Sache
mit dem Schlafen kann ich wohl vergessen!
11.08.00 Oslo
In Oslo hat es natürlich geregnet. Ich hatte mir hier nur ein Ziel vorgenommen, das Fram-Museum.
Letztes Mal als ich hier war, hatte ich keine Ahnung, was das sein soll. Dieses Mal war ich bestens
vorbereitet, was besonders das Fram-Museum um einiges interessanter macht, wenn man die dazugehörigen
Geschichten von Amundsen und Nansen kennt. Es war ein erhebendes Gefühl, auf den gleichen Planken
zu gehen, wie die großen Polarforscher.
Von Oslo fuhr ich gleich noch weiter nach Göteborg. Hier wollte ich eigentlich in der Jugendherberge
bleiben. Mir war aber zu viel Trubel in der Stadt und so ging es weiter nach Malmö. Wo ich
feststellen mußte, dass hier noch mehr los ist, da das Malmö-Festival an diesem Tag seinen
Höhepunkt erreichen sollte. Die ganze Stadt war auf den Beinen. Ich auch, ich wollte nämlich zur
Jugendherberge, die aber verdammt weit außerhalb des Zentrums lag. Als ich endlich ankam, war die
Bude natürlich dicht. Also fuhr ich mit dem Bus zum Campingplatz. Pünktlich um Mitternacht kochte
ich dann mein Abendmenu. Toll ist, dass man vom Campingplatz beste Sicht auf die Öresund-Brücke hat.
12.08.00 Kopenhagen
Morgens schaute ich noch mal zum Anfang der Öresund-Brücke, sehr beeindruckend. Kopenhagen war auch
zu sehen und eine Stunde später war ich schon dort. Die Stadt brummte. Touristen bis zum geht-nicht-
mehr. Ich schaute mir als erstes die Fußgängerzone an. Die Straßenkünstler waren teilweise echt
gut. Natürlich besichtige ich auch das Wahrzeichen der Stadt, die kleine Meerjungfrau, zusammen mit
1000 anderen versteht sich.
Am Bahnhof traf ich Ann-Sophie wieder, die ich in Gällivare kennengelernt und schon auf den Lofoten
noch mal getroffen hatte. Witzig, die Welt ist klein! Mit dem Nachtzug geht es zurück nach München
und ich hab mal wieder keinen Liegeplatz ...
Im Rahmen meiner Kungsleden-Wanderung im Juli 2000 von Abisko bis Kvikkjokk habe
ich auch ein paar Bergerl gemacht. Der
Erste war eigentlich kein richtiger eigenständiger Berg, sondern mehr eine
Kanzel vor einem größeren. Aber bei dem Anmarschweg und der Aussicht kommt er
in die Wertung. Namen hat er keinen, ich nenne ihn deshalb Tjäktja-Viewpoint.
Liegen tut er am Tjäktjapaß, mit ca. 1100 m die höchste Stelle am gesamten
Kungsleden. Bei der Hütte auf der Paßhöhe habe ich mein Zelt aufgeschlagen und in
einer abendlichen Aktion noch die 200 m bis zum nächsten höchsten Punkt
erklommen. Was für eine Aussicht! Der ganze weitere Wanderweg für die nächsten
Tage, sprich das Tjäktja-Tal lag zu meinen Füßen und das bei bestem Wetter. Die
Sicht war grenzenlos! Siehe auch 26.07.00.
Tour
27
1506 m
Sälka II
Abisko / Schweden
Trekking
M
27.07.00
Auch den Namen von diesen Berg konnte ich nicht herausfinden. Er ist von der Sälka-Hütte ganz gut
zu erreichen. Geplant war eigentlich der Sälka. Mit 1806 m und zwei Gletschern
ein richtig zünftiges Bergerl. Ich hatte mir auf der Karte einen Weg
ausgesucht, der zwischen den zwei Gletschern hochging. Also brachte ich mein
Zelt in Stellung und legte los. Am Fuße des ersten Gletschers mußte ich dann
feststellen, daß ein Schneefeld meinen Aufstiegsweg bedeckte und ich nicht sehen
konnte, wo der Gletscher anfängt, zudem hing eine riesige Schneewächte über
meinen Aufstiegsweg. Also mußte ein Alternativziel her, das war aber schnell
gefunden. Die ganze Zeit beim Aufstieg und vom Tal aus hatte man eine
Riesenwand vor Augen, allein nicht zu durchsteigen. Jedoch war der dazugehörige
Gipfel relativ leicht über den Nord-Ost-Grat zu erreichen, der eine regelrechte
Rampe zum Gipfel bildet. Der Aufstieg ging über Schnee- und Geröllfelder. Am
Gipfel tauchte plötzlich ein Rentier auf, daß sich aber schnell verzog. Beim
Abstieg kam ich mal bis auf 30 m ran. Oben angekommen eine Aussicht, pah! Der
Sälka und zum erstenmal auch der Kebnekaise waren zu sehen, dazu die
grenzenlose Wildnis Nordskandinaviens. Der Sälka zwo macht von oben gesehen
eher einen friedlichen Eindruck, die Ostwand hat es aber in sich.
Von oben konnte ich auch sehen, daß mein geplanter Aufstiegsweg zum Sälka wohl doch
möglich gewesen wäre. Auch eine Überschreitung vom jetzigen Standpunkt war
drin, doch war ich dazu zu müde. Hätte ich als Route das zweite Tal Richtung
Süden gewählt und nicht das erste, wäre die Besteigung des Sälka kein Problem
gewesen. Siehe auch 27.07.00.
Tour
28
2111 m
Kebnekaise
Abisko / Schweden
Trekking
M
29.07.00
Der Kebnekaise ist der höchste Berg Schwedens und war das eigentliche Ziel meiner
Kungsleden-Wanderung. Ich wählte eine Aufstiegsroute direkt vom Kungsleden aus,
durch ein langgestrecktes Tal. Was soll ich sagen, der Kebnekaise ist ein
Schutthaufen ohne Gleichen, von oben bis unten machen riesige Steinblöcke das
Vorwärtskommen zu einer Tortur. Wenig interessant also, bis auf die Aussicht.
Der Anmarsch zu diesem Berg hatte auch seine Spuren hinterlassen, ganz so fit
wie am Anfang des Trekks war ich nicht mehr.
Der Clou am Kebnekaise ist der Gipfel, eine 50m hohe Eispyramide. Sehr steil mit
Blankeis. Den ganzen Weg durch Schweden hatte ich meine Steigeisen dabei, jetzt
da ich sie verwenden hätte können, war ich zu faul, sie auch anzuziehen. Ein
schwerer Fehler. Der Gipfel bietet Platz für drei Leute, ein messerscharfer
Grat führt zur Nordspitze. Der war mir aber zu gefährlich. Die Aussicht war
wieder mal der Wahnsinn. Überall Gletscher, man konnte in einige tiefe
Bergschründe hineinsehen, in der Nord-Ost-Flanke waren einige Bergsteiger
unterwegs. Eine interessante Eisfläche mit ca.70° Neigung.
Beim Abstieg vom Gipfel bin ich dann prompt ausgerutscht und zog mir einige
Hautabschürfungen an den Händen zu. Aber man weiß sich ja zu helfen. Leid tun
mir die Leute, die den Normalweg als Aufstiegsvariante wählen, der beinhaltet
einen Gegenanstieg von ca. 200m Höhe über einen eigenständigen Gipfel hinweg.
Kein Schmankerl bei dem Geröll. Dazwischen liegt ein Sattel, bei dem sich mein
Weg und der Normalweg treffen.
Als Abstiegsvariante wählte ich den Westgrat. Geröll ohne Ende, jedoch haufenweise
interessante Ausblicke. Z. B. die Gletscherzunge des Rabotsgletschers, sowie
den gegenüberliegenden Sälka samt Gletscher.
Siehe auch 29.07.00.
Tour
29
1179 m
Skierffe
Sarek / Schweden
Trekking
M
03.08.00
Der Skierffe ist eigentlich mehr unter dem Namen Sarekportal bekannt, da er eine
imposante Wand hat, die senkrecht zum Rappadalen-Delta abfällt, dem Eingang zum
Sarek-Nationalpark. Er ist leicht von Aktse aus zu erreichen, welches am
Kungsleden liegt. Die Südwand bietet 600 m Fels, von allerdings sehr
zweifelhafter Qualität. Sehr brüchig, wie alles im Fjäll. Vom Gipfel aus konnte
man im Tal häusergroße Felsbrocken sehen, die aus der Wand gestürzt waren. Die
Sicht auf das Delta und die Gletscherberge des Sarek ist ohne gleichen. Die
Besteigung, eine spontane Aktion aufgrund der imposanten Gestalt hat sich voll
gelohnt. Siehe auch 03.08.00.
Tour
30
1272 m
Fagernestoppen
Narvik / Norwegen
Wandern
L
07.08.00
Nach meiner Kungsleden-Wanderung wollte ich noch auf die Lofoten und weilte für
einen Nachmittag in Narvik. Was tun? Museum oder örtlicher Aussichtsberg?
Natürlich Berg. Der ist im Winter ein Skigebiet, eine Gondel geht bis auf 672
m. Von Meereshöhe versteht sich, Narvik ist eine Hafenstadt. Die Gondel habe
ich dann auch benützt. Auf der Bergstation konnte ich dann allerdings nicht
mehr widerstehen und stieg immer höher, bis ich endlich auf dem höchsten Punkt
stand. Der Weg ging über Platten und war nicht sehr schwierig.
Narvik hat einfach eine unglaubliche Lage. Fjorde und so markante Kletterberge, wie
ich sie so noch nirgends gesehen habe. Der Abstieg war so, als ob man direkt
ins Meer eintaucht. Dazu die tiefstehende Sonne. Grandios!
Man stelle sich vor man steigt nach der Arbeit eben mal schnell auf einen Berg, so
als Zeitvertreib. In Narvik kein Problem, liegt alles vor der Haustür.
Siehe auch 07.08.00.
Ich habe mir die Mühe gemacht und einigermaßen Statistik geführt, was ich während der 14 Tage meines
Trekkings so alles an Proviant vernichtet habe. Nicht mit eingerechnet ist das Bannok-Desaster,
welches mir anfangs als Brotersatz diente. Dazu schleppte ich 2kg Mehl durch die Gegend. Die
Zusammenstellung des täglichen Menues war also alles andere als optimal, aber man lernt ja dazu ...
Getränkepulver
40 Tabletten
Müsliriegel
31
Schokoriegel
10 Stück á 50 gr
Schokolade
180 gr
Butterkekse
2 Packungen
Trockenobst
525 gr
Studentenfutter
600 gr
Bonbel (Käse)
100 gr
Käse
500 gr
Wurst
500 gr
Bifi
2 Stück
Knäckebrot
250 gr
Nudeln
500 gr
Reis
2 Beutel
Fertiggerichte
1225 gr
Tütensuppe
4 Packungen
Brühwürfel
7 Stück
Tomatenmark
1 Tube
Pesto
135 ml
Milchpulver
250 gr
Müsli
?
Magarine
250 gr
Mehl
500 gr
Zucker
a bissl was
Salz
halber Streuer
Tee
in rauhen Mengen
Gas
1
große Büchse (500 gr), war nicht leer (Schneeschmelzen mußte ich nicht)
"Hunger ist der beste Koch und den hat man outdoors immer dabei", so
die einleitenden Worte. Stimmt genau und wer sich auf Tour auch mal von was anderem
als Spaghetti mit Tomatensauce ernähren will, sollte sich das Büchlein mal zu
Gemüte führen. Enthält nicht nur Rezepte, sondern auch zu allem anderem, wie Kocher,
Geschirr und allgemeine Tipps.
Wolfgang Linke "Orientierung mit Karte, Kompaß, GPS"
Essentiell für alle, die sich abseits von ausgetretenen Pfaden
mit Karte und Kompaß orientieren wollen. Das Buch vermittelt alle dazu notwendigen
Kenntnisse, ohne dabei zu trocken-sachlich zu sein.
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