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Namibia
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Namibia - August 2019
Namibia Mit den Kindern wollte ich zumindest einmal eine richtig große Fernreise machen. Die Wahl viel auf Namibia. Abenteuerlich genug für den Papa, Tiere für die Kinder und die Mama macht eh alles mit ... ;-)
Namibia ist dabei "Afrika light", mit dem Chaos wie sonst auf dem Kontinent hat man hier nicht zu kämpfen. Das afrikanische "laissez faire" fehlt in dem Land und ja, wenn die Ampel rot ist, dann halten auch alle ganz brav. Das muss wohl die kurze Zeit als deutsche Kolonie gewesen sein, die hat Spuren hinterlassen. "Deutsch-Südwest" wirkt immer noch nach. Die touristische Entwicklung war dabei in den letzten Jahren rasant. Die Highlights auf dem Touri-Trail lassen sich alle problemlos, fast pauschaltouristentauglich, ansteuern.
Wir steuerten von Windhoek die Namibwüste mit den Naukluft-Bergen und Sossusvlei an, danach ging es weiter nach Swakopmund. Ein Highlight war auch der Brandberg mit Wüstenelefanten. Die Etosha-Pfanne ist schließlich quasi ein Zoo mit umgekehrten Vorzeichen. D.h. der Mensch sitzt eingesperrt im Auto, die Tiere schauen durch das Fenster. Den Abschluß bildete der Waterberg-Nationalpark.

Übersicht
Bücher
Organisation



Namibia 2019

Namibia ist etwa doppelt so groß wie Deutschland. Wie an der Grenzziehung unschwer zu erkennen, das muss ein Gebilde aus Kolonialzeiten sein. Die Deutschen haben hier ihren "Platz an der Sonne" gesucht. Von 1884 - 1915 war Namibia zunächst das Schutzgebiet "Deutsch-Südwestafrika" und danach eine deutsche Kolonie. Während des ersten Weltkrieges wurde das Gebiet von Südafrika besetzt und war anschließend ein Mandatsgebiet der Südafrikanischen Union. Erst 1990 erlangte Namibia nach einigen kriegerischen Wirren seine Unabhängigkeit.
Im Nordosten erkennt man auf der Karte einen Schlauch ins Landesinnere, das ist der Caprivizipfel. Namensgeber war der Nachfolger von Bismarck als Reichskanzler, Leo von Caprivi. Im "Helgoland-Sansibar-Vertrag" erhielt Deutschland im Tausch mit u.a. Sansibar, die Insel Helgoland und die Verbindung zum Sambesi, dem viertlängsten Strom Afrikas. Dieser mündet im indischen Ozean. Die Absicht dahinter war, eine Verbindung mit Deutsch-Ostafrika zu schaffen. Der Streifen ist maximal 100 Kilometer breit und 500 Kilometer lang.
Namibia hat nur etwa 2.3 Mio Einwohner, was es zu einem der dünnsten besiedelten Ländern der Welt macht. 70% davon leben entweder ganz im Norden oder rund um Windhoek. Ganz viel freie Landschaft möchte man meinen. Reist man jedoch durch das Land, fährt man die meiste Zeit an Zäunen entlang. Das Land ist in Farmen aufgeteilt. Diese müssen aufgrund des trockenen Klimas riesig sein, um Rinderzucht zu ermöglichen, wie sie hauptsächlich praktiziert wird. Wo auch das nicht mehr geht, sind die ebenfalls riesigen Nationalparks entstanden.
Geograpisch ist das Land quasi dreigeteilt. An der Atlantikküste erstreckt sich die Namib-Wüste in Süd-Nord-Richtung, wobei dieser Streifen nur um die 130km breit ist. Weiter im Inland schließt sich eine gebirgige Randschwelle an, das Land steigt an zum Zentralplateau. Das ist die Hauptfläche von Namibia, mit Höhenlagen um die 1700m. Windhoek z.B. breitet sich in einem Talkessel genau in dieser Höhenlage aus. Zur Grenze nach Botswana sinkt das Land wieder etwas, hier findet sich die Kalahari. Keine eigentliche Wüste, aber auch nicht wirklich feucht, eine Trockensavanne.
Entscheidend für das trockene Klima von Namibia ist der Benguelastrom, eine aus antarktischen Gewässern kommende und dementsprechend kalte Meeresströmung. Die kalten Luftmassen können nicht viel Wasser aufnehmen, über Land erwärmen sie sich und verlieren noch mehr Wasser. Es entstehen die typischen Küstennebel. Die kalte Strömung bringt allerdings viele Nährstoffe mit sich, die Küste Namibias zählt dementsprechend zu fischreichsten der Erde.
An sich liegt Namibia in der Passatzone. Die Winde haben aber auf dem Weg von Ost nach West, schon ganz Afrika überquert. Feuchtigkeit ist aus der Richtung also auch nicht zu erwarten, schon eher Sandstürme.
Auch im trockenen Namibia gibt es so etwas wie eine Regenzeit. Diese konzentriert sich auf den südlichen Sommer, wenn feuchte Luftmassen aus den Tropen vordringen. Es entstehen Fronten mit wolkenbruchartigen Niederschlägen, die aber lokal sehr unterschiedlich ausfallen und auch keine große Ausdehnung erreichen. So hört man immer wieder von lokalen Überschwemmungen, wenn das Wasser die ausgetrockneten Flußläufe einer Flutwelle gleich hinabstürzt. Der Fluß "kommt ab", so wird das dann bezeichnet. Leztendlich ist das der Grund, warum die scheinbar so lebensfeindliche Wüste doch recht belebt wirkt.
Bücher

Reiseführer
Iwanowski's Namibia, 2018 in der 30. Auflage
Sozusagen das "Urgestein" für Namibia. Viele Information, v.a. für Selbstfahrer gedacht. Ich fand die Aufteilung etwas gewöhnungsbedürftig. Meine Frau fand diese gut. Geschmackssache also.
Dumont Reise-Handbuch "Namibia" von Dieter Losskarn
Ein Reiseführer, so wie man sich das vorstellt, mit viel Hintergrundinformationen und klarer Gliederung.

Literatur
Ein abenteuerliches Land zieht die Abenteurer an und die schreiben Bücher. Gut so! Es gibt also erstaunlich viel hochklassige Bücher über Namibia. Die deutschen Kolonieträume haben auch etwas gutes hinterlassen, nämlich deutsche Buchhandlungen! In denen sollte man vor Ort ausgiebig stöbern. Ich hab hier mal ein paar Klassiker aus allen Epochen zusammengetragen.

Dominik Prantl, "Gebrauchsanweisung für Namibia", Piper Verlag, München 2018
Das Buch beschreibt quasi das "moderne" Namibia. In kurzweiligen Geschichten gibt es einen ziemlichen Rundumschlag über Namibia. Ob Katutura, Diamantentaucher, moderne Farmer, Schlangen oder gestrandete Schiffe, alles dabei. Unbedingt als Einstieg, bevor man die Reise antritt, zu empfehlen.

Margarete v. Eckenbrecher, "Was Afrika mir gab und nahm"Peter's Antiques, Swakopmund (vor Ort in Namibia gut erhältlich)
Das Buch gibt die Erlebnisse "einer deutschen Frau" von 1902-1936 in "Südwestafrika" wieder. Pionierzeit also. Es liest sich sehr spannend. Es geht um den Aufbau einer Farm bis zum Herrero-Aufstand 1904-05. Der nötig sie zur Flucht. 1914 kehrt sie zurück. Den ersten Weltkrieg und die anschließende Besetzung durch Südafrika erlebt sie in Windhoek.
Zur Kolonisierung kann man stehen wie man will, die entbehrungsreiche Zeit und Leistung der Frau nötig trotzdem Respekt ab. Sie ist natürlich ein Kind ihrer Zeit durch und durch, das Deutschtum wird schon sehr hoch gehalten. Das muss man beim Lesen ausblenden.

Henno Martin, "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste", Kuiseb Verlag, Windhoek (quasi überall vor Ort erhältich)
Der zweite Weltkrieg. Henno Martin und Herrmann Korn haben dies lange vorher geahnt und sind der Naziherrschaft ins damalige Südwestafrika entflohen. Sie arbeiten dort als Geologen und kennen deswegen die Namib-Wüste sehr gut. Mit Ausbruch des Krieges flüchten sie vor einer drohenden Internierung und flüchten in die Gegend um den Kuiseb-Canyon westlich zwischen Walvis Bay und Windhoek. Fortan müssen sie sich mit begrenzten Mitteln durch Jagd das Überleben sichern. Dabei gehen sie recht trickreich zu Werke. U.a. fangen sie Karpfen und das mitten in der Wüste, wer hätte das gedacht?
Das Leben in der Wüste als Jäger verändert sie. Darüber berichtet das Buch. Hochinteressant sind auch ihre philosophischen Gedanken über die Entwicklungsgeschichte des Menschen und wie es soweit kommen konnte. Da waren sie ihrer Zeit weit voraus. Am meisten beeindruckt hat mich jedoch, dass sie ihr Fahrzeug ein Jahr in einer Höhle verstecken konnten und es danach nach Einbau der Batterie ohne zu mucken wieder ansprang. Mit heutigen "modernen" Autos ... undenkbar!

Ton van der Lee, "Solitaire - A Home In The Namib Desert", Solitaire Namibia (in Solitaire erhältlich)
Es geht um das Örtchen Solitaire und den Aussteiger Ton van der Lee. Der flieht aus Holland und kommt eher per Zufall ins verschlafene Nest Solitaire, zu dem Zeitpunkt das Ende der Welt. Van der Lee erkennt aber die touristisch-strategisch günstige Lage, der europäische Macher in ihm kommt durch und er gründet mit Zustimmung des Farmbesitzers einen Campingplatz. Damit ist es mit der Ruhe vorbei, dass wollte er so nicht und alles wird schwierig. Es geht um das abgelegene Farmleben in Namibia und um Menschen und ihre Eigenheiten.
Was Fiktion ist und was sich tatsächlich so ereignet hat, geht so direkt aus dem Buch nicht hervor. Das ist ein bisschen schade. Das Buch liest sich aber quasi in einem Rutsch und spannt den Bogen von den Anfängen nach der Unabhängigkeit zu modernen (touristischen) Zeiten. Sprich, man kann ganz gut nachvollziehen, wie das Abenteuer verloren ging.

Tommy Jaud, "Hummeldumm", Fischer Taschenbuch
Damit wären wir in der Gegenwart. Pauschaltouristen werden in Gruppen durch die Landschaft gekarrt. 80% der Zeit verbringen sie schlafend oder im Bus. Namibia ist nur noch Kulisse und die Protagonisten haben mit der Eigendynamik in wahllos zusammengewürfelten Gruppen zu kämpfen. Ein superlustiges Buch!


Organisation

Auto
Namibia
Ohne eigenen fahrbaren Untersatz wird man vom Land nicht viel sehen. Öffentlicher Nahverkehr ist quasi nicht existent. Zwar werden die Straßen ausgehend von Windhoek zunehmend geteert, die meiste ist man dennoch auf "Pad", d.h. Schotterpisten unterwegs. Die sind an sich ganz gut gepflegt, moderne Nomaden ziehen mit schweren Baumaschinen durch das Land und walzen die Pisten wieder glatt. Wo sie schon länger nicht mehr waren, bilden sich Waschbrettpisten.
Auf der Strecke, welche wir abgefahren sind, also eher im Norden, immer in der Nähe der touristischen Highlights, braucht es nicht wirklich einen 4-Rad-Antrieb. Die Bodenfreiheit eines Geländewagens allerdings schon.
Wir hatten einen Nissan-Geländewagen mit zwei Dachzelten und waren damit sehr zufrieden. Der Verleiher (deutsche Auswanderer) www.camping-carhire.de ist in Windhoek ansässig und ich kann ihn empfehlen.
Unbedingt sollte man eine extra Versicherung für Schäden an der Windschutzscheibe abschliessen (wird eh angeboten). Wir waren geschätzte 10 Kilometer auf der ersten Piste unterwegs, als ein Stein, aufgeschleudert von einem entgegenkommenden Fahrzeug, fast unsere Scheibe durchschlug. Die Sache hielt dann zum Glück doch bis zum Ende der Reise, aber die Versicherung hatten wir nicht umsonst abgeschlossen.
Die Entfernungen in Namibia sind recht groß, das sollte man bei der Planung berücksichtigen, wenn man nicht den ganzen Tag im Auto sitzen will. Auf den Pisten kommt man schon recht schnell voran, aber es sind halt keine Autobahnen. Tankstellen hat es doch einige, so dass man nicht mehr jede mitnehmen muss, wie es in den Reiseführern immer noch steht. Etwas vorausplanen sollte man allerdings schon.

Unterkunft
Dachzelte
Wir hatten Dachzelte und das ist in Namibia auch eine feine Sache. Wüstenklima und die Höhenlage bedeuten aber auch, dass es speziell morgens schon recht frostig werden kann (10°C und weniger). Direkt an der Küste (Swakopmund) empfiehlt sich wegen des ständigen Nebels und der damit einhergehenden Feuchtigkeit ein Hotel. Diesen Tipp bekamen wir von unserer Reise-Organisatorin und da hatte sie recht.
Es ist auch nicht so, dass man mit dem Auto überall stehen bleiben und übernachten kann. Quasi ganz Namibia ist entweder Nationalpark oder eingezäuntes Privatgelände und direkt an der Straße will man auch nicht schlafen, man braucht also einen Stellplatz. Die Farmen bieten das mittlerweile fast alle an, die Abstände können aber schon recht groß sein.
Außerhalb der Nationalparks wird man auch spontan einen Platz bekommen, in den Parks sieht es anders aus. Speziell Sossusvlei und Ethosa-Pfanne muss man lange vorausbuchen, wenn man in den Parks übernachten will, was schwer zu empfehlen ist.
Aus dem Grund liesen wir uns die ganze Reise planen und im voraus organisieren. Unser Autovermieter hatte bei uns noch ein angeschlossenes Reisebüro, da waren wir aber quasi die letzten, welche das noch nutzen konnten. Sie hatten es zwischenzeitlich aufgegeben, da es sich finanziell nicht mehr lohnte.
Wenn man abends nicht mehr lange nach einer Bleibe suchen muss, sondern das Ziel einfach anfährt, ist schon auch nicht schlecht, auch wenn die Spontanität natürlich etwas auf der Strecke bleibt.
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Alle Texte und Bilder so nicht anders vermerkt von Stephan Rankl.
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