Amrum - April 2022
Die Osterferien verbrachten wir dieses Mal an der Nordsee und hatten uns dafür Amrum ausgeguckt. Das versprach Ruhe und Natur und wir wurden nicht enttäuscht. Zudem erwischten wir eine Woche mit sehr schönen
Wetter, gefühlt fast schon Badewetter.
Amrum zeichnet sich durch den ewig langen und breiten Kniepsand aus, eine wandernde Sandbank, die nun mit der Insel verbunden ist. So halt es also einen Ewigkeitstrand auf der Westseite, im Osten gibt es
das Wattenmeer und dazwischen viele Dünen mit Strandhafer und vielen Vögeln.
Hier gibt es nun ein paar Infos und unsere Erlebnisse als Fotodokumentation ...
Anreise
Wir kamen von Süden mit dem Nachtzug nach Hamburg-Altona. Von dort fährt man mit der Regionalbahn bis Dagebüll Mole und mit der Fähre direkt nach Amrum. Für die Fähre besorgt man sich die Tickets am besten
vorab (www.faehre.de).
Vor Ort
Viele bringen ihr Auto mit auf die Insel, aber das macht keinen Sinn. So groß ist die Insel nicht (10 x 2.5 km). Es fahren Busse, am einfachsten kommt man jedoch mit dem Fahrrad rum. Fahrradverleihe gibt es
gefühlt an jeder Ecke.
Unterkunft
Es gibt einen Campingplatz, Hotels natürlich und jede Menge Ferienwohnungen und -häuser. Lange im Voraus buchen ist also angesagt. Das begrenzte Angebot sorgt aber auch dafür, dass es nicht allzu voll werden
kann.
13.4./14.4 Anreise und erster Ausflug zur Amrum-Odde
Dank der ÖBB gibt es nun auch wieder einen Nachtzug von München nach Hamburg-Altona. Ein sehr angenehmes Reisen. Von Altona fährt der Regionalexpreß nach Dagebüll und ein weiterer Zubringer zum Fähranleger.
Auf die Fähre und schwupp, schon waren wir auf Amrum. Allerdings am anderen Ende in Wittdünn. Amrum besteht ja irgendwie eh nur aus drei Dörfern. Wittdünn, Nebel und Norddorf. Unser Feriendomizil lag in
Norddorf. Es gibt auch einen Bus, der die einzige "Überlandstraße" auf Amrum abfährt. Das auch recht oft. Nur mit der Fähre kommen halt alle gleichzeitig an und dann ist der Bus aber mal so richtig voll.
Das Ferienhaus liegt am Ortsparkplatz, klingt erstmal nicht so gut, macht aber in dem Fall nix, weil hier ist ja alles überschaubar und dahinter fängt gleich die Dünenlandschaft an.
Allein in Norddorf habe ich vier Fahrradverleihe gezählt. Unsere Mobilität für die eine Woche war damit gesichert. Unser erster Ausflug ging gleich zur Amrumer Odde, so richtig schön mit Gegenwind und Regen.
So stellt man sich das an der Nordsee vor. Das war aber auch das einzige Mal, danach folgten sehr sonnige Tage und wir wähnten uns fast, aber wirklich nur fast, am Mittelmeer.
Die Amrumer Odde ist die Nordspitze der Insel, ein rund 2km und 200m breiter Sandfinger mit einer rund 20m hohen Wanderdüne oben drauf.
Da meinte wohl jemand eine gute Idee für einen Buchtitel zum Ferienbeginn zu haben. Am Bahnhof in München.
Unser Heim für eine Woche.
Die Amrumer Odde. Ein von einer Wanderdüne überrollter Deich.
Erster Tag, erste Wanderung. Direkt vor unserem Ferienhaus in Norddorf startete eine Archäologie Themenweg. Dabei geht es zuerst durch die Dünen zum Kniepsand. Das ist eine wandernde Sandbank, ehemals vor
Amrum aber inzwischen mit der Insel vereinigt, weswegen sich Amrum mit einem unendlich wirkenden Sandstrand rühmen kann.
Am Strand wandert man nach Süden bis zu einem Quermarkenfeuer. Was das ist, erkennt man gleich, wenn man es das erste Mal sieht. Hier führt nun ein Bohlenweg weg vom Strand, am Quermarkenfeuer vorbei und
weiter zu den Resten einer eiszeitlichen Siedlung. Hier wurde ein Haus rekonstruiert. Weiter landeinwärts wartet ein Vogelkoje zur Besichtigung. Nun hält man sich wieder nach Norden und wandert zurück nach
Norddorf.
Der Weg ist ca. 9 km lang. Start ist in Norddorf am Parkplatz beim Minigolfplatz. Man braucht ca. 2-3h für die Runde. Richtig markiert ist der Weg nicht, verlaufen kann man sich aber mit Sicherheit nicht.
Um die Dünen zu schonen, gibt es auf Amrum unzählige Bohlenweg durch die Dünen. Hier wächst der Strandhafer. Ein robustes Gewächs, welches quasi immer oben auf bleibt, da es mit der Düne mitwächst.
Da ist er, der Kniepsand. Derzeit sieht es so aus, als wäre das einfach nur der Strand von Amrum. Dabei ist es eine eigenständige Sandbank, die langsam weiter wandert. Vermutet wird, dass sie irgendwann
um die Nordspitze von Amrum herumwandert und weiterzieht.
Der Strandhafer. Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, Amrum gibt es nur noch, weil er von dem Gestrüpp zusammengehalten wird.
Ich erklimme die höchste Düne von Amrum. Nein, das kommt noch später, aber der Bergsteiger in mir kann es einfach nicht lassen.
Und wieder ein Gipfel fürs Tourenbuch.
Das ominöse "Quermarkenfeuer", jetzt wissen wir auch, was das ist.
Weiter geht es durch die sehr schöne Dünenlandschaft. Die weite Sicht hat schon irgendwas beruhigendes für das Auge.
Mittendrin hat man die Reste einer eiszeitlichen Siedlung gefunden und zur Veranschaulichung ein Langhaus rekonstruiert.
Eine Vogelkoje, wie sie wohl an der ganzen Nordsee verbreitet waren. Es handelt sich um eine Fanganlage für Wildenten. Dazu wurden künstliche Seen angelegt und die Vögel schließlich in den langen
Käfig gelockt oder getrieben. Am Ende warte dann der Kojenmann, um die Enten zu "kringeln", sprich den Hals umzudrehen.
Man konnte Anteile an einer Vogelkoje erwerben und wurde dementsprechend am Fang beteiligt.
Mittlerweile wachsen die Seen wieder zu und bilden dabei ein ganz neues Landschaftsbild.
Die Insel ist ja nicht so groß, weswegen man sie im Grunde an einem Tag mit dem Fahrrad einmal in voller Länger hin und zurück erkunden kann. Abhängig vom Gegenwind natürlich. Wir sind an der Wattseite von
Norddorf nach Wittdünn geradelt, und am Kniepsand entlang wieder zurück. Zwangsläufig wird man dabei in der Inselmitte hängenbleiben, in Nebel. Ein schönes Friesendorf mit netten Cafés.
Ein Steg raus ins Watt, bei Nebel.
Jenseits des Watts liegt Föhr. Dazwischen wartet jedoch der "große Priel", der Abflußkanal bei Ebbe und Flut. Weswegen eine Wanderung zwischen den Inseln bei Ebbe auch nicht ganz so einfach ist.
Man hat den Eindruck in jedem Busch wartet ein Fasan. Ursprünglich zwecks Jagd eingeführt haben sich die Vögel ordentlich vermehrt und sich wie es scheint die Insel eingeteilt. Jedes Päarchen beansprucht
ein Grundstück für sich.
Abends wagten wir uns dann zum Strand von Norddorf, Sonnenuntergang gucken.
Strandkörbe gibt es auch auf Amrum. Bei Wind sind die Dinger gar nicht unpraktisch ...
Hierbei wird die Nordspitze der Insel, die Amrumer Odde umrundet. Startpunkt ist der Teerdeich, welcher Norddorf zum Wattenmeer hin schützt. Laut eines Wattführers versteckt sicht unter der Odde auch ein
Teerdeich, welcher aber nun vollkommen von Dünen überrollt wurde. Die Prognose lautet auch, dass der Kniepsand langsam an der Nordspitze an Amrum vorbei wandert.
Der Weg ist ca. 5 km lang, wenn man vom Fahrradparkplatz am Teerdeich aus startet. Direkt von Norddorf kann man natürlich auch loslegen, dann sind es 9 km.
Zwischen Dünen und Meer wandert man um die Nordspitze der Insel. Den Bohlenweg gibt es nur am Anfang.
Der höchste Punkt von Amrum wäre dann eigentlich der Leuchtturm bei Nebel. Als höchste natürliche Erhebung gilt derzeit die Düne "A Siatler" mit 32m. Ein schöner Aussichtspunkt und praktischerweise sehr
nahe zu unserem Urlaubs-Domizil. Sonst waren an diesem Tag rund um Amrum unterwegs und entdeckten doch die eine andere oder andere Überraschung ...
Norddorf ist quasi direkt in die Dünen gebaut. Oder umgekehrt? Die Dünen überrollen Norddorf?
Und überall guckt ein Fasan aus dem Gebüsch. Fast scheint es, die ganze Insel ist fein säuberlich in Quadrate aufgeteilt, welche jeweils von einem Päarchen der Vögel besetzt gehalten wird.
Zwischen den Dünen verlaufen unzählige Bohlenwege. Hoffentlich wurden nicht dafür die ganzen Wälder abgeholzt? Jedenfalls sind dadurch die Dünen und damit auch die Insel gut geschützt.
Das wäre für mich dann ein sehr typisches Amrum-Bild.
Blick über Norddorf hinweg zur Amrumer Odde.
Schon recht groß, die Dünenlandschaft zwischen Kniepsand und der "festen" Insel.
Am Kniepsand bei Norddorf.
Ich hatte meinen Lenkdrachen dabei. Man denkt ja schon, Nordsee, Wind, kein Problem. Aber die ersten Tage war da nur beständige Flaute und nix Drachen. Als der Wind Ende der Woche dann aber loslegte,
war der an sich mit 2m Spannweite kleine Drachen, nur noch schwer zu bändigen.
Zwiesel entkommt man nicht. Okay, das muss ich jetzt wohl erklären. In Zwiesel bin ich aufgewachsen, die Stadt ist u.a. auch bekannt für die Produkte der dort ansässigen Glasfabrik.
Werbung hierfür am Strand von Amrum zu finden, fand ich dann trotzdem überraschend. Aus familiären Quellen ließ sich ermitteln, der aktuelle Geschäftsführer verbringt seine Freizeit wohl sehr gern
im Norden und hat dann gleich für einer Außenstelle seiner Firma gesorgt.
Auch zum Sonnenuntergang ist die höchste Düne von Amrum immer einen Fußmarsch wert.
Mein Highlight dieses Ausflugs nach Amrum war eine andere Insel, Helgoland. Von Amrum fahren Boote, um Helgoland als Tagestour zu erkunden. Der Zeitplan ist dann natürlich etwas eng gesteckt, aber den
Weg zur "Langen Anna" schafft man.
Das nächste Mal würde ich dann auch auf Helgoland übernachten, es rentiert sich. Zu sehen gibt es genug und Helgoland hat auch eine bewegte Geschichte, mit der vor Ort sich zu beschäftigen durchaus lohnend
ist, wie ich finde.
Nach etwa zwei Stunden Überfahrt kommt Helgoland in Sicht. Links das Unterland mit dem Hafen, rechts kann man schon die "Lange Anna" erkennen.
Im Hafen. Helgoland hat zollrechtlich aufgrund der wechselvollen Geschichte einen Sonderstatus und liegt quasi im "Ausland", jedenfalls für die Zollbeamten, weswegen kein Zoll und keine Mehrwertsteuer
erhoben wird. Das ist dann auch das Geschäftsmodell für die rund 1500 Bewohner, Duty-Free-Shopping für die vielen Besucher.
Das heutige Bild der Insel ist v.a. durch den 2. Weltkrieg geprägt. Damals war die Insel zu einer einzigen riesigen Bunkeranlage ausgebaut. Nach einem Luftangriff 1945 war die Insel eigentlich nicht
mehr bewohnbar. 1947 wurden dann die Bunkeranlagen endgültig zerstört und zwar mittels der bis dato größten nicht-atomaren von Menschen erzeugten Explosion. Der poröse Sandstein schütze die Insel
allerdings vor der endgültigen Vernichtung. Stattdessen entstand an der Südseite von Helgoland ein riesiger Krater, das heutige Mittelland. Das müsste ungefähr die Position sein, wie sie auf dem
Bild zu sehen ist.
Wer genau hinguckt, entdeckt auf dem Bild eine lange Schlange von Frachtern am Horizont. Es handelt sich tatsächlich um einen Stau. Durch die Corona-Pandemie sind die ganzen Lieferpläne durcheinander
geraten. Was dazu führte, dass nun die Schiffe in der Deutschen Bucht warten mussten, bevor sie in den Häfen entladen werden konnten.
Das Oberland bricht zu allen Seiten mit steilen Felsen ab. Der Lummenfelsen, ein Naturschutzgebiet, Namensgeber sind Trottellummen, die u.a. hier brüten.
Leuchtturm und Funkturm.
Ein exzellenter Vogelfelsen und damit auch ein exzellenter Fotospot.
Man kann erahnen, ein guter Nistplatz ist sehr begehrt.
Basstölpel. Die tauchten erst 1991 auf Helgoland auf und haben sich seither gut vermehrt.
Auch wenn die Vögel hier so schön kuscheln, es ist eine raue Gesellschaft. Man sieht, die Nester sind eng beieinander und die werden bis auf das Blut verteidigt. Wir konnten einen Basstölpel beobachten,
der am falschen Ende landete und sich dann durch seine Nachbarn durchschlagen musste. Das gab viele Schnabelhiebe. Wie daheim in manchen Münchner Vorstädten ...
Beim Nestbau sind die Vögel hinsichtlich des Materials nicht wählerisch. Naja, solange sie es nicht schlucken, wäre das ja auch eine Art von "Upcycling" ...
Im Hintergrund ist wieder der Frachterstau erkennbar.
Die Namensgeber der Steilküste "in" der sie brüten, die Lummen.
An der Nordspitze dann das Wahrzeichen der Insel, die lange Anna.
Was fehlt noch? Der Leuchtturm. Er steht bei Nebel (... das Dorf auf Amrum) und ist 42m hoch.
Man darf auf dem Leuchtturm rauf ...
Das ist dann der Blick nach Westen, über Dünen und Kniepsand. Zu Füßen des Leuchtturms liegt dann übrigens genau der FKK-Zeltplatz. Die wollen wohl gesehen werden, das kann ja auch zwanghaft sein ...
Windmühle bei Nebel.
Eine Besonderheits des Friedhofs von Nebel sind die "sprechenden Grabsteine". Auf den Inschriften steht eine kurze Lebensgeschichte des Verstorbenen.
Bekanntester Grabstein ist derjenige des Hark Olufs (nicht auf dem Bild). Er wurde als junger Mann entführt, in Algerien versklavt, aber schließlich zum Dank für Dienste in der algerischen Armee
freigelassen und konnte so schließlich nach Amrum zurückkehren.
Eine zweite Windmühle bei Nebel. Diese hier wurde im Innern zu einer Art Heimatmuseum umfunktioniert. Geht aber leider eher in Richtung Rumpelkammer mit vielen Staubfängern, sprich, es fehlen die
Erklärungen ...
Tja, eine Besuch auf Amrum ohne Wattwanderung geht wohl kaum. Beliebt ist dabei die Wanderung von Amrum rüber nach Föhr. Sieht nicht weit aus, aber wir haben uns sagen lassen, dass ist gar nicht so
einfach, weil der Große Priel im Wege steht und da muss man den Weg schon gehen, um rüber zu finden. Wir wählten jedenfalls die Kurzversion in sicherer Nähe zur Amrumer Odde, wir wollten ja nur
die Wattwürmer mal sehen.
Da ist er, der Wattwurm. Er lebt in Sandröhren und filtert dabei den Sand nach Essbaren. Ab und zu muss er raus und seinen Haufen machen, das sind dann die charakteristischen spaghettiarten Sandgebilde,
die man im Watt überall sieht.
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