Hoch beim Zustieg zum Plateau du Couloir, sonst mittel
Ausgangspunkt:
Bourg St. Pierre (1664m)
GPS: N 45.94936° E 7.20990°
Anfahrt von München:
München - Lindau - Pfändertunnel - Zürich - Bern - Genfer See - Martigny. Straße hoch zum
Großen Sankt Bernhard. Parkplatz in Bourg St. Pierre hinter einer Tanke, oder noch eine Stichstraße hoch ins Valsorey.
Stützpunkt:
Valsorey-Hütte (3030m)
Von Bourg St. Pierre folgt man hinter einer Tankstelle / Hotel den Fahrweg mit diversen Abkürzern
den Serpentinen ins Valsorey. Der Weg zieht sich durch das gesamte Tal bis zu einer kleinen
Ebene. Links geht es durch eine Schlucht und anschließend durch ein steiles Kar zur Valsorey-Hütte.
Biwak-Musso (3664m)
GPS: N 45.93262° E 7.28504°
Der Weiterweg zum Biwak Musso auf dem Plateau du Couloir folgt der Haute-Route, von daher ist zur Saison immer
eine gute Spur vorhanden. Man steigt von der Valsorey-Hütte steil das Couloir weiter hoch. Links das Col du Meitin,
rechts steigt man zum Plateau du Couloir aus (ca. 40°). Das Biwak findet sich auf einem Felssporn. Es bittet
Platz für 9 Personen, Decken sind vorhanden, sonst nichts.
Route:
Das Biwak liegt genau am Einstieg zur SW-Flanke auf den Combin de Valsorey. Die Flanke zieht mit durchgehender
Steilheit (40-45°) zu einem kleinen Sattel unter dem letzten Felsaufschwung (ca. 4050m). Dieser wird rechts der Kante
erklettert (kurze Stellen III, Sicherungspunkte vorhanden) und man steht beim Gipfelkreuz des Vorgipfels. Zum
Combin de Grafeneire geht es über leichtes Gletschergelände, Vorsicht vor Spalten auf dem Plateau. Vom Vorgipfel
ca. 50m runter zum Sattel zwischen den Gipfeln, danach 200m wieder hoch.
Abstieg: wie Aufstieg, oder über Nordanstieg runter, diverse Rundtouren möglich.
GPS Combin de Valsorey: N 45.93801° E 7.29024° (4193m)
GPS Combin de Grafeneire: N 45.93771° E 7.29931° (4314m)
Charakter:
Die SW-Flanke ist eine gute Alternative zum Nordanstieg und ist vorzugsweise im Frühjahr bei guter Firnauflage
zu begehen. Dieser Normalweg von Süden (liegt noch vollständig in der Schweiz) ist vor allem dann schon möglich,
wenn die NW-Flanke noch blank ist. Es geht durch eine Rinne mit wenig Felskontakt zum Schlussgrat. Dieser hat kurze IIIer
Kletterstellen, Sicherungspunkte vorhanden.
Karte:
Schweizer Landeskarte Nr. 5003, Zusammenschnitt Mont Blanc - Grand Combin, 1:50000
Das letzte Mal sind wir an diesem Berg sauber abgeblitzt, deswegen sollte dieses Mal alles sicher gehen. Noch ein drittes Mal
anreisen? Hoffentlich nicht ...
Nach dem wir uns am Mt. Velan eingelaufen hatten und die SW-Flanke des Combin bestens studieren konnten, machten wir uns mit
schweren Rucksäcken auf dem Weg zum Biwak Musso. Die Skier liesen wir dabei unterhalb der steilen Stelle zum Plateau du Couloir.
Das Biwak steht luftig auf einer Felskanzel mit wahrhaft königlicher Aussicht. All die Highlights von Chamonix sind zu sehen.
Weiterer Vorteil, man fällt aus der Tür uns ist quasi am Einstieg zur Flanke. Die ist nicht so steil und bis zum letzten Felsgrat
sind es nur 400m. Der Firn war gut, nur einige Felseinsprengsel erschwerten die Sache. Über Nacht pfiff der Wind ziemlich, was
sich im Biwak natürlich wieder alptraumhaft anhörte und man schon wieder ans Scheitern denken musste. In der Flanke sah man nur
die Wolken über den Gipfel pfeifen, das lies nicht Gutes erahnen. Aber zunächst der letzte Felsaufschwung. Ein paar kurze
IIIer warteten, zum Teil doch spannend ausgesetzt. Der letzte Schritt zum Kreuz des Vorgipfels und statt dem erwarteten Orkan,
herrliche Wärme, Sonne und der Hauptgipfel nur noch Formsache. Auch von Norden pilgerten die Skifreunde. 200m geht es nochmal über
einen einfachen Gletscher hoch zum Handy-Masten, der den Gipfel markiert.
Wir stiegen über die SW-Flanke auch wieder ab. Mühsam, mühsam und auch ziemlich unangenehm, auch wenn die Schweizer Bergfreunde im
Galopp an uns vorbeirauschten. Die kennen so ein Gelände, das nennt man wohl dann Heimvorteil.
Parkplatz in Fionnay, oder beschränkte Parkmöglichkeit nach einem Tunnel bei einer
Haarnadelkurve, dort wo eine Straße nach links abzweigt. Gleich darauf zeigt ein Schild nach rechts
den Weg zur Panossière-Hütte.
Nun sehr steil leicht rechts haltend durch eine Rinne im Wald hoch zu einer Ebene über der Waldgrenze
(1959 m). Nun kurz linkshaltend (östlich), wo der direkte Weg von Fionnay hochkommt. Weiter durch ein
Muldensystem taleinwärts. Das Corbassiére-Tal liegt rechts unterhalb. Auf ca. 2100 m muß 100 Hm dorthin
absteigen. Abzweigung ist beschildert. Flach das Tal hoch und über die rechte Rinne zum Corbassière-Gletscher.
Auf diesem entlang der östlichen Seiten-Moräne zur Hütte, die auf dieser steht. 5-6 h vom
Tal.
Route:
Combin de Corbassière:
Aufstieg:
Der Combin de Corbassière ist der von der Hütte aus zu sehende große Eckpfeiler über dem Gletscher. Über
den stark zerklüfteten Follatgletscher führt eine Abfahrtsvariante (oder auch Aufstieg).
Von der Hütte quert man den Corbassière-Gletscher zum anderen Ufer und geht nun immer am orographisch gesehen
linken Rand vorbei am ersten Eisbruch weiter hoch. Man bleibt auf dem Gletscher möglichst immer am Rand, ausser
um einigen Spalten auszuweichen. Man geht um einen Felsriegel herum. Auf ca. 3150 öffnet sich nördlich ein
weiteres Tal. Dort am Ende sieht man bald zwei Scharten, die westliche ist nicht so steil, die östliche verkürzt
dagegen den Anstieg. Am Grat soweit es geht mit Ski, dann Skidepot und über Blockgelände oder eine schneegefüllte
Mulde leicht zum Gipfel.
Abfahrt:
Abfahrt entweder entlang des Aufstiegs oder vom Depot nach rechts auf den Follatgletscher fahren.
Diesen gerade hinunter, dort wo er steiler wird. Nun gilt es den geeigneten Durchschlupf durch die vielen
Spaltenzonen zu finden. Oben hält man sich rechts. Dort wird es irgendwann unangenehm steil. Man quert kurz
weiter nach links Am Ende bevor
man wieder den Corbassière-Gletscher erreicht, ganz rechts halten um einen Felsabbruch zu umgehen.
Charakter:
Beim Aufstieg zur westlichen oder östlichen Scharte hohe Lawinengefahr (nordseitig). Ansonsten besonders
Gefahr durch Spontanabgänge aus der Einzugszone. Stark zerklüfteter Gletscher, hohe Spaltengefahr. Die
Abfahrtsvariante über den Follatgletscher ist steil und man fährt quasi die ganze Zeit durch einen Eisbruch.
Spalten müssen also gut verschneit sein. Da Südlage, Tageserwärmung beachten.
Grand Combin über Nordwestflanke
Aufstieg:
Zunächst wie beim Combin de Corbassière. Bei 3150 m wendet man sich nicht nach Norden, sondern geht
Richtung Combin de Boveire (westlich) zwischen zwei Gletscherbrüchen durch eine Mulde hindurch auf
ein höhergelegenes großes Plateau (Maisons Blanches). Dort wendet man sich nach Süden Richtung Grand
Combin. Man geht also einen großen Bogen aus. Der direkte Weg endet in einem Eisbruch, der nicht immer
passierbar ist. Links neben der Nordwestflanke zieht eine markante Felsrippe herunter, entlang der man
aufsteigt. Die Seraczone vor dem Gipfelplateau kann über eine Rampe nach rechts überwunden werden.
Am Gipfelplateau zum Grat und weiter zum Gipfel.
Der Weg über den Corridor ist von der Hütte und beim Zustieg gut zu sehen.
Abfahrt:
Entlang des Aufstiegs
Charakter:
Auf dem Corbassière-Gletscher große Spaltengefahr. In der Nordwestflanke mehrere Bergschründe. Große
Eisschlaggefahr, da man immer unter Seracs höher steigt. Nordwestflanke je nach Bedingungen Eis- oder
Firnflanke bis 40° (400 m), Weg durch die Seracs bis 50°.
Große Lawinengefahr in der Nordwestflanke.
Karte:
Schweizer Landeskarte Nr. 283 S, "Arolla", 1:50000
Führer:
Michael Waeber, AV-Führer "Walliser Alpen", Bergverlag Rudolf Rother, 12. Auflage 1999,
München
Link:
-
Bergspezln:
Woife, Thomas
31.03.04 Mittwoch:
Fahrt bis Martigny, dort Übernachtung auf dem Campingplatz
01.04.04 Donnerstag:
Aufstieg zur Panossière-Hütte. Das man auch direkt von Fionnay losgehen kann, wußten wir nicht, laut Karte geht der
Winterweg etwas unterhalb los. Dort war es aber schwierig einen Parkplatz zu finden. Links kam eine nicht geräumte und
gesperrte Straße hoch, wo ich den Karren abstellte.
Das erste Stück hatte es in sich. Es ging sehr steil im Wald durch eine Rinne hoch. Der Schnee war hartgefroren und so
rutschten wir desöfteren ab. Je nach Kaufdatum der Steigfelle mehr oder weniger. Weiter oben geht der Winterweg eigentlich
rechts hinunter in ein Tal. Dummerweise führte aber nach links auch eine Skispur weg, der wir prompt folgten, um nicht
Höhenmeter zu verlieren. Es kam wie es kommen mußte, die Skispur war ein Verhauer und so mußten wir gleich doppelt wieder
Höhenmeter hergeben, bevor wir wieder die richtige Spur hatten.
Das Gletschertor war dieses Mal wirklich eines, völlig losgelöst vom Rest stand am Anfang eine eindrucksvolle natürliche
Eisbrücke. Auf dem Corbassière-Gletscher konnten wir auch zum ersten Mal die gigantische Szenerie bewundern. Allen voran, der Grand
Combin, der aussieht, wie ein Himalaya-Riese.
Endlich erreichten wir auch die Hütte, die natürlich etwas erhöht über den Gletscher erbaut wurde. Sie ist noch relativ
neu und es waren nicht allzuviel Gäste da. Drei ältere Leute bewirten die Hütte. Aber, es wird nur französisch gesprochen.
Beim Woife war an der Bindung die Steighilfe komplett abgebrochen. Kaum mehr zu reparieren. Doch kaum zu glauben, der
Schweizer Hersteller "Fritschi" hatte auf der Hütte so eine Art Service-Station eingerichtet. Der Hüttenwirt hatte doch
tatsächlich das passende Ersatzteil vorhanden. Schweizer Service eben! Genial ...
Was auch für das Abendessen zu trifft, Steak halb durch bekommt man nicht auf jeder Hütte.
02.04.04 Freitag:
Akklimatisierungstour stand an. Um sechs Uhr zogen wir los. Es hatte bestes Wetter. Unser Ziel der Combin de
Corbassière,
der zentral über dem Corbassière-Gletscher steht. Rechts daneben der Follatgletscher, wild, steil und zerklüftet.
Ein eindrucksvoller Berg also, wäre da nicht der Grand Combin im Hintergrund, der hier alles in den Schatten stellt.
Man überquert von der Hütte den Gletscher und geht am ersten Eisbruch vorbei. Dann in einem weiten Bogen einmal um den
Corbassière herum. Die Spalten waren zum Großteil gut verschneit und so gingen wir seilfrei. Oben dann in ein weiteres
Hochtal. Dort hat es zwei Scharten, wir entschieden uns für die östliche, den direkten Weg. Die Rinne dorthin war sehr
steil und verharscht. Man kommt auf dem Grat heraus, wo es nur noch wenige Meter bis zum Gipfel sind. Der Südföhn machte
uns ganz schön zu schaffen. Die Aussicht lies mal wieder nichts zu wünschen übrig. Die gesamte Walliser Bergwelt mit
Matterhorn und Konsorten, Berner Oberland, sowie Mont Blanc waren zu sehen. Und natürlich direkt vor einem dieser
gigantische eisgepanzerte Koloss namens Grand Combin, dessen Ausmasse einem von hier direkt erschlagen.
So konnten wir Routenstudium betreiben und mußten feststellen, dass die gesamte Nordwestflanke von oben bis unten Blankeis
hatte. Auch der Weg durch die Seracs war uns nicht ganz klar. Links oder rechts der Felsrippe?
Der Petit Combin ist auch nicht weit, der dient auch als Startpunkt für Heliskiing.
Für die Abfahrt wählten wir den direkten Weg über den Follatgletscher, anfangs noch flach und beschaulich
stürzt er sich
bald ziemlich steil zum Corbassière-Gletscher hinunter. Spalten bleiben da nicht aus. So suchten wir uns unseren Weg
durch die Eisbrüche. Sehr spannend und Woife konnte es abends beim Blick aus dem Fenster immer noch nicht glauben, dass
er da runter gefahren ist.
03.04.04 Samstag:
Die Wettervorhersage hatte recht behalten, das Wetter war schlecht. Nur Nebel den ganzen Tag, aber es schneite nicht allzu
viel. So verbrachten wir den Tag mit Schach spielen, VS-Gerät verstecken und warten auf die Mahlzeiten. Nicht zu vergessen
das andauernde aus dem Fenster schauen, auf der Suche nach dem Zeichen für Wetterbesserung. Wir waren die
einzigen Gäste auf der Hütte an diesem Tag.
04.04.04 Sonntag:
Heute wollten wir es wissen und den Grand Combin probieren. Um zwei Uhr zogen wir los. Bald hatten wir den ersten
Eisbruch wieder überwunden. Dank Vollmond war alles gut ausgeleuchtet. Zum Spalten erkennen reichte das Licht aber nicht
und so seilten wir uns an. Oben wählten wir den linken Weg durch das Gletscherbecken, was anfangs auch gut ging, später
standen wir dann mitten im Spaltengewirr und fanden nur mit Mühe da wieder einen Weg heraus. Ich möchte auch nicht wissen,
über wieviel Löcher wir an diesem Tag gelaufen sind. Mittlerweile war es fünf Uhr und wir standen vor der Nordwestflanke.
Nur Eis überall, alles blank. So machten wir gleich am Fuß Skidepot. Mit der Dämmerung wurde auch der Wind wieder stärker.
Bald seilten wir uns an und sicherten von Stand zu Stand. Das dauerte unglaublich lang. Die Verhältnisse waren wirklich
schlecht. Zwar nur 40° steil, aber überall nur sprödes Wassereis. Angesichts des langwierigen Rückzugs über die Flanke
beschlossen wir nach fünf Seillängen auf ca. 3800 m umzudrehen. Eine Ahnung davon, wie groß die Spalten hier sind,
erhielten wir, als wir mit dem Bergschrund näher Bekanntschaft machten, als uns lieb war. Etwas entfernt von der Flanke, konnten wir sehen, dass wir gerade mal die Hälfte geschafft hatten. Tja, 15 min
nach dem wir vom Skidepot weg waren, krachte oben ein Serac zusammen, eine Eislawine fegte hinunter. Hätte zwar nicht den
Platz getroffen, wo wir gerade noch standen. Aber in der Staubwolke hätten wir sicherlich einen ordentlichen Schrecken
bekommen.
Generell muß man auch sagen, dass die Nordwestflanke nun nicht unbedingt sicherer als der so gefürchtete Corridor ist. Ob
man jetzt die ganze Zeit unter einem Serac klettert wie in der Flanke oder unter einem Serac-Balkon quert wie beim Corridor,
ist von der Sicherheit wohl ziemlich egal. An diesem Tag wäre der Corridor auf alle Fälle der bessere Weg gewesen.
Um zwei waren wir wieder auf der Hütte. Es blieb der Weg ins Tal mit dem lästigen Gegenanstieg und Haxenbrecher-Schnee
sowie die Heimfahrt. Um zwei Uhr morgens waren wir wieder in München.
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