München - Brenner - Brixen - Grödnertal - Wolkenstein - Sellapass. 3-4 h.
Zustieg:
Vom Sellajochhaus entlang der Seilbahn in die Langkofelscharte zur Demetzhütte (ca. 1h).
Gleich hinter der Demetzhütte sieht man in Richtung Gratscharte am Daumen einen Geröllkessel, der am unteren
Ende in plattiges, steiles Gelände abbricht. Am linken Rand der Platten findet sich die einfachste Möglichkeit
auf den Geröllkessel zu kommen.
Route:
Fünffingerspitzen - Überschreitung Nord-Süd (IV)
H.Huter, G.Jahn, D.Merlet im Sommer 1917
Zeitbedarf Einstieg bis Hauptgipfel 5 h, Abstieg bis Fünffingerscharte 4 h
Den Geröllkessel am Einstieg in Richtung Gratscharte überqueren und durch eine Rinne zum Grat aufsteigen (II).
Beginn der eigentlichen Schwierigkeiten an der Nordkante des Daumens. Immer an der Kante bleibend über eine Scharte
hinweg zum Gipfel des Daumens (8 SL, stellenweise bis IV, ansonsten III).
Knapp unterhalb des höchstens Punktes findet sich eine große Sanduhr. Ca. 40 m immer links (Blickrichtung nach
unten) einer auffallenden Rinne absteigen. Eine Abseilstelle findet sich am unteren Rand dieser Rinne. Von hier
50 m in die Daumenscharte abseilen. Dort Abstieg über Daumenballen zur Langkofelscharte möglich.
Vom höchsten Punkt der Scharte ca. 45 m zum nächsten Stand hochklettern. Nun einem Band nach links oben
folgen und in die Ostflanke des Zeigefingers wechseln. Hier auf großem Band queren bis zur nächsten Scharte. In den
Kamin einsteigen und an dessen linken Rand unter einem großen Klemmblock hindurch und auf den Hauptgipfel
(Zeigefinger). Von der Daumenscharte bis zum Gipfel 5 SL, immer III.
Am Gipfelgrat weiterklettern (II) bis zu einer Abseilstelle am südlichen Ende. 25 m in eine Scharte abseilen. Der
Ringfinger kann nun westseitig umgangen, oder (meiner Ansicht nach einfacher) überschritten werden. Am höchsten
Punkt des Ringfingers findet sich ein guter Abseilblock. Hier südlich 40m in die nächste Scharte abseilen. Kurz
über eine Platte an der Ostseite des kleinen Fingers queren, weitere 15 m abseilen. Nun weiter ca. 20m westlich
queren, dann den Westgrat absteigen (II), bis zum oberen Ende einer großen Rinne. Hier findet sich ein Steinmann. Dort
in Richtung Süden weiter abklettern (II) und 40m in die Fünffingerscharte abseilen.
Abstieg:
Von der Fünffingerscharte über eine evtl. schneegefüllte steile Rinne zurück zum Sellajoch (1h).
Charakter:
Sehr lange alpine Tour, meist fester Fels. Standplätze sind meist vorhanden (einzementierte Haken).
Zwischensicherungen müssen zum Großteil selbst gelegt werden (Klemmkeile, Friends, Schlingen). Abseilstellen
nur zum Teil an einzementierten Ringen, teilweise auch an zwei mit Reepschnüren verbundenen, geschlagenen
Haken (Ersatzmaterial mitführen!). Am höchsten Punkt des Ringfingers findet sich ein guter Abseilblock, evtl.
muss hier Material geopfert werden. Abstieg über Westgrat im brüchigen Gelände. Rinne zur Fünffingerscharte
sehr steil, gefährlich wenn schneegefüllt!
Karte:
Tabacco Nr. 06, "Val di Fassa", 1:25000
Führer:
A. Köhler, N. Memmel "Kletterführer Dolomiten", Bergverlag Rother, 3. Auflage 1998, München
Link:
-
Bergspezln:
Betty
Es lag noch ziemlich viel Schnee in den Dolomiten, was die
Klettermöglichkeiten doch etwas einschränkte. Nur die Fünffingerspitze sah von unten
weitgehend schneefrei aus, woraufhin wir uns hierfür entschieden. In ca. 1h gelangten
wir vom Parkplatz der Sella-Joch-Hütte entlang der Seilbahn zur Demetzhütte.
Der untere Geröllkessel am Einstieg war noch ein Schneefeld. Davon liesen wir
uns nicht abschrecken und legten los. Vorsichtshalber sicherten wir uns
aber über das ganze Schneefeld. Ein großer Felsbrocken, der sich weiter oben
durch die Sonneneinstrahlung löste, wurde zum Glück durch einen Felsblock,
hinter dem wir unseren Stand gebaut hatten, abgelenkt ...
Die eigentliche Kletterei an der Nordkante des Daumen war jedoch vollkommen
trocken.
Die Gratkletterei ist schön luftig und steil. Griffe gibt es in
verschwenderischer Anzahl, so dass wir die IVer-Stellen gar nicht als solche
empfanden. Nur die Sicherungen waren eher spärlich gesät, Standhaken jedoch
meist vorhanden. Allerdings konnte man auch so einigermassen gut Friends und
Klemmkeile unterbringen. Der Gipfel des Daumens ist sehr luftig, ein scharfer
Grat. Gemütlich Brotzeitmachen geht hier jedenfalls nicht. Da wir recht flott
unterwegs waren, entschlossen wir uns, die gesamte Überschreitung der
Fünffingerspitze anzugehen. Dazu gilt es erst den Abseilring vom Daumen zu
finden. Mit zwei Halbseilen und Abseilen über die volle Länge gelangt man gleich
in die Scharte zwischen Daumen und Zeigefinger. Hier könnte man auch absteigen.
Die Rinne war jedoch bei uns noch schneegefüllt. Über eine nasse Wand, einer
Querung und durch einen Kamin gelangt man zum Hauptgipfel. Clou, der
Durchschlupf unter einem Klemmblock, den man auch vom Parkplatz am Sellajoch gut
sieht. Am Gipfel hatte es erstaunlich viel Platz, laut Gipfelbuch waren wir die
ersten seit Ende September des vergangenen Jahres, die hier auf den Gipfel
standen. Sellastock und Pordoispitze lagen vor uns und in unmittelbarer Nähe der
Langkofel, ein gewaltiger Berg! Wir konnten eigentlich gar nicht glauben, dass
die Überschreitung der Fünffingerspitze eine häufig
begangene Modetour sein soll, waren wir doch zum Großteil allein am Berg
unterwegs. Hinter uns war noch eine Seilschaft, die sich jedoch mit den Daumen
begnügten.
Fünf Stunden benötigten wir für die Kletterei bisher und wir dachten eigentlich
damit wäre die Sache erledigt. Weit gefehlt, das Schwierigste an dieser Tour ist
eindeutig der Abstieg, jedenfalls bei den Bedingungen, wie wir sie vorfanden. Es
gilt vom Hauptgipfel in eine Scharte abzuseilen. Dort hätte man den Ringfinger
westlich queren müssen. Da lag aber noch zuviel Schnee, worauf wir auch diesen
überschritten. So legten wir dem Ringfinger gleich auch eine Bandschlinge als
Ring an, ein Schraubkarabiner, als Opfer für eine gute Abseilfahrt an einem Abseilblock und so kamen
wir in die nächste Scharte. Der weitere Abstieg über den Westgrat war nochmal
ziemlich unangenehm, IIer-Gelände mit viel Schnee. Über ein letztes Mal abseilen
gelangten wir in die Fünffingerscharte. Die steile Rinne war vollständig mit
Schnee gefüllt, der durch die Sonne zum Glück gut aufgeweicht war. Nach 12h on
Tour standen wir wieder am Parkplatz.
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