Misurina, bzw. Parkplatz beim Rifugio Auronzo (2320 m)
Anfahrt von München:
München - Garmisch - Innsbruck - Brenner - Brixen - Brunneck - Toblach - Misurina.
Mautstraße zum Rifugio Auronzo (20 Euro). Ca. 4h.
Stützpunkt:
Rifugio Auronzo (2320 m, Tel: (0039)-0435-39002)
Rifugio Lavaredo (2344 m, Tel: (0039)-349-6028675)
Zustieg:
Rifugio Auronzo gleich am Parkplatz am Ende der Mautstraße zu den Drei Zinnen. Zum Rifugio
Lavaredo in einer halben Stunde in Richtung Paternsattel.
Route:
Kleine Zinne, Nordwand "Innerkofler" (IV+)
Sepp u. Veit Innerkofler, H. Helversen, 1890
Zum Einstieg: Von der Lavaredo-Hütte zur Gelben Kante an der Kleinen Zinne. Einstiegsband gleich rechts daneben.
Vom Rifugio Auronzo, dem Zustieg zum Normalweg auf die Große Zinne folgen und dann so bald als möglich nach rechts
zur Gelben Kante queren.
Zum Nordwandsattel: Dem Einstiegsband teils kriechend nach rechts folgen, bis es wieder breiter wird und die
Überhänge darüber einen Durchschlupf bei einer grauschwarzen Wand gewähren. Hier eine Seillänge (IV) hoch zu
einem Kessel. Rechts führt ein markantes Band unterhalb der Punta di Frida hoch. Diesem fast bis zum Ende folgen,
dann nach links im leichten Gelände zum Nordwandsattel queren (II). Zum Einstieg zur Innerkofler-Route zum
höchsten Punkt des Sattels gehen, dort nach links auf einen Block. Hier Einstieg unter einer Verschneidung.
1. SL (30m, IV): Die Verschneidung hochspreizen auf ein Band. Nach rechts queren.
2. SL (40m, IV+): Eine graue Platte zum Beginn einer weiteren Verscheidung.
3. SL (40m, IV): Rechtshaltend zum Beginn eines Kamins.
4. SL (45m, IV+): Den Kamin gerade hoch. Schwierige Stelle in der Mitte links umgehen.
5. SL (30m, IV): Aus dem Kamin rechtshaltend aussteigen zum Beginn eines weiteren. Entweder diesen im sehr brüchigen
Gelände hoch, oder nach rechts zum Fehrmann-Kamin queren.
6. SL (35m, IV+): Durch einen der beiden Kamine bis zum Gipfel klettern.
Große Zinne, NO-Kante "Dibonakante" (IV+)
Rudi Eller solo, 1908
Zum Einstieg: Vom Paternsattel zur Nordwand der Großen Zinne queren. Einstieg zur Dibonkante gleich links vom
tiefsten Punkt der Kante bei einem Riss. Ca. 30 Min. vom Rifugio Lavaredo.
Route: 19 - 21 Seillängen.
Die Route führt im unteren Teil mehr oder weniger links der Kante empor. Immer der einfachsten Möglichkeit folgend.
Weiter oben ist so gut wie die gesamte Ostwand im vierten Schwierigkeitsgrad kletterbar. Dementsprechend viele
Varianten gibt es. Man kann weiter an der Kante bleiben, oder so
ab der 12. Seillänge nach links auf Stufen zu
einem Kamin queren, der bis zu seinem Ende am Ringband der Großen Zinne verfolgt wird.
Nun nahe der Nordwand über brüchiges Gelände zum Vorgipfel. Dazu vom Ringband eine Schuttrinne hoch. Rechts einen
Kamin weiter zu einer steilen gelben Wand. Über diese zum Vorgipfel.
Auf Steigspuren leicht zu einem markanten Felsloch queren. Durch dieses wenige Meter abseilen. Im leichten Gelände
zum Hauptgipfel (links auf ein Band, über eine Art Grat zum Gipfel).
Abstieg:
Kleine Zinne:
Über Abseilpiste in die Zinnenscharte. Vom Gipfel südwestlich mehrfach an gut markierten Abseilringen.
20m Abseillänge ausreichend, 50m angenehm.
Große Zinne:
Über den Normalweg nach Süden (Stellen III, Abseillängen nie mehr als 20m). Auf deutlichen Spuren (Steinmänner) vom Gipfel rechtshaltend nach
Süden absteigen bis zu einem Kamin. Diesen abklettern und weiter auf das Ringband. Auf diesem ca. 100m
nach links (Osten). Bei einem markanten Sporn in eine Schlucht abseilen. Auf Band nach links wenige Meter aus
der Schlucht queren. In eine Scharte abseilen und nochmals zurück in die Schlucht. Durch diese eine weitere
Abseillänge in leichteres Gelände. Über Schotter durch eine weitere Rinne und Stufen zur 3. Scharte. Nach
links zur 2. Scharte. Hier nun nach rechts in eine Rinne zur 1. Scharte. Wieder nach links in eine große Schlucht.
An der rechten Wand dieser bis unterhalb der Zinnenscharte, wobei ab der Hälfte in einen linken Seitenarm
gewechselt wird.
Charakter:
An den Zinnen ist generell kein fester Fels zu erwarten. Bei vielen Seilschaften besteht auf
Grund eingelagerter Schuttbänder sehr große Steinschlaggefahr.
Standplätze meist vorhanden (Qualität lausig bis bombensicher). Dazwischen muß viel selber abgesichert
werden. Speziell an der Dibonakante unten fast alles an Sicherungen vorhanden, weiter oben gar nichts mehr.
Schlingen, Klemmkeile, Friends und ein kleines Hakensortiment sollte man dabei haben.
Karte:
Tabacco-Karte Nr. 10 "Sextener Dolomiten", 1:25000
Führer:
Stefan Wagenhals "Dolomiten vertikal - Band Nord", Lobo-Edition, 1. Auflage 2003
AV-Führer "Sextener Dolomiten - extrem" von Richard Goedeke, Bergverlag Rother, 1. Auflage 2003,
München (trotz "Neuauflage" teils hoffnunglos veraltet).
Link:
-
Bergspezln:
Betty
Kleine Zinne (Nordwand, Innerkoffler):
Für die erste Nacht hatten wir uns in das Rifugio Auronzo eingemietet. Man kann
mit dem Auto direkt bis zur Eingangstür fahren. Entsprechend gemischt war auch
das Klientel. Vom Halbschuhtouristen bis zum Nordwandbegeher fand sich alles in
der Warteschlange für das Abendessen. Das ist nämlich genau der ungemütliche
Teil an der Auronzo-Hütte. Die ist auf Massentourismus ausgerichtet, mit
Self-Service-Restaurant usw.
Der Zustieg zur Kleinen Zinne ist nicht mehr weit. Es gilt zunächst den
Nordwandsattel zu erreichen. Der Einstieg ist eigentlich vortrefflich durch die
Warteschlange der Kletterer, die sich an der "Gelben Kante" versuchen wollen,
markiert. Hier zweigt nach rechts ein Band ab. Dennoch stiegen wir auf das
daruntergelegene Band ein. Ich fand mich im Vorstieg dann aber ziemlich schnell
im überhängenden Gelände wieder, also zurück zur Warteschlange und daran vorbei
auf das richtige Band. Erstaunlicherweise waren wir die einzigen in der
Innerkoffler-Route durch die Nordwand heute. Lag es am Wetter? Das war eher
zweifelhaft, kalt und ungemütlich mit ein paar Schauern dazwischen. Abgehärtet
durch diesen regnerischen Sommer, liesen wir uns aber von ein paar Regentropfen
nicht mehr verjagen.
Auf dem besagten Band gelangt man teils kriechend zur Schwachstelle in den
Überhängen und darüber in einfacheres Gelände. Hier führt eine relativ bequeme
Rampe in einem weiten Rechts-Links-Bogen zum Nordwandsattel. Hier startet die
eigentliche Route. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um in den auffallenden Kamin
zu gelangen, durch den der obere Teil der Route führt. Das ganze findet in eher
brüchigen Gelände statt und macht daher nur bedingt Spass. Die letzte Seillänge
war mir dann doch zu bröselig, weshalb ich die Gelegenheit nutzte und nach
rechts zum Fehrmann-Kamin querte. Der ist aber auch nur unwesentlich fester. Der
Gipfel der Kleine Zinne ist eher klein, aber er gehörte ja für heute ganz uns
allein. Auch die Sonne hat ein Einsehen und so beobachteten wir die Kletterer an
der Dibonakante gleich nebenan.
Es gibt an der Kleinen Zinne eine Abseilpiste. Zum Glück, geht es doch in
alle Richtungen senkrecht hinunter. Dementsprechend luftig ist dann auch die
Abseilfahrt, bevor man in der Zinnenscharte landet und sich Überreste aus dem 1.
Weltkrieg angucken kann.
Große Zinne (Dibona-Kante):
Die nächste Nacht verbrachten wir in der wesentlich gemütlicheren
Lavaredo-Hütte. Die war erstaunlich leer, was aufgrund des vorhergesagten
Topwetters etwas verwunderte. Bis zum Einstieg an der Dibona-Kante ist es von
hier nur noch eine halbe Stunde.
Am nächsten Morgen standen wir dort ziemlich allein. Angesichts der Vielzahl der
Seilschaften am Tag zuvor bei zweifelhaften Wetter heute bei Traumwetter noch
verwundlicher. Aber das sollte uns nur recht sein. Zwischendurch wurden wir von
einem Alleingänger überholt. Free-Solo an der Zinne unterwegs zu sein, scheint
grad in Mode zu sein. Die Route verläuft im unteren
Teil links der Kante an der Nordwand und gewährt dementsprechend atemberaubende
Einblicke. Weiter oben weicht man dann mehr in die Ostflanke aus. Die ist quasi
überall im maximal 4. Grad kletterbar, dementsprechend schwierig gestaltet sich
auch die Routensuche. So sah ich mich genötig, neben einer etwas brüchigen
Sanduhr den ersten Haken meiner Kletterkarriere zu schlagen, nur um dann
festzustellen, dass 5m rechts schon ein Standplatz eingerichtet gewesen
wäre.
Nach dem Ringband wird das Gelände noch brüchiger, als es eh schon ist. Kurz
unter dem Vorgipfel wartet die Schlüsselstelle, eine kurze überhängende Stelle in einer gelben Wand.
Nach einer originellen Abseilfahrt durch ein Felstor gelangt man über nun
leichtes Gelände auf den eigentlichen Gipfel. Was für ein Traumwetter und das stolze Gefühl auf einem Traumgipfel zu stehen!
Der Abstieg ist bestens mit Steinmännern markiert. Die Abseilstellen sind zum
Großteil eingerichtet. Unglaublich eigentlich wie relativ einfach dieser Weg über Stufen
und Bänder auf so einen abweisend wirkenden Berg ist. Überall finden sich
Spuren aus dem 1. Weltkrieg, sogar hoch oben am Berg liegt Stacheldraht.
Kaum hatten wir wieder festen Boden unter dem Boden, schloss sich der Vorhang für heute und eine Wolke legte sich um den
Gipfel.
GPS-Koordinaten eigene Messung - Angaben ohne Gewähr (Datum: WGS 84 Positionsformat: Dezimal)
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