München - Bern - Martigny - Gr. S. Bernhard - Aosta - Courmayeur - Entrèves - Planpincieux.
Campingplatz im Ort, quasi direkt unter der Grandes Jorasses.
Stützpunkt:
Rifugio Boccalatte (2804 m)
N 45.85309°, E 6.97725°
Unbedingt vorher reservieren, Hüttenwartin spricht Italienisch, Französisch und perfekt Englisch
Tel.: (++39) 0165 844070 (Null am Anfang mitwählen!)
Zustieg:
Großer Parkplatz unterhalb des Campingplatzes, bei zwei Restaurants. Zur kleinen Kirche oberhalb der
Häuseransammlung gehen. Gelbe Pfeile markieren den Weg. Von hier auf schmalen Pfad nach Norden zu einer
Felsbarriere des Glacier de Planpincieux. Rechtshaltend über einen Bach und Felsstufen auf die Randmoräne
(eine Leiter). Die Hütte kommt nun oberhalb des Gletschers auf einem Felsblock in Sicht. Die Moräne weiter gerade
hoch. Die Felswand unterhalb der Hütte wird mit Fixseilen überwunden. Die Gletscher unterhalb der Hütte sind
so weit zurückgegangen, dass man inzwischen ohne Eisberührung zur Hütte kommt. Im AV-Führer (Auflage 2000) ist
dies noch anders beschrieben. 3.5 h.
Route:
Normalweg von Süden (Südwestflanke)
Von der Hütte kurz den Fixseilen folgen zum höchsten Punkt des Felsblockes an dem die Hütte klebt. Über Schotter
flach hoch zum nächsten Geröllrücken. Steinmännchen markieren den Weg. Auf den höchsten Punkt des Geröllrückens
relativ beliebig. Am einfachsten ab durch die Mitte. Man steuert rechts auf den steilen Gletscherhang direkt
unter der markanten Felsrippe des Rognon de la Bouteille zu. Entlang der Felsmauer steil nach oben. Bis diese
sich im Eis verliert. Den folgenden Gletscherhang steil aufwärts zum Beginn der nächsten Felsrippe "Rocher
du Reposoir" queren. Der weitere Weg führt nun über diese Rippe in IIer-Kletterei (Stellen III). Im Fels
zunächst der einfachsten Möglichkeit folgend rechts ansteigend zu einer Gedenkplatte. Hier nun steil aufwärts
zu einem markanten Granitzacken. Ab hier nun nach links den Gratrücken gewinnen und deutlich leichter entlang
diesem aufwärts. Unterhalb der Gedenkplatte gibt es auch links eine Möglichkeit durch eine Rinne, nicht zu
empfehlen! Der Rocher du Reposoir verliert sich irgendwann im Eis. Ein Serac versperrt den Weg. Diesen erklettern
(10m, 50°). Darüber dann durch den Firnkessel nach rechts zur Whymperrippe queren. Eine Verschneidung führt auf
die Rippe (Fixseile), etwa auf gleicher Höhe wie dort, wo die Reposoir-Felsen im Eis verschwinden. Nach der
Verschneidung leichter ansteigend durch eine Art Rinne zu einem Punkt, wo man offensichtlich in das Gletscherbecken
unterhalb des Gipfelgrates queren kann. Dieses Becken relativ eben in gerade Linie überqueren zu einer Firnschulter.
Von hier über den anfänglichen Firngrat weiter nach oben. Dann der einfachsten Möglichkeit folgend über einen
Blockgrat (II) zum Gipfel. Einfacher ist es, vom Firngrat bei passender Gelegenheit nach links in die Flanke zu queren und durch
eine Rinne aufwärts zum Gipfel den Blockgrat zu umgehen. 7h von der Hütte.
Abstieg:
Falls der Schnee noch nicht allzu sehr aufgeweicht ist, am besten über den Aufstiegsweg. Ab Mittag sollte man
die Whymperrippe vorziehen, was jedoch zeitaufwendiger und schwieriger ist. Dazu von der Pointe Walker leicht
am Grat zu Pointe Whymper queren und die Rippe hinab.
Am Reposoir-Felsen kann mehrmals abgeseilt werden. Viel altes Material hängt dazu auch rum. Unbedingt prüfen,
bevor man sich da reinhängt! Genügend Material mitnehmen, um selber Abseilstände bauen und ausbessern zu können!
Abstieg 5-6h vom Gipfel.
Charakter:
Für einen Normalweg ganz schön schwer und lang! Man ist durchgehend gefordert, bewegt man sich mal im leichteren
Gelände droht Stein- und Eisschlag. Zur Absicherung der Kletterstrecken werden Bandschlingen benötigt.
Kletterstrecken meist II mit Stellen III. Zwei
Eisgeräte in der Hand empfand ich bei der Überwindung des Seracs nach den Reposoir-Felsen als sehr angenehm.
An den Felsen hängt sehr viel altes Material. Bevor man sich reinhängt, unbedingt prüfen!
Spalten gibt es auch, und je größer und tiefer man sich die vorstellt, umso näher ist man an der Realität!
Karte:
IGN 3630 OT "Chamonix, Massif du Mont Blanc", 1:25000
Führer:
Harmut Eberlein "AV-Führer Mont-Blanc-Gruppe", Bergverlag Rudolf Rother, 9. Auflage 2000, München
Pause "Klassische Alpengipfel", BLV Verlagsgesellschaft, 1986 München
Endlich hatten auch wir mal die Gelegenheit, uns auf dem Spielplatz um Chamonix auszutoben! Gleich hinter Courmayeur steht der
Riesenklotz des Mont Blanc. Man fühlt sich sofort bei den Höhenunterschieden ins Himalaya versetzt. Schlappe 3600m Fels- und
Eiswand sind das, die man hier bewundern kann. Überall ragen grazile Granittürme in den Himmel, aus jedem Tal fließt ein stark
zerrissener Gletscher. So kommt man gar nicht erst in Versuchung, die Berge hier zu unterschätzen. Alles scheint extremer und
schwieriger als im Rest der Alpen. Im Führer liest man von Gletschern, die sich einen halben Meter am Tag bewegen, ständig sieht
und hört man kleine Lawinen. Alles ist noch in Bewegung hier!
In Planpincieux gibt es einen Campíngplatz direkt am Fuß der Grandes Jorasses. Als sich gegen Abend die Wolken verzogen, kamen wir
aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Karakorum der Alpen", so Woifes Vergleich. Oder doch andersrum?
Die Boccalatte-Hütte ist ziemlich winzig und klebt steil an einem Felsblock über einem zerklüfteten Gletscher. Vielleicht 30 Leute
finden hier Platz, dann ist aber schon Presspackung angesagt! Wie mag es hier zur Hochsaison aussehen? Um halb zwei wird man aus dem
Bett geschmissen, um zwei geht es los. Die ersten Meter hinter der Hütte sollte man am Vortag erkundet haben, sonst wird man ein
paar Ehrenrunden drehen. Die ersten steilen Meter auf dem Gletscher dienen noch der Eingewöhnung, bevor es zur Sache geht.
Direkt am Einstieg der Reposoir-Felsen schliefen drei Biwakierer seelenruhig mit Gottvertrauen, dass keiner von uns Bergsteigern
auch nur einen Stein lostreten würde. So im Dunkeln ist der leichteste Weg durch die Granitblöcke schwer zu finden. Zumal es
viele Varianten gibt. Wir probierten es ziemlich links, nicht die beste Wahl. Eine Granitplatte war mit einem Fixseil versehen,
kaum versuchte ich mich daran hochzuziehen, schon ging es abwärts! Es war gerissen, zwei Meter flog ich durch die Luft. Das Fixseil
war auch unten an einem Bohrhaken befestigt und so konnte ich mich am Restseil festhalten. Deshalb merkte Woife im Nachstieg nicht mal was
von dem Sturz. Wir gingen mit einer laufenden Sicherung.
Puh, erstmal durchatmen. Die Platte konnte ich dann auch ohne Fixseil überwinden und darüber wurde es erstmal leichter. Da noch
ziemlich viel Schnee lag, mußten wir durchgehend mit Steigeisen klettern. Auf Granitplatten nicht unbedingt ein Spaß. Bald
verengen sich die Reposoir-Felsen zu einem schmalen Firngrat und man steht vor dem nächsten Problem. Ein Gletscherabbruch.
Bei uns waren das 10m Eisklettern mit 50° Steilheit. Danach ein Firnkessel, den man relativ eben durchqueren muss. Die zahlreichen
Lawinenkegel zeugen davon, dass man sich hier in den Nachmittagsstunden nicht mehr aufhalten sollte. Um auf die Whymperrippe
zu kommen, erklettert man eine Verschneidung, die sich doch als leichter entpuppt, als sie zunächst aussah. Auch hier erleichtert
ein Fixseil die Kletterei und dieses Mal hielt es sogar!.
Der schnellste Weg zum höchsten Punkt führt nun über eine Gletscherterrasse. Im Führer wird hier eindrücklich von den darüber
liegenden Eiswülsten gewarnt. Die machten mir aber einen ziemlich abgeschmolzenen Eindruck. Eisschlaggefahr dürfte hier im
Vergleich zu früher geringer sein. Der Gipfel sieht nah aus, man ist aber immer noch durch einen Blockgrat davon getrennt. Mit
Schneeauflage war auch der ziemlich heikel zu begehen. Dann endlich die letzten Meter zum überwächteten Gipfel! Bei strahlendem
Sonnenschein standen wir nun am höchsten Punkt und bei Mont Blanc und seinen Trabanten in unmittelbarer Nähe müsste man eigentlich
nicht erwähnen, dass die Aussicht schon schön ist ... ;-)
Allzu lang verweilten wir nicht, es wartete der Abstieg und da der selbe Weg wie im Aufstieg, wußten wir um die Schwierigkeiten
bestens Bescheid. Zumindest fand sich eine Möglichkeit, um den Blockgrat zum Gipfel zu umgehen. In der Flanke durch eine Rinne
ging es wesentlich leichter. Der Schnee war inzwischen um zehn gut aufgeweicht. Am Serac oberhalb der Reposoir-Felsen angekommen,
mußten wir nun abseilen. Vorgänger hatten eine Eisbirne ausgehauen, die wir auch benutzten. Mittlerweile war es aber auch mehr
eine Firnbirne. Aus Vorsicht drehten wir deswegen auf dem Weg runter zur Sicherung ein paar Eisschrauben rein. Prompt brach beim Woife die Birne
auch weg, er stand zum Glück jedoch grad günstig und konnte sich halten. So hatte jeder von uns beiden heute sein Aha-Erlebnis.
Weiter unten finden sich viele Abseilstellen, bevor man endlich auf dem Gletscher steht und erstmal durchatmen kann. Aber nicht
zu tief, einige Spalten gilt es noch zu umgehen.
Wir stiegen dann auch gleich noch ins Tal ab und waren somit an diesem Tag insgesamt 17 h unterwegs.
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