München - Fernpass - Landeck - Reschenpass - Richtung Stilfser Joch fahren - links nach Sulden.
Parkplatz bei der Kirche St. Gertraud, bzw. Talstadion Langensteinlift.
Stützpunkt:
Hintergrathütte (2661 m)
Zustieg:
Von der Kirche den Weg Nr. 3 zur K2-Hütte folgen. Und weiter nach links über das für den Winterbetrieb
planierte Schotterfeld um einen Moränenkamm herum und dann nach Süden queren, bis man plötzlich abrupt vor der
Hintergrathütte steht. 3h vom Tal.
Route:
Ortler, Hintergrat (AD, III A0 bzw. IV-, 40° im Eis)
Erstbegeher: J. Pichler u. Gefährten im August 1805
Von der Hütte auf deutlichen Steig nach Westen zur Moräne des Suldenfernes. Auf dieser bis zu dem von der Hütte
gut sichtbaren Felsvorbau. An diesem kurz links vorbei, bis deutliche Spuren ein großes und steiles Kar hochführen.
Im Schutt den Steigspuren und Steinmännchen folgen bis zum oberen Ende des Kares. Die kurze erste Felsstufe
wird links neben einer Rinne überwunden (II). Danach ein weiteres Schuttfeld in Serpentinen hoch. Durch eine
Rinne hoch, am Ende nach links queren. Weiter linkshaltend hochklettern. Ein Absatz wird von links über einen
Kamin erklettert (II). Danach leichter am nun deutlich ausgeprägten Grat auf den Oberen Knott.
Flach über dieses Firnfeld weiter und den anschließenden Firnhang steil hoch. Nach dem Übergang im Fels bleibt
man am Grat. Man erreicht schließlich den markanten Signalkopf, der fast ganz erstiegen wird. Bevor sich
der Grat zu einem schmalen horizontalen First verengt, links durch eine Rinne 15m hinab (II, oder abseilen an
gebohrten Ring, Drahtseilsicherung existiert nicht mehr). Ein schmales Band weiter horizontal verfolgen zurück
zum Grat. Man steht unter dem markanten Signalkopf. Wenige Meter am schmalen Grat zur ersten Schlüsselstelle.
Ein kurze senkrechte Stufe (3m) wird über einen Riss erklettert (III A0 oder IV-, es steckt genügend Material,
über eine Drahtschlinge kann man sich nach oben ziehen). Über weitere steile Stufen am schmalen Grat klettern
(Stellen III), zum Beginn eines weiteren Firnhanges (40°). Diesen unmittelbar am Grat hoch (Wächten!). Am Ende
versperrt eine Felsstufe den Weg. Zunächst direkt klettern (II), weiter oben unter eine Nische, in
deren Mitte ein Riss (IV-, Haken) den Weiterweg vermittelt. Darüber kurz nach links queren. Der Felsgrat
geht bald in einem Firngrat über. Eine weitere Felsstufe (II) muss überwunden werden, bevor man über einen
Blockgrat den Gipfel erreicht. 5-7 h von der Hütte.
Abstieg:
Der Normalweg von der Payerhütte hat den Vorteil, dass man über das Ortlerplatt vom Gipfel sehr schnell bis auf 3300m
runter kommt, er ist deswegen meiner Meinung einem Abstieg über den Hintergrat unbedingt vorzuziehen. Insgesamt
ist er dank Versicherungen auch deutlich leichter.
Vom Gipfel zuerst nach Süden, um bequem auf das Ortlerplatt absteigen zu können. Um den obersten Serac zu umgehen,
überquert man das Gletscherplateau zunächst in westlicher Richtung. Dann nach ca. 10 Min nach Norden einschwenken.
Ist man unterhalb des Seracs, so ist man auf dem richtigen Weg. Die nördliche Richtung behält man nun bei. Der
weitere Weg ist schwierig zu beschreiben, da Spalten zu vielen Richtungswechseln zwingen. Man hält sich aber am
östlichen Rand des Gletschers, ohne diesem zu nahe zu kommen (riesiger Abbruch!). Teilweise ist das Gelände bis zu
40° steil.
Beim Bivacco Lombardi erreicht man den Felsgrat. Nun steigt man am schnellsten über das sog. Bärenloch ab. Das
bedeutet vom Grat nach links und entweder sehr steil auf den Firnhang wechseln oder weiter unten kurz über
eine Wandstufe auf den Firnhang abseilen. Man ist nun direkt unterhalb einiger Eisbrüche (Eisschlag!). Den Firnhang direkt hinab und
so bald als möglich unterhalb des Felsblocks, auf dem das Biwak steht, nach rechts wieder zurück auf den Grat
queren.
Man folgt dem zunächst leichten Felsgrat, der bald schmaler und schwieriger wird. Es gilt eine Scharte zu erreichen
(evtl. abseilen), von hier wieder leichter bis zum Abbruch des Tschierfeckwandls. Hier klettert man an Ketten
und Eisenstiften ab. Die folgende Erhebung im Grad wird überklettert. Die folgende Tabarettaspitze an der westlichen
Seite auf Bändern umgangen. Durch eine scharfe Scharte und man sieht die Payerhütte, von der man noch durch einen
steilen Firnhang getrennt ist (im Spätsommer Schutt). 3h vom Gipfel.
Von der Hütte leicht auf bezeichnetem Weg ins Tal. 2h.
Charakter:
Der Hintergrat ist im Normalfall sehr überlaufen, man muss also Wartezeiten einkalkulieren. Überholen ist
im schwierigen Teil nicht mehr möglich. Bei viel Betrieb herrscht auch große Steinschlaggefahr. Man sollte den
Grat selber absichern können, d.h. Bandschlingen und Klemmkeile gehören ins Gepäck. Eine IV- sollte man mit
Steigeisen klettern können, bevor man sich an diese Tour wagt.
Karte:
Tabacco Nr. 8 "Ortlergebiet", 1:25000
Führer:
E. Schmitt, W. Pusch "Hochtouren Ostalpen", Rother Selection, 1. Auflage 2004
Link:
-
Bergspezln:
Betty
Ja gibts denn sowas! Wir wollen den Hintergrat machen und sind die einzigen auf der Hütte! Könnte das daran liegen, dass wir mitten
unter der Woche an einem Mittwoch die Tour machen wollen? Wahrscheinlich. Oder daran, dass seit einer Woche ein Wettersturz den
Alpen Schneefall bis unter 3000m beschert hat und nun endlich Wetterbesserung in Sicht ist? Sehr wahrscheinlich.
Sei es wie es sei, die Hintergrathütte wurde gerade renoviert und so ermahnte uns die Hüttenwirtin auch gleich, ja nicht die
neuen Betten zu beschädigen. Wir doch nicht. Wir sind anständige Bergsteiger.
Frühmorgens um 4 Uhr zogen wir also los. Ein paar Wolken zogen noch rum, ansonsten war der Sonnenaufgang mit schön beleuchteter
Königsspitze-Nordwand ein Erlebnis! Die Tour geht gemächlich los, einen Schutthang hoch, so gewinnt man schnell Höhenmeter. Die
einzigen am Hintergrat, die ersten nach einem Wettersturz bedeutet auch, spuren! Die ersten Felsaufschwünge waren auch trotz
Schneeauflage noch gut zu begehen. Bald standen wir am Signalkopf, hier beginnen die Schwierigkeiten. Zunächst abseilen, dann
über ein in unserem Falle tief verschneites Band queren und schon steht man vor der Schlüsselstelle. Von der hat man ja nun schon
einiges gehört und so stellte ich mir darunter eine grausige überhängende Mörderwand vor. Die Realität sieht dann zum Glück
realistisch machbar aus. Ein 3m Riss, bestens mit Haken bestückt, aber schmierig glatt. Da greift man doch beherzt in die
Drahtschlinge am Ausstieg, um sich hochzuschwingen.
Der Grat wird nun schmal und bald wartet ein weiterer Firnhang. Spuren, ächz! Die nächste IV- läßt sich auch mit Steigeisen gut
klettern und drüber steht man eigentlich direkt unterm Gipfelkreuz, aber die paar Restmeter ziehen sich noch. Ringsum zogen die
Wolken um uns rum, so dass wir von der Umgebung nicht allzu viel sahen. Laut Gipfelbuch waren nur noch zwei Seilschaften von der
Payerhütte heute zum Gipfel aufgestiegen. Über deren perfekt angelegte Spur waren wir auch ziemlich froh. Wir hätten sicherlich
auf dem Ortlerplatt im Nebel sonst unsere Probleme bekommen. Als sich die Wolken hoben, staunten wir nicht schlecht, ob der
riesen Seracs und Löcher um uns rum. Nach dem Biwak und dem Bärenloch hat man den Gletscher aber hinter sich und einen Felsgrat
vor sich. Auch über den liest man eigentlich nur wenig erbauliches. Ich fand ihn eigentlich super zu begehen, er war bei uns aber
auch vollkommen aper.
Die Einblicke in die Nordwand sind respekteinflössend. Sieht lang aus, das Ding! Auf der Payerhütte sonnten wir uns im Glanze der
vollbrachten Leistung und die würdigenden Worte von Hüttenwirtin und Bergführer taten natürlich ganz besonders gut! Aber das
Malheur kommt meist unerwartet, dank "Brückensperre" wegen Bauarbeiten am weiteren Abstieg wichen wir auf den brüchigen Felskamm
aus. Beim Abklettern vom selbigen, ging es ab mit mir und den Gebrösel. Aber nicht weit und bis auf zerschürfte Hände ging auch
die Sache gut aus.
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