bis zum Strahleggpass leichte, aber brüchige Kletterei, sowie kleiner Gletscher
zum Schreckhorn spaltiger Gletscher, schwieriger Bergschrund, Kletterei bis III
Ausgangspunkt:
Lütschinenbrücke in Grindelwald (986m)
Anfahrt von München:
München - Bern - Interlaken - Grindelwald. In Grindelwald fährt man durch das ganze Dorf
zum Campingplatz "Gletscherdorf", unterhalb der Pfingstegg-Bahn. Direkt am Campingplatz ist der Ausgangspunkt
an der Lütschinenbrücke. Parkplätze sind dort nicht zu finden, ausser man kann das Auto im Campingplatz abstellen,
was einfacher ist, wenn man dort vorher schon übernachtet hat. Ansonsten finden sich bei der Pfingstegg-Bahn oder
in der Nähe der Gletscherschlucht größere Parkplätze.
Stützpunkt:
Schreckhornhütte (2529m)
GPS: N 46.58189° E 8.09849°
Ab der Lütschinenbrücke ist der Weg ausgeschildert und danach gibt es nicht mehr viele Möglichkeiten, um
sich zu verlaufen. Der Weg führt landschaftlich großartig oberhalb der Gletscherschlucht zum Bäregg.
Dort wird der Weg zunehmend schwieriger und ausgesetzter. Man bleibt östlich der Gletscherbrüche und überwindet
die Steilstufe über einen gesicherten Steig, bevor die Hütte erreicht wird. 5-6h
Route:
Strahleggpass
Von der Hütte steigt man zum Oberen Ischmeer ab und bleibt auf der östlichen Seitenmoräne, bzw. steigt direkt auf
dem Gletscher bis etwa unterhalb des alten Hüttenplatzes der Strahlegghütte. Es gilt einen Felsriegel zu überwinden,
der beste Aufstieg ist von der Schreckhornhütte einzusehen und mit Steinmännern markiert. Es finden sich auch
noch alte rote Markierungen, jedoch ist der neue Weg unterhalb über eine Rampe von links nach rechts besser
und einfacher.
Bevor man den alten Hüttenplatz erreicht, zieht eine breite Schuttrinne nach oben. Dieser linkshaltend folgen
bis zu einem Grat. Hier finden sich anfangs noch gute Wegspuren, um den sog. "Gaagg" zu erklimmen. Dies erfolgt
zuletzt linkshaltend etwas heikel in der Flanke, bevor man einen Sattel erreicht. Der Strahleggpass ist nun
rechts oberhalb, die tiefste Einkerbung unterhalb des Lauteraarhorn-SW-Grates. Dorthin gelangt man über einen
kleinen Gletscher, der aber beachtliche Spalten aufweist.
Strahleggpass: N 46.57749° E 8.11788°
Schreckhorn, Südwestgrat (III)
Zunächst wie oben beschrieben über den "Gaagg" bis knapp unter den Strahleggpass. Dort wo man aus der
Schuttrinne aussteigt und es wieder flacher wird, folgt man deutlichen Wegspuren flach zum Schreckfirn.
Nun den gröbsten Spalten ausweichend im weiten Bogen immer recht nahe am Felsen haltend zu der markanten
Rampe, die die Südflanke des Schreckhorns durchzieht. Der Bergschrund wird an geeigneter Stelle überschritten.
Danach kurze, steile Firnflanke. Ziel ist der Beginn der Rampe, die sich bei näherer Betrachtung mehr als
angelehnter Pfeiler entpuppt. Über den ganz linken Pfeilerrücken geht es mal mehr oder weniger schwierig (Stellen
II-III) zu den Absatz unter dem Südwestgrat.
Dieser wird der leichtesten Linie folgend erklommen, meist entlang der (breiten) Gratschneide. Kurz unterhalb
des Gipfels weicht man einige Meter nach Westen aus, erklettert eine Steilstufe, um sogleich wieder zum Grat
zurückzukehren, der dann flacher wird. In Fels und Firn geht es schließlich zum Hauptgipfel. Stellenweise bietet
der Südwestgrat IIIer Klettereien. Die beste Route ist durch gebohrte Abseilhaken alle 20m gut markiert.
Dazwischen finden sich nur natürliche Sicherungsmöglichkeiten, die aber reichlich. Von der Hütte bis zum
Gipfel 7-8h.
Abstieg:
Entlang des Aufstiegs, oben meist durch Abseilen (Abseilstände alle 20m). Dauer ebenfalls gut 7h.
Der ganze Aufstieg zur Schreckhornhütte links des Gletschers ist zu sehen.
Schreckhorn - Südwestgrat
Charakter:
Bis zum Strahleggpass, einfache, aber teils heikle Kletterei im brüchigen Gelände. Den Einstieg zu finden
kann unter Umständen bei Dunkelheit und Nebel ein Problem sein. Vorher auskundschaften ...
Der Schreckfirn ist sehr spaltig. Der Bergschrund kann auch erhebliche Probleme bereiten (Eisschrauben!),
besonders beim Abstieg.
Die Rampe durch die Südflanke ist in erster Linie steinschlaggefährdet mit etwas brüchigen Gestein. Der
Südwestgrat selber ist etwas solider, aber Steine fliegen auch hier. Durch Abseilstände gut gesichert,
Schlingen und ein Klemmkeilset sind sehr zu empfehlen. Sehr lange und komplizierte Tour!
Karte:
Schweizer Landeskarte, Zusammenschnitt Berner Alpen, 1:50000
Führer:
W. u. M. Munter, "AV-Führer Berner Alpen", Bergverlag Rudolf Rother, München
Link:
-
Titel: 21.07.08 Kaltfront Bergspezln: Woife
Schreckhorn, der Name ist Programm. Da läßt man sich leicht abschrecken, wir zunächst nicht und schafften es zunächst mal auf
die gleichnamige Hütte. Dort waren wir die einzigen, was einem ja schon mal sehr verdächtig vorkommen sollte. Der Weg dorthin ist aber
einfach nur großartig. Fantastisch, die Wand vom Eiger bis zu den Fiescherhörnern. Das Beste allerdings, der Steig führt in
unmittelbarer Nähe zu einem gewaltigen Eisbruch nach oben, wo dann das Finsteraarhorn über einer wahrhaft arktischen Landschaft
thront.
Tja, der Wetterbericht schwenkte innerhalb von einer Stunde komplett um und statt der erhofften Abendsonne, prasselte
Gewitterregen auf die Hütte nieder und das blieb so die ganze Nacht. Morgens merkten wir erst spät, dass über dem noch
tief hängenden Nebel schon die Sonne wieder leuchtete. Das Schreckhorn war nicht mehr möglich, aber etwas bewegen wollten wir
uns schon noch, Vorerkundung für das nächste Mal und stocherten uns so durch den Nebel zum Einstieg. Bald hatten wir bessere
Sicht und die Landschaft verzauberte uns erneut, das Schreckhorn ist schon ein steiler Zahn!
Eigentlich wollten wir das Strahlegghorn angehen, aber vom gleichnamigen Pass wirkte der kurze Weg dort hoch über einen Grat
unangenehm. Dazu noch mit frischer Schneeauflage und etwas vereist, da verging mir zumindest sehr schnell die Lust. Die Eierei
war mir der Berg nicht wert. Gut, nervös bezüglich der weiteren Wetterentwicklung war ich auch noch, im Nebel wollte ich nicht
die Hütte suchen, die Wolken waren schon wieder bedrohlich nah. Woife war etwas hartnäckiger, verlor dann aber auch die Lust am
glatten Fels. Tja, das war es, mehr Glück nächstes Mal ...
Titel: 19.07.10 Wie bestellt Bergspezln: Woife
Schreckhorn zweiter Versuch. Dieses Mal hatten wir mehr Glück mit dem Wetter. Keine Wolke und windstill, absolut perfekt also.
Der Zustieg zur Schreckhornhütte ist ja schon eine Bergtour für sich, aber auch beim zweiten Mal absolut grandios. Die Gegend
um den Eiger verändert sich zur Zeit rapide, die Gletscher schmelzen schnell und hinterlassen abrutschende Bergflanken. Ein
bei der Bäregg-Hütte letztes Mal noch angelehnter riesiger Felsblock, war zwei Jahre später schon verschwunden, im Gletscher versunken.
Der damals neue Weg ist nun auch schon wieder Geschichte, er mußte an einigen Stellen abermals nach oben verlegt werden, da
weiter unten alles wegrutscht.
Nur eines hat sich nicht verändert, der sehr eigenwillige Hüttenwirt der Schreckhornhütte. Man fühlt sich eher in einer Kaserne,
als als Gast auf einer Berghütte. Wehe man legt sich ins falsche Lager oder besetzt den nicht zugewiesenen Sitzplatz, dann gibt
es auch um 1.30 Uhr in der Früh einen Zusammenpfiff und sei die Hütte auch noch so leer.
Nun dermassen früh zogen wir also los, es war schon um die Zeit recht warm. Noch im dunklen überschritten wir über wackelige
aber gut durchfrorene Brücken den Bergschrund. Dahinter der erste Prüfstand, eine unangenehm ausgeaperte, steile Eisflanke, wo
wir zwei Eisschrauben setzten. Der nächste Abschnitt führt am linken Rand der markanten Rampe durch die Südwand zu einem
Gratabsatz. Das ist meist Gehgelände, aber steil und ausgesetzt mit einigen Kletterstellen. Ab dem Absatz gilt es dann endgültig
zu sichern. Die Kletterei ist zwar nirgends besonders schwer, aber doch ziemlich steil und manchmal ausgesetzt. Insgesamt jedoch
im trockenen Zustand unproblematisch, da meist fester Fels und mit Bohrhaken für die Abseilstände gut bestückt. Die Umgebung
ist schlichtweg großartig. Zukünftige Traumrouten in Hülle und Fülle lassen sich von oben studieren.
Aber nicht allzu lange. Der Rückweg dauert genau so lange wie der Aufstieg und in der Sonne erwacht die Südflanke des
Schreckhorns zusehens zu Leben. Hin und wieder pfeift ein Stein durch die Wand. Das größere Problem ist dann jedoch der
aufgeweichte Bergschrund und Gletscher.
Um 17 Uhr waren wir dann wieder auf der Hütte und hatten keine Lust mehr zum Absteigen. Nach den Erlebnissen vom Vortag mit
dem Hütti rechneten wir nicht wirklich damit, noch ein Lager zu bekommen, zumal die Hütte eigentlich voll war. Aber Woife's
geschickte Diplomatie sicherte uns ein Schlaflager, zwar nur unter Murren, aber immerhin.
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