6-8h, max. 4+, viel Gehgelände, spärliche Absicherung
Abstieg:
4h, kombiniertes Gelände mit IIIer-Stellen bis zur Langkofel-Scharte
Allgemeines:
Die Route sollte ob ihrer Gesamtanforderung nicht unterschätzt werden
Ausgangspunkt:
Parkplatz Sellajochhaus (2176m), gutes Gelände zum Biwakieren, bzw. Übernachtung im Hotel
Anfahrt von München:
München - Brenner - Brixen - Grödnertal - Wolkenstein - Sellapass. 3-4 h.
Stützpunkt:
Comicihütte (2153m) - liegt zwar direkt unter der Nordkante, lohnt sich aber ob der unwesentlichen Verkürzung des Zustiegs
nicht.
Biwakschachtel kurz unter der dem Gipfel - sorgt doch für eine wesentliche Entspannung, falls ein Schlechtwettereinbruch
droht, nur mit Matrazen ausgestattet. Max. 4 Personen, guter allgemeiner Zustand.
Demetz-Hütte (2681m) - falls man nach der langen Tour keine Lust mehr hat, die 1h bis zum Auto weiter abzusteigen. Nette und
zuvorkommende Wirtsleute.
Route: Langkofel Nordkante IV+ (E. Pichl, W. Waizer, August 1918) + Überschreitung auf dem Normalweg
Teil 1: Zum Einstieg
Vom Sellajochhaus folgt man dem markierten Weg zur Comicihütte. Ca. 10min vor dieser steigt man bei einem Schleppliftmasten
über Wiesenhänge hoch zu dessen Bergstation. Von dort nun leicht rechtshaltend an die Wand heran. Man sollte den deutlichen
Steig finden, der mit Steinmännern markiert, zum Einstieg führt. Dieser findet sich oberhalb einer grasigen Rampe, am Beginn
einer Kaminrinne. Ca. 1h.
Teil 2: Durch die Nordostwand zur Pichlscharte
Bis knapp unter die Pichlscharte hat man es mit eher leichtem Gelände im II-III Grad zu tun, hier sollte man möglichst schnell
vorankommen. Würde man durchsichern, so wären das mindestens 21 SL.
Man folgt vom Einstieg immer der leichtesten Möglichkeit den Kamin-Rinne-System schräghaltend rechts nach oben. Dort wo es
schwieriger wird, immer rechts ausweichen in leichteres Gelände. Erster markanter Punkt ist ein gelbes nasenförmiges Dach
in einer Kante. Darunter steigt man über Platten bis ca. auf halbe Höhe an das Dach heran. Rechts findet sich nun ein schwach
ausgeprägtes Band, auf dem man leicht über Platten zur Kante unter der Nase queren kann. Jenseitig an schwarzen Felsen auf
einem bequemen Band weiter nach rechts queren bis unter die Falllinie eines großen Felsturmes, der die Rinne zur Pichlscharte
nach rechts begrenzt. Hier nun gerade hoch steigen über einen leichten Überhang (evtl. Stelle 4-), dann leicht links querend
über Platten zum Beginn der nicht zu verfehlenden Rinne hoch zur Scharte. Nun wird die Kletterei schwieriger:
1. SL (40m, IV+): Am Beginn der Rinne drei Varianten, ganz links erschien uns der Fels am zuverlässigsten. Man weicht über
Platten einem Überhang links aus, um darüber zum Beginn eines Kamins wieder zurückzuspreizen. Danach ein paar
Meter direkt im Kamin hoch bis zum Standplatz an einem Felskopf.
2. SL (40m, III): Weiter gerade durch den Kamin hoch. Bis die Kletterei wieder schwierig wird. Dort Standplatz selber einrichten.
3. SL (40m, IV+): Die Originalroute würde nun nach rechts ausweichen, laut abweichender Beschreibungen ist diese aber durch
einen Bergsturz zertrümmert. Von oben sah sie aber nach wie vor begehbar aus. Wer auf Nummer sicher gehen
will, folgt auf der linken Seite den Kamin weiter gerade nach oben. Auf einem Absatz findet sich ein
Standplatz mit Normalhaken.
4. SL (50m, IV+): Die weiteren Meter sehen schwieriger aus, als sie sind. Man quert an der linken Begrenzungswand etwas
ausgesetzt zur Fortsetzung des Kamins und durch diesen 20m recht schwierig gerade nach oben. Darüber dann
eine leichtere Rinne zur Pichlscharte.
Gut 3h bis zur Pichlscharte.
Teil 3: Nordkante ab Pichlscharte
1. SL (20m, III+): Direkt auf der Kante über plattiges Gelände zum Stand (1 Normalhaken) dort wo ein Felsturm die Route teilt.
2. SL (30m, IV): Links auf einem plattigen Band um den Turm herum queren, Stand (Normalhaken) am Beginn eines Kamins.
3. SL (50m, IV+): Sehr anstrengend, der Kamin wird bis zu dessen Ende auf dem Felsturm hochgespreizt. Anhaltende Schwierigkeiten,
der erste zuverlässige Sicherungspunkt läßt sich erst nach mehr als 10m setzen. Stand an Felskopf.
4. SL (35m, IV+): Links der Beginn eines weiteren Kamins. Zunächst leicht dann aber schwieriger werdend ist wiederum
Spreiztechnik gefragt bis zum Stand auf einem schuttbedeckten Klemmblock im Kamin (1 Normalhaken).
5. SL (40m, III+): Weiter im Kamin, aber bald links heraus und über eine seichte Rampe zu einem Band unter einer glatten Wand.
6. SL (50m, IV-): Das Band nach links queren, ein Zackengrat, angelehnt an die Wand, vermittelt die einfachste Möglichkeit.
Weiter oben führt ein Riss zum Beginn eines Kamins mit großen Klemmblock. Direkt darunter Stand (2 Normalhaken).
7. SL (45m, III+): Den Kamin bis zum Ausstieg in eine Gratscharte verfolgen.
8. SL (20m, III-): Rechts einen flachen Kamin nach oben und über Platten auf einem Gratturm.
2-3h
Teil 4: Zackengrat zum Gipfelaufbau
Vom Gratturm läßt sich der Rest der Tour bis zum Gipfel gut einsehen. Zunächst recht einfach, dann ausgesetzt und schließlich
ein paar Meter absteigend bis zu einer Scharte. Stellen II-III, 0.5h.
Teil 5: Gipfelaufbau
Von unten sollte man sich die man sich die beste Route ansehen. Eine Rinne führt fast direkt von der Scharte in der man steht
nach oben, links davon kann man recht gut im meist festen Fels hochklettern. Die Scharte samt Rinnen in unmittelbarer
Nachbarschaft sind evtl. schneegefüllt. Von der Scharte also zunächst links einen steilen Felsaufbau ausweichen, dann an der
leichtesten Stelle (III) eine kurze Stufe überwinden. Von hier direkt immer links neben einer Firnrinne bis zum Ausstieg
auf dem Gipfelgrat. Stellen III, meist Gehgelände, 1h.
Teil 6: Gipfelaufbau bis Biwak
Der Gipfelgrat ist reich an Türmen, den Hauptgipfel schmückt ein Steinmann. Bis hierher vom Nordgipfel sehr leicht. Danach
führt der Normalweg weiter. Die Steigspuren werden ausgeprägter, hin und wieder findet sich ein Steinmann. Nun also über
ein paar Grattürme hinweg, bzw. rechts unterhalb auf deutlichen (!) Steigspuren queren. Zuletzt wieder direkt auf den Grat,
der nun schmaler wird. Zuerst findet sich ein Eisenbügel, wenige Meter weiter ein Abseilring. Hier nun gut 20m abseilen,
direkt zur Biwakschachtel. Stellen II, 0.5h.
Teil 7: Biwak bis Schuttfeld
Vom Biwak nun zunächst links um einen Block herum absteigen, danach direkt auf einen Felsturm zu mit IIer-Stellen. Vor dem
Turm ein flacher Block wiederum rechts an einer Wand eine gebohrte Abseilstelle. Rechts in den Kamin abseilen (2x25m). Der
Kamin hat sich zu einer flachen Rinne erweitert, direkt absteigen, rechts unten über einen weiteren Steilstufe ein Abseilblock.
Hier nun 2x30m oder auch 1x60m direkt bis zu einem Schuttfeld abseilen. 0.5h.
Teil 8: Firnrinne + Langkofelgletscher
Auf dem Schuttfeld nach links in eine Scharte zum Beginn einer flachen Firnrinne. An rechter Begrenzungswand von oben gesehen
Fixseile. Entweder dort abseilen, oder günstiger findet sich eine erste Abseilstelle unter einem Felsblock mitten in der Rinne.
3x40m (oder auch 5x20m möglich) an einbetonierten Abseilringen durch die Rinne abseilen. Vom Langkofelgletscher ist nicht
mehr allzuviel übrig, jenseitig am unteren Ende findet sich eine rote Markierung. 1h.
Teil 9: Bandsystem zur Langkofelscharte
Man quert nun in der Südwestseite des Langkofel über ein Bandsystem zur Langkofelscharte. Vom Gletscher zunächst auf
gleicher Höhe über Platten und eine Kante hinweg, dann kurz in eine Scharte hochsteigen, jenseitig durch einen Kamin
absteigen (II-III) und leicht linkshaltend zu einer Abseilstelle an Normalhaken. 1x20m abseilen. Fixseile leiten nun um
eine glatte Wandpartie herum. Jenseitig einer weiteren Scharte zunächst auf deutlich Wegspuren leicht absteigen, bis es
unübersichtlich wird. Ein Steinmann markiert eine Abseilstelle. Hier nun 30m abseilen auf ein kleines Band. Um eine Kante
herum. Nun führt ein deutliches und bequemes Band in auf und abs direkt bis unter die Langkofelscharte. Ein paar Meter
aufsteigen und man ist bei der Demetzhütte. 2h.
Teil 10: Zurück zum Sellajoch
Entlang der Seilbahn auf gutem Wanderweg zurück zum Ausgangspunkt. 45min.
Charakter:
Anhand obiger langer Routenbeschreibung sieht man schon den Grundcharakter dieser Tour, lang und verwickelte Routenführung
vor allem im Abstieg. Die reinen Felsschwierigkeiten geben also die Gesamtschwierigkeit nicht annähernd wider. Im II-IIIer
Gelände sollte man sicher und schnell vorankommen. Die schwierigeren Seillängen sind, wenn überhaupt, nur spärlich mit
Normalhaken bestückt,
eigene Sicherungen lassen sich im kompakten, glatten Fels nicht immer einfach anbringen. Stände sind fast immer selbst einzurichten.
Insgesamt ist der Fels recht zuverlässig, auch wenn er manchmal etwas bröselig ausschaut. Ins Gepäck gehören also viele
Schlingen, Klemmkeile, Friends und zur Sicherheit auch Hammer und Haken, zumindest im Rucksack.
Wir hatten Leichtsteigeisen dabei, früh im Jahr können einige Schneefelder im Gipfelaufbau dies notwendig machen. Im
Normalfall wird man die Steigeisen aber nicht benötigen.
Man braucht einen Tag mit absolut sicheren Wetter und guter Sicht, eine Biwakschachtel kurz unterhalb des Gipfels entschärft
die Tour etwas.
Der Abstieg ist nochmal sehr lang und nicht immer einfach zu finden.
Karte:
Tabacco Nr. 05 "Gröden - Seiseralm", 1:25000
Führer:
A. Köhler, N. Memmel "Kletterführer Dolomiten", Bergverlag Rother, 3. Auflage 1998, München
Link:
-
Titel: Tagesreise über ein Gebirge für sich Bergspezln: Thomas
Als wir frühmorgens uns aus unseren Schlafsäcken beim Sellajoch-Haus schälten, fanden wir uns zunächst im dichten Nebel wieder.
Die Hand war kaum vor den Augen zu erkennen. Dies änderte sich auch nicht, als wir bei der Comici-Hütte ankamen. Den richtigen
Abzweig zum Einstieg der Langkofel-Nordkante hatten wir prompt verfehlt und es bestand auch wenig Hoffnung, ihn in dieser
Suppe zu finden. Wir mußten ja erstmal den ganzen Berg überhaupt entdecken.
Also zurück zu einem Schlepplift, gerade über Wiesenhänge nach oben, immer weiter nach Süden und tatsächlich fünf Meter vor
der steilen Wand hatten wir ihn, der Langkofel stand unzweifelhaft vor uns. Nun nach rechts so lange queren, bis wir den
angeblich "deutlichen" Pfad zum Einstieg ausspähten und er war tatsächlich nicht zu verfehlen und leitete uns trotz trüber
Suppe sicher zum Einstieg.
Los gings. Die unteren einfachen Meter brachten wir mit durch gleichzeitiges Gehen am Seil sehr zügig hinter uns und nach
gut 300Hm standen wir auch in der Sonne und konnten die Sache etwas entspannter angehen. Man wandelt wirklich in einem Meer
aus Fels, allerdings ein senkrechtes. Der Weg bis zur Pichlscharte ist dann zunächst auch gut zu finden. Die letzte Rinne
zwischen einem Turm und dem Nordgrat erschwert einem nur doch zu viele Optionen die Routenwahl. Wir blieben ganz links und
kamen so nach gerade mal 2.5h in der Pichlscharte an. Den größten Teil hatten wir also, nur der schwierigste lag noch vor uns
und sollte noch einiges an Zeit beanspruchen.
In der 3. Seillänge nach der Scharte wartet ein ziemlich senkrechter Kamin, man spreizt sehr luftig nach oben. Die erste
vernünftige Sicherung läßt sich erst nach mehr als 10 Meter anbringen. Ein Ausrutscher an dieser Stelle wäre nicht gut. In
diesem Stil geht es weiter, Kamine dominieren die Route bis zum Ausstieg auf einem Grat.
Der Gipfel war zwar nun in Sichtweite, aber immer noch weit. Fast das ganze alpine Spektrum an leichteren Schwierigkeiten
stellt sich noch in den Weg. Inklusive Schneefelder und bröseligem Schrofengelände. Aber man merkt zu jeder Zeit, auf welchem
gigantischen Berg man da unterwegs ist, der Blick in die steilabfallenden Wände und Rinnen ist atemberaubend. Und ziemlich
außer Atem kamen wir dann nach 8h Kletterei am Gipfel an. D.h. wo ist den nun der höchste? Ein Steinmann markiert ihn. Ein
paar Türme weiter, die Biwakschachtel. Die Versuchung war groß, hier zu übernachten, aber die morgendliche Nebelerfahrung
wollten wir für den Abstieg vermeiden und marschierten also weiter. Gute Sicht braucht es für den Weg runter auf alle Fälle,
der Weg ist doch ziemlich verwinkelt. Inklusive einer Abseilfahrt durch eine Firnrinne, wo sich prompt unser Seil verhakte
und ich nochmal aufsteigen mußte, um die Sache zu lösen. Nach dem Langkofelgletscher wartet ein endloses Bandsystem in der
Südwestseite des Berges. Dolomitentypisch führt es hoch über ein Steilkar nahezu auf gleicher Höhe immer an der Bergflanke
entlang. Die Fortsetzung nach Unterbrechungsstellen ist nicht immer ganz einfach zu finden. Es gibt spärlich rote
Markierungen und Steinmänner.
Mit dem wirklich allerletzten Licht kamen wir schließlich auf der Demetzhütte an und zogen eine Hüttennacht dem Biwak beim
Auto dann doch vor. Am nächsten Morgen regnete es prompt, gut dass wir uns die Nacht auf der Biwakschachtel verkniffen hatten.
Alles in allem eine fantastische Tour an einem gewaltigen Berg, dessen Dimensionen man sich vollständig erklettern darf.
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