6-8h, Stellen III, teilweise ausgesetzt, Orientierung nicht immer leicht
Abstieg:
Abseilpiste + Gletscher
Allgemeines:
Perfekte Genußtour für sicheres Wetter
Ausgangspunkt:
Bielerhöhe (2036m)
Anfahrt von München:
München - Fernpass - Landeck - Ischgl - Bielerhöhe. Kostenfreie Parkplätze z.B. direkt bei der Madlener Hütte unterhalb der
westlichen Staumauer. Zeit 3h.
Stützpunkt:
Saarbrücker Hütte (2538m)
Klostertaler Umwelthütte (2358m), AV-Selbstversorger-Hütte, man benötigt einen AV-Schlüssel, sehr gut ausgestattet (Holz, Geschirr
Decken)
Welche Hütte man wählt, bleibt jedem selbst überlassen. Beide sind in ähnlicher Zeit von der Bielerhöhe zu erreichen (je ca. 2-3h,
markierte Wege). Der Anstieg zum Litzner Sattel ist vom Zeitbedarf auch ähnlich.
Route:
Zustieg zum Litzner Sattel (2737m)
Von beiden Hütten jeweils in ca. 1h auf markierten Wegen hoch zum Litzner Sattel (s. Karte).
Sonntagspitze
Schöner, einfach zu erreichender Aussichtsberg. Vorgeschobene Kuppe gleich über dem Klostertal. Östlich unterhalb des
Litzner Sattels auf den spaltenarmen Gletscher, über diesen hoch zum Grat und direkt über diesen leicht zum höchsten Punkt.
1h vom Litzner Sattel.
Überschreitung Grosslitzner - Großes Seehorn, Ost-West (Stellen III)
Der Anstieg auf den Grosslitzner erfolgt über den Südostgrat. Der Einstieg zu diesem findet sich nördlich des Winterbergs.
Vom Litzner Sattel quert man zunächst unter dem Gletscherfeld des Großlitzners nach SW. Danach um eine weitere Felsrippe
herum. Rechts des Winterbergs findet sich ein je nach Jahreszeit firngefülltes Kar. Eine Steilstufe versperrt den Weg.
Man überwindet diese entweder von unten über gestuftes Gelände oder am obersten Winkel über ein schmales, etwas ausgesetztes
Band.
Im Kar nun den einfachsten Möglichkeiten (eher linkshaltend, je nach Firn) folgend zum Grenzkamm. Einige vereinzelte Steinmänner
weisen den leichtesten Weg, wobei man sich meist links oder rechts knapp unter dem Grat in der Flanke bewegt und so die einzelnen
Türme leicht umgeht (Stellen II, meist Gehgelände). Der Grat endet im Schrofengelände unter dem Vorgipfel.
Nun direkt zum Vorgipfel aufsteigen. Man geht nicht bis zum höchsten Punkt, sondern weicht kurz darunter links in eine kleine
Scharte aus und umgeht dahinter auf leichten Bändern den Vorgipfel bis zu einem Schartenturm vor dem Hauptgipfel des Großlitzners.
Auch der Schartenturm wird links umgangen. Es folgen die ersten Meter (II) zum Hauptgipfel. Man klettert zuerst direkt über ein
kurzes Wandl auf einem Absatz, danach schließlich rechtshaltend, bis man unvermutet hoch über einer weiteren Scharte steht.
An eingerichteter Abseilstelle 15m in die Scharte abseilen, dort Stand. Nun den Überhang links umgehen danach durch eine Verschneidung
zum ersten Stand (20m, Kette). Danach ein kleiner Überhang mit folgender Rinne, auf einem Absatz ein weiterer Stand (25m). Schließlich
zunächst rechtshaltend, dann wieder direkt zu einer steilen Platte (Bohrhaken) und darüber ein letzter Überhang (Stand darüber
an Felsblöcken). Danach wieder Gehgelände bis zum Gipfel.
Kurz unterhalb des Gipfels findet sich ein Abseilring. Mit zwei Halbseilen schafft man es auf 3x abseilen bis in den langgestreckten
Sattel zwischen Großlitzner und Seehorn. Abseilstände sind jedoch alle 20-25m eingerichtet.
Auf dem Sattel geht man nun gratähnlich in Richtung Seehorn, kurz vor dem eigentlichen Aufschwung zum Seehorn weicht man nochmal
rechts in die Flanke aus. Hier wäre auch der Notabstieg nach Norden zur Saarbrückener Hütte über einen steilen Firn- bzw. Gletscherhang.
Spät im Jahr ist der obere Teil ausgeapert, dann ist es auf alle Fälle einfacher, die Überschreitung zu vollenden.
Im eher leichten Gelände (I-II) klettert man nun deutlichen Steigspuren folgend zum Gipfel des Großen Seehorns. Gleich vom Gipfel
weg ist eine Abseilpiste über die Westflanke mit Ringbohrhaken eingerichtet (Abseilstellen alle 20-25m). Man seilt also bis zum
Wandfuß ab, steigt kurz über den Gletscher ab und quert rechts zur Seelücke. Von dort nach Norden auf markiertem Weg in einer halben
Stunde hinab zur Saarbrückender Hütte.
Charakter:
Schöne Überschreitung auf ein markantes Horn. Der schwierigste Teil ist, den richtigen Zustieg zum SO-Grat zu finden. Ansonsten
einfache Kletterei im an sich festen Fels. Zur zusätzlichen Absicherung benötigt man Schlingen und Klemmkeile, ein doppelt genommenens
Halbseil würde ausreichen. Steigeisen werden für Zu- und Abstieg gebraucht.
Wir hatten zunächst auch vor, die Überschreitung umgekehrt von West nach Ost durchzuführen. Nominell hat man dann ein, zwei IVer
Stellen. Trotzdem möchte ich davon abraten, der Anstieg von West kann sehr feucht und glitschig sein. Speziell im Abstieg vom
Großlitzner hat man es dann aus der beschriebenen Scharte heraus mit sehr unangenehmen, weil glitschigen Platten zu tun, Hammer und
Haken sollten dann nicht fehlen.
Führer:
Michael Pause "Im leichten Fels", BLV-Verlag, 1992 München (nur bedingt als Führer geeignet)
In den verschiedenen Auflagen der AV-Führer "Silvretta" vom Rother-Verlag ist die Tour okay beschrieben. Empfehlen möchte ich diese
Silvretta-Führer allerdings nicht, da im allgemeinen wenig verständlich geschrieben und in neuerer Auflage nur in übertrieben
abgespeckter Ausgabe zu bekommen.
Link:
-
Titel: Auf Umwegen Bergspezln: Woife
So expeditionsmäßig haben wir wohl noch keinen Berg in den Alpen erkundet. Ungewollt natürlich. Aber die Seilschaft Impi-Woife rennt
ja auch mal gerne auf den falschen Berg, von daher war eine eingehende Besichtigung des Ziels der Begierde schon angebracht.
Unser Plan also, Bielerhöhe, Saarbrückener Hütte, Überschreitung Seehorn-Großlitzner West-Ost, Klostertaler Umwelthütte, Silvrettahorn,
Wiesbadener Hütte, Bielerhöhe. Die erste Abweichung vom Plan ergab sich schon im nächtlichen Lager der Saarbrückener Hütte. Dieser
90dB-Weltmeister im Dauerschnarchen war nämlich garantiert nicht eingeplant. Hiermit der Aufruf an alle bergsteigenden Schnarcher
dieser Welt, laßt euch auf Hütten ein Einzelzimmer geben! Ich werde mich jedenfalls mal einlesen, wie mit einem Eispickel eine
chirugisch perfekte Operation im Hals-Nasen-Rachenraum gelingen könnte.
Dermassen gepeinigt starteten wir also unsere Unternehmung und mitten in der Westwand des Großen Seehorns knapp unter dem Gipfel überfiel
uns das angekündigte "schöne" Wetter in Form von Nebel und heftigem Schneetreiben. Also abseilen. Wie sich später herausstellte, hätte
die von uns gewählte Richtung von West nach Ost noch ein paar schöne glitschige Unannehmlichkeiten parat gehabt. So änderten wir also
unsere Pläne und marschierten erstmal unten rum zum Litzner-Sattel. Das Wetter klarte wieder etwas auf und die Sonntagspitze am Wegesrand
nahmen wir noch mit und hatten damit den Großlitzner von fast allen Seiten großzügig studiert.
Die Klostertaler Umwelthütte ist ein AV-Selbstversorgerraum. Ursprünglich war das mal als "richtige" Hütte geplant, wurde
aber nie fertiggestellt. Der Alpenverein vollendete sie schließlich in jetztiger Form und so hat man wirklich reichlich Platz, der
Wellness-Bereich ist aber nur mit AV-Schlüssel zugänglich.
Neuer Tag, neues Glück und auch die Wettervorhersage landete mal wieder einen Zufallstreffer, das Wetter zeigte sich nun wirklich von
seiner freundlichen Seite. Den Zustieg hatten wir ja nun bestens ausgekundschaftet und so konnte die Überschreitung des Großlitzners
in Angriff genommen werden. Von Ost nach West in üblicher Richtung dieses Mal. Das erste Gratstück hatte uns bei Begutachtung von der
Sonntagsspitze etwas Sorgen bereit. Bei näherer Betrachtung konnten die vielen scharfen Zacken und Türme jedoch alle sehr leicht
umgangen werden. Danach wird es auch gleich wieder gemütlicher, bis man vor dem eindrucksvollen Gipfelturm des Großlitzners steht.
Beim Erklimmen desselbigen stellt sich noch sehr unvermittelt eine Scharte in den Weg, die von Osten kommend einfach durch
abseilen überwunden werden kann. Umgekehrt hätte man es mit grausig feuchten Granitplatten zu tun. Das wäre keine Spaß gewesen, da
hoch zu klettern.
So standen wir schließlich doch noch dort, wo wir hin wollten und das gleich wenig später auch auf dem Großen Seehorn. Dazwischen
gibt es theoretisch einen Notabstieg über den Gletscher, der ist im oberen Bereich jedoch nicht mehr existent. Im ausgeaperten Zustand müßte man hier eine
unangenehm bröselige Rampe absteigen. Da erscheint der Weg über das Seehorn dann doch auch im Notfall leichter. Den Abstieg, bzw. die
Abseilstellen vom Großen Seehorn kannten wir ja nun auch schon bereits bestens.
Bleibt zu erwähnen, dass wir beim Anblick der herbstlichen Silvretta uns immerzu an norwegische Gefilde erinnert fühlten. Großartige,
wilde Landschaft!
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