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Großvenediger
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Tour 40 3674 m Großvenediger Hohe Tauern Hochtour PD+ 29.10.00    


Titel:

Der Winter(t)raum

Ausgangspunkt:

Innergschlöß (1691 m)

Anfahrt von München:

Über Kitzbühel und Felbertauerntunnel zum Ausgangspunkt der Tour. Entfernung 186 km, 2.5h Fahrzeit.

Hütten:

Neue Prager Hütte (2796 m)

Zustieg:

Über den fast ebenen Talboden von Innergschlöß. Weiter über felsdurchsetzte Steilhänge zur Alten Prager Hütte. Von dort zur Neuen Prager Hütte.

Route:

Von der Hütte ein paar Meter über Schrofen absteigen. Weiter zum nahen Gletscherbeginn. Auf dem Schlatenkees über die weiten von Spalten unterbrochenen Flächen nach Südwesten in den Oberen Keesboden. Links über eine Stufe hoch zum Gipfelgrat.

Abstieg:

Entlang der Aufstiegsroute.

Charakter:

Der Großvenediger ist begannt für seine großen Spalten! Die weiten Gletscherflächen nicht unterschätzen.

Karte:

AV-Karte Venedigergruppe, 1:25000

Führer:

Gletscherberge der Ostalpen, Verlag J. Berg

Link:

-

 

 

Bergspezln:

Woife, Hias

Noch einmal eine Hochtour dieses Jahr, das mußte einfach sein. Eigentlich irgendwas kleines, aber irgendwie kamen wir dann doch auf den Großvenediger. Die Voraussetzungen waren gut, mildes Bergwetter und noch wenig Schnee in den Alpen. Über Kitzbühel und Felbertauerntunnel ging es zum Ausgangspunkt für die Tour. Entfernung 186 km, 2.5h Fahrzeit.
Zuerst ging es 6 km durch ein langes Tal nach Innergschlöß. Hier waren schon die verschneiten und somit umso eindrucksvolleren Berge im Zielgebiet zu sehen. Stützpunkt sollte irgendwo bei der Neuen Prager Hütte auf 2796 m sein. Dies allein waren schon 1200 m Höhenunterschied. Wir (ich, Hias, Woife) hatten eigentlich vor im Zelt zu nächtigen, als wir aber den Winterraum sahen, konnten wir nicht widerstehen und machten es uns darin gemütlich. Wir waren für diese Nacht die einzigen. Zehn Plätze gab es und einen Holzofen, aber kein Scheißhaus. Von der Terrasse hatte man einen super Ausblick auf Großvenediger und den "Everest" (Kristallwand, verblüffende Ähnlichkeit). Allzu frisch war es nicht, ohne Jacke ging aber gar nix.
Um sechs Uhr gings dann los Richtung Gipfel. Zuerst fanden wir schon mal den Weg nicht, was in Schroffen-Kletterei endete, die bei Dunkelheit kein Spaß war. Es war aber immer noch ziemlich warm. Schließlich fanden wir den Weg, der zuerst an einem Felsgrat entlang ging. Aber auch hier schon ziemlich steil. Hier merkte ich schon, daß ich heute einen grottenschlechten Tag erwischt hatte, was die Ausdauer betraff.
Der Gletscher war jungfräulich, keine Spur. Zuerst spurte ich. Es ging über einen Eisgrat auf eine Trasse. Dort gerade drüber. Auf dem Buckel kamen wir dann zu weit nach rechts. Besser wäre es in einer Mulde links gewesen. So führte uns der Weg direkt in einen Eisbruch, der dünn verschneit war. Überall kaum sichtbare Megaspalten und wir mittendrin. Hier übernahm dann der Power-Hias die Führung. Es lag teilweise doch ein halber Meter Schnee, das schlaucht. Schließlich querten wir über eine Schneebrücke eine Spalte. Am Rand bin ich dann bis zur Hüfte eingebrochen, konnte mich aber am Rand rechtzeitig abstützen.
Endlich kam der Gipfel in Sicht, das Gelände war jetzt unproblematisch, allerdings hatte es tiefen Schnee. Mir war mittlerweile richtig schlecht und ich hielt die anderen beiden ziemlich auf. Schließlich erreichten wir doch den Gipfel, kein anderer Mensch war in Sicht. Die Aussicht war genial. Im Tal Nebel, die Gipfel alle frei. Der höchste Punkt war auf einen Grat, der direkt zum Gipfelkreuz führte. Dieses war über einen messerscharfen Grat zu erreichen, am Ende dessen es eine Wächte zu überqueren galt, die auf mich keinen vernünftigen Eindruck machte. Der Hias und der Wolfi sind auf allen Vieren rüber. Da stand ich nun. Ich war fertig, wie selten zuvor in meinem Leben, kurz vorm Kotzen. Es war saukalt und der Wind war eisig. Kurzum, ich sah keinen Grund, jetzt noch über diesen Grat zu rutschen und zu hoffen, daß die Wächte am Ende dort bleibt, wo sie ist. Also lies ich es bleiben.
Runter ging es ziemlich fix. Der Schnee allerdings war jetzt richtig tief und ich war dem Koma mittlerweile bedenklich nahe. Ich ging wie in Trance. Irgendwie schaffte ich es zur Hütte zurück. Nach einer Pause und Tee erholte ich mich aber relativ schnell und so war der weitere Abstieg kein Problem.
Fazit: Sehr geile Tour, die winterlichen Verhältnisse waren kein Problem und es ist eine schöne Erfahrung, sich den Weg selber suchen zu dürfen. Nächstes Mal allerdings nur noch mit Thermoskanne!


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Alle Texte und Bilder so nicht anders vermerkt von Stephan Rankl.
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