Noch einmal eine Hochtour dieses Jahr, das mußte einfach sein. Eigentlich irgendwas
kleines, aber irgendwie kamen wir dann doch auf den Großvenediger. Die
Voraussetzungen waren gut, mildes Bergwetter und noch wenig Schnee in den
Alpen. Über Kitzbühel und Felbertauerntunnel ging es zum Ausgangspunkt für die
Tour. Entfernung 186 km, 2.5h Fahrzeit.
Zuerst ging es 6 km durch ein langes Tal nach Innergschlöß. Hier waren schon die
verschneiten und somit umso eindrucksvolleren Berge im Zielgebiet zu sehen.
Stützpunkt sollte irgendwo bei der Neuen Prager Hütte auf 2796 m sein. Dies
allein waren schon 1200 m Höhenunterschied. Wir (ich, Hias, Woife) hatten
eigentlich vor im Zelt zu nächtigen, als wir aber den Winterraum sahen, konnten
wir nicht widerstehen und machten es uns darin gemütlich. Wir waren für diese
Nacht die einzigen. Zehn Plätze gab es und einen Holzofen, aber kein
Scheißhaus. Von der Terrasse hatte man einen super Ausblick auf Großvenediger
und den "Everest" (Kristallwand, verblüffende Ähnlichkeit). Allzu
frisch war es nicht, ohne Jacke ging aber gar nix.
Um sechs Uhr gings dann los Richtung Gipfel. Zuerst fanden wir schon mal den Weg
nicht, was in Schroffen-Kletterei endete, die bei Dunkelheit kein Spaß war. Es
war aber immer noch ziemlich warm. Schließlich fanden wir den Weg, der zuerst
an einem Felsgrat entlang ging. Aber auch hier schon ziemlich steil. Hier
merkte ich schon, daß ich heute einen grottenschlechten Tag erwischt hatte, was
die Ausdauer betraff.
Der Gletscher war jungfräulich, keine Spur. Zuerst spurte ich. Es ging über einen
Eisgrat auf eine Trasse. Dort gerade drüber. Auf dem Buckel kamen wir dann zu
weit nach rechts. Besser wäre es in einer Mulde links gewesen. So führte uns
der Weg direkt in einen Eisbruch, der dünn verschneit war. Überall kaum
sichtbare Megaspalten und wir mittendrin. Hier übernahm dann der Power-Hias die
Führung. Es lag teilweise doch ein halber Meter Schnee, das schlaucht.
Schließlich querten wir über eine Schneebrücke eine Spalte. Am Rand bin ich
dann bis zur Hüfte eingebrochen, konnte mich aber am Rand rechtzeitig
abstützen.
Endlich kam der Gipfel in Sicht, das Gelände war jetzt unproblematisch, allerdings
hatte es tiefen Schnee. Mir war mittlerweile richtig schlecht und ich hielt die
anderen beiden ziemlich auf. Schließlich erreichten wir doch den Gipfel, kein
anderer Mensch war in Sicht. Die Aussicht war genial. Im Tal Nebel, die Gipfel
alle frei. Der höchste Punkt war auf einen Grat, der direkt zum Gipfelkreuz
führte. Dieses war über einen messerscharfen Grat zu erreichen, am Ende dessen es
eine Wächte zu überqueren galt, die auf mich keinen vernünftigen Eindruck
machte. Der Hias und der Wolfi sind auf allen Vieren rüber. Da stand ich nun.
Ich war fertig, wie selten zuvor in meinem Leben, kurz vorm Kotzen. Es war
saukalt und der Wind war eisig. Kurzum, ich sah keinen Grund, jetzt noch über
diesen Grat zu rutschen und zu hoffen, daß die Wächte am Ende dort bleibt, wo
sie ist. Also lies ich es bleiben.
Runter ging es ziemlich fix. Der Schnee allerdings war jetzt richtig tief und ich war
dem Koma mittlerweile bedenklich nahe. Ich ging wie in Trance. Irgendwie
schaffte ich es zur Hütte zurück. Nach einer Pause und Tee erholte ich mich
aber relativ schnell und so war der weitere Abstieg kein Problem.
Fazit: Sehr geile Tour, die winterlichen Verhältnisse waren kein Problem und es ist
eine schöne Erfahrung, sich den Weg selber suchen zu dürfen. Nächstes Mal
allerdings nur noch mit Thermoskanne!
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