21 SL, 4-6h, in den schwierigen Längen viele Haken, dazwischen auch gar nix
Abstieg:
Mit Steinmännern und roten Punkten markiert, ca. 1.5h bis zur Hütte.
Ausgangspunkt:
San Martino (923m) im Val Masino.
Parkplätze direkt vor dem Ort. Bis vor kurzem fuhr ins Val di Mello noch ein Bus. Dies ist durch ein anderes
System ersetzt worden (Stand 2010). Pro Tag dürfen 80 Fahrzeuge weiter ins Val di Mello fahren, Ticket-Automat am
am Bushäuschen am Ortseingang von San Martino. Wer also früh dran ist, spart sich so ca. 20min Fußweg und
kann noch bis zum Camping Ground Jack im Val di Mello fahren.
Anfahrt von München:
München - Lindau - Pfändertunnel - Chur - Splügenpass (Wohnmobilfrei!) - Chiavenna - Morbegno - Val Masino. 5-6h.
Stützpunkt:
Rifugio Allievi (2387m)
Zustieg 3-4h je nach Ausgangspunkt. Vom Parkplatz im Val di Mello geht man noch weiter hoch das Tal. Nach
einer größeren Ansammlung von Steinhäusern, geht es links hoch ins Valle Zocca (Beschilderung). Ab nun gibt
es kein Vertun mehr, zunächst sehr steil, dann über eine Ebene und über einen weiteren Steilhang erreicht
man unweigerlich die Hütte, so man den Markierungen folgt.
Route: Südgrat "Gervasutti", VI- (V obl.); Gervasutti, Bonacossa, Negri 1934
Zustieg:
Von der Hütte folgt man zunächst kurz dem Weg zum Rifugio Ponti, bevor man entlang eines Bach direkt zum
immer gut sichtbaren Südgrat der Punta Allievi aufsteigen kann. Überhalb des Vorbaus führt ein Grasband
von links nach rechts zum Südgrat heran. Man erreicht dieses Band, indem man links am Vorbau vorbei über Schotter
nach oben steigt und dann auf dem Band leicht absteigend nach rechts quert. Der Einstieg findet sich bei einem hellen
weißen Fleck im Fels.
Route:
1. SL (50m, 5): Nach dem weißen Fleck eine grasige Rampe empor, dann eine Platte an den schwächsten Punkten überwunden.
Viele versteckte Normalhaken. Stand auf Band, 5m höher noch ein Band mit Standplatz.
2. SL (45m, 5-): Mehr rechtshaltend über Platten nach oben.
3. SL (45m, 5-): Zunächst ein Riss, dann nach links in eine Verschneidung, bequemer Stand auf Absatz.
4. SL (50m, 6-): Man klettert direkt in der Verschneidung zwischen 1. Zahn und Ostflanke. Zunächst kaminartiger Körperriss,
darüber Rissverschneidung ganz links. Viele Normalhaken, zusätzliche Absicherung notwendig. Stand an Block in der Scharte
unter dem 1. Zahn. Fluchtmöglichkeit durch die Westflanke.
5. SL (40m, 4+): Einige Meter in der Westseite absteigen, die einfachsten Möglichkeiten nutzend wieder zurück zum Grat in
eine Scharte. Stand rechts der Kante muss selbst eingerichtet werden.
6. - 9. SL (3-4): Mehrere Seillängen direkt auf der Kante oder leicht rechts davon über plattiges Gelände nach oben. Man
geht hier vorteilhaft am laufenden Seil, um Zeit zu sparen.
10. SL (50m, 3): Über Platten rechtshaltend auf ein Band, um eine Kante herum und auf einen Felskopf. Dahinter absteigen.
Stand auf kleinem Grasfleck in der Ostseite.
11. - 12. SL (2-3): Auf Bändern werden die folgenden zwei (!) Grattürme in der Westseite umgangen. Man kann auch nach dem
ersten Gratturm aufsteigen und dann wieder in die Westseite absteigen, was aber deutlich schwieriger ist. Man sollte eine
deutlich ausgeprägte Scharte erreichen, wo man danach sehr leicht in die Ostflanke wechseln kann. 2. Fluchtmöglichkeit
durch die Westflanke.
13. SL (40m, 2): In der Ostseite wird auf einem Band gequert und bis unter zwei Kamine aufgestiegen. Stand selbst einrichten.
14. SL (20m, 4+): Im rechten Kamin hochsteigen. Durch einen wirklich sehr engen Durchschlupf auf die Westseite wechseln.
15. SL (20m, 4): Auf dem Grat nach oben und rechts zum Stand (Schlinge) auf einem Band.
16. SL (50m, 5+): Der nächste Felsturm wird durch eine Rissverschneidung auf der Ostseite umgangen. Gerade hoch, bis man wieder
den Grat erreicht.
17. SL (30m, 4+): In der Westseite wieder direkt auf den Grat. Stand bevor es horizontal wird.
18. SL (40m, 3): Über den ausgesetzten Zackengrat und wieder bis zum nächsten Steilaufschwung.
19. SL (20m, 4+): Nach rechts queren, aber nicht auf ein grasiges Band absteigen. Sondern ansteigend über Platten zu einem
seichten Kamin.
20. SL (40m, 5-): Durch den Kamin, danach den leichtesten Möglichkeiten folgend in Rechts-Links-Schleife zum Stand unter eine
Kaminrinne.
21. SL (40m, 4+): Durch die Kaminrinne auf den Gipfelgrat. Stand an Block.
In wenigen Minuten und nicht mehr schwierig über den Gipfelgrat zum mit einer Stange markierten höchsten Punkt.
Abstieg:
Vom höchsten Punkt steigt man zunächst wieder Richtung Westen ab, bevor man über eine Rinne leicht in weniger
steiles Gelände nach Norden absteigen kann. Sobald es flach genug ist, quert man nach Westen am breiten
Rücken entlang zum tiefsten Punkt in einen Sattel, wo man die ersten Steinmänner findet. Diesen Steinmännern
folgt man nach Süden eine steile Flanke hinab, irgendwann tauchen zusätzlich rote Markierungen auf. Eine
Steilstufe wird linkshaltend in leichter Kletterei durch eine Rinne hinab überwunden, man quert nach links
über eine weitere Rinne, um dann im Rechtsbogen das Schotterfeld unterhalb der Steilstufe zu erreichen. Hier
mehr oder weniger direkt hinab. Die letzte Steilstufe in Richtung Hütte wird nicht in Richtung Einstieg
Südgrat überwunden sondern viel weiter rechts (Wegspuren, Steinmänner). Danach gibt es keine Hindernisse mehr
bis zur Hütte.
Charakter:
Klassische Tour, entsprechend ist die Routenführung. Manchmal etwas verwickelt, meist auf der Ostseite vom
Grat. Überwiegend fester Fels.
In den schwierigen Seillängen stecken viele Normalhaken, trotzdem muss zusätzlich gesichert werden. Bohrhaken
haben wir an einem Standplatz entdeckt. Ansonsten Absicherung sehr unterschiedlich, manchmal komplett nichts,
dann wieder einige Haken und alte Schlingen. Standplätze müssen überwiegend selbst eingerichtet oder verbessert
werden. Mobile Sicherungen lassen sich meist problemlos anbringen, viele Friends sind von Vorteil, Schlingen,
Klemmkeile.
Sollte in der Abstiegsflanke noch Schnee liegen, wird dieser sehr unangenehm. Deswegen Tour besser später in der
Saison angehen, wenn Schnee kein Thema mehr ist.
Karte:
Landeskarte der Schweiz Nr. 278 "Monte Disgrazia", 1:50000
Führer:
siehe www.topoguide.de
daneben gibt es neuerdings vom Versante Sud - Verlag "Nichts als Granit"
Link: www.topoguide.de
Es kursieren im Netz zudem einige italienisch-sprachige Topos
Eine sehr schöne Tour! Hat von allem etwas, rassige Kletterstellen, aber nicht so, dass die Nerven übermäßig
strapaziert würden. Einige Plaisir-Seillängen und ein sehr origineller Durchschlupf. Lange Tour, aber doch in
guter Zeit machbar. Dazu, wohin man schaut, feinstes Landschaftserlebnis. Summasummarum, a gscheide Alpintour,
a Sternderl im Tourenbuch.
Die VI- Seillänge ist dabei schon anhaltend schwierig. Ein schöner, fotogener Verschneidungsriss. Man fühlt
sich gleich wie so ein kleiner Huber, wenn man den Arm im Riss verkeilt an ansonsten glatten Granit hochsteigt.
Kurze Probleme bereitete uns die zweite Umgehung in der Westseite nach ca. der Hälfte der Tour. Man müßte wohl
immer tief auf einem Band bleiben, wir stiegen jedoch kurz auf einen Gratzacken, um dann wieder abzusteigen und
handelten uns so einen weiteren 5er ein. Danach kommt ein sehr enger Felsdurchschlupf nach einem Kamin. Hier darf
man das Erlebnis "Geburtskanal" nochmal durchleben. Da sollte man schon schlank sein und den Rucksack besser
vorher durchreichen.
Die zweite schwierigere Seillänge ist dann nicht mehr ganz so wild und kurz vor dem Ausstieg wird es nochmal
schwierig, die richtige Route zu entdecken. Am Gipfelgrat kann man das Seil dann wegpacken und ist in 10min
auf dem höchsten Punkt. Die Punta Allievi, die nach Süden als so schrofer Zacken erscheint, sticht nach Norden
gerade mal als größerer Schotterhaufen aus dem Gletscher unterhalb der Cima di Castello hervor, eine überraschende
Aussicht mit Gletscherplateaus tut sich also auf.
Der Abstieg ist dann im schneefreien Zustand angenehmerweise kein größeres Problem mehr und man ist schnell
zurück auf der Hütte.
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