Anfahrt:
München - Salzburger Autobahn - Abfahrt Traunstein/Siegsdorf - weiter Richtung Inzell und Ramsau - auf die alte Reichenhallterstraße (Campingplatz) abbiegen und zum Hintersee fahren. Ca. 1.5h
Stützpunkt:
-
Route:
Zustieg:
Vom Parkplatz am Hintersee entweder zu Fuß (40min) oder mit dem Bus die Fahrtstraße entlang zur Engertholzstube.
Kurz danach geht es auf einem sehr schmalen und v.a. steilen Pfad ("Schaflsteig") in Richtung Stadelhorn
usw. Dabei kommt man nach gut 1.5h an der Südwand des Gr. Mühlsturzhorns vorbei. Alle Routen sind vom Steig aus
gut einzusehen. Man quert also vom Schaflsteig ca. 100m in das Schuttkar unter der Südwand bis in Falllinie der
markanten Südkante am Fuss einer Rissverschneidung (Gedenktafel).
Großes Mühlsturzhorn, "Direkte Südkante", 8- oder 6 A1 (Hinterstoißer-Kurz, 1936):
1.SL (30m, 6 o. 6-A0): Eine Rissverschneidung hoch bis knapp unter ein markantes Dach. Von hier führt ein nicht sehr
ausgeprägtes Band nach links. Zuletzt um eine Kante herum, dazu am besten kurz absteigen und
jenseits der Kante wieder hoch in eine Nische mit Stand.
2.SL (45m, 8- o. 6A1): Man presst sich vom Stand weg durch einen Riss, danach kurz leicht zu einer Höhle. Hier beginnt
nun die Hakenreihe. Entlang dieser (die meisten Aspiranten wohl technisch A1) einen Riss zu einer
weiteren Nische hoch. Von dieser gerade hoch durch einen Körperriss wäre es eine 7+. Die Originalführe
geht hier rechts um eine Kante herum, einen seichten Riss entlang, über einen Überhang hinweg.
Nochmal eine schwierige Kante und man steht am Stand in einer weiteren Höhle.
3.SL (25m, 5): Rechts hinaus und über plattiges Gelände zum Stand in der nächsten Höhle.
4.SL (35m, 6-): Links aus der Höhle heraus und in einen Riss. Nun Beginn der markanten, riesigen Verschneidung. Über diese
hoch zu einem ersten kleinen Absatz.
5.SL (45m, 6-): Die ganze Verschneidung anhaltend schwierig hoch. Am Ende noch ein kleiner Überhang, bevor man den Stand erreicht.
6.SL (25m, 5): Einen kurzen, etwas brüchigen Riss hoch, und entlang eines plattigen Risses nach rechts auf eine wackelige
Schuppe mit Stand.
7.SL (45m, 6): Sehr ausgesetzt und kleingriff schräg rechts queren zum unteren Ende eines kantenförmigen Überhangs (Haken).
Über die Kante hinweg, darüber gerade hoch, rechtshaltend auf einen Minigrat aussteigen und leichter über eine
Rampe nach links zum Stand.
8.SL (40m, 5-): Entlang einer flach liegenden Rampe/Verschneidung mit Riss (nicht zu übersehen) mach links in leichteres
Gelände.
9.SL (50m, 3): Man steht in einem kleinen Kessel. Den Pfeiler mitten im Kessel hoch und bei erster Gelegenheit auf einem
dünnen Band links raus zum Ausstieg.
Für alpine Kletterer etwas ungewohnt steht man nun nicht am Gipfel. Bis dahin gilt es noch ca. eine halbe Stunde 3er-Gelände
zu überwinden. Handelt sich dadurch aber einen weitaus langwierigeren Abstieg ein. Die meisten folgen deswegen vom Ausstieg
der Route der Abseilpiste durch die Südkamine.
Abseilroute Südkamine:
Vom Ausstieg der direkten Südkante zunächst kurz in eine Rinne abklettern, jenseits wieder hoch und eine weitere Rinne hinab
zum ersten Abseilstand (15m). Danach in einem kleinen Geröllkessel an dessen unteres Ende und 2x20m oder 1x mit Doppelseil
über eine Platte zu deren Fuss abseilen. Hier nun einen Buckel hochklettern (kleines Kreuz). Jenseits in einen Kamin queren
und diesen hinab (2). Nun 2x30m durch den Kamin abseilen und ein weiteres Mal soweit wie möglich (50m) in das Schuttkar
unter der Südwand des Mühlsturzhorns. Man kommt wenige Meter vom Schaflsteig entfernt wieder raus.
Charakter:
Zum überwiegenden Teil sehr festes, kompaktes Gestein. Die Route hängt die ersten 5 Seillängen quasi nur über, deswegen sehr
anstrengend. Alle Standhaken sind geklebt, dazwischen viele Normalhaken. Um die notwendigen zusätzlichen Sicherungen anbringen
zu können, braucht es Klemmkeile und ein paar Friends (mittlere Größen). Dank vieler Risse können diese gut gelegt werden.
Da sich wohl immer mehr der historischen Normalhaken verabschieden werden, sollte man auch Hammer und Haken dabei haben.
In der Abseilroute hat es solide, einbetonierte Abseilringe.
Karte:
Bayerisches Landesvermessungsamt, "Nationalpark Berchtesgaden", UK 25-1, 1:25000
Titel: Pause extrem Bergspezln: Walter, Mikka, Joseph
Nun bin ich endlich auch im Club der "Pause-Extrem"-Kletterer. Insider wissen was das heißt ... ;-)
Nicht das ich jetzt zum Sammler mutiere, aber fürs Prestige macht so eine Route doch etwas her.
Schon beim Durchlesen der Fakten zur Direkten Südkante am Gr. Mühlsturzhorn wird einem ganz schwummerig.
Erstbegeher Hinterstoißer-Kurz (jawohl, Stichwort: Eiger-Nordwand) und lange Zeit schwerste Route in den
Berchtesgadern.
Die Schlüsselstelle wird dabei von den allermeisten technisch überwunden. Frei wäre die 2. Seillänge eine
8-, oder rechts umgangen eine 7+. Auch nicht besser. Also Schlingen raus und hochgerampft. Die Seillänge
ging an mich und keine Ahnung wie lange ich dafür gebraucht habe. Bestimmt sehr lange und es war anstrengend.
Bei der nächsten Seillänge merkt man dann, man ist in einer klassischen Tour unterwegs. Die Jungs hatten
damals das Problem, es durfte nix schwierigeres als 6 geben, Ende der Skala. Dementsprechend verschoben
sich die tatsächlichen Schwierigkeiten in untere Bereiche. Soll heißen 5er-Seillängen gehen genauso schwer
her wie die 6er. Keine Zeit zum Rasten also.
Kernstück der Route ist eine riesenhafte Verschneidung, traumhaft zu klettern mit viel Luft nach unten,
aber auch dieses Stück sehr anstrengend. Man ist 1.5 Seillängen fast durchgehend im Bereich 6- unterwegs.
Danach hat man es aber, okay noch eine luftige Querung mit Überhang, dann gehts in Richtung Ausstieg.
Ein Manko der Route ist allerdings, sie endet etwas unterhalb des Gipfels mittendrin. Geht man hoch zum
Gipfel, handelt man sich dadurch einen weiten Abstieg über Stadelhorn und Mayrbergscharte ein. Dafür bräuchts
zumindest mal gscheite Bergschuhe. Die hatten wir gleich am Einstieg gelassen, also hinab über die, zugegeben
äußerst bequeme Abseilpiste, zum Rucksackdepot.
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