Je nach Bedingungen sind verschiedene Zustiege zum Grat möglich
Ausgangspunkt:
Grächen (1620m), gebührenpflichtige Parkmöglichkeiten im Ort
Anfahrt:
Von Visp Richtung Zermatt fahren. In St. Niklaus fährt man links hoch nach Grächen. Im Ort gibt es mehrere Möglichkeiten,
um gebührenpflichtig sein Auto abzustellen. Grächen ist aber auch gut mit Bahn und Postbus zu erreichen.
Der Anmarsch zur Bordierhütte ist von Gasenried aus kürzer.
Stützpunkt:
Bordierhütte (2886m)
Zustieg zur Hütte:
Vom Ortszentrum in Grächen wandert man durch das Dorf in Richtung Süd. Der Weg zur Hütte ist irgendwann ausgeschildert.
Oberhalb der Ortschaft geht es durch den Wald entlang eines Wasserkanals. Der Weg ist weiter oben aufgrund von kleineren
Erdrutschen nicht immer eindeutig. Man erreicht aber unweigerlich das (ehemalige) Gletschertal mit der Zunge des Riedgletschers
nun weit darüber. Die Hütte ist von diesem Punkt aus links oben zu erkennen.
Nach dem man eine Brücke überquert hat, gelangt man in eine wunderschöne Moränenmulde namens Alpja (2099m) rechts des
Gletscher im Aufstiegssinn. Man folgt nun
mehr oder weniger der Moräne bis man nach einem Steilhang einen Gletscherkessel unterhalb eines Eisbruchs erreicht. Hier
ist der Weg über den flachen und in diesem Bereich weitgehend spaltenfreien Riedgletscher mit Stangen markiert.
Jenseits erreicht man über Leitern und weiteren Versicherungen die Hütte. 4-5h von Grächen.
Die Hütte eignet sich aus Ausgangspunkt für den Nadelgrat und eine Überschreitung des Balfrins. Ein Bericht zu dieser Tour
findet sich hier (Tour 111).
Route: Mögliche Zugänge zum Nadelgrat
Hier möchte ich einige Optionen für Zu- und Abstieg zum Nadelgrat vorstellen. Diese sind natürlich mehr oder weniger von
den Bedingungen abhängig, was insbesondere für die Couloirs auf der Nordseite gilt.
Von der Mischabelhütte: der direkte Weg führt über das Windjoch und Normalweg Nadelhorn zum Nadelgrat
Von der Bordierhütte:
Sobald man auf dem oberen Riedgletscher steht, fallen beim Blick in Richtung Dürrenhorn zwei Couloirs
auf. Das Couloir links vom Dürrenhorn führt in das Dürrenjoch. Bei sehr guten Bedingungen ist es bis zum Joch in Firn mit maximal
45° Steilheit begehbar. Üblich ist aber, dass das Couloir ab der Hälfte ausgeapert ist, dann weicht man in die Felsen direkt
rechts davon aus. Von oben sah das gut kletterbar aus und ist ausserdem mit Sicherungsstangen, bzw. Bohrhaken entschärft.
Auch rechts vom Dürrenhorn gibt es ein großes Couloir. Bei guten Bedingungen ist dies der logischste Zugang zum Nadelgrat
von der Bordierhütte. Das Couloir ist eher flach geneigt und steilt sich erst im letzten Drittel bis 45° auf. Man sollte es
aber nur bei Firn bis oben begehen. Die Felsen rechts des Couloir sind zwar leicht zu klettern, aber äußerst brüchig. Fixe
Sicherungen finden sich hier keine.
Will man den gesamten Nordgrat des Dürrenhorns begehen, so ist das Galenjoch hierfür der Ausgangspunkt. Vom oberen Kessel
des Riedgletschers dürfte dieses mittlerweile eher schwierig zu erreichen sein. Man kann jedoch dort, wo der Hüttenweg den
unteren Riedgletscher quert, auf der der Hütte gegenüber liegenden Seite über Schutt- und Firnfelder den Grat zwischen
Gugla und Galenjoch recht einfach erreichen. Dieser Weg ist von der Bordierhütte aus gut einzusehen.
Domhütte: Vom Joch zwischen Hobärghorn und Stecknadelhorn führt eine steile Firnrampe hinab in einen Gletscherkessel, man
trifft dort auf den Normalweg zum Dom und gelangt somit zur Domhütte. Dieser Weg dürfte v.a. im Abstieg öfters begangen werden.
Route Bordierhütte - NO-Couloir Dürrenhorn - Dürrenhorn - Nadelgrat - Windjoch - Ulrichshorn - Riedpass - Bordierhütte:
Riedgletscher
Von der Bordierhütte führt zunächst ein gemeinsamer Weg Richtung Balfrin und Riedgletscher. Die ersten Meter sollte man
bei Tageslicht auschecken, es ist im Geröll etwas unübersichtlich, auch wenige einige Steine mit Katzenaugen zur besseren
Orientierung versehen sind.
Bald zweigt der Weg zum Balfrin links ab (Schild). Der Weg wird nun deutlicher, zum Riedgletscher geht man rechts um eine
Moräne herum. Dahinter erreicht man flaches Gelände und schließlich Ausläufer des Riedgletschers. Nun gilt es einen
Durchschlupf zwischen der Balfrin-Wand und einem Eisbruch direkt daneben zu finden. Bei guten Bedingungen kann man direkt
in gerader Linie auf einer Firnrampe zwischen den Eisbruch überwinden, ansonsten muss man sich zwischen Fels und Eis einen
Weg suchen, der Gletscher ist in diesem Bereich allerdings sehr spaltig.
Über dem Bruch geht man zunächst eher Richtung Windjoch weiter, bis man auf einer Gletscherkuppe des Gelände überblicken
kann. Richtung Dürrenhorn sind die beiden Couloirs links und rechts des Gipfels gut einsehbar, so dass man die Bedingungen
gut abschätzen kann.<
Dürrenhorn Überschreitung (AD-):
Reicht im weiter nördlich gelegenen Couloir (rechts des Gipfels) der Firn bis zur Scharte, so bietet dieses einen eleganten
Zugang zum Nordgrat des Dürrenhorns. Das Couloir ist ziemlich breit und anfangs nicht allzu steil. Erst im letzten Drittel
steilt es bis max. 45° auf. Bei Eis ist dies aber durchaus heikel, gleiches gilt auch für die äußerst brüchigen Felsen
rechts des Couloirs. Reine Kletterschwierigkeit dürfte sich so im 2. Grad bewegen.
Hat man die Scharte erreicht, gilt es zunächst den Felszacken vor dem eigentlichen Gipfel zu erklettern. Dazu von der Scharte
zunächst nach rechts ausweichen, dahinter gleich wieder auf den Grat (kurz 3). Entlang des Grats bis zum nächsten
Steilaufschwung. Den zunächst direkt angehen, dann zu einem Schärtchen nach rechts ausweichen (3+, Fixschlinge). Waagrecht
um den Felszacken queren. Anschließend ein schmaler Firngrat. Die restlichen Meter bis zum Gipfel des Dürrenhorns bieten
dann keine weiteren großen Schwierigkeiten mehr.
Dürrenhorn - Dürrenjoch (F):
Der Weg vom Dürrenhorn zum Joch ist nicht schwierig, obwohl es von oben anders aussieht. Die ersten Meter weicht man
rechts des Grates aus. Dort wo es flach wird, wechselt man in die linke Flanke und quert auf Bändern immer unterhalb des
Grates. Erst kurz vor dem Joch klettert man wieder direkt über dem Grat.
Im Joch kann man einen Blick in das alternative Zustiegs-Couloir werfen. Gut sind die Versicherungen in den nicht allzu
schwer aussehenden Felsen zu sehen.
Hobärghorn (PD+):
Vom Joch leitet überwiegend ein Firngrat zum markanten Steilaufschwung unterhalb des Gipfels. Der Steilaufschwung wird
knapp links der Gratkante erklettert. Viel verfestigter Schnee ist an dieser Stelle durchaus von Vorteil (gilt auch
für den Rest des Nadelgrats), ansonsten warten Kletterstellen bis 2. Zum Schluss nochmal ein Firngrat.
Stecknadelhorn (PD+):
Vom Hobärghorn aus gesehen sieht der Grat zum Stecknadelhorn durchaus furchterregend aus, entpuppt sich dann aber als
überraschend gut zu gehen.
Man steigt zunächst in den Sattel zwischen den zwei Gipfeln ab. Hier führt nach Westen eine steile Schneerinne in den
Kessel unter dem Dom hinab. Dort könnte man über den Dom-Normalweg die Domhütte erreichen.
Zum Stecknadelhorn hoch wird der Grat bald wieder schmal. Eine Felsturm kann man rechts umgehen. Danach geht es mal auf
der schmalen Scheide mal rechts daneben weiter hoch bis zum Gipfel.
Nadelhorn (PD+):
Vom Stecknadelhorn muss man nur wenige Meter über leichte Felsen zum anschließenden breiten Firngrat absteigen, der nur
leicht ansteigend zum Nadelhorn führt. Ein letzter Gendarm versperrt den Weg. Es mag zwar von unten nicht so aussehen,
dennoch ist der Weg über den Gendarm kürzer und nicht schwerer, als die Umgehung links unten rum. In beiden Fällen erreicht
man den Normalweg vom Windjoch. Ohne Schwierigkeiten geht es zum Gipfelkreuz. Ein Turm in Richtung Lenzspitze ist jedoch
einen halben Meter höher. Muss jeder selbst entscheiden, ob er sich auf das Gipfelkreuz stellt, oder die paar Meter noch
klettert, um wirklich den höchsten Punkt erreicht zu haben.
Abstieg zurück zur Bordierhütte (F):
Ein gut zu gehender Firngrat führt in angenehmer Steilheit zum Windjoch. Links kommt man auf den Riedgletscher hinab,
rechts führt der Weg zur Mischabelhütte. Die Flanke zum Riedgletscher kann wegen Bergschründen oder Lawinengefahr nicht
begehbar sein. In diesem Fall muss man entlang des Grates weiter zum Ulrichshorn aufsteigen. Dahinter geht es über nicht
allzu steile Hänge zum Riedpass, von wo man bald wieder unter dem Balfrin auf dem vom Aufstieg bekannten Weg von der
Bordierhütte stößt.
Zustieg zur Hütte über den unteren Riedgletscher. Gestrichelt ist ein möglicher Zustieg zum kompletten Nordgrat auf
das Dürrenhorn vom Galenjoch eingezeichnet.
Zustieg über das Couloir rechts vom Dürrenhorn. Das Couloir ins Dürrenjoch ist links vom Gipfel nicht mehr im Bild.
Der restlliche leichte Teil des Nordgrats auf das Dürrenhorn, nach Erreichen des Felszackens vor dem Gipfel.
Hobärghorn, Stecknadelhorn, Nadelhorn, immer am Grat entlang
Nächster Gipfel: Stecknadelhorn
Grat zum Nadelhorn
Abstieg über Windjoch und Ulrichshorn
Charakter:
Sehr von den Bedingungen abhängig. Wobei gut gefestigter Schnee die Sache eher vereinfacht. Das direkte Couloir zum Nordgrat
des Dürrenhorns ist nur bei viel Schnee eine sinnvolle Alternative, dann aber die beste von der Bordierhütte.
Durch die Versicherung im Couloir zum Dürrenjoch ist dieses auch bei fortschreitender Ausaperung begehbar. Steinschlaggefahr
ist jedoch immer ein Thema.
In der vorgestellten Variante ist die schwierigste Passage der Nordgrat zum Dürrenhorn. Der restliche Nadelgrat ist zwar
immer wieder schmal, aber nicht wirklich schwierig zum Begehen. Gute Geher werden hier auf das Seil verzichten.
Bleibt noch zu erwähnen, dass der Riedgletscher sehr spaltig ist.
Karte:
Schweizer Landeskarte Nr. 1328 "Randa", 1:25000 (nur mit Nadelgrat, für Zustieg zur Bordierhütte braucht es das
Anschlussblatt Nr. 1308 "St. Niklaus)
Führer:
Michael Waeber "AV-Führer Walliser Alpen", Bergverlag Rudolf Rother, 12. Auflage 1999, München
W.Pusch u.a. "Hochtouren Westalpen", Rother Selection, 3. Auflage 2013, München
Mein zweites Mal auf der Bordierhütte. Die wurde inzwischen erweitert, was jedoch nur die Küche vergrößert hat. Die
Schlafplätze waren doch sehr eng bemessen. Bei voller Hütte, wie wir sie hatten, kein Spaß. Stichwort Sardinenbüchse. Sei es
drum. Wir wollten eh früh raus. Der viele Schnee in diesem Sommer machte Routen möglich, die sonst um diese Zeit undenkbar
wären. So hatte das große Couloir rechts des Dürrenhorns anständige Verhältnisse und wir konnten schnell den Nordgrat
erreichen und somit auch diesen Berg überschreiten. Das Couloir ist oben gut 45° steil, hier kam bei uns das Eis schon durch,
was die Sache etwas spannend machte. Der Nordgrat selber war gut eingeschneit, die Kletterei mit 3er-Stellen somit nicht ganz
einfach und für uns die schwierigsten Passagen am gesamten Nadelgrat. Beim Abstieg vom Dürrenhorn zum Hohbärgjoch wird das
Gelände dann plaisiermäßig und wir konnten die Sache genießen.
Die Scharten zwischen den einzelnen Gipfeln am Nadelgrat sind doch recht tief, die Aufstiegsmeter summieren sich, insbesondere,
wenn man noch nicht ausreichend akklimatisiert ist, so wie wir. Der viele Schnee wirkte sich für uns eher vorteilhaft aus, er
vereinfachte einige Passagen. So z.B. den Steilaufschwung zum Hohbärgjoch. Der Grat zum Stecknadelhorn sieht zunächst ziemlich
verwegen aus. Bei Nähe betrachtet, entpuppt er sich doch als ziemlich unproblematisch, wenn auch recht schmal. Wobei man viele
Sachen rechts umgeht. Fehlt nur noch das Nadelhorn, ein eleganter und, angenehm für ermattete Bergsteiger, ein waagrechter
Firngrat zieht dort hin. Den letzten Gendarmen kann man ruhig noch mitnehmen, durch die Umgehung links spart man im Aufstieg
zum Nadelhorn nix. Auch hier quälten wir uns noch hoch. Das Gipfelkreuz steht dabei aber nicht auf dem höchsten Punkt. Ein
Felsturm in Richtung Lenzspitze ist noch etwas höher.
Der Grat zur Lenzspitze wurde noch nicht begangen. Tiefverschneit wäre das in dem Zustand eine zweitägige Expedition. Am Tag
zuvor war die eindrucksvolle Nordwand der Lenzspitze mit Skiern befahren worden. Winterliche Zustände also überall. Aufgrund
der vermuteten Lawinengefahr verzichteten wir auch auf einen Direktabstieg vom Windjoch auf den Riedgletscher. Somit mussten
wir noch das Ulrichshorn überschreiten, um jenseits auf den durchaus spaltenreichen Gletscher zu kommen.
Eine weitere Nacht in der wieder vollen Hütte wollten wir uns nicht antun. Der Weg zurück nach Grächen ist aber weit. Die
Walliser Tierwelt gab sich zur Begleitung ein Stelldichein, Steinböcke, Gemsen und fast noch eindrucksvoller, die Sorte Schafe,
welche hier im Wallis gezüchtet wird.
GPS-Koordinaten eigene Messung - Angaben ohne Gewähr (Datum: WGS 84 Positionsformat: Dezimal)
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