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Nadelgrat
Tour 542 4327 Nadelgrat: Dürrenhorn (4035m), Hobärghorn (4219m), Stecknadelhorn (4241m), Nadelhorn (4327m) Wallis Hochtour PD+ 18.08.14    

Klassische Überschreitung im Wallis www.sirdar.de

Fakten
Hüttenzustieg:Grächen - Bordierhütte: 4-5h
Nadelgrat:von und zur Bordierhütte: 8-12h
Schwierigkeiten:Überschreitung Dürrenhorn AD-, Rest PD+
Besonderheiten:Je nach Bedingungen sind verschiedene Zustiege zum Grat möglich

Ausgangspunkt:
Grächen (1620m), gebührenpflichtige Parkmöglichkeiten im Ort

Anfahrt:
Von Visp Richtung Zermatt fahren. In St. Niklaus fährt man links hoch nach Grächen. Im Ort gibt es mehrere Möglichkeiten, um gebührenpflichtig sein Auto abzustellen. Grächen ist aber auch gut mit Bahn und Postbus zu erreichen.
Der Anmarsch zur Bordierhütte ist von Gasenried aus kürzer.

Stützpunkt:
Bordierhütte (2886m)

Zustieg zur Hütte:
Vom Ortszentrum in Grächen wandert man durch das Dorf in Richtung Süd. Der Weg zur Hütte ist irgendwann ausgeschildert. Oberhalb der Ortschaft geht es durch den Wald entlang eines Wasserkanals. Der Weg ist weiter oben aufgrund von kleineren Erdrutschen nicht immer eindeutig. Man erreicht aber unweigerlich das (ehemalige) Gletschertal mit der Zunge des Riedgletschers nun weit darüber. Die Hütte ist von diesem Punkt aus links oben zu erkennen.
Nach dem man eine Brücke überquert hat, gelangt man in eine wunderschöne Moränenmulde namens Alpja (2099m) rechts des Gletscher im Aufstiegssinn. Man folgt nun mehr oder weniger der Moräne bis man nach einem Steilhang einen Gletscherkessel unterhalb eines Eisbruchs erreicht. Hier ist der Weg über den flachen und in diesem Bereich weitgehend spaltenfreien Riedgletscher mit Stangen markiert.
Jenseits erreicht man über Leitern und weiteren Versicherungen die Hütte. 4-5h von Grächen.

Die Hütte eignet sich aus Ausgangspunkt für den Nadelgrat und eine Überschreitung des Balfrins. Ein Bericht zu dieser Tour findet sich hier (Tour 111).

Route:
Mögliche Zugänge zum Nadelgrat

Hier möchte ich einige Optionen für Zu- und Abstieg zum Nadelgrat vorstellen. Diese sind natürlich mehr oder weniger von den Bedingungen abhängig, was insbesondere für die Couloirs auf der Nordseite gilt.

Von der Mischabelhütte: der direkte Weg führt über das Windjoch und Normalweg Nadelhorn zum Nadelgrat

Von der Bordierhütte:
Sobald man auf dem oberen Riedgletscher steht, fallen beim Blick in Richtung Dürrenhorn zwei Couloirs auf. Das Couloir links vom Dürrenhorn führt in das Dürrenjoch. Bei sehr guten Bedingungen ist es bis zum Joch in Firn mit maximal 45° Steilheit begehbar. Üblich ist aber, dass das Couloir ab der Hälfte ausgeapert ist, dann weicht man in die Felsen direkt rechts davon aus. Von oben sah das gut kletterbar aus und ist ausserdem mit Sicherungsstangen, bzw. Bohrhaken entschärft.
Auch rechts vom Dürrenhorn gibt es ein großes Couloir. Bei guten Bedingungen ist dies der logischste Zugang zum Nadelgrat von der Bordierhütte. Das Couloir ist eher flach geneigt und steilt sich erst im letzten Drittel bis 45° auf. Man sollte es aber nur bei Firn bis oben begehen. Die Felsen rechts des Couloir sind zwar leicht zu klettern, aber äußerst brüchig. Fixe Sicherungen finden sich hier keine.
Will man den gesamten Nordgrat des Dürrenhorns begehen, so ist das Galenjoch hierfür der Ausgangspunkt. Vom oberen Kessel des Riedgletschers dürfte dieses mittlerweile eher schwierig zu erreichen sein. Man kann jedoch dort, wo der Hüttenweg den unteren Riedgletscher quert, auf der der Hütte gegenüber liegenden Seite über Schutt- und Firnfelder den Grat zwischen Gugla und Galenjoch recht einfach erreichen. Dieser Weg ist von der Bordierhütte aus gut einzusehen.

Domhütte: Vom Joch zwischen Hobärghorn und Stecknadelhorn führt eine steile Firnrampe hinab in einen Gletscherkessel, man trifft dort auf den Normalweg zum Dom und gelangt somit zur Domhütte. Dieser Weg dürfte v.a. im Abstieg öfters begangen werden.

Route Bordierhütte - NO-Couloir Dürrenhorn - Dürrenhorn - Nadelgrat - Windjoch - Ulrichshorn - Riedpass - Bordierhütte:
Riedgletscher
Von der Bordierhütte führt zunächst ein gemeinsamer Weg Richtung Balfrin und Riedgletscher. Die ersten Meter sollte man bei Tageslicht auschecken, es ist im Geröll etwas unübersichtlich, auch wenige einige Steine mit Katzenaugen zur besseren Orientierung versehen sind.
Bald zweigt der Weg zum Balfrin links ab (Schild). Der Weg wird nun deutlicher, zum Riedgletscher geht man rechts um eine Moräne herum. Dahinter erreicht man flaches Gelände und schließlich Ausläufer des Riedgletschers. Nun gilt es einen Durchschlupf zwischen der Balfrin-Wand und einem Eisbruch direkt daneben zu finden. Bei guten Bedingungen kann man direkt in gerader Linie auf einer Firnrampe zwischen den Eisbruch überwinden, ansonsten muss man sich zwischen Fels und Eis einen Weg suchen, der Gletscher ist in diesem Bereich allerdings sehr spaltig.
Über dem Bruch geht man zunächst eher Richtung Windjoch weiter, bis man auf einer Gletscherkuppe des Gelände überblicken kann. Richtung Dürrenhorn sind die beiden Couloirs links und rechts des Gipfels gut einsehbar, so dass man die Bedingungen gut abschätzen kann.<

Dürrenhorn Überschreitung (AD-):
Reicht im weiter nördlich gelegenen Couloir (rechts des Gipfels) der Firn bis zur Scharte, so bietet dieses einen eleganten Zugang zum Nordgrat des Dürrenhorns. Das Couloir ist ziemlich breit und anfangs nicht allzu steil. Erst im letzten Drittel steilt es bis max. 45° auf. Bei Eis ist dies aber durchaus heikel, gleiches gilt auch für die äußerst brüchigen Felsen rechts des Couloirs. Reine Kletterschwierigkeit dürfte sich so im 2. Grad bewegen.
Hat man die Scharte erreicht, gilt es zunächst den Felszacken vor dem eigentlichen Gipfel zu erklettern. Dazu von der Scharte zunächst nach rechts ausweichen, dahinter gleich wieder auf den Grat (kurz 3). Entlang des Grats bis zum nächsten Steilaufschwung. Den zunächst direkt angehen, dann zu einem Schärtchen nach rechts ausweichen (3+, Fixschlinge). Waagrecht um den Felszacken queren. Anschließend ein schmaler Firngrat. Die restlichen Meter bis zum Gipfel des Dürrenhorns bieten dann keine weiteren großen Schwierigkeiten mehr.

Dürrenhorn - Dürrenjoch (F):
Der Weg vom Dürrenhorn zum Joch ist nicht schwierig, obwohl es von oben anders aussieht. Die ersten Meter weicht man rechts des Grates aus. Dort wo es flach wird, wechselt man in die linke Flanke und quert auf Bändern immer unterhalb des Grates. Erst kurz vor dem Joch klettert man wieder direkt über dem Grat.
Im Joch kann man einen Blick in das alternative Zustiegs-Couloir werfen. Gut sind die Versicherungen in den nicht allzu schwer aussehenden Felsen zu sehen.

Hobärghorn (PD+):
Vom Joch leitet überwiegend ein Firngrat zum markanten Steilaufschwung unterhalb des Gipfels. Der Steilaufschwung wird knapp links der Gratkante erklettert. Viel verfestigter Schnee ist an dieser Stelle durchaus von Vorteil (gilt auch für den Rest des Nadelgrats), ansonsten warten Kletterstellen bis 2. Zum Schluss nochmal ein Firngrat.

Stecknadelhorn (PD+):
Vom Hobärghorn aus gesehen sieht der Grat zum Stecknadelhorn durchaus furchterregend aus, entpuppt sich dann aber als überraschend gut zu gehen.
Man steigt zunächst in den Sattel zwischen den zwei Gipfeln ab. Hier führt nach Westen eine steile Schneerinne in den Kessel unter dem Dom hinab. Dort könnte man über den Dom-Normalweg die Domhütte erreichen.
Zum Stecknadelhorn hoch wird der Grat bald wieder schmal. Eine Felsturm kann man rechts umgehen. Danach geht es mal auf der schmalen Scheide mal rechts daneben weiter hoch bis zum Gipfel.

Nadelhorn (PD+):
Vom Stecknadelhorn muss man nur wenige Meter über leichte Felsen zum anschließenden breiten Firngrat absteigen, der nur leicht ansteigend zum Nadelhorn führt. Ein letzter Gendarm versperrt den Weg. Es mag zwar von unten nicht so aussehen, dennoch ist der Weg über den Gendarm kürzer und nicht schwerer, als die Umgehung links unten rum. In beiden Fällen erreicht man den Normalweg vom Windjoch. Ohne Schwierigkeiten geht es zum Gipfelkreuz. Ein Turm in Richtung Lenzspitze ist jedoch einen halben Meter höher. Muss jeder selbst entscheiden, ob er sich auf das Gipfelkreuz stellt, oder die paar Meter noch klettert, um wirklich den höchsten Punkt erreicht zu haben.

Abstieg zurück zur Bordierhütte (F):
Ein gut zu gehender Firngrat führt in angenehmer Steilheit zum Windjoch. Links kommt man auf den Riedgletscher hinab, rechts führt der Weg zur Mischabelhütte. Die Flanke zum Riedgletscher kann wegen Bergschründen oder Lawinengefahr nicht begehbar sein. In diesem Fall muss man entlang des Grates weiter zum Ulrichshorn aufsteigen. Dahinter geht es über nicht allzu steile Hänge zum Riedpass, von wo man bald wieder unter dem Balfrin auf dem vom Aufstieg bekannten Weg von der Bordierhütte stößt.

Nadelgrat
Zustieg zur Hütte über den unteren Riedgletscher. Gestrichelt ist ein möglicher Zustieg zum kompletten Nordgrat auf das Dürrenhorn vom Galenjoch eingezeichnet.

Nadelgrat
Zustieg über das Couloir rechts vom Dürrenhorn. Das Couloir ins Dürrenjoch ist links vom Gipfel nicht mehr im Bild.

Nadelgrat
Der restlliche leichte Teil des Nordgrats auf das Dürrenhorn, nach Erreichen des Felszackens vor dem Gipfel.

Nadelgrat
Hobärghorn, Stecknadelhorn, Nadelhorn, immer am Grat entlang

Nadelgrat
Nächster Gipfel: Stecknadelhorn

Nadelgrat
Grat zum Nadelhorn

Nadelgrat
Abstieg über Windjoch und Ulrichshorn

Charakter:
Sehr von den Bedingungen abhängig. Wobei gut gefestigter Schnee die Sache eher vereinfacht. Das direkte Couloir zum Nordgrat des Dürrenhorns ist nur bei viel Schnee eine sinnvolle Alternative, dann aber die beste von der Bordierhütte.
Durch die Versicherung im Couloir zum Dürrenjoch ist dieses auch bei fortschreitender Ausaperung begehbar. Steinschlaggefahr ist jedoch immer ein Thema.
In der vorgestellten Variante ist die schwierigste Passage der Nordgrat zum Dürrenhorn. Der restliche Nadelgrat ist zwar immer wieder schmal, aber nicht wirklich schwierig zum Begehen. Gute Geher werden hier auf das Seil verzichten.
Bleibt noch zu erwähnen, dass der Riedgletscher sehr spaltig ist.

Karte:
Schweizer Landeskarte Nr. 1328 "Randa", 1:25000 (nur mit Nadelgrat, für Zustieg zur Bordierhütte braucht es das Anschlussblatt Nr. 1308 "St. Niklaus)

Führer:
Michael Waeber "AV-Führer Walliser Alpen", Bergverlag Rudolf Rother, 12. Auflage 1999, München
W.Pusch u.a. "Hochtouren Westalpen", Rother Selection, 3. Auflage 2013, München

Link:
-

Openstreetmap: Karte Nadelgrat
Quelle: www.openstreetmap.org

Titel: Winter im Sommer
Bergspezln: Frank

Nadelgrat Mein zweites Mal auf der Bordierhütte. Die wurde inzwischen erweitert, was jedoch nur die Küche vergrößert hat. Die Schlafplätze waren doch sehr eng bemessen. Bei voller Hütte, wie wir sie hatten, kein Spaß. Stichwort Sardinenbüchse. Sei es drum. Wir wollten eh früh raus. Der viele Schnee in diesem Sommer machte Routen möglich, die sonst um diese Zeit undenkbar wären. So hatte das große Couloir rechts des Dürrenhorns anständige Verhältnisse und wir konnten schnell den Nordgrat erreichen und somit auch diesen Berg überschreiten. Das Couloir ist oben gut 45° steil, hier kam bei uns das Eis schon durch, was die Sache etwas spannend machte. Der Nordgrat selber war gut eingeschneit, die Kletterei mit 3er-Stellen somit nicht ganz einfach und für uns die schwierigsten Passagen am gesamten Nadelgrat. Beim Abstieg vom Dürrenhorn zum Hohbärgjoch wird das Gelände dann plaisiermäßig und wir konnten die Sache genießen.
Die Scharten zwischen den einzelnen Gipfeln am Nadelgrat sind doch recht tief, die Aufstiegsmeter summieren sich, insbesondere, wenn man noch nicht ausreichend akklimatisiert ist, so wie wir. Der viele Schnee wirkte sich für uns eher vorteilhaft aus, er vereinfachte einige Passagen. So z.B. den Steilaufschwung zum Hohbärgjoch. Der Grat zum Stecknadelhorn sieht zunächst ziemlich verwegen aus. Bei Nähe betrachtet, entpuppt er sich doch als ziemlich unproblematisch, wenn auch recht schmal. Wobei man viele Sachen rechts umgeht. Fehlt nur noch das Nadelhorn, ein eleganter und, angenehm für ermattete Bergsteiger, ein waagrechter Firngrat zieht dort hin. Den letzten Gendarmen kann man ruhig noch mitnehmen, durch die Umgehung links spart man im Aufstieg zum Nadelhorn nix. Auch hier quälten wir uns noch hoch. Das Gipfelkreuz steht dabei aber nicht auf dem höchsten Punkt. Ein Felsturm in Richtung Lenzspitze ist noch etwas höher.
Der Grat zur Lenzspitze wurde noch nicht begangen. Tiefverschneit wäre das in dem Zustand eine zweitägige Expedition. Am Tag zuvor war die eindrucksvolle Nordwand der Lenzspitze mit Skiern befahren worden. Winterliche Zustände also überall. Aufgrund der vermuteten Lawinengefahr verzichteten wir auch auf einen Direktabstieg vom Windjoch auf den Riedgletscher. Somit mussten wir noch das Ulrichshorn überschreiten, um jenseits auf den durchaus spaltenreichen Gletscher zu kommen.
Eine weitere Nacht in der wieder vollen Hütte wollten wir uns nicht antun. Der Weg zurück nach Grächen ist aber weit. Die Walliser Tierwelt gab sich zur Begleitung ein Stelldichein, Steinböcke, Gemsen und fast noch eindrucksvoller, die Sorte Schafe, welche hier im Wallis gezüchtet wird.

GPS-Koordinaten eigene Messung - Angaben ohne Gewähr (Datum: WGS 84 Positionsformat: Dezimal)


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