weglos, Stellen bis 2, Abseilenstellen, Latschendickicht
Ausgangspunkt:
Parkplatz "Schlafende Hexe" bei Hallthurm (710m)
Anfahrt:
Von Bad Reichenhall Richtung Berchtesgaden fahren. Nach dem Bahnübergang in Hallthurm, man hat den Ort bereits verlassen,
findet sich auf der rechten Seite ein ausgewiesener Parkplatz (blaues Schild).
Stützpunkt:
-
Route: Rotofensattel:
Vom Parkplatz auf bezeichnetem Weg zum Sattel.
Kleiner Rotofenturm , Westflanke 3+ (M.Hartmann 1906):
Vom Rotofensattel hält man sich links und steht gleich unmittelbar vor dem Einstieg. Die Route führt über die markante
Verschneidung durch die ganze Westseite des Turms. Ca. 10m nach dem Einstieg findet sich ein Überhang, der rechtshaltend
umgangen wird (3+, Haken). Darüber klettert man links zurück in einen kleinen Kessel über dem Überhang. In der Verschneidung
bleibend bis zu deren Ende der besten Route folgend (Stellen 2). Hier ein gebohrter Stand. Der weitere Weg führt leicht über
die Gratkante links zum höchsten Punkt.
Nun könnte man ca. 15m in die Montgelasscharte abseilen und weiter zum Großen Rotofenturm klettern, wie unten beschrieben.
Oder über die Gratkante wieder bis zur Verschneidung absteigen und am gebohrten Stand 1x40m abseilen, bzw. 1x25m und über
den Überhang an geschlagenen Haken nochmal 1x15m. Die Route ist gut mit Haken versichert. 0.5h
Siehe auch Kommentar ...
Großer Rotofenturm (1369m), Normalweg 3- (H.v.Barth, 1868):
Vor dem Kl. Rotofenturm führt rechts davon ein Pfad um den Turm herum zur Berchtesgadener Rinne (südliche Ausrichtung).
Man steigt diese bis zu den Felsen hoch. Ab hier beginnt die Kletterei. Man gelangt in die Felsrinne von rechts her
(Bohrhaken, 3-), nun direkt in der Rinne hoch. Einige ziemlich glatte Stellen (2). Am oberen Ende klettert man bis direkt
zur Montgelasscharte. Nun über den etwas ausgesetzten Westgrat (2) zu einer Steilstufe kurz unterhalb des Gipfels. Über die
Steilstufe (kurz 3-) hinweg, dann leicht zum Gipfel. Rückweg wie Aufstieg, wobei man ab der Montgelasscharte durch die Rinne
auch abseilen kann. Die Tour ist sehr gut mit Bohr- und Normalhaken versichert, Stände sind eingerichtet. 1h ab Rotofensattel.
Seilt man wie oben beschrieben vom Kleinen Rotofenturm ab, gelangt man direkt in die Montgelasscharte am Ende der
Berchtesgadener Rinne.
Signalgipfel (1393m), Normalweg, Stellen mit leichter Kletterei:
Vom Rotofensattel die entgegengesetzte Richtung zu den Rotofentürmen führt ein unmarkierter, aber deutlicher Steig zum
Signalgipfel, quasi der "Busen" der schlafenden Hexe. Ca. 0.5h vom Rotofensattel.
Silhouette "Schlafende Hexe" bis zum Dreisesselberg (1680m):
Man kann nun weiter entlang der Silhouette der Schlafenden Hexe bis zum Dreisesselberg laufen. Zum Großteil ist man hier im
weglosen Gelände unterwegs. Es findet sich hin und wieder ein kaum erkennbares Steiglein, welches wohl angelegt wurde, um
bei Sonnwendfeuern die Hexe zu erleuchten. Richtung Dreisesselberg nehmen die Latschen überhand, man landet schnell im
Dickicht.
Der Weg ist nur sehr erfahrenen Berggehern zu empfehlen. Es wartet echte bayerische Latschenwildnis und das sollte man ernst
nehmen. Um von einzelnen Türmen wieder hinunterzukommen, ist es besser, man seilt sich ab. Abseilstellen müssen selber
eingerichtet werden.
Vom Signalkopf folgt man dem Weg zurück Richtung Rotofensattel bis dorthin, wo man unter die Südflanke der Gipfelfelsen
nach rechts queren kann. Nun durch den steilen Wald, immer links unterhalb des Kamms weglos entlang. Einen weiteren größeren
Felskopf nach dem Signalkopf könnte man noch relativ problemlos über eine latschenfreie Rinne mitnehmen. Ansonsten weiter
unterhalb der Gratkante, bis man zum Mottkopf (1554m) gelangt. In der Nordseite kann man an der Wand entlang über eine Schuttrinne
zu einer Scharte aufsteigen. Hier würde nun ein Steiglein auf der Nordseite um den Mottkopf herum führen.
Um auf den Mottkopf zu gelangen, versucht man von der Scharte neben einer Rinne einen Steilhang mit Grasschrofen und Latschen
hochzukommen. Insbesondere bei Nässe ist das gefährlich. Begehungsspuren sind in Form von abgesägten Latschenästen vorhanden.
Man versucht weiter oben über leichte, aber brüchige Felsen, möglichst bald den Gipfelgrat zu erreichen. Auf der Gratkante
kommt man dann relativ gut über die Latschen hinweg zum höchsten Punkt.
Von dort kurz in der Nordseite zu einer Scharte abklettern, in der Scharte dann am besten nach Süden 1x20m abseilen (guter
Abseilblock). Hier findet man nun einen Pfad durch das Latschendickicht, dem man folgt, was aber nicht immer einfach ist.
Der nächste Felsaufschwung wird links umgangen, man quert zwischen Felsen und Latschen entlang, was auch für den weiteren
Weg eine gute Taktik ist. Auch am nächsten großen Felsaufschwung geht man links vorbei, der Pfad verschwindet aber nun im
Dickicht. Ungefähr in diesem Bereich kann man zurück auf die Gratkante klettern (2).
Nach einer Scharte wird man wieder in die Südseite nach links abgedrängt, der Weg führt nun über ein steiles Grasfeld hinab
zum Beginn eines Kars. Über das Grasfeld seilt man am besten 1x25m an einer Latsche ab. Das Kar überqueren und jenseits
wieder zwischen Fels und Latschen weiter. Dort wo man den Grat wieder leicht erklettern kann, sollte man das auch tun,
ansonsten verirrt man sich heillos in den Latschenfeldern zwischen Keilkopf (1602m) und Dreisesselberg und es ist äußerst mühsam,
wieder zur Gratkante zu gelangen. Am Grat des Keilkopfs zum Dreisesselberg führt wieder ein sehr schmaler Pfad durch die
Latschen. Kurz vor dem Dreisesselberg muss man nochmal kurz rechts absteigen, um dann in der Nordflanke zum markierten
Wanderweg zu queren.
Signalkopf - Dreisesselberg: 4h
Abstieg über "Steinerne Agnes"
Vom Dreisesselberg folgt man dem Wanderweg Richtung Süden. Dieser Weg würde zum Karkopf führen. Vorher kann man in einer
Scharte auf bezeichnetem Weg nach Südosten absteigen und dem Weg an der "Steinernen Agnes" vorbei folgen. Zuletzt bleibt
noch die Wahl, ob man wieder über den Rotofensattel und den schon bekannten Aufstiegsweg zum Parkplatz zurückkehrt, oder
als Alternative direkt nach Winkl absteigt und einem Forstweg oberhalb der Bundesstraße zum Parkplatz folgt. Beides ca. 2h.
Die Gipfel in der Übersicht
Die Routen an den Rotofentürmen in der Übersicht
Einstieg Berchtesgadener Rinne am Großen Rotofenturm
Gipfelflanke Großer Rotofenturm
Blick von oben in die Berchtesgadener Rinne
Unterer Teil Westflanke Kleiner Rotofenturm
Der weitere Weg über die Hexe, gesehen vom Signalkopf
Der leichte Part beim Aufstieg zum Mottkopf
Nach Überschreitung des Mottkopfs, am hinteren Felszacken bin ich nach rechts im Bild abgeseilt.
Blick zurück: Mottkopf mit Umgehungsmöglichkeit unten und Überschreitung oben
Charakter:
Der Normalweg auf den Großen Rotofenturm über die Berchtesgadener Rinne ist gut mit Haken gesichert und eignet sich sehr
gut als Einsteiger-Klettertour. Die Route wird aber auch oft ohne Seil geklettert. Schlüsselstelle ist dabei der Einstieg
zur Rinne und eine Stelle am Gipfelfelsen. Die Rinne ist teilweise etwas glatt, abseilen ist empfehlenswert.
Die Westflanke des Kleinen Rotofenturms ist über eine längere Strecke im 3. Grat. Hier hat es Haken. Davor und danach eher 2.
Teilweise etwas brüchig, auch die Schlüsselstelle. Abseilen über die Route möglich.
Die Überschreitung der gesamten Silhoutte der Schlafenden Hexe vom Signalkopf zum Dreisesselberg ist weglos. Hin und wieder findet sich ein schmaler
Pfad. Es besteht die Gefahr, dass man im Latschendickicht hängen bleibt. Man versucht dem Gratverlauf zu verfolgen, meist
etwas links unterhalb. Nach Norden oder Süden zwischendurch abzusteigen ist
schwieriger, als die Tour zu Ende zu bringen. Ab und zu ist es einfacher an selbst eingerichteten Abseilständen (Blöcke,
Latschen) abzuseilen. Immer wieder sind Stellen im 2. Grat zu klettern, oft auch sehr brüchig, bzw. mit Latschen durchsetzt.
Definitiv keine Anfänger-Tour!
Karte:
AV-Karte Nr. BY20 "Lattengebirge, Reiteralm", 1:25000
Führer:
Thomas Otto "Münchner Bergtouren - Felstouren im II. Grad", Rother Selection, 1. Auflage 2012 (nur für Großen Rotofenturm)
M.Zeller, H.Schöner "AV-Führer Berchtesgadener Alpen", 16. Auflage 1990, Rother Bergverlag, München (ohne Mottkopf und Keilkopf)
Die "Schlafende Hexe" ist eine sehr markante Berggestalt zwischen Bad Reichenhall und Berchtesgaden. Mehrere Gipfel bilden
einen Kammverlauf, dessen Silhouette eben einer liegenden Hexe gleicht. Eigentlich wollte ich dabei zunächst nur auf den
Großen Rotofenturm, also der Nase der Hexe. Der Rest ergab sich dann so.
Im Volksmund heißt der Turm übrigens Montgelas-Nase. Wer wissen will warum, sollte mal nach dem Grafen Montgelas suchen, oder
z.B. hier (Artikel auf Wikipedia) mal schauen.
Kernstück ist dabei die Berchtesgadener Rinne, gleich am Anfang eine schwierige Stelle, danach vor allem unangehm glatt. Ich
bereute es schon, dass Seil am Einstieg gelassen zu haben. Was bedeutete, hier muss ich auch wieder abklettern. Erstbesteiger
des Turms ist Hermann von Barth und der soll sich angeblich am Gipfelfelsen einen Tritt geschlagen haben. Nana, sowas macht
man aber nicht. Wenn man vor der Stelle steht, weiß man aber warum. Wegen einem Meter glatten Fels will man nicht unbedingt gleich
auf den Gipfel kurz darüber verzichten.
Zurück am Rotofensattel lachte mich noch der Kleine Rotofenturm an. Gleich die Wand über dem Sattel, die Westflanke, hat dabei
eine von unten gut einsehbare, nicht allzu schwere kurze Route. Ich konnte nicht widerstehen und kletterte die ersten rund zehn Meter bis
zur Schlüsselstelle, einer 3+. Hier überlegte ich lange, bevor ich mich doch traute, sind halt doch anhaltend rund fünf Meter
im 3. Grat und auch etwas brüchig. Danach wird es aber zum Gipfel hin immer leichter. Der logische Weg wäre also gewesen,
Kleiner Rotofenturm, abseilen in die Montgelasscharte, Großer Rofofenturm. So seilte ich vom Kleinen zurück in Richtung
Rotofensattel ab.
Genug hatte ich noch nicht, vom Sattel führte ein guter Steig zum nächsten Gipfel der Hexe, dem Signalkopf. Quasi der Hexen-Busen.
Von hier ist dann der Rest des Hexenkamms bis zu den Füssen gut einsehbar und ich meinte, das wäre gut machbar. So marschierte
ich los. Zwar weglos, aber anfangs durch lichten Wald. Den nächsten Turm im Kammverlauf schenkte ich mir und ging stattdessen
den Mottkopf an. Den hätte man auf der Nordseite auf einem Steig auch leicht umgehen können, was ich mal besser gemacht hätte.
Der Turm war schwierig. Durch den vielen Regen die Tage zuvor war das Steilgras samt Untergrund in der Nordflanke ganz
aufgeweicht. Ich suchte mir einen Weg zwischen die Latschen hindurch und war dabei offenbar nicht der erste, wie abgesägte
Latschenstümpfe bewiesen. Zum Sonnwendfeuer wird die Hexe wohl erleuchtet und dafür war ein sehr rudimentärer Pfad angelegt.
Wobei, was heißt Pfad, an Latschenästen und brüchigen Felsen kämpfte ich mich langsam hoch, bevor ich am Kamm zum höchsten
Punkt des Mottkopfs gelangte. Nur wie jetzt wieder runter kommen? In der nächsten Scharte fand ich einen guten Abseilblock und
richtete mir einen Stand ein.
Danach führt ein dünner, aber gut sichtbarer Steig durch teils dichtes Latschengestrüpp. Man bleibt dabei meist links vom Kamm. So
kämpfte ich mich voran, bis der Pfad schließlich unterhalb des Keilkopfs verschwand. Zuerst versuchte ich von einer Scharte aus
in der gut 40° geneigten Nordflanke einen Weg zu finden. Keine gute Idee. Alles war aufgeweicht und ich hatte das Gefühl, jeden
Moment mit einer Mure abzugehen. Also zurück. Nur was jetzt. Das Wetter wurde schlechte, es zog langsam zu. Im Nebel wollte
ich hier nicht rumstochern und so bekam ich langsam doch leichte Panik und das bei so einer vermeintlich simplen Bergtour. So
kann es gehen.
Ich fand schließlich einen Durchschlupf und konnte mich an einer Latsche südlich zu einem Graskar abseilen. Danach querte ich
immer zwischen Fels und Latschen entlang, verpasste es aber rechtzeitig wieder zum Kamm aufzusteigen. Ich verlor mich hoffnungslos
im Latschengestrüpp und musste mich ca. 100Hm durch den Dschungel kriechend, hangelnd, kletternd und springend zum Kamm
zurückkämpfen. Eine Stunde benötigte ich hierfür und war danach so fertig, wie sonst nach 14-Stunden-Mammut-Touren.
Bald darauf erreichte ich wieder gesichertes Gelände und einen Wanderweg. Ich war erleichtert. Noch der Dreisesselberg und
der Abstieg.
Hätte nicht gedacht, dass man so eine Abenteuer-Tour gleich über einer viel befahrenen Bundesstraße machen kann. Zumal die
"Schlafende Hexe" ja doch sehr markant aussieht. An sich hätte das alles Potential, für eine Top-Wandertour mit Klettereinlage,
aber freuen wir uns, dass es auch noch Wildnis in den Bayrischen Alpen geben darf. So bleibt es also ein Geheimtipp für sehr
erfahrene Berggeher, die nach einer Tour gerne mal wie ein Latschen-WC-Spray duften wollen.
Name: Maciej
Datum: Saturday 2017-05-27 20:17:05 Betreff: Falscher Bergname
Nachricht: Hi,
vielen Dank für die sehr gute Beschreibung!
Hinweis: Du schreibst an mehreren Stellen \"Rofotenturm\" bzw Rofotentürme oder Rofotensattel (insbesondere auf den Bildern) Es heisst aber richtigerweise \"Rotofen...\" !
Dann würde ich in die Beschreibung von der Tour \"Kleiner Rotofenturm\" unbedingt reinsetzen, dass der Fels im mittleren und oberen Bereich brüchig ist und es wird daher empfohlen über die Montgelasscharte abzuseilen. Dort ist der Fels fest und man reist mit dem Seil keine Steine auf seinen Kopf runter.
Viele Grüße aus Berchtesgaden!
Maciej
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