Insbesondere Vorsicht nach Neuschnee, Abfahrt vom Mittelbergjoch mittelsteil, südseitig
Besonderheit:
Objektiv sicher, Schwierigkeiten stark von den Verhältnissen abhängig, das ganze Jahr machbar
Ausgangspunkt:
Talstation Mittelberg im Pitztal (1732m)
Anfahrt:
Von Imst Richtung Pitztal. Bis zum Talschluss bei Mittelberg. Parken bei der Talstation des Schrägaufzugs.
Stützpunkt:
Taschachhaus (2434m)
Stützpunkt bei Aufstieg vom Tal aus oder bei Abfahrtsvariante über Taschachferner. www.taschachhaus.com
Wildspitze, Nordwand (Erstbegehung: M.v.Dechy, V.Hecht, J.Pinggera, J.Spechtenhauser, 1874) Zustieg über Taschachhaus
Vom Parkplatz bei Mittelberg, folgt man dem Normalweg durch das Taschachtal. Das Taschachtal ist dabei
lawinengefährdet. So man nicht auf der Hütte nächtigt, gelangt man von der Materialseilbahn der Hütte (2042m) auf den
Taschachferner und kann über eine Spaltenzone hinweg bis unter das Mittelbergjoch aufsteigen. Dort erreicht man die
nachfolgend beschriebene Route vom Pistenskigebiet aus.
Nähreres zu dieser Route auf der Homepage des Taschachhauses, siehe oben.
Route vom Mittelbergjoch
Mit Schrägaufzug gelangt man zum Pitztaler Gletscherskigebiet (es gibt ein spezielles Ticket für Tourengeher). Von
der Bergstation fährt man linkshaltend zur Mittelbergbahn ab. Mit der Gondel hoch bis zur Bergstation und den ersten
Pistenteil abfahren, das Mittelbergjoch mit der Wildspitze dahinter samt Nordwand ist schön einzusehen. Bevor die Piste nach
Norden abschwenkt, steigt man kurz zum Mittelbergjoch (3166m) auf. Dahinter dann ca. 100Hm nach links querend und steil
auf den Taschachferner abfahren. Man befindet sich in einem weitläufigen Gletscherbecken. Mit Blick zur Nordwand der
Wildspitze steigt man links einer Steilstufe durch eine Mulde auf. Immer in der Nähe der Felswände welche das
Gletscherbecken nach Osten begrenzen. Oberhalb der Steilstufe kann man in einen kleinen Kessel direkt unterhalb die
Nordwand queren (ca. 3500Hm). Der übliche Weg findet sich im rechten Wandteil. Der Bergschrund bietet dabei die
größten Schwierigkeiten. Darüber anhaltend steil (ca. 50°) in direkter Linie bis zu einem Vorgipfel aufsteigen. Übergang
in 10min zum Hauptgipfel über ausgesetzten Grat.
Abstieg
Diverse Möglichkeiten. So man die Skier unter der Nordwand deponiert hat, kann man vom nördlichen Vorgipfel über den
Nordwestgrat entlang der Wand absteigen und zum Fuss der Wand über eine Rampe queren. Von dort entlang des Aufstiegs mit
Gegenanstieg zum Mittelbergjoch.
Bei guten Bedingungen kann man den gesamten Taschachferner abfahren und gelangt durch das Taschachtal zum Parkplatz in Mittelberg.
Zustieg von Vent
Eine kurze Beschreibung des Normalwegs von Vent aus findet sich
hier. Man muss dann vom Mitterkarjoch Richtung Norden absteigen und um den Nordwestgrat, der vom
Nordgipfel herunterzieht, queren, um in den Kessel unter der Nordwand zu gelangen.
Wildspitze Nordwand, Abstieg über den Nordwestgrat, Skiroute über Taschachferner
Rechts der Felsen, der übliche Aufstieg. Noch weiter rechts die Firnrampe für den Abstieg
Übergang vom Nordgipfel zum Hauptgipfel
Blick vom Abstieg zurück in die Wand
Charakter:
Die Nordwand ist ca. 50° steil und objektiv sicher. Die Wand wird bei guten Bedingungen das ganze Jahr über gemacht. Da vom
Skigebiet leicht erreichbar, wird man meist eine Spur vorfinden. Der
Zustieg über den Taschachferner wartet mit einigen großen Spalten auf. Schlüsselstelle der Wand ist der Bergschrund, hier
kann es auch bedeutend steiler werden, als der Rest der Wand.
Karte:
AV-Karte Nr. 30/6 "Wildspitze", 1:25000
Führer:
Jentzsch "Firn- und Eisklettern in den Ostalpen", Alpinverlag Jentzsch-Rabl, 1. Auflage 2004
Vorhergehende Berichte in diversen Foren versprachen gute Bedingungen in den Firnwänden. Wobei gute Bedingungen für mich
heißt, kein Eis, nur Stapfschnee. Da scheiden sich die Geister.
Die Wildspitze ist vom Pitztaler Skigebiet aus sehr schnell zu erreichen. In einem halben Tag von München von ca. 550m auf
die 3768m der Wildspitze. Von einer guten Akklimatisierung kann also keine Rede sein. Nachdem im November die Tage kurz sind,
reihten wir uns unter hunderte von halbprofessionellen Snowboardern, um die erste Bahn zu erwischen. Die Boarder trugen
einen Boardercross-Wettbewerb aus. Als Bergsteiger mit "schärferer" Gesinnung wird man ja oft hinsichtlich seines Tuns
hinterfragt, aber gegen die Jungs und Mädels sind wir harmlos. Sich gleichzeitig zu viert in einen Hindernislauf zu stürzen, kann auf
Dauer nicht gesund sein, zumal mit Brettern an den Füssen.
Nun wir stiegen über das Mittelbergjoch, ließen damit den Trubel hinter uns und hatten vorerst den ganzen Taschachferner
für uns allein. Das bedeutet aber erstmal, Spuren. Die Nordwand der Wildspitze hatten wir dabei immer im Blickfeld. Die
präsentierte sich tief verschneit und schon von weitem konnte man sehen, die Bedingungen sind perfekt. Wir ließen die Skier
am Einstieg und outeten uns auch damit als zu einer aussterbenden Bergsteiger-Spezies gehörend. Der moderne Alpinist stapft die
Nordwände ja nur noch hoch, um anschließend mit Skiern wieder runterzufahren. Das ist auch nichts für mich.
Vorerst stellte sich uns aber auch noch der Bergschrund in den Weg. Der Neuschnee hatte die Spalte gut zugedeckt, dauerte
etwas, bis wir eine tragfähige Brücke fanden. Danach war der Weg frei und wir stapften die 250Hm zum Vorgipfel. In 10min
gelangt man über einen etwas ausgesetzten Grat zum Hauptgipfel. Von dort oben konnte man sehen, dass nun doch einige Leute
über den Normalweg hochkamen und für ein paar Steilwandfahrer hatten wir die Aufstiegsspur gelegt.
Den Abstieg erledigten wir über den Nordwestgrat vom Vorgipfel. Man kann dabei mit nur wenig Höhenverlust wieder unter die
Nordwand zum Skidepot queren. Der Gegenanstieg zum Mittelbergjoch schlauchte dann endgültig und wir waren wieder im Skizirkus
mit springenden und sich überschlagenden Boardercrossern. Die müssen echt Knochen aus Gummi haben.
Ich bemerkte nun den rasanten Aufstieg, der Kopf dröhnte. Der ebenfalls rasante Abstieg mit dem Schrägaufzug zum Parkplatz
half da auch nichts.
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