Richtig gefährlich ist der Zustieg durch ein klassisches V-Tal zur Jamtalhütte, früh dran sein!
Hangrichtung:
alle Richtungen
Besonderheit:
teilweise Gletscher, Spaltengefahr gering
Ausgangspunkt:
Galtür (1580m)
Anfahrt:
Kurz vor Landeck das Paznauntal hoch über Ischgl nach Galtür. Zentraler Parkplatz am Hallenbad (gebührenpflichtig). Je nach Schneelage und
Uhrzeit kann man noch das Jamtal bis zur Schranke bei der Scheiben-Alm (1833m) fahren. Kostenloser Parkplatz.
Sehr große Hütte, eher Berghotel. 180 Schlafplätze. Sehr freundliche Wirtsleute und Personal, trotz Größe angenehme Atmosphäre. Am Ende der Saison
weniger Betrieb, dann ist es noch gemütlicher.
Zustieg
Wer ins Paradies will, muss erstmal leiden. So auch bei der Jamtalhütte, ein unglaublich öder Hatsch durch das Jamtal. Kaum Steigung, das meiste
davon kurz vor der Hütte, ca. 10km Strecke von Galtür, 2-3h.
Lawinentechnisch ist das die Crux der ganzen Unternehmungen, die Osthänge über den Tal haben optimale Ausrichtung und Steilheit für Lawinen.
Speziell im Frühjahr bei Erwärmung, deswegen früh dran sein und das Spektakel von der sicheren Hüttenterrasse aus genießen. Besser nur dabei, als
mittendrin, in diesem Fall.
Skitouren: Dreiländerspitze, Hintere Jamspitze
Die beiden Gipfel lassen sich wunderbar miteinander kombinieren, man kann auch noch die Vordere Jamspitze (3178m) mit einbauen. In welcher
Richtung man die Tour macht, ist an sich egal.
Von der Hütte fährt man erstmal in den Talboden ab, nicht zu weit oben querend abfahren, man kreuzt sonst sehr gefährliche Hänge. Danach gerade das
Tal hoch, wo es steiler wird, muss man sich entscheiden. Zuerst die Dreiländerspitze? Okay dann hält man sich rechts im Tal und gelangt so
auf den Jamtalferner. Man steuert die gut sichtbare Obere Ochsenscharte an. Problemlos geht es über die Scharte auf den Vermuntgletscher. Nun links
um ein felsiges Eck herum, dann den nordexponierten Gipfelhang (ca. 35° steil) soweit wie möglich hoch bis zum Felsgrat. Nun Skidepot. Im
kombinierten Gelände (Stellen II) zum Vorgipfel. Der kurze Übergang zum Hauptgipfel ist sehr ausgesetzt, aber auch nicht schwerer als II. Grad
(je nach Können Seilsicherung). Problematisch wird es nur, wenn viel los ist, am Verbindungsgrat und Hauptgipfel ist nicht viel Platz.
Man fährt nun wieder bis zur Oberen Ochsenscharte ab. Für die Jamspitzen bleibt man im obersten Kessel des Jamtal-Ferners und quert ziemlich eben
nach Osten zu einer Scharte südlich der Vorderen Jamspitze. Das sogenannte Jamjoch (3078m) ist gut einsehbar. Eine im Schlussabschnitt maximal 40°
steile
Firnrinne (50 Hm) führt direkt in die Scharte. Ist die Rinne nicht mehr begehbar, kann man versuchen, weiter rechts den Grat zu erreichen. Über
diesen
geht es leicht zurück in das Jamjoch. Noch eine Querung um die Vordere Jamspitze herum und man erreicht einen weiteren Gletscherkessel. Von hier
kann man die Vordere Jamspitze mitnehmen, in dem man die Südflanke hochstapft (ca. 40° steil) und wenige Meter ausgesetzt bis zum höchsten Punkt
klettert (II).
Für die Hintere Jamspitze quert man direkt durch den Kessel zu deren Westflanke und steigt mit Skiern bis zum Gipfel (mittelsteil).
Für die Abfahrt zur Jamtalhütte bietet der Jamtal-Ferner ein breites Betätigungsfeld. Direkt unter der Vorderen Jamspitze geht es sehr schön,
jedoch hat es, wenn man nach Sommerbildern beurteilt, hier mit Abstand die meisten Spalten.
Grenzeckkopf
Obwohl von der Hütte sehr einfach und schnell zu erreichen, geht es hier eher ruhig zu. Von der Hütte steigt man das Tal gen Osten hoch und
hält sich entlang des Futschölbaches in Richtung Kronenjoch. In dem muldenreichen Gelände gibt es eine Vielzahl an Optionen, will man sich
Gegenanstiege ersparen, quert man erst so auf ca. 2700m, knapp vor dem Kronenjoch nach rechts (Südosten) in ein Seitental. Der Grenzeckkopf ist nun
gut
auszumachen, man steigt das immer steiler werdende Tal hoch, zum Schluss der steile Gipfelanstieg. Zuerst ein Joch und von dort zum Gipfel.
Abfahrt entlang des Aufstiegs.
Die ganze Runde im Überblick
Blick von der Ochsenscharte zum Jamjoch
Gipfelflanke Dreiländerspitze
Die letzten Meter zum Vorgipfel und Übergang zum Hauptgipfel
Das Jamjoch
Südflanke Vordere Jamspitze
Hintere Jamspitze
Das Jamtal im Überblick
Weg zum Grenzeckkopf
Charakter:
Dreiländerspitze: Laweingefahr Gipfelhang (35°, Nord); kaum Spalten.
Übergang zu Jamspitzen: kaum Lawinengefahr, steilere kurze Rinne zum Jamjoch
Hintere Jamspitze: kaum Lawinengefahr (West)
Abfahrt über Jamtal-Ferner: Lawinengefahr je nach gewählter Variante gering - mittel, Spaltengefahr eher gering
Grenzeckkopf: Schlussanstieg 30-35° (West)
Bevor man das Skitourenparadies um die Jamtalhütte erreicht, steht erstmal ein langer Hatscher bevor. Wir hatten Glück und mussten die Skier
nicht allzu weit tragen. Geparkt hatten wir in Galltür, der Sommerparkplatz im Jamtal wäre mit dem Auto allerdings schon erreichbar gewesen, das
merkten wir zu spät. Egal. So schiebt man den flachen Weg immer gerade durch das Jamtal und die Hütte mag nicht in Sicht kommen. Speziell rechts
im Aufstiegssinn hat es einige Hänge, die wie für Lawinen aller Art geschaffen sind. Kein Wunder also, dass ein früher Aufbruch zur Hütte stets
empfohlen wird, um dem Inferno zu entgehen. Erst die letzten Meter wird es ein wenig steiler, bevor man die Hütte erreicht hat.
Von der Jamtalhütte an sich, hatte ich nicht allzu viele Erwartungen. Irgendein überdimensioniertes Berghotel halt, was es eigentlich ja auch ist.
Im vollen Zustand möchte ich die Hütte auch nicht erleben. Jetzt, spät in der Saison waren vielleicht 50 Leute da, die verliefen sich ganz gut.
Was einem besonders auffällt, ist die Freundlichkeit der Belegschaft, man fühlte sich ob der Bedienung gleich wie in ein Wiener Kaffeehaus versetzt.
Jedenfalls schrieb so eine Zeitschrift, welche weiß ich nicht mehr, über die Jamtalhütte. Tja, wenn ich da an gewisse Schweizer Hütten im speziellen
denke, z.B. Schreckhornhütte mit ihrem militärischen Drill, da gefällt mir die zuvorkommende Art schon besser.
Das Wetter war zwar schon gut, jedoch zog vom Tal der Restnebel hoch, wir wagten trotzdem einen ersten Ausflug und verrannten uns prompt Richtung
Augstenberg, obwohl wir eigentlich nur schnell den Rußkopf machen wollten. Das GPS sagte zwar 500m in die Richtung, aber von den tiefen Karen
dazwischen, wußte das GPS nix. Die Gegend um die Jamtalhütte hat in Sachen Lawinen durchaus ihren Ruf, hier gab es schon viele Unfälle zu
verzeichnen, also vorsichtig sein, wieder umdrehen und auf die nächsten Tage hoffen.
Der nächste Tag brachte strahlend schönes, aber auch kaltes Wetter. Besser gehts nicht, so konnte sich der frische Pulver halten. Wir gingen
erstmal zum Standardberg in der Gegend, der Dreiländerspitze. Am Gipfel stoßen Tirol, Vorarlberg und die Schweiz aneinander, deswegen der Name.
Landschaftlich ist das alles schon mal sehr eindrucksvoll, der Gipfelhang hat dann auch skitechnisch einiges zu bieten. Vom Depot aus geht es
zunächst in kombinierter Kletterei zum Vorgipfel, wir hatten eine AV-Gruppe vor uns, die ich noch überholen konnte. Ein Glücksfall, den der
Übergang zum Hauptgipfel ist schmal und ausgesetzt. Der Übergang ist zwar nicht lang, aber an der Schlüsselstelle, einer etwas abschüssigen
Platte, hat nur einer Platz. Bevor also die AV-Gruppe mit Fixseil verlegen anfing, war ich schon wieder im Abstieg. Jens hatte nicht soviel
Glück und wollte sich die Warterei nicht antun.
Eine kurze, aber rassige Abfahrt brachte uns zurück zur Ochsenscharte, der Tag war noch lang und so querten wir noch in Richtung Jamjoch. Von
Norden her kommt man über eine kurze Rinne hoch. Die war bei uns oben schon ausgeapert, das Gestein darunter brüchig, was uns ein paar heikle
Meter bescherte. Man hätte auch über einen Grat weiter rechts aufsteigen können, wie wir von oben sahen. Muss man wissen, von unten läßt sich das
nur schwierig einschätzen. Nach dem Joch könnte man gleich zur Vorderen Jamspitze aufsteigen, aber der Schnee in der Südflanke war dann doch
schon zu sehr aufgeweicht, wir gingen also auf die Hintere Jamsspitze. Von dort kann man sich seine optimale Abfahrtslinie schon mal zurechtlegen.
Es gibt viele Optionen, da findet sich für jeden Zopf ein Platz.
Abreisetag, morgens sollte noch ein kurze Tour her. Wir entschieden uns für den Grenzeckkopf, der in 2-3h von der Hütte erreichbar ist. Viel los
ist aber nur am Übergang zur Heidelberger Hütte. Der Grenzeckkopf, obwohl ein sehr schöner Gipfel, mit zentraler Lage wird kaum besucht. So konnten
wir selbst nach einem Wochenende mit bestem Wetter die erste Spur legen. In dem muldenreichen Gelände ist das aber gar nicht so einfach. Erst
zum Ende hin wird die Richtung klar. Von einem kleinem See zieht ein Idealhang in gleichmäßiger Steilheit nach oben. Nur am Ende beim Aufstieg
zu einem Joch wird es steiler, der Weg zum Gipfel ist dann nicht mehr weit, war bei uns aber arg verblasen. Auch oben stürmte der Wind, weswegen
wir uns gleich in die geniale Pulverabfahrt bis zur Hütte stürzten. Noch ein wenig Kaffeehaus-Atmosspäre, wo wir mit Sprüchen wie "Na, wie gefällt
euch unser Arbeitsplatz?" wieder in den Alltag entlassen wurden. Wider Erwarten muss man durch das Jamtal bis Galtür gar nicht so viel schieben,
vorausgesetzt, es liegt Schnee natürlich.
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