Kalk, Gratkletterei, viel Schrofen, einige Stellen sehr brüchig, zum Großteil jedoch passabler Fels.
Ausrichtung:
Nordost
Abstieg:
Südgrat, kaum leichter als Anstieg, jedoch gut markiert
Besonderheit:
obwohl direkt über der Wolayerseehütte, sehr einsame Tour
Ausgangspunkt:
Hubertus-Kapelle im Wolayer-Tal (114m)
Anfahrt:
Im Lesachtal findet sich hinter der Ortschaft Birnbaum ein Abzweig nach Nostra. Am oberen Ortsende von Nostra führt ein Forstweg (beschildert)
zur Hubertus-Kapelle. Der Weg ist unbefestigt und an manchen Stellen finden sich verhältnismäßig tief ausgewaschene Rinnen. Das Fahrzeug der Wahl
sollte also über etwas Bodenfreiheit verfügen. Hinter der Hubertus-Kapelle findet sich ein großer Parkplatz.
Der Nordostgrat von der Wolayerseehütte aus gesehen. Man könnte direkt über den Hang aufsteigen und links am Roten Turm vorbei den Einstieg
erreichen. Einfacher ist es, zunächst über den Wolayer-Pass auf die italienische Seite zu wechseln, um dann über einen einfachen Steig zum
Grat aufzusteigen.
Routenverlauf, wenn man den ersten Turm nicht mitnimmt.
Blick zurück, die zweite Schlüsselstelle, eine etwas unangenehme Querung auf einer glatten Platte.
Die Südflanke, über den Südgrat verläuft der Abstieg. Ohne Markierung könnte man sich hier ganz ordentlich versteigen.
Hier beginnt / endet der Südgrat-Steig, knapp unter der Hütte auf der ital. Seite des Wolayerpasses.
Blick von der ital. Seite zum Einstieg.
Charakter:
Gratkletterei mit viel Gehgelände, schwierige Stellen nur vereinzelt. Richtig ausgesetzt nur am Einstieg und am Übergang vom Grat in die Gipfelflanke.
Hin und wieder gibt es eingebohrte Ringhaken, wohl eher als Standplätze gedacht. Fels ist meist okay, eine Stelle
(Querung in die Gipfelflanke) ist jedoch sehr brüchig. Durchsichern macht in der Route keinen Sinn, wenn dann nur einzelne Seillängen.
Abstieg über den Südgrat ist sehr verwickelt, aber zum Glück super markiert. Kaum leichter als der Nordostgrat.
Frühmorgens rumpelte ich über die Zufahrt zur Hubertus-Kapelle und war mir gar nicht so sicher, ob ich das richtige Tal erwischt hatte. Der
unbefestigte Weg wurde immer rumpeliger. Schließlich stand da die Kapelle auf einem Felsblock und gleich dahinter ein riesiger Parkplatz im
Nirgendwo.
Der Weg zur Wolayer-Hütte wurde von österreichischen Pionieren während des 1. Weltkriegs angelegt. Die Front verlief über den Karnischen Hauptkamm,
unter dem man bald entlangwandert. Schöne, dolomitenartige Wände zieren das weite Rund. Aber wohl recht brüchiges Gestein, sonst wären hier mehr
Kletterer unterwegs.
Die Wolayerseehütte liegt quasi direkt am Einstieg zum Nordostgrat des Wolayer-Seekopfs. Eine Pause-Tour, die im schweren Fels Erwähnung findet,
weshalb sie auch noch hin und wieder gemacht wird, sonst wäre sie wohl schon längst in Vergessenheit geraten. Bei der Lage direkt über der Hütte,
wundert man sich jedoch schon, warum die Leute nicht am Einstieg Schlange stehen, aber insgesamt wohl doch zu abgelegen, fern jeder Metropole. Jedenfalls
war ich den ganzen Tag allein am Berg.
Von der Hütte nahm ich auch gleich den direkten Weg hoch zum Grat und handelte mir dabei gleich ein paar Klettermeter ein, um den markanten Roten
Turm links zu umgehen. Das wäre auch einfacher gegangen, von der italienischen Seite führt ein ausgetretener Pfad zum grasigen Teil des Grats hoch.
Hier finden sich die würfelförmigen Überreste eines Bunkers. Die Stellung war gut gewählt, man übersieht weite Teile des Geländes auf der
österreichischen Seite. Wenn ich also einsam am Berg kletterte, dann doch nicht ohne Beobachtung, der Blickkontakt zur Hüttenterrasse war stets
vorhanden. Applaus ob meiner Kletterkünste erhielt ich aber nicht.
Gleich am Anfang findet sich die schwierigste Stelle mit 3+, ein etwas überhängender Block. Danach legt sich das Gelände aber auch gleich wieder
zurück. Die direkte Route auf den ersten Turm traute ich mir dann doch nicht zu, also lief ich links vorbei, um neben einer Rinne zurück zum
Grat zu kommen. Hier ist die Wegfindung nicht ganz einfach. Nun geht es entlang der wenig ausgeprägten Kante weiter nach oben. Meist im
Gehgelände, nur über kurze Passagen muss man Hand anlegen.
Unter dem Vorgipfel wartet noch die zweite, etwas unangenehmere Schlüsselstelle. Der Grat läuft in einem Felsturm aus. Um in die Scharte dahinter
zu kommen, muss man rechts ausweichen und über eine glatte Platte in die Scharte schleichen. Um nun eine Rinne in der Flanke zu erreichen, stehen
die brüchigsten Meter der Route an. Hier hat sich wohl vor kurzem ein kleiner Bergsturz ereignet und die Festigkeit der Felsen ist in der kurzen
Querung doch mehr als zweifelhaft.
Über besagte Rinne geht es auf den Vorgipfel, nochmal ein paar Meter abklettern und über einen weiteren Grat auf den Hauptgipfel. Ein einsamer Ort.
Lauf Gipfelbuch verlieren sich max. 10-20 Leute pro Jahr hierher.
Aber wie nun runterkommen? Da hält sich die Pause-Beschreibung ja immer vornehm zurück. Mittlerweile ist jedoch der Südgrat sehr gut markiert. Das
ist der Normalweg auf den Berg, jedoch kaum leichter als der Nordostgrat. Ohne Ortskenntnisse hätte man auch keine Chance den Weg ohne Markierung
zu finden. Die ganze Südflanke ist ein einziges Felslabyrinth. So folgt man den roten Punkten, kurz auch Drahtseilen. Der geübte Schrofenprofi
ist gefragt. Wer auch immer diesen Weg gefunden hat, Maximum-Respekt!
Ich erreichte den Wolayerpass, wo sich noch die Überreste einer ital. Festung finden. Schon verrückt, dieser Gebirgskrieg. Vor allem, da der
Frontverlauf sich nicht änderte. Da hätte man auch gleich daheim bleiben können. Das gilt aber nicht für den modernen Bergsteiger, der findet in der
Gegend um den Wolayersee ein breites Betätigungsfeld. Z.B. steht da auch noch die Hohe Warte sehr eindrucksvoll direkt über den Hütten.
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