Geräumige Hütte direkt unterhalb der neuen Seilbahnstation auf der Pointe Helbronner und mit dieser per Tunnel verbunden.
Theoretisch ist die Hütte auch vom Tal ohne Gletscherberührung erreichbar. Wird aber wohl kaum gemacht. Unterhalb der Seilbahn führt ein Pfad
nach oben. Die Hütte liegt auf einem Sporn zwischen zwei Gletscherzungen. Der Sporn wird über dessen Südflanke direkt zur Hütte begangen.
Route: Dent du Géant, Südwestwand "Burgener Platten"
Erstbegeher: Jean-Joseph, Baptiste und Daniel Maquignaz am 28.7.1882
Zustieg:
Von der Hütte läuft man um den Sporn der Aiguilles Marbree herum und steigt zu einem kleinen Gletscherbecken unterhalb des Dent du Géant auf.
Über ein kurzes Couloir (max. 45°) gelangt man auf einen Seitengrat. Diesen nach oben verfolgen, der Grat läuft bald in einen felsigen Hang
aus, welchen man im gemischten Gelände (1-2) bis zum Hauptgrat ansteigt. Ein großer Felsturm wird rechts umgangen. Man erreicht eine geräumige
Firnterrasse direkt unterhalb der Südwand des Dent du Géant. Hier Rucksackdepot. 3h ab Hütte.
Route:
Vom Rucksackdepot folgt man der Firnterrasse zu deren Ende und steigt dann vorsichtig eine kleine schmale Rinne (Absturzgefahr!) zu einem kleinen
Felsband ab. Hier beginnt der Normalweg.
Meist herrscht viel Andrang in der Route, so dass man Wartezeiten einkalkulieren muss. Ohne Anstehen benötigt man 2h. Ab der 3. Seillänge sind bis
zum ersten Felskopf beinahe durchgehend Fixseile vorhanden (dicke Schiffstaue). Die Sonne kommt erst um die Mittagszeit um die Kante. Wer frei gehen
will, sollte also einen sehr späten Start in Erwägung ziehen. Frühmorgens ist es saukalt, zumal die Seite ziemlich dem Wind ausgesetzt ist.
Der Fels ist bombig, feine Granit-Riss-Kletterei. Die erste Seillänge ist so gebohrt, dass man sich gut an Bohrhaken hochziehen kann. Man benötigt
etwa 8 Expressen, sowie mittlere Friends und Klemmkeile. Mit Schlingen kann man Zwischensicherungen um die Fixseile legen.
Man seilt vorteilhaft direkt über die Südwand ab. Dies ist sehr, sehr luftig. Der erste Stand findet sich unter dem Vorgipfel. Man quert auf einem
Band von der Scharte zwischen Vor- und Hauptgipfel zu einer Kette. Hier nun 1x25m abseilen. Erfahrene können auch gleich 1x50m abseilen, man muss
aber am Ende sich schräg links halten, so dass Pendelgefahr besteht, deswegen besser das Abseilen aufteilen. Danach geht es direkt in die bodenlose
Tiefe. Man landet gleich bei den Rucksäcken auf der Firnterrasse.
Übersicht
Zustieg durch das "Zahnfleisch"
Einstieg zum Normalweg
"Burgener Platten"
Beginn Abseilpiste unterhalb des Vorgipfels
Abseilpiste durch die Südwand
Karte:
IGN 3630OT, "Massif du Mont-Blanc", 1:25000
Führer:
Harmut Eberlein "AV-Führer Mont-Blanc-Gruppe", Bergverlag Rudolf Rother, 9. Auflage 2000, München
Vier Uhr standen wir auf, fünf Uhr ging es los. Der Weg vom Rifugio Torino zum Dent du Géant ist nicht so weit. Bevor man aber am "Riesenzahn" Hand anlegen darf, muss man sich sozusagen über das "Zahnfleisch", also den Vorbau hocharbeiten. Beginnt mit einem Couloir, danach dann gemischtes Gelände. Den genauen Weg könnte ich gar nicht mehr sagen, es geht halt immer aufwärts zwischen den Felsen durch. Hie und da steht ein Steinmann, aber hier dürfte eh so gut wie immer eine Spur vorhanden sein.
Schließlich steht man unter der riesigen Granitnadel. Wo der Einstieg ist, wird auch schnell klar. Zum einen leitet ein wie extra dafür designtes Schneeband dahin, zum anderen stehen da auch ganz banal schon viele Seilschaften an. Ich hatte extra noch Kletterpatschen mitgebracht, zwecks freier Begehung der mit Fixseilen entschärften Normalroute. Aber 8 Uhr morgens war es dafür definitiv zu kalt, da hätten wir erst gegen Mittag antreten müssen, wenn die Sonne um die Ecke kommt. Dafür hätten wir dann aber im Nebel klettern müssen. Dann doch lieber mit Fixseil, dicken Schuhen und guter Sicht.
Die erste Seillänge ist noch nicht mit Fixseilen gesichert, dafür sind die Bohrhaken recht nah beieinander, so dass man sich die schwierigsten Passagen, immerhin 5+, hochziehen kann. Vor uns ein englischer Bergführer mit wirklich hoffnungslos überforderten Kunden. Der hing nach 5m Klettergelände bereits völlig ermattet und ohne Idee, wie es weitergehen könnte, nur noch wie ein nasser Sack im Seil. Also wieder abseilen. Das war für uns die erste halbe Stunde warten. Die zweite Seillänge ist nicht so schwierig, dann beginnen die Fixseile. Man klettert immer so gemischt, mal frei, was auch mit dicken Schuhen dank der Risse super geht, oder man zieht sich halt am Fixseil hoch. In der hochalpinen Umgebung macht die Kletterei richtig Spaß.
Bald waren wir wieder aufgelaufen, der Nachsteiger vor uns auch überfordert, aber zumindest mit einer Grundidee ausgestattet, wie er mit viel Krafteinsatz doch am Fixseil hochkommen konnte. Wir konnten derweil uns der Gegend umschauen, gibt ja doch a bissl was zu sehen hier.
Nach den Burgener Platten wird es richtig steil und glatt. Hier rückten dann von hinten zwei lokale Bergführer samt Kundschaft an, die wirklich ohne Rücksicht auf Verluste über alle hinwegkletterten. Schließlich war unser Seil verklemmt, weil einer dieser Kandidaten meinte, es hinter einen Block legen zu müssen. Sprich die zwei Herrschaften brachten mit ihrer Ungeduld einiges durcheinander. Sicherer wurde die Unternehmung dadurch jedenfalls nicht und ich war kurz davor, ihnen an der nächsten Expresse einen Knoten ins Seil zu machen. Tat ich aber nicht, bin einfach zu anständig, stattdessen wühlte
ich mich unter dem Geschrei der beiden Idioten unter ihren Seilverhau hindurch, den sie kunstfertig um unser Seil geschlungen hatten.
Genug geflucht. Der Übergang vom Vor- zum Hauptgipfel wartet mit einer sehr interessanten Stelle auf, mehr sei nicht verraten. Nochmal kurz am Fixseil hoch und man steht oben. Naturgemäß ein enger Platz auf der Spitze des Riesenzahns. Hier steht eine Bronze-Madonna mit Loch im Schädel. Diverse Blitzeinschläge hatten hier das Material verdampft. Schon eindrucksvoll. Das gilt auch für die Umgebung. Beeindruckend der Grat über die Rochefort-Spitzen zur Grand Jorasses. Beeindruckend auch die Abseilfahrt vom Riesenzahn. Es geht die Südwand hinunter. Sehr luftig und die jeweils nächsten Abseilstände sieht man immer erst ein paar Meter vorher. Man befürchtet schon, hilflos in der Luft zu pendeln. Praktischerweise landet man dann doch direkt am Rucksackdepot auf einer geräumigen Firnterrasse am Einstieg zum Riesenzahn.
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