Diese Skirunde in der Ortlergruppe orientiert sich an der in der Panorama 1/2012 vorgestellten Mehrtagesskitour. Wetterbedingt machten wir
einige Änderungen an der Tour. Da bei der Runde immer der Cevedale im Mittelpunkt steht, habe ich mir erlaubt, die Unternehmung umzubennen:
Cevedale-Runde. Man benötigt 4-5 Tage. Man bewegt sich durch große Landschaften, auf Gletschern, wie man sie in dieser Größe und Wildheit in den
Ostalpen gar nicht vermuten würde.
Übersicht:
1. Tag: Anreise und Aufstieg zur Zufallhütte (2265m, 45min, 200Hm) oder Marteller Hütte (2610m, 2h, 600Hm)
2. Tag: Zufallspitze (3757m), Übergang zum Cevedale (3769m), Abfahrt zum Rifugio Cevedale / Larcher (2608m); 7-8h
3. Tag: Überschreitung Palon de la Mare (3703m), Abfahrt zum Rifugio Branca (2493m); 6-7h
4. Tag: Vielfältiges Tourengebiet Fornokessel, z.B. Punta San Matteo (3678m) oder Pizzo Tresero (3594m), je 5-6h; weiter zum Rifugio Pizzini (2706m, 2h, 400Hm)
5. Tag: Aufstieg zum Rifugio Casati (3254m, 2h, 600Hm), bei der Abfahrt über den Langerferner können noch kleinere Gipfel mitgenommen werden, Abreise
Anfahrt:
Über Reschenpass oder Bozen / Meran ins Vinschgau. Dann das ganze Martelltal hoch bis zum obersten Parkplatz.
Charakter:
Grandiose Mehrtagestour in wilder Umgebung. Der Cevedale ist ja geradezu überlaufen, wenn man nach Süden zum Rifugio Cevedale abfährt, ist man schlagartig
allein. Die Überschreitung des Palon de la Mare könnte die Krönung eines jeden Skitouren-Lebens sein, wenn das Wetter mitspielt. Von der Branca-Hütte mit
dem Fornokessel hat man die Qual die Wahl. Das alles hat schon sehr westalpine Dimensionen mit ebenso zerrissenen Gletschern.
Um die Runde zu schließen, muss man weiter zur Pizzini-Hütte. Hier steht man in den Startlöchern für die Königsspitze. Aber noch soviel Action ist auch nur
der Weg zurück über die Casati-Hütte anstrengend genug. Die Abfahrt über den Langerferner kann speziell bei Neuschnee auch ein unvergessliches Erlebnis
werden.
Die ganze Skirunde funktioniert nur bei Frühjahrsverhältnissen. Man braucht eine absolut sichere Lawinenlage, schönes Wetter und gut eingeschneite
Gletscher. Spaltengefahr gibt es nicht nur theoretisch, speziell im Fornokessel sind die Gletscher unglaublich zerrissen. Seil und Gurt sind essentiell,
ebenso wie Pickel und Steigeisen.
Wir durften erfahren, dass man auch bei schlechter Sicht aufgrund der vielen Spuren über die Berge kommt. Aber allein schon der Aussicht wegen, sollte man
gutes Wetter mitbringen.
1. + 2. Tag: Überschreitung Zufallspitze und Cevedale, Abfahrt zum Rifugio Cevedale
Weil höher gelegen, bietet sich die Marteller Hütte als Ausgangspunkt an. Von hier könnte man auch in einem Zug über Cevedale und Palon de la Mare zur
Branca-Hütte gelangen. Doch dann verpasst man das wild-schön-einsame Val Venezia mit dem Rifugio Cevedale.
Vom Parkplatz beim Gasthof Schönblick folgt man einfach dem Wirtschaftsweg zur Zufallhütte. Nicht zu verfehlen. Um weiter zur Marteller Hütte zu gelangen,
muss man hinter der Zufallhütte eine kleine Wandstufe überwinden. Der Weg schlängelt sich über verdeckte Gassen eine Etage höher. Bei Vereisung kann das durchaus
heikel sein.
Darüber findet man sich in einem breiten Tal. Man wandert nahezu eben taleinwärts. Ein höher gelegenes Seitental, welches bis unter die Gipfelwand der
Zufallspitze führt, lässt sich links über einen Firnhang erreichen. Der Hang ist doch recht steil und zur Saison wohl öfter vereist. Links auf einem
Felssockel findet sich die Marteller Hütte, rechts gehts zur Zufallspitze weiter.
Zufallspitze, Cevedale
Von der Marteller Hütte steigt man das Seitental in Richtung Zufallspitze weiter hoch. Dort wo man den Gletscher erreicht, teilt sich der Weg auf. Man
könnte nun rechts über den Zufallferner und Casati-Hütte zuerst auf den Cevedale. Direkter geht es, wenn man sich links hält und über den Fürkeleferner
bis in einen Kessel direkt unter die Zufallsspitze aufsteigt. Die letzte Passage ist dabei recht steil, man umgeht dabei den Eisbruch rechts, um dann oberhalb
nach links zu einer Felsscharte zu queren. Hier schultert man die Skier und steigt über den Südostgrat die letzten etwa 200Hm direkt zur Zufallsspitze auf.
Der Felsgrat bereitet keine Probleme, obwohl es von unten ganz anders aussieht. Begehungsspuren sind reichlich vorhanden.
Von der Zufallsspitze ist der Cevedale nicht mehr weit und man sieht garantiert die Massen pilgern. Der einfachste Weg führt direkt über den Verbindungsgrat.
Doch Vorsicht man quert dabei direkt am Bergschrund entlang. Ist die Spalte zu weit offen, muss man in den sauren Apfel beißen und südlich etwas unterhalb vom
Grat mit dementsprechend Gegenanstieg zum Cevedale laufen.
Rifugio Cevedale
Man könnte nun auch direkt über den Palon de la Mare zur Branca-Hütte durchstarten. Aber die Abfahrt nach Süden zum Rifugio Cevedale ist schon auch ein
Erlebnis. Von oben sieht es nicht so aus, aber man kann vom Gipfel direkt den Hang nach Süden hinabfahren. Vom Gipfel wäre theoretisch auch die Hütte zu
sehen. Es hat bei dieser Abfahrt einen kleineren Eisbruch, an dem man in Abfahrtssinn rechts vorbeifährt. Darunter erreicht man eine Felsinsel. Nun ist es
wichtig, sich immer links zu halten. Man gelangt so in eine von oben nicht sichtbare Rinne, welche man immer links am Fels entlang abfährt.
Am Ende wird man sehen, warum der rechte Arm ungünstig gewesen wäre. In dem Val Venezia, welches man erreicht, haben die Gletscher einige Moränen hinterlassen.
Die Hütte steht mit Blick nach unten auf der ganz linken. Bei geschickter Routenwahl kommt man fast ohne Gegenanstieg bis dorthin, was auf den ersten Blick
aber gar nicht so aussieht. Am Ende von der oben beschriebenen Rinne wird man auf den Sommerweg mit dementsprechenden Markierungen stoßen. Hier muss man einen
felsigen Hang nach links queren und dann zur Moräne abfahren, auf welcher die Hütte steht. Dann über die Moräne zur Hütte.
Die Felsstufe hinter der Zufallhütte und wie man sie überwindet.
Der Weg zur Marteller Hütte und weiter zur Zufallspitze.
Die Route von der Marteller Hütte zur Zufallspitze.
Der felsige Südostgrat zur Zufallsspitze und der Übergang zum Cevedale.
Verbindungsgrat zum Cevedale.
Abfahrt vom Cevedale nach Süden Richtung Rifugio Cevedale.
Im unteren Teil ist der Weg zum Rifugio Cevedale ziemlich kompliziert. Nimmt man die im Bild linke Rinne, hat man einiges an Gegenanstieg, um zur Hütte
zu gelangen.
Wir hatten aus welchen Gründen auch immer, für die erste Nacht die Zufallhütte gewählt. Der Weg dorthin war schon nahezu ausgeapert und die Hütte richtig voll.
Es sollte aber die einzige während der nächsten Tage bleiben, wo es eng zuging. Von der Hüttenterrasse konnten man einen gewaltigen Eisfall bewundern,
zum anderen die Felsstufe, welche es auf den Weg den reichhaltigen Tourenangebot darüber zu überwinden galt. Dies geht mittels einer verdeckten Gasse, die
schon recht vereist war. Hin und wieder purzelte also ein "Ausgerutschter" zwischen den Felsen hervor.
Am nächsten Morgen war das auch unsere erste Herausforderung. Die zweite war der nicht minder vereiste Hang unter der Marteller Hütte. Oben starteten gerade
riesige Tourengruppen von der Hütte, die aber alle direkt Richtung Cevedale abbogen. Wir wollten zunächst auf die Zufallspitze. Der Weg dorthin führt über einen
zunehmend steiler werdenden Gletscher. Einen Eisbruch unter der Gipfelflanke umgeht man rechts, bevor man oberhalb zum Grat quert. Der Gletscher war hier bei
uns völlig abgeblasen und von daher heikel zu begehen.
Nun galt es die Skier zu buckeln und über einen Felsgrat die Zufallsspitze zu erklimmen. Das geht erstaunlich einfach, auch wenn die einzelnen Stufen im Gratverlauf
schwieriger aussehen, als sie es letztendlich sind. An der Zufallsspitze waren wir allein, während es drüben am nahen Cevedale langsam eng wurde. Wir konnten
direkt über den Eisgrat zum Cevedale laufen, was wegen des Bergschrundes nicht immer möglich ist. Hier waren wir also im Zentrum unserer geplanten Runde angelangt
und konnten bei bester Sicht die umliegende Gletscherwelt bewundern.
Als nächstes stand die Abfahrt nach Süden zum Rifugio Cevedale an. Direkt trauten wir uns nicht und wichen daher etwas nach rechts aus. Wäre aber problemlos
gegangen. Der Hang ist zwar schon recht steil und beherbergt auch einen Eisbruch, an dem man aber problemlos im Abfahrtssinn rechts vorbeikommt. Danach wurde
es kompliziert. Der Gletscher läuft in zwei durch eine Felsinsel getrennte Rinnen aus. Wir wählten nach längerer Überlegung die linke. Eine weise Entscheidung.
So bald man die folgende Steilrinne abgefahren ist, blickt man auf ein Gewirr von Moränen und irgendwo links hinten die Hütte. Wir ahnten Böses in Form von
Gegenanstiegen. So fern man sich aber immer links entlang des Sommerweges hält, ist der Weg bis zur Hütte erstaunlich schnell und fast ohne Gegenanstieg zu
meistern.
Das Val Venezia in dem wir uns nun befanden, ist von Norden aus gesehen so ziemlich am Ende der Welt. Wollte man da direkt hinfahren, es wäre eine Weltreise.
Aus diesem Tal aber zu unserem Ausgangspunkt zu gelangen, geht auch nur über hohe Gipfel und Pässe. Schon so eine Art Falle, falls das Wetter umschlagen sollte. Die
Gegend ist wunderschön und so schnell wird da wohl nicht mehr vorbeikommen. Die Hütte machte aber erstmal einen ziemlich verlassenen Eindruck, als wir dort eintrafen. Wir stellten uns auf ein Biwak ein, bis wir doch
noch den Wirt samt Familie fanden. Wir blieben die einzigen Gäste an diesem Tag.
3. Tag: Überschreitung Palon de la Mare, Abfahrt zur Branca-Hütte
Eine gewaltige Tour, auf den besten Skiberg weit und breit. Hoffentlich stimmt die Sicht!
Überschreitung Rifugio Cevedale - Palon de la Mare - Rifugio Branca
Dem vom Vortag schon bekannten Weg folgt man wieder aufwärts, bis in den Kessel unter dem Cevedale. Hier hält man sich nun links und folgt der Gletscherrinne
in Richtung einer gut sichtbaren Scharte mit der Biwakschachtel "Colombo".
Man muss nicht direkt bis zur Scharte gehen, sondern steigt schon vorher über einen Gletscherrücken zu einem Sattel auf, wo man den lang gestreckten Gratrücken
zum Palon de la Mare erreicht. Am Anfang hat es ein paar Felsköpfe, die man überschreitet, oder rechts umgeht. Danach wartet noch mal einer steilerer
Gletscherhang, den man direkt angeht, bis zu einem mit einer Stange markierten Felsturm. Ab hier nun links über den breiten Firngrat weiter bis zum
höchsten Punkt.
Hier nun jenseits hinab, bis dorthin, wo sich der Grat aufteilt. Hier nun rechts (südwestlich) über einen zunehmend felsigen Hang hinab (Steigspuren),
bis man ein Gletscherfeld erreicht. Nun den ganzen oberen Kessel unterhalb der Gipfelwand ausqueren. Gleich am Anfang, beim Übergang auf den Gletscher hat
es jede Menge Spalten, auch wenn dies nicht offensichtlich ist.
Am westlichen Ende des oberen Gletscherfeldes, bei einem markanten Felsturm, schwenkt der Gletscher nach Süden und fällt steil hinab in Richtung Fornokessel.
Am Übergang vom Plateau in die Gletscherrinne hat es zwei große Eisbrüche. Genau mittig würde zwischen den Brüchen eine schmale Rinne hindurchführen. Diese
ist von oben ohne Spuren und speziell wenn man das Gelände nicht kennt, quasi nicht zu entdecken. Als Alternative bleibt dann nur der westliche Rand des
Gletscherplateaus. Auch wenn es von oben nicht so aussieht, kann man hier etwas unterhalb einer Geländekante recht einfach und weitgehend spaltenfrei zum
besagten markanten Felsturm queren.
Hier nun direkt die breite und nicht allzu steile Rinne über traumhaftes Skitourengelände hinab. Dort wo der Gletscher steil in eine Rinne abfällt, versucht
man in Abfahrtssinn rechts, die Einfahrt zu einer Firnrinne zu finden (mit Stange markiert). Diese relativ schmale Rinne steil hinab (35°). Etwas oberhalb
des Fornigletschers, gilt aus der Rinne rechts hinaus den Übergang zu einer Rampe zu finden, welche entlang einer Moräne direkt zum See unterhalb der Branca-
Hütte leitet. Mit kurzen Gegenanstieg auf Fahrweg zur Hütte hoch.
Der Wiederaufstieg zum Palon de la Mare, vom Cevedale aus gesehen.
Abfahrt vom Palon de la Mare, gesehen beim Aufstieg zum Pizzo Tresero.
Das Wetter sollte im Laufe des Tages schlechter werden, soviel wußten wir. Schon blöd, weil für die Überschreitung des Palon de la Mare wäre schon gute
Sicht notwendig.
Nun, einen der "berühmtesten Aussichtsplätze der Alpen" haben wir dann weitgehend im Nebel überschritten. Es machte relativ früh zu, Schneeschauer trieben uns
voran. Ohne die reichlichen Spuren von den Begehungen die Tage zuvor, wäre die Route ohne Ortskenntnisse auch kaum zu finden gewesen. Den Schlussgrat gingen wir
mit Steigeisen und angeseilt. Beim Abstieg machte es etwas auf, so dass wir die Einfahrt in das jenseitige Gletscherfeld südlich unter der Gipfelwand recht
gut finden konnten. Der Gletscher war ziemlich abgeblasen und am Übergang zum Gletscher hatte es schon mal reichlich Spalten. Bei mehr Schnee wird einem das
wohl gar nicht auffallen. Man muss hier tunlichst das ganze obere Gletscherbecken ausqueren, um nicht den Eisbruch darunter zu geraten. Am Ende standen wir etwas
ratlos über den Spalten und stocherten uns schließlich angeseilt wieder in sicheres Gelände. Von unten betrachtet wäre der Eisbruch über eine Rinne zwischen
den Spalten oder (von unten gesehen) ganz links, recht einfach zu überwinden gewesen, aber das ist von oben kommend nur schwer zu erkennen.
Der Rest ist ein einziger steiler Hang, mit anschließend nicht minder steilen Firnrinnen. Bei guten Schnee ein Fest, bei uns so mittel. Der stürmische Wind, der
Nebel, die vielen Spalten, die Unsicherheit, ob wir über den Berg kommen, das hatte an den Nerven gezerrt. So war ich doch froh, als wir in der Branca-Hütte saßen.
4. Tag: Pizzo Tresero und Weiterweg zum Rifugio Pizzini
Vom Rifugio Branca hat man die Qual der Wahl. Es gibt Skitouren-Möglichkeiten für eine Woche. Die hier vorgestellte Variante ist mit Gegenanstieg wieder
hoch zum Rifugio Branca und Weiterweg zum Rifugio Pizzini etwas umständlich. Wer dies vermeiden will, übernachtet z.B. nochmal auf der Branca-Hütte und steigt
am Folgetag auf den Hausberg, den Monte Pasquale (3553m). Von dort kann man direkt zum Rifugio Pizzini ohne mühsame Talhatscher abfahren.
Pizzo Tresero
Der Pizzo Tresero schließt den Forno-Kessel quasi nach Südwesten ab. Von der Branca-Hütte gibt es zwei Möglichkeiten für den Aufstieg. Es bietet sich eine Rundtour an, die macht
man zwecks Abfahrtsgenuß am besten so, wie nachfolgend beschrieben.
Von der Branca-Hütte fährt man zunächst zu dem kleinen See ab und dann weiter den Fahrweg entlang. Wo dieser nach dem See die erste Kurve macht, hält man sich gerade aus und schiebt
in Richtung Gletscherzunge weiter. Um in das Gletscherbecken zu gelangen, gilt es eine unangenehme Steilstufe zu überwinden. Dies geht am linken Rand über eine enge Rinne. Diese ist
zur Saison morgens meist hart gefroren (evtl. Steigeisen). Nun unter der Gletscherzunge rechts vorbei und über den Gletscher zu einem Gratrücken ("L'Isola Persa"). Über diesen
südwestlich ansteigen, an einer felsigen Steilstufe rechts vorbei. Hier erreicht man den Anfang eines gewaltigen Gletscherbeckens unter der Punta San Matteo. Der Übergang in dieses
Becken führt durch einen Eisbruch, hier schadet Anseilen keineswegs. Nun das ganze Becken durchqueren, immer in Richtung eines markanten Sattels rechts vom Pizzo Tresero.
Zuletzt steil in den Sattel hinauf. Oben dann eine nicht minder steil ansteigende Querung zu einem kleinen Plateau unter der Gipfelflanke. Der Hängegletscher wird links sehr steil
umgangen (35°-40°). Darüber dann rechtshaltend auf den Gipfelgrat aussteigen. Skidepot und 10min zu Fuß rechts weiter zum Gipfel.
Für die Abfahrt fährt man nun zum Sattel und weiter zum Beginn des großen Gletscherbeckens ab. Hier nun gleich am linken Rand immer ein Rinnensystem abfahren. Teilweise sehr eng, bis
35° steil. Man erreicht so schließlich wieder den Talboden und hat noch so ca. 150Hm zurück zur Hütte zu bewältigen.
Weiter zum Rifugio Pizzini
Wer Zeit hat, sollte wie erwähnt noch eine Nacht im Rifugio Branca dranhängen und anderntags auf den Monte Pasquale nördlich der Hütte aufsteigen. Von dort kann man bequem zum
Rifugio Pizzini abfahren.
Ansonsten gibt es noch ein talnahen Verbindungsweg. Dieser ist bei viel Schnee zu gefährlich, bei wenig Schnee recht mühsam. Gleich bei der Branca-Hütte weißt ein Schild in die
richtige Richtung. Man wandert auf einen Höhenweg talauswärts. Umrundet so die Ausläufer des Monte Pasquale und gelangt schließlich in das Valle di Cedec. Je nach Bedingungen kann
man auf der östlichen Talseite bleiben oder muss in den Talboden bis zu einer kleinen Brücke abfahren, wo man den Fahrweg zum Rifugio Pizzini erreicht.
Der Schlusshang zum Pizzo Tresero, dann über den Grat rechts.
Der letzte Teil des Aufstiegs zum Tresero vom Rifugio Pizzini aus gesehen.
Morgens sah das Wetter noch passabel aus. Wir hatten die Punta San Matteo auf dem Programm und gingen erst mal in die Richtung los. Nach der Querung von der Hütte hat man eine
eisige Rinne zu bewältigen, um zum Forni-Gletscher zu gelangen. Trotz Harscheisen rutschte ich hier erst mal ab, bevor im zweiten Versuch der Aufstieg gelang. Die Landschaft mitten
im Fornokessel ist spektakulär, nur leider zog das Wetter wieder zu. Alle anderen Tourengruppen marschierten in Richtung Pizzo Tresero, der etwas im Windschatten der anderen Eisriesen
steht. Also änderten wir unsere Pläne und folgten der Masse.
Unter der Punta San Matteo mussten wir nun ein breites Gletscherbecken durchqueren. Am Anfang geht es dabei durch eine ordentliche Spaltenzone, wo Anseilen sicher nicht verkehrt ist.
Am der Querung steigt man zu einem Sattel hoch, dann wird es richtig steil bis zum Gipfel. Ein eisiger Wind fegte über die Hänge, sorgte dabei aber auch für die eine andere Lücke in
der Wolkendecke, so dass wir etwas von der herrlichen Landschaft sehen konnten. Zum Ende hin steigt man links von einem Hängegletscher hoch. Hier wird es wirklich ordentlich steil,
bevor man den Gipfelgrat erreicht. Rechts ist es dann zu Fuß über den Grat nicht mehr weit.
Für die Abfahrt wählten wir unter dem Sattel eine direktere Variante, hier wartet eine schöne Steilrinne nach der anderen, teilweise recht eng. Der Wiederaufstieg zur Branca-Hütte
ist dann aber so oder so unumgänglich, falls man von dort nochmal was machen möchte. Wir wollten noch weiter zur Pizzini. Das geht über einen Hangweg, der aber im Frühjahr nicht
wirklich toll zu begehen ist. Immer wieder mussten wir Skier abschnallen und tragen. Besser wäre da schon der Weg über den Monte Pasquale, wenn man etwas mehr Zeit hat. So kamen wir
einigermaßen geschlaucht vom langen Tag, 2h nach Aufbruch von der Branca-HÜtte, an der Pizzini an.
Die Pizzini hatte ich von einem letzten Besuch 2001 oder so, noch als bessere Scheune in Erinnerung. Da hat sich einiges geändert, mittlerweile renoviert und beseelt von einem gut
gelaunten Hüttenwirt, der wohl seinen Traumberuf gefunden hat, ein echter Überzeugungstäter.
5. Tag: Rifugio Pizzini - Rifugio Casati, Eiskofel, Eisseespitze
Im Rifugio Pizzini steht man in den Startlöchern für die Königsspitze. Doch um zurück ins Martellertal zu gelangen, steht in jedem Fall der nicht zu verachtende Anstieg zum
Rifugio Casati bevor. Man kann auch rund um die Hütte die Gegend noch näher erkunden. Lohnende Ziele gibt es genug.
Aufstieg zum Rifugio Casati
Von der Hütte aus gut zu sehen, auch wenn die Route erstmal nicht so offensichtlich ist. Man steigt von der Pizzini zunächst in Richtung Materialseilbahn der Casati auf. Von
dort erkennt man eine Rampe, welche von rechts nach links zum Grat hochführt. Kurz darunter wird der Hang sehr steil und bei Vereisung auch nicht ungefährlich. 2h von der
Pizzini
Eiskofel (Tre Cannoni, 3276m)
Eigentlich nur ein Felskopf, der etwas aus dem Gletscher ragt. Dennoch interessant, weil die Österreicher hier zum Ende des 1. Weltkriegs in monatelanger Arbeit drei riesige,
erbeutete Kanonen hochschleppten. Von hier aus wurden dann Stellungen der Italiener jenseits von Ortler und Königsspitze beschossen, die bis dahin nicht erreichbar waren.
Von der Casati muss man einfach nur eine halbe Stunde in östlicher Richtung laufen, um zum felsigen Eiskofel mit den drei Kanonen zu gelangen.
Eisseespitze (3230m)
Für die Abfahrt zur Zufallhütte bietet sich der Langerferner an. Optimale Skihänge warten im oberen Teil. Man kann dabei noch einige kleinere Gipfel mit schönen Hängen mitnehmen.
So z.B. die Eisseespitze. Die Aufstiegsroute ist offensichtlich (ca. 1h zusätzlich) und man hat nochmal einen informativen Blick zu den Gipfeln rund um Sulden. Danach fährt man den mittelsteilen
Aufstiegshang wieder direkt hinab Richtung Langerferner und es geht das langgestreckte Tal hinaus. Die Schiebepassagen halten sich dabei in Grenzen, auch wenn es von oben
anderes aussieht. Man erreicht die Zufallhütte und die Cevedale-Runde schließt sich.
Die letzten Tage hatten Spuren hinterlassen. Wir verzichteten auf die Königspitze und stiegen direkt zur Casati-Hütte auf. Hier kann man noch ein paar kleinere Ziele mitnehmen.
Zum Beispiel stehen da ganz in der Nähe auf einem Felskopf mitten im Gletscher noch drei Kanonen aus dem ersten Weltkrieg, welche die Österreicher in sicherlich mühsamer Arbeit
hier hochschleppten. Eine Karte gibt Auskunft über die damit beschossenen Ziele. Es wurden Stellungen der Italiener noch hinter der Königsspitze bekämpft. Ein Wahnsinn, der gerade
mal 100 Jahre her ist, während man heute friedlich am gleichen Ort steht und nur Fotos "schießt". Vieles hat sich doch deutlich verbessert, das wird einem an solchen Orten deutlich
bewußt.
Wir nahmen noch die Eisseespitze mit, ein schöner Aussichtsgipfel, bevor wir als erste Spuren in den frisch verschneiten Langerferner legten und uns damit auf den Heimweg machten.
Stephan unterwegs mit Jens
Ja, wir wollten schon auf Skitour. Auch wenn es so warm war, dass auf 2000m schon die Schlangen über den Weg krochen.
Die Zufallhütte.
Königsspitze.
Ortler und Königsspitze.
Blick zurück ins Marteller Tal und der Aufstiegsroute.
Zufallsspitze Südostgrat, von oben.
Am Gipfel des Cevedale hat es noch Baracken aus dem 1. Weltkrieg.
Das Rifugio Cevedale.
Am Gipfel des Palon de la Mare.
Rifugio Branca voraus.
Auf dem Weg zur Punta San Matteo, aus der dann der Pizzo Tresero wurde.
Königsspitze im Hintergrund.
Am Gipfel des Tresero.
Die Pizzini-Hütte mit der Königsspitze dahiner.
Wenn man von der Branca-Hütte zum Monte Pasquale aufsteigt, kann man über diese Gletscherhänge direkt zur Pizzini abfahren.
Name: Stephan
Datum: Thursday 2024-04-04 21:13:09 Betreff: Aw Biwak
Nachricht: Hallo Tilman,
über den Winterraum vom Rif. Cevedale kann ich leider nix berichten.
VG, Stephan
Name: Tilman
Datum: Thursday 2024-04-04 20:44:58 Betreff: Biwak Rif. Cevedale
Nachricht: Hi,
weißt du noch zufällig wie der Winterraum des Rif. Cevedale aussah? War der beheizt? Im Text klingt es so als ob ihr das erst aufgesucht hattet bevor ihr den Hüttenwirt gefunden habt.
Auf der Zufahrtsstraße gabs einen Erdrutsch und anscheinend machen sie daher die Hütte diese Saison nicht auf.
Und mal wieder der Wahnsinn: Egal was man machen will: Du warst schon da und hast auch einen wunderbaren Bericht geschrieben!
Danke dir!
LG
Tilman
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