Die Benediktenwand ist der dominierende Berg im Isarwinkel. Ein ziemlich hoher Berg am Alpen-Nordrand. Von allen Seiten nur mit etwas Aufwand zu erreichen, einen richtig kurzen Weg
gibt es nicht. Von daher das perfekte Ziel für ein Gipfelbiwak, zu mal dort oben auch noch eine kleine Schutzhütte gibt. Das wissen viele, ganz allein wird man also nicht sein.
Der Weg vom Brauneck über den Latschenkopf ist ein sehr schöner. Noch viel beeindruckender ist aber der Abstieg über die "unbekannte" Südseite und der Rückweg durch idyllische Wälder
und Talkessel fernab von allem.
Fakten
Ausgangspunkt:
Bergstation Brauneck, Lenggries (1500m)
Höhenmeter:
1000 Hm
Zeit:
Rundtour 6h
Markierung:
Durchgängig vorhanden
Anforderung:
T3
Besonderheit:
Wanderung entlang eines Gratrückens. Streckenweise mit Drahtseilen versichert.
Direkt am Gipfel des Brauneck gelegen. Es unterhalb des Brauneck aber gefühlt hinter jedem Baum eine bewirtschaftete Alm.
Rundtour Brauneck - Latschenkopf - Benediktenwand - Südflanke - Brauneck:
Vom Gipfel des Braunecks folgt man dem gut zu verfolgenden Höhenweg immer am Kamm entlang bis zum Latschenkopf. Ein kurzer Abstieg von diesem, dann muss man sich entscheiden, ob man die
Überschreitung der Achselköpfe mitnimmt. Hier warten einige felsige, mit Drahtseilen versicherte Passagen.
Stattdessen kann man auch nach Norden in den Kessel mit der Probstalmhütte absteigen. Diese wird nicht direkt erreicht, man quert vorher den Kessel und steigt zum Rotöhrsattel auf. Von
hier führt nach links der Steig über den Ostgrat zur Benediktenwand. Dieser ist teilweise klettersteigähnlich ausgebaut, der Weg am Kamm entlang bis zum höchsten Punkt und Unterstandshütte
zieht sich dann noch.
Für den Abstieg rentiert es sich vom Gipfel direkt nach Süden über den "Altweibersteig" abzusteigen. Der ist teilweise recht steil, mit schottrig-splittrigen Gestein, aber sehr schön. Man
gelangt so zur Bichler Alm (1438m). Von hier folgt man einem Steig südlich unterhalb des Gratrückens Benediktenwand-Brauneck zur Hinteren und Vorderen Scharnitzalm. Hier steigt man zu
einem Grasbuckel hoch und es wartet ein weiterer Felskessel mit der Hinteren Krottenalm. Der Weg ist gut erkennbar, teilweise aber doch arg erodiert.
Danach folgt eine sehr schöne Passage mit urwaldähnlichen Charakter. Langsam fragt man sich, wie weit denn noch? Genau dann kommt man direkt bei der Strasseralm aus dem Gebüsch und freut
sich über einen Einkehrschwung.
Der weitere Weg erfolgt problemlos über Almwege zur Brauneck-Gipfelstation.
Die Südflanke der Benediktenwandgruppe, vom Grasköpfl gesehen (Tour 669)
Charakter:
Der beschriebene Weg ist überall gut markiert. Felsig mit Geröll wartet beim Abstieg in den Probstalm-Kessel und beim anschließenden Wiederaufstieg. Der Ostgrat zur Benediktenwand ist
mit viel Drahtseil versehen, fast schon klettersteigähnlich.
Der Abstieg nach Süden zur Bichler Alm ist recht steil, hier heißt es im nicht immer festen Fels aufpassen. Der Rückweg entlang der Südflanke ist schließlich ein echtes Schmankerl mit
vielen Ecken, scheinbar weit weg von allem. Insbesondere das letzte Waldstück vor der Stasseralm fand ich sehr beeindruckend.
Einführung ins ernste Alpinisten-Leben, Lektion Biwak
Was wohl unsere Kinder dereinst über diese Tour erzählen werden? Jedenfalls war es ein spannendes Abenteuer. Wir hatten uns die Benediktenwand als Ziel für ein Freiluft-Biwak auserkoren.
Der Berg drängt sich dabei aufgrund seiner freien Lagen und auch nicht zu unterschätzen, der Schutzhütte direkt am Gipfel, gerade zu auf. Die Einzigen waren wir jedenfalls nicht mit
dieser Idee an diesem Tag.
Damit die Zustiegsmühen übersichtlich blieben, starteten wir vom Gipfel des Braunecks. Hier oben war es nicht ganz so heiß wie im Tal und über den Grat fegte ein frischer Wind. Das
letzte Stück über den Ostgrat zur "Benewand" hatte ich gar nicht mehr so steil und drahtseillastig in Erinnerung. Da musste man teilweise ganz schön zupacken. Oben zieht sich der Grat
dann noch ein wenig, bevor man den Gipfel schließlich erreicht hat. Mein Sohnemann sprang mit lauten "Ich hab noch Energie!" von dannen. Beneidenswert.
Die ersten Aspiranten hatten die Biwakplätze direkt am Gipfel schon blockiert. Die Hütte wäre noch frei gewesen, aber die Kinder protestierten, wenn schon dann im Freien. Womit sie
natürlich recht hatten. Direkt am Grat hatten wir einen schönen Blick auf die abendlich beleuchteten Voralpenseen. Für bayerische Verhältnisse ist man oben auf der Benediktenwand so
ziemlich weit weg von allem, das garantiert einen tollen Sternenhimmel. Wir schliefen jedoch gut und wurden schließlich allzu früh von Stimmen am nahen Gipfel geweckt, quasi ein
Sonnenaufgang mit Kommentatoren.
Die an der Benediktenwand heimischen Steinböcke bekamen wir leider die ganze Zeit nicht zu Gesicht. Auch nicht beim Abstieg über die Südflanke zur Bichler Alm. Ein doch recht steiler
Weg. Um nun zum Brauneck zurückzukommen, quert man südlich unterhalb Benediktenwand, Achselköpfe und Latschenkopf durch einige idyllische Felskessel. Zuletzt schließlich durch einen
ziemlich urtümlich wirkenden Wald. Hier lagen vom Winter noch einige umgefallene Bäume. Auch vorher war der Weg insgesamt ziemlich verfallen, was in anstrengend und mühsam machte. Als
ich kurz vor der Strasseralm wieder mal unter einem Baum durchkriechen musste, bekam ich einen Erdbatzen von den Wurzeln ab. Dementsprechend verwunderte Blicke erntete ich auf der Alm,
wo kommt denn der her? Egal, her mit der Maß.
Stephan unterwegs mit Betty, Fabian, Jana, vom 29.06. - 30.06.2019
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