5. Etappe:
Von der Krinner-Kofler-Hütte geht es über den Südanstieg hinauf zur Soiernspitze. Die Gratwanderung zur Schöttelkarspitze ist anspruchsvoll und ein echter Klassiker, die sog. Soiernumrahmung.
Nun wandert man wieder auf
den Spuren von König Ludwig II., der an den nahen Soiernseen eines seiner Refugien hatte. Es geht noch weiter bis zur Fischbachalm, auf dem Weg Richtung Krün.
Fakten
Ausgangspunkt:
Krinner-Kofler-Hütte (1407m)
Höhenmeter:
1300 Hm
Zeit:
8h
Markierung:
Immer gut markiert.
Anforderung:
Der Südanstieg zur Soiernspitze ist schon etwas ruppig, die Soiernumrahmung ist ziemlich schwierig mit sandigen Kletterstellen vor der Schöttelkarspitze.
Route:
Startpunkt ist die Krinner-Kofler-Hütte. Von hier führt der Südanstieg direkt auf die Soiernspitze. Der Weg startet über eine Wiese und führt in einem Linksbogen, später durch den Wald,
zu einem Sattel gleich unter dem Hirzeneck (1803m). Ab hier wird es steil, der ruppige Steig führt nun sehr direkt durch schrofiges Gelände direkt zur Soiernspitze.
Vom Gipfel steigt man zur Soiernscharte ab. Der Weg ist markiert, es gibt zwei Varianten, die aber gleichwertig sind. Kurze Klettereinlagen sind erforderlich. An der Scharte kann man
sich entscheiden, ob man direkt zu den Soiernseen absteigt, oder ob man die fantastische Runde bis zur Schöttelkarspitze mitnimmt. Die Soiernumrahmung.
Die Soiernsee liegen tief in einem Felskessel. Bei der Soiernumrahmung kann man quasi im am oberen Rand des Kessels die Seen umrunden. Der meist gute Pfad führt anfangs links unterhalb
in Gratnähe an der Reißenden Lahnspitz, Soiernschneid und Feldernkopf vorbei. Die Gipfel kann man in kleinen Abstechern alle mitnehmen. Dazwischen wird das Gelände dann weniger schroff,
dafür aber grasig. Am Feldernkreuz geht es ans Eingemachte. Hier muss man zunächst schauen, dass man nicht zu weit nach links unten abtrifftet, sondern immer am Grat bleibt. Hier sind
die roten Punkten, dafür sind aber auch kleine Klettereien erforderlich. Am Feldernkreuz steht man in einer Scharte, zur nahen Schöttelkarspitze muss man zunächst eine von oben sehr
verwegen aussehene Rinne abklettern (I-II). Diese ist sandig und geröllig, geht aber ganz gut. Der anschließende Verbindungsgrat, sowie der Wiederaufstieg ist ebenfalls von sandiger
Natur und teilweise schmal und ausgesetzt. Man erreicht schließlich einen Kamm und kann nun deutlich leichter die nahe Schöttelkarspitze erklimmen.
Der Weg runter zum Soiernhaus ist mit sehr angenehm zu gehenden Serpentinen durch die ansonsten sehr steile Grasflanke angelegt. Das Soiernhaus liegt über den Seen, zu diesen müsste
man einen kleinen Abstecher unternehmen. Bei einem Sattel im Wald muss man sich entscheiden, geht man links den sog. "Lakaiensteig", der führt ohne Verlust von Höhenmetern zur
Fischbachalm. Ist dafür aber schmaler und etwas schwieriger. Ansonsten kann man auch den einfacheren Weg hinab zum Fischbach gehen, hat dann aber etwas Gegenanstieg hinauf zur Alm. Beides hat
Vor- und Nachteile. Schön ist es aber so oder so.
Charakter:
Gleich vorneweg, Orientierungsprobleme wird man auf der gesamten beschriebenen Route nicht haben. Der Südanstieg zur Soiernspitze beginnt gemächlich, aber dem Sattel beim Hirzeneck wird es sehr
steil und schrofig.
Die Soiernumrahmung erfordert immer wieder kurze Klettereinlagen. Der Übergang vom Feldernkreuz zur Schöttelkarspitze ist dabei sehr anspruchsvoll, längere Kletterstellen liegen hier im Bereich
I-II. Zudem ist es hier sehr ausgesetzt, ein Mißgeschick würde in jedem Fall fatal enden. Ab der Schöttelkarspitze, sprich der Normalweg auf diesen Berg, ist sehr gut aus- und angelegt.
Haushalten
An der Krinner-Kofler-Hütte bestand für mich erstmal Gelegenheit, die Wasserreserven aufzufüllen. Wenn ich gewußt hätte, das es lange keine Möglichkeit mehr zum Nachfüllen gibt, hätte ich wohl eine
Flasche mehr mit aufgefüllt. Los geht es recht gemütlich über eine Wiese und einer anschließenden Querung durch den Wald. So erreiche ich einen kleinen Sattel beim Hirzeneck. Ein schöner Brotzeitfleck
mit Blick zurück auf die Etappe von gestern, mit Wörner und Wörnersattel.
Ab dem Hirzeneck wird es ruppig. Der Steig ist nun maximal steil durch schrofiges Gelände angelegt. In der Südflanke kommt man dann doch ins Schwitzen, aber jede Pause lohnt, der Blick über die
Schulter ins Karwendel hat schon was. Umwerfend möchte man sagen, ab in dem Gelände unter der Soiernspitze wäre das nicht gut.
Die Soiernspitze ist ein schöner, zentraler Aussichtspunkt. Ich studiere meine Möglichkeiten. Bei der Planung für die Tour hatte ich mir einen Weg über die Krapfenkarspitze immer am Grat entlang hinab
ins Risstal rausgesucht. Aber die Soiernumrahmung zur Schöttelkarspitze sah auch sehr einladend aus. Ich musste mich entscheiden. Vor meinem Unfall hätte ich einfach beides gemacht, aber jetzt muss
ich haushalten. Ich entscheide mich für die Soiernumrahmung, dazu muss man erstmal zur Soiernscharte. Ab hier beginnt die Umrahmung, immer entlang des Grates des Felskessel über den Soiernseen. Man
bewegt sich aber doch meist etwas links unterhalb der Gratschneide, immer in der Südflanke. Man könnte viele Gipfel mitnehmen, aber wie gesagt, haushalten ist die Devise.
Kurz vor dem Feldernkreuz bewegt man sich auf einem breiten Grasrücken, hier mache ich nicht den Fehler und lasse mich wie viele andere nach links unten abdrängen, sondern bleibe am Grat, wo es auch
Markierungen hat. Man muss aber etwas klettern und erreicht so eine Scharte am Feldernkreuz. Der Blick zur Schöttelkarspitze ist frei, aber der Weg dahin, oha, das sieht gewagt aus. Eine sandig-geröllige
Rinne nach unten, eine schmale "Sanddüne" als Verbindungsgrat und dann auch wieder recht zackig hoch zur Schöttelkarspitze.
Der Blick auf die zu Füssen liegenden Soiernseen ist schon sehr kitischig-romantisch. Hach, wie schön. Wie ich von oben schon die ganze Zeit einsehen kann, führt der Weg vom Soiernhaus hoch zur
Schöttelkarspitze über eine an sich schon sehr steile Grasflanke. Kunstvoll angelegt schlängelt sich jedoch ein breiter Weg mit vielen Serpentinen und dementsprechend flach hoch zu einem Sattel kurz
unter dem Gipfel. Man ahnt es, König Ludwig II. hatte an den Soiernseen eines seiner vielen Refugien in den Alpen. Am Gipfel der Schöttelkarspitze stand ein Pavillon und der Weg dorthin hat genau die
Breite, welche für des Königs Sänfte und deren Träger benötigt wurde.
Der Weg runter zum Soiernhaus ist also ein knieschonender. Das Soiernhaus, gar nicht so groß, wie ich es in Erinnerung hatte, war coronabedingt geschlossen. Kein Nachschub also. Der Tag war schon
recht fortgeschritten, zu den Soiernseen lief ich also nicht mehr runter. Hier hätte ich auch nochmal die Möglichkeit gehabt, die für den folgenden Tag angedachte Überschreitung der Krapfenkarspitze
anzugehen. Die zwei Tage Wandern mit doch recht schweren Gepäck merkte ich aber schon deutlich. Ich wollte es also nicht übertreiben und schon wieder irgendwelche körperliche Folgeschäden riskieren. In
der Beziehung bin ich ja mittlerweile mit reichlich Erfahrung, äh, "gesegnet".
Unter dem Soiernhaus hat man die Wahl in Richtung Fischbachalm entweder den Lakaiensteig oder den breiteren Fahrweg durch
eine Senke anzugehen. Der Lakaiensteig heißt so, weil dies damals zu königlichen Zeiten der bequemere und vor allem schnellere Weg für die Dienerschaft war. Die Lakaien mussten in jedem Fall vor dem
hohen Herrn auf der Hütte sein. Der König wurde derweil auf dem heutigen Fahrweg zum Soiernhaus gebracht. Dieses wurde 1866 für den König als Jagdhütte gebaut. Es selbst jagte nicht und ließ sich stattdessen bei
Mondenschein über die Seen rudern. Ich bin da ganz beim König.
Ich brauchte dringend Wassernachschub, ob es den auf dem Lakaiensteig gibt, war nicht einsehbar. Auf dem Fahrweg allerdings rauschte der Fischbach samt Wasserfall, der Abfluß der Soiernseen, soviel
war klar. Klarer Fall, klares Wasser, also da hinab. Auch ein sehr schöner Weg, wie ich feststellte. Am Fuße des Steilhangs, über dem das Soiernhaus steht, hat es auch eine breite, flache Ebene. Ein schöner Platz.
Von hier führt der Fischbach direkt hinab in Richtung Rißtal und damit nach Vorderriß, eine beliebte Fahrradstrecke. Der Weg wieder hoch zum Sattel mit der Fischbachalm ist nicht weit und der
Gegenanstieg nicht so dramatisch, wie es von oben aussieht. Von hier wäre dann auch Krün unten im Tal wieder schnell erreicht, aber ich hatte ja noch was anderes vor.
Stephan, unterwegs am 24. Juni 2020
Bei der Krinner-Kofler-Hütte. Im Hintergrund der Steinkarkopf, der Höhepunkt meiner vorhergehenden Etappe.
Links der Wörner, dann Wörnersattel und schließlich der Grat zum Steinkarkopf.
Das müsste irgendwo die Östliche Karwendelspitze mit dabei sein.
Dies ist die Scharte, welche als Übergang von der Hochlandhütte ins Karwendeltal, bzw. zum Karwendelhaus dient.
So sieht das Gelände oberhalb des Hirzenecks aus. Die Südflanke der Soiernspitze. Der Weg führt quasi direkt über den Grat links im Bild.
Meine Route vom Vortag auf den Steinkarkopf, mit Abstieg zur Krinner-Kofler-Hütte.
Karwendel-Blick.
Das kecke Horn da mitten drin, das ist die Rappenklammspitze.
Die Krapfenkarspitze im Hintergrund, Bildmitte. Der Grat nach rechts führt über den Galgenstangenkopf bis ins Rißtal, den hatte ich mir als Alternativroute ausgeguckt, aber dann doch nicht gemacht.
Die Route für den Folgetag von der Fischbachlam über den Grasberg nach Vorderriß (Tour 683)
Der Felskessel, welcher die Soiernseen umrahmt. Die Seen wären rechts unten im Bild.
Der Soiernsattel. Rechts würde es direkt zu den Soiernseen hinab gehen. Links kann man den Weg für die Soiernumrahmung zur Schöttelkarspitze erahnen.
Auf der Soiernumrahmung. Man bewegt sich wie hier meist in der felsigen Flanke. Die Gipfel rechts darüber könnte man jeweils mit kleinen Abstechern mitnehmen.
Blick zurück zur Soiernspitze.
Man sieht die schwierige Passage zwischen Feldernkreuz und Schöttelkarspitze. Der Abstieg zum Soiernhaus ist eingezeichnet, wer genau hinschaut, sieht die vielen Serpentinen in der Grasflanke.
Die Soiernumrahmung.
Unter einer der Soiernsee, darüber im Sattel, das Soiernhaus.
Direkt am Grat geht es zum Feldernkreuz hoch. Der Übergang zur Schöttelkarspitze ist als im sandigen Gelände auf dem Bild zu erkennbar.
Die Schöttelkarspitze. Man muss die Rinne runter und jenseits am Grat wieder hoch.
Die Soiernspitze.
Die Soiernseen. Darüber die Krapfenkarspitze. Rechts die Soiernspitze.
Der Übergang vom Feldernkreuz zur Schöttelkarspitze.
Walchensee und Isar.
Blick in Richtung Vorderriß und Sylvensteinsee.
Immer wieder der Wörner.
Für Könige in Sänften tauglicher Bergweg.
Die Grasflanke, durch welche der Anstieg zur Schöttelkarspitze führt.
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