Tiefenbach, Hotel Tiefenbach (Wirt fragen,
hinter dem Hotel darf campiert werden)
Albert-Heim-Hütte (2541m), Parkplatz 1km oberhalb Tiefenbach
Zustieg:
200 m von Tiefenbach Richtung Passhöhe führt
ein Pfad am Tiefenbach entlang Richtung Albert-Heim-Hütte (1h). Man geht
nicht direkt auf den Tiefenbachgletscher sondern in den von Südgrat und
Südostrippe des Gletschhorns eingeschlossenen Firnkessel. Nun steuert man auf
eine mit einem großen Steinmann markierte Scharte im Südgrat zu und umgeht
diesen westlich. Auf dem Gletscher geht es nun hoch bis zu einer Firnflanke
zur rechten. Diese hoch auf den Südgrat, wo die eigentliche Kletterei auf
3050m ihren Ausgang nimmt. Bis hierher von Tiefenbach 3h.
Route:
Der Routenverlauf ist logisch und folgt im
wesentlichen dem Grat meist auf der linken Seite. Auf etwa halber Höhe des
Grates zwingt ein steiler Aufschwung zum Ausweichen in die Westseite. Hier ist
die Schlüsselstelle (IV+), eine sehr steile Rißverschneidung. Oben folgen
einige sehr ausgesetzte Stellen. Auf alle Fälle kein leichtes IIer Gelände
wie in manchen Führern beschrieben. Zeit 4-5 h.
Charakter:
Herrliche und luftige Kletterei im bestem
Granit. Die Route sieht brüchiger aus als sie ist. Einige gebohrte
Zwischenhaken stecken, nur ein gebohrter Standplatz. Die Schlüsselstelle ist
allerdings sehr gut abgesichert. Unbedingt mehrere Schlingen und ein
ausreichendes Klemmkeilsortiment mitnehmen. Mittelgroße Friends sind sehr
empfehlenswert. Ein Großteil der Route muss eigenständig abgesichert werden,
Standplätze müssen ebenfalls selber eingerichtet werden. Jedoch bietet der
Granit ausreichend Möglichkeiten zum Absichern, um selbst den Vorsichtigsten
zu befriedigen.
Für Gletscher ist entsprechende Ausrüstung erforderlich. Eventuell je nach
Bedingungen ist auch für den Abstieg durch die SW-Wand Pickel und Steigeisen
mitzuführen. Depot kann am Einstieg zur Route errichtet werden.
Abstieg:
Am Gipfel den Westgrat kurz folgen, dann durch
IIer Gelände die SW-Wand absteigen. 50m unterhalb des Gipfels finden sich
Markierungen. Diesen folgen bis zu einer Abseilstelle. Zwei Mal (je 25m) über
die Steilstelle am Fuß der Wand abseilen. Hier gelangt man wieder auf das
steile Firnfeld, welches zum Einstieg der Route führt.
Karte:
Gletschhorn;
Landeskarte der Schweiz Nr. 1231, "Urseren" 1:25000
Führer:
"Klettern im scheren Fels", Michael
Pause, 1985, BLV Verlagsgesellschaft, München
AAC Zürich, Clubführer Urner Alpen West, SAC, Bern
Link:
-
Titel: Bergkristall Bergspezln: Betty
Auf dem Weg zum Finsteraarhorn machten ich und Betty noch Station am Furkapaß, um endlich, nach
dem es im Bergell nicht geklappt hat, klettermäßig zum Zuge zu kommen. Unsere Wahl fiel auf das
Gletschhorn, welches man am besten von Tiefenbach aus erreicht.
Da wir zelten wollten, fragten wir einfach den Wirt des Hotels Tiefenbach, der uns auch prompt
auf einer Wiese gleich hinter dem Hotel neben einer Kapelle unser Eigenheim aufbauen lies.
In unserem Schweizer Kletterführer hörte sich die geplante Tour über den Südgrat ganz gemütlich
an, 2h bis zum Einstieg, 3h Klettern und bestens abgesichert. Also gingen wir erst um acht Uhr
morgens los. Der Tag war wunderschön. Leider machten wir den Fehler und steuerten direkt auf den
Tiefenbach-Gletscher zu, anstatt noch weiter Richtung Gletschhorn in den davorliegenden Firnkessel zu
gehen. Das kostete uns schon mal einiges an Zeit. Jedoch war die Tour über den aperen Gletscher
sehr eindrucksvoll. Der Weg ging direkt an den Ausläufern des Südgrates entlang. An einem Pausen-
platz fanden wir jede Menge Bruchstücke von Bergkristallen.
Weiter oben mußten wir Gletscherausrüstung anlegen, da nun eine dünne
Schneedecke die Spalten verdeckte. Nach dem sogenannten "Bollwerk" führt eine steile Firnflanke zum
Einstieg der Route.
Bis hierher haben wir ca. 4h gebraucht und wir sind nicht grad eben langsam gelaufen. Da abzusehen
war, daß wir Pickel und Steigeisen nicht mehr benötigten, richteten wir hier auch ein Depot ein.
Von den im Führer beschriebenen Bohrhaken war weit und breit nichts zu sehen, was auch über den
Großteil der Kletterei so bleiben sollte. Ich war dann schon einigermassen froh, daß wir in weiser
Voraussicht einiges an Schlingen- und Klemmkeilmaterial dabei hatten. Das Klettern selber war
großartig, bester Granit und extrem ausgesetzt. Letzteres macht einem aber auf die Dauer doch zu
schaffen, besonders als abzusehen war, daß wir viel länger für die Tour brauchen würden, als im
Führer angegeben. Auffällig, wie viel Material unsere Vorgänger zurückliesen, leider steckten die
Friends und Klemmkeile zu fest im Fels, ansonsten hätten wir unseren Bestand mehr als komplettieren
können.
So richtig ernst wurde die Kletterei an der Schlüsselstelle, sehr steil und kleingriffig. Jedoch
finden sich Dutzende an Haken aller Art. Danach sollte es laut Führer eigentlich leichter werden, was
ich aber nicht bestätigen kann. Es gilt noch einige Schwierigkeiten zu überwinden, die locker mit der
Schlüsselstelle mithalten können. Nach 5h Kletterei erreichten wir schließlich den Gipfel, doch
einigermassen ausgelaugt. Der Abstieg war dank Markierungen leicht zu finden. Weiter unten fand
sich noch eine Abseilstelle. Etwas heikel gestalte sich ohne Steigeisen die Querung des steilen
Firnfeldes zurück zum Depot. Inzwischen fing es zudem noch an zu dämmern und so kämpften wir uns
bei Dunkelheit zurück zur Albert-Heim-Hütte und von da nach Tiefenbach. Um 23 Uhr lagen wir dann
endlich wieder im Zelt. Ich für meinen Teil war restlos bedient, aber auch sehr glücklich, eine
grandiose Westalpentour gemacht zu haben!
Bleibt zu erwähnen, daß der Parkplatz Tätsch etwas oberhalb von Tiefenbach wohl der günstigere
Ausgangspunkt für die Tour wäre.
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