Bei Bondo (ca. 30 km südwestlich von St. Moritz) über
Mautstrasse nach Laret. Bezahlung der Maut in Gasthaus bei Kirche in Bondo.
Hütten:
Sasc Furä (1904 m), Rifugio Gianetti (2534 m)
Zustieg:
Von Laret auf markierten Steig zur Sasc Furä (1.5 h).
Zum Einstieg der Kletterroute von der Hütte dem markierten Wanderweg Richtung
Viale folgen. Kurz vor dem höchsten Punkt zweigt links ein mit Steinmännchen
markierter Pfad ab. Man steigt hoch bis zum Fuß der Nordkante. Nun linkshaltend
bis zu einer Scharte (2589 m) hochklettern. Kurz darüber beginnt die eigentliche
Kletterei (2 h von der Hütte).
Route:
Zürcher / Risch (4.8.1923)
1250 Klettermeter, 800 m Höhenunterschied, 4+, 28-29 SL, 7-8 h
Die erste Schulter gleich am Einstieg wird links umgangen. Danach geht
es hoch zum Grat. Die meiste Zeit bewegt man sich auch auf diesem. Zur
Überwindung einiger Steilstufen wird immer nach rechts ausgewichen. Erstes
größeres Problem ist die Risch-Platte. Am Ende dieser erfolgt an einem
Abbruch eine Querung nach rechts und weiter schwierig über einen Steilaufschwung
zurück zur Kante. Weiter oben die Zürcher Platte. Danach wieder nach rechts
ausweichen. Gleich darauf die
Schlüsselstelle, eine griffarme sehr steile Wand.
Am obersten Gratstück quert man auf Bändern zum Gipfel. 40 m in östlicher Richtung
vom höchsten Punkt befindet sich eine Biwakschachtel für Notfälle.
Abstieg:
Man steigt auf der Südseite über die Rinnenführe (III) zum Rifugio
Gianetti ab. Auf gut sichtbaren Pfadspuren geht es in einer Serpentine zur ersten
Abseilstelle durch einen Kamin (ca. 30 m). Diesen weiter abklettern, bis kurz
darauf die nächste Abseilstelle (ca. 50 m oder 2x25 m) kommt. Auf einem Band weiter
nach rechts bis zu den nächsten Abseilringen. Hier 2x über 25 m abseilen dann durch
eine Rinne bis zu einer Markierung und weiter nach rechts. Die darauffolgende
Rinne nicht bis zu ihrem Ende verfolgen, sondern kurz davor leicht ansteigend
klettern (Steinmännchen) bei einem Eisenkreuz noch mal 2x abseilen. Den Steinmännchen
zur Hütte folgen (2.5 h vom Gipfel).
Rückweg:
Auf markierten Steig vom Rifugio Gianetti über den Passo
Porcelizzo (2961 m) zum Bivacco Vaninetti (2577 m) und den Passo della
Trubinasca (2701 m) zurück zur Sasc Furä (5-6 h).
Nach dem Passo Porcelizzo steigt man je nach Bedingungen über ein steiles
Schneefeld ab. Am Passo della Trubinasca erleichtern Ketten und Drahtseile
die Kletterei.
Charakter / Material:
Sehr lange hochalpine Klettertour. Entsprechende Kondition und
Klettererfahrung ist notwendig. Standplätze sind gebohrt,
alle wichtigen Zwischenhaken stecken. Mitnahme eines Klemmkeil-Sortiments sowie
Friends und Bandschlingen ist erforderlich.
Je nach Schneelage können beim Rückweg am Passo Porcelizzo Steigeisen und Pickel
notwendig sein.
Karte:
Schweizer Landeskarte - "Sciora" Nr. 1296, 1:25000
Führer:
Jürg von Känel, "Plaisir Sud", Edition Filidor, Reichenbach (CH)
1998
Um es gleich vorwegzunehmen und allen Berufslästeren von der Pfadfinderfraktion Puchheim
den Wind aus den Segeln zu nehmen, obiger Heldenspruch stammt nicht von mir, sondern den
erhielt ich als Antwort auf meine Feststellung "Saukalt hier" von einem Fachübungsleiter
der Sektion Darmstadt, als uns am "Passo Porcelizzo" der Nordföhn mächtig um die Ohren
pfiff.
Der Piz Badile also, von dem träumte ich auch schon länger. Angeblich eine der schönsten
Genußklettereien in den Alpen. Fester Granit und auf Bildern sieht man einen Berg wie
aus einem Guß mit glatten Wänden ringsum und dieser einen Kante, die nahezu in idealer
Linie zum Gipfel führt. Mit Thomas konnte ich dann jemanden finden, der den Berg
auch schon länger in Planung hatte.
Man fährt über St. Moritz nach Bondo nahe an der italienischen Grenze. Um sich noch ein
paar Höhenmeter zu sparen, kann man für den Schotterweg, der weiter ins Val Bondasca führt,
12 Fr. Maut bezahlen und darf dann ziemlich abenteuerlich bis Laret fahren. Von hier
geht der Zustieg zur Sasc Furä los. Sind zwar nur 600 Hm, aber die sind der Hammer. Genau
wie letztes Jahr im Bergell, so hatte es auch dieses Mal wieder tropische Bedingungen.
Schwül ohne Ende und der Weg führte direkt und maximal steil zur Hütte. Nach einer
Stunde standen wir dann ziemlich durchgeschwitzt vor der Hütte und fragten uns, wie wir
wohl den schweren Rucksack morgen über die Nordkante zum Gipfel des Badile wuchten wollen.
Die Hütte hat an sich eine eindrucksvolle Lage, sie steht direkt am Ende des Ausläufers
der Nordkante vom Badile. Ringsum gibt es steile Granitwände zu bewundern. Wir machten uns
am Nachmittag noch auf den Weg, um den Einstieg zur Klettertour zu erkunden. Dank Nebel
sahen wir aber nicht allzuviel, nur einmal konnten wir einen Blick auf den gesamten Badile erhaschen.
Eindrucksvoll aber die Umgebung, zerklüfftete Gletscher, der Piz Cengalo und natürlich
die absolut glatte NO-Wand des Badile. Hier geht ein echter alpiner Klassiker durch, die
Cassin-Route. Mit fast durchgehend V und mehreren Stellen V+ aber deutlich zu schwer für uns.
Samstag morgen um vier erst mal ein böses Erwachen, es regnete! Sollte unsere Wetterfee
daheim recht haben und eine Kaltfront vom Westen sämtliche Pläne zunichte machen? Es sah
ganz danach aus. Mit trüben Gedanken saßen wir beim Frühstück. Sollte also wieder mal nicht
sein. Wir entschlossen uns trotzdem, zumindest bis zum Einstieg noch zu gehen, quasi um
Vorarbeit für den nächsten Versuch zu leisten. Doch siehe da, kaum standen wir am Beginn
der Klettereien am Nordgrat, sah das Wetter eigentlich ziemlich freundlich aus und der
Granit war auch nicht so feucht, wie wir befürchtet hatten. Also machen wir halt mal drei
Seillängen, sagten wir uns. Nun ja, das Wetter hielt den ganzen Vormittag über und so standen
wir nach 28 oder 29 Seillängen am Gipfel. Allerdings im Nebel und ein Abstieg im Gewitter
schien unvermeidlich ...
Für die 1250 m lange Kante mit 800 m Höhenunterschied benötigten wir 7.5 h. Insgesamt
waren an diesem Tag acht Seilschaften unterwegs. Von denen, die vollständig durchsicherten,
waren wir die schnellsten. Die andere Taktik war, die einfacheren Seillängen mit laufender
Sicherung zu begehen, d.h. beide gehen gleichzeitig am Seil, Zwischensicherungen werden
eingehängt, an schwierigen Stellen wird normal gesichert. Diese Seilschaften waren
dementsprechend deutlich schneller unterwegs. Die Kletterei ist anspruchsvoll, anstrengend,
aber auch wahnsinnig schön! Eindrucksvoll die Tiefblicke in die Nordostwand und immer
wieder dieser vollkommenen glatte Granit, an dem man dank seiner Rauhheit doch so gut klettern
kann. Die 4er-Stellen waren schon ziemlich hart. Gefragt ist v.a. Reibungskletterei, bei dem teilweise
noch feuchten Granit war das für uns nicht immer angenehm. In den zahlreich vorkommenden
plattigen Abschnitten erhöht das schon die innere Anspannung, wenn man auf Gedeih und
Verderb auf die Reibung der Kletterschuhe angewiesen ist. Es steckten jedoch in den
Schlüsselstellen immer ausreichend alte Haken und auch neue gebohrte. Auch fanden sich immer
genügend Möglichkeiten, um selber Sicherungen zu legen.
Beim Abstieg vom Gipfel erwischte uns es schließlich dann doch, zwei Hagelschauer gingen
über uns hernieder. Glücklicherweise war der Spuk aber bald zu Ende und wir konnten die
Tour relativ entspannt zu Ende bringen. Der Weg runter ist an sich gut zu finden, mehrere
Abseilstellen ersparen einem die mühsame Abkletterei an IIIer Stellen. Die letzte Abseilstelle
ist durch ein großes Eisenkreuz markiert. In allen Topos und Beschreibung wird dabei
auf einen Verhauer kurz vorher hingewiesen. Auch wir wären beinahe einfach gerade die
Rinne runter, man muß aber noch mal nach rechts ein paar Meter hoch. Danach steht man
am Kreuz und hat bald die Schwierigkeiten hinter sich. Um 17 Uhr waren wir schließlich
bei der Capanna Gianetti. Insgesamt benötigten wir für die Tour 12 h.
Kaum befindet man sich auf italienischen Boden, versteht wieder keiner Englisch, geschweige
den Deutsch. So gestalteten sich die "Verhandlungen" mal wieder schwierig. Die Hütte selber
ist vollgestopft mit Schlafplätzen. Um denselbigen zu erreichen muß man quasi seinen
Nachbarn über die Füsse klettern. Der nächtlich Gang zur Toilette gestaltete sich somit
etwas abenteuerlich.
Um von der Gianetti wieder zur Sasc Furä und zum Auto zurück zu kommen, gilt es zwei
Pässe zu überqueren, den Passo Porcelizzo und Passo della Trubinasca. Genau dafür hatten
wir Steigeisen und Pickel im Gepäck, da laut Beschreibung steile Schneefelder und Gletscher
zu überwinden sind. Nix da, die Ausaperung ist inzwischen soweit fortgeschritten, man kommt
auch über die Felsen ganz gut drüber. Im Frühjahr mag das allerdings ganz anders ausschauen.
Kommt halt auf die jeweiligen Bedingungen an. Ich hatte auf alle Fälle mal wieder 2 kg
Eisen umsonst über die Berge geschleppt. Der Weg ist an sich ganz schön in großartiger
landschaftlicher Umgebung. Sogar einen Blick auf den Comer See konnte man erhaschen. Nur
balanciert man die ganze Zeit auf mehr oder wenigen großen Granitblöcken, was die Sache doch
auf Dauer sehr anstrengend macht. Äußerst sich im Schweißausstoß. Zwischendurch verfolgte
mich eine ganze Schafherde, die wohl sehnsüchtig auf den Almabtrieb wartete. Da machte ich
mir doch Gedanken über die Gerüche, die mir nach zwei Tagen Schwerarbeit im selben T-Shirt
so anhafteten.
Alle Texte und Bilder so nicht anders vermerkt von Stephan Rankl.
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