München - Kufstein - St. Johann - Waidring - St. Ulrich.
Durch den Ort durchfahren am hinteren Ende links dem unscheinbaren Wegweiser ins
Grieseltal folgen. Um einen Hügel zur Linken vorbei, bevor nochmal ein links
ein kleiner geteerter Weg zur Jausenstation Grieseltal führt. Hier parken.
Stützpunkt:
Schmidt-Zabierow-Hütte (1966m)
Nur als Zwischenstation für den Abstieg geeignet.
Route:
Großes Reifhorn, Südpfeiler
(H. Wörgötter, R. Rosenfelder 1961)
Zum Einstieg (2.5h):
Von der Jausenstation der Forststraße ins Grieseltal folgen. Nach der zweiten
Brücke zweigt links ein Fahrweg zur Schießlingalm ab. Diesem kurz bis nach der
ersten Kurve folgen. Rechts zweigt sehr unscheinbar ein Steig ins Hafenloch
ab. Man folgt dem Weg immer hoch über dem Bach zur Rechten. Der Steig wird mit
zunehmender Höhe deutlicher. An schwierigen Stellen Drahtseilversicherung. Am
Ende steigt man ins Bachbett ab und gelangt über Geröll zu einer Rinne unter
der Südwand des Großen Reifhorns.
Vorbau (2h, II-III):
Die Rinne durch die Südwand wird im unteren Teil meist schneegefüllt sein
(Steigeisen!). Zuerst durch die Rinne, dann sobald als möglich in das Schrofengelände
rechts der Rinne ausweichen. Einige Engstellen der Rinne werden so zum Teil
weitläufig über Bänder vermieden. Man klettert so bis zum unscheinbaren Beginn
des Südpfeilers mit einem größeren Geröllkessel zur rechten. Der Original-Einstieg
findet sich nun in einer glatten Ausbuchtung im Fels mit Riss zur linken und
einer überdachten kleinen Nische zur rechten. Um die Sache zu beschleunigen steigt
man rechts durch leichtes Gelände höher und quert dann bald wieder (nach ca. 15m)
zum Pfeiler (kurz III). Man sollte nun unter einem Kamin stehen.
Einstieg: N 47.53984° E 12.6420°, ca. 2200m
Südpfeiler mit Einstiegsvariante (nach Haiduk/Rankl ;-):
Die hier beschriebene Route entspricht im unteren Teil nicht der Original-Route
nach AV-Führer.
1.-4. SL (je ca. 40m, II-III, Stellen IV-): Rechts neben dem beschriebenen Kamin
führt ein Riss (brüchig) in leichteres Gelände. Man klettert nun zunächst in
gerader Linie im leichten Gelände weiter, um dann zu einem Kamin links zu klettern.
Durch den Kamin und darüber auf den hier leichten und gratartigen Südpfeiler. Die
letzten Meter entsprechen nun wieder der Originalführe. An der steilen Wand voraus
sollte man einen Haken sichten.
5. SL (30m, V): Am Haken durch Risse nach oben zu einem Absatz.
6. SL (30m, V): (bin mir nicht sicher, ob dies die Variante laut AV-Topo ist...)
Zunächst leicht eine Rampe hoch, dann auf einem Band um eine Kante nach links.
Eine Piazschuppe erklimmen, dann auf dem nächsten Band nach links zu einer Rampe.
7. SL (30m, V+): Die Rampe schwierig in Piaztechnik erklimmen und darüber Stand bauen.
8. SL (50m, IV-): Über Kamine und abgestuftes Gelände direkt weiter klettern. Nach
einem weiteren Kamin gelangt man auf ein breites Band. Links herum geht es zu
einem kleinen Schuttpodest. Hier Stand machen.
9. SL (15m, V A1): In einem Riss stecken Haken, damit läßt sich der Felswulst in
technischer Kletterei überwinden. Die Haken sehen wackelig aus, hielten aber noch
ganz gut.
10. SL (30m, V A0): Ein weiteren kurzen Überhang erklimmen, danach schwierig über
einen Riss und darüber auf einem Band kurz nach rechts. Eine Stufe zu einem Podest
hochsteigen, hier Stand an geschlagenen Normalhaken.
11. SL (40m, V+): 2m links geht es durch ein Riss zu einen unangenehmen Überhang.
Viele zweifelhafte Haken. Darüber wird es dann leichter.
12. SL (30m, II): Wenige Meter zum Gipfelgrat. Danach im Gehgelände hoch zum
Hauptgipfel.
Abstieg:
Einige Möglichkeiten, ich beschreibe die schnellste.
Vom Gipfel des Großen Reifhorns nach Westen am Grat, und dort wo nötig nach
Norden ausweichend zur Scharte zum Westlichen Reifhorn absteigen. Kurz darüber
ein Abseilhaken. An diesem 30m in die Scharte abseilen.
Nun im sehr brüchigen Gelände den Ostgrat des Westlichen Reifhorns zunächst
auf der Nordseite durch Risse bis zur zweiten Terrasse erklimmen (IV-). Hier
findet sich ein Durchschlupf zur Südseite (roter Punkt). Dort ein weiterer Riss
(Bohrhaken, IV-). Darüber leicht zum höchsten Punkt. 1h vom Großen Reifhorn.
Nun den Normalweg (Steinmänner) durch die brüchige Westflanke zum Wehrgrubenjoch
absteigen (0.5h). Von der in 3h auf Wanderweg nach Weißleiten und nochmal 0.5h
bis zum Auto im Grieseltal.
Großes Reifhorn: N 47.54110° E 12.64257°
Charakter:
Route nicht lohnend und dank brüchigen Fels gefährlich. Möchte
also eher davon abraten. Wer es trotzdem nicht lassen kann, sollte sehr genau
wissen, was er da macht.
Steigeisen für den Vorbau mitnehmen. In der Route nur wenige und wenn dann sehr
alte, fragwürdige Haken vorhanden. Einige Friends, großes Klemmkeilset, ein
Schwung Normalhaken, sowie unzählige Bandschlingen sollten mitgeführt werden.
Karte:
AV-Karte "Loferer und Leoganger Steinberge", 1:25000
Führer:
N.Stockklauser, A.Stocker "AV-Führer: Loferer und Leoganger Steinberge",
Bergverlag Rother, 3. Auflage 1991, München (veraltet)
Link:
-
Titel: Tortour ... Bergspezln: Thomas
Loferer Steinberge. Schauen schön aus, einsame Gegend, ein durchweg lohnendes Ziel also. Für
Wanderer. Warum sich hierher so wenige Kletterer verirren und man eigentlich kaum Informationen
über bestehende Routen bekommt, ist uns nun auch klar. Die Loferer sind schon ein ausserordentliches
Stück Bruchhaufen.
Abenteuerklettern nennt man das dann wohl. Das Abenteuer begann auch recht früh in der
Zustiegsrinne, da diese noch zum großen Teil mit Schnee gefüllt war und wir keine Steigeisen dabei
hatten. Etwas heikel arbeiteten wir uns also durch den harten Firn noch oben, bevor wir endlich
auf das erlösende Felsufer zur Rechten ausweichen konnten. Der Blick zurück war dann schon mal
nicht schlecht, nichts versperrte die Aussicht auf die Hohen Tauern. Nach vorne sah es auch nicht
besorgniserregend aus, der Gipfel schien nah, der Einstieg zum Südpfeiler auch.
Im Grunde paßte das Topo zum Fels bis auf ein kleines Detail am Einstieg auch. Nur, was wir da
vor uns hatten war halt kein IIIer. Aber im unteren Bereich des Berges gibt es jede
Menge Varianten und so suchten wir uns eine eigene Route durch leichte Rinnen mit kurzen Stufen
rechts des eigentlichen Pfeilers. Ab der Mitte der eigentlichen Route gelangten auch wir wieder
auf den Pfeiler und sichteten die erste Rostgurke. Eingenordet!
Die schwiergisten Stellen warteten nun auf uns. Blöderweise kann man an dem Fels nur nicht so
zupacken wie gewohnt, da selbst größte Brocken völlig unvermittelt aus stabil wirkenden Felsen
ausbrachen. Und auch die Schwierigkeiten waren größer als erwartet. Vorsorglich hatten wir fast
unser ganzes Arsenal an Sicherungsmaterial inklusive Hammer und Haken am Start und das war auch
gut so. Wir mußten doch den einen oder anderen Haken setzen, um zumindest einen ordentlichen
Standplatz hinzubekommen.
Schlüsselstelle ist schließlich ein Wulst direkt über einem Band. Eine A1-Stelle, d.h. Steighilfen
in Form von Bandschlingen waren notwendig. Das leider alles an Haken die nur zur Hälfte im Fels
steckten und irgendwie sehr wackelig aussahen.
Noch eine A0-Stelle hinterher und wir standen endlich vor dem letzten Überhang der uns vom Gipfel
trennte, auch nochmal V+, aber von der unangenehmen Sorte. Thomas brach im Vorstieg dann doch
glatt ein Haken samt Fels in dem er steckte aus, hatte aber zum Glück schon einen weiteren
eingehängt. Nach sechs Stunden Kletterei, standen wir endlich am Ausstieg. Die Loferer sind ein
sehr kleines Gebirge, an zwei Tagen könnte man wohl alle Gipfel abwandern. Der Blick reichte sogar
hinaus ins Alpenvorland, Richtung Chiemsee. Die angesagten Gewitter stellten sich auch nicht ein,
so konnten wir uns beruhigt zum Abstieg begeben.
Der schnellste Weg führt dabei über das Westl. Reifhorn. Einmal abseilen in eine Scharte und es
warten nochmal zwei IVer Seillängen und zwar in einem Fels, der so aussieht als ob man gleich an
eine 2m-Platte geklammert nach hinten wegkippt. Die grobe Struktur hielt dann aber doch, ein paar
Tritte fehlen halt nun, aber dafür sind neue entstanden ...
Gewonnen! Über eine leichte Felsflanke geht es in ein Joch und dort mußten wir erstmal
schlucken, noch drei Stunden bis zu unserem Ausgangspunkt, laut einem Schild. Sah auf der Karte
auch kürzer aus. Mittlerweile dämmerte es und den durchaus schönen Weg, der wahlweise an
Steinernes Meer oben und Wimbachgries unten erinnerte, konnten wir auch nicht mehr so richtig
genießen. Unser kurzer Sonntagsausflug entpuppte sich schließlich als 17-Stunden-Mammuttour.
GPS-Koordinaten eigene Messung - Angaben ohne Gewähr (Datum: WGS 84 Positionsformat: Dezimal)
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