Schnellster Zustieg von der Eng aus. Man folgt den Schildern in westlicher
Richtung zum Hohljoch. Unter den Lalidererwänden quert man dann zur herrlich
gelegenen Hütte. 2.5h aus der Eng.
Hütte ist sehr beliebt bei Wanderern und Fahrradfahrern. Reservierung ist zu
empfehlen!
Route:
Lalidererspitze, Herzogkante
(O.,C. und P. Herzog 1911)
Zum Einstieg (ca. 45min von der Falkenhütte):
Die Herzogkante präsentiert sich dem Betrachter von der Falkenhütte aus in
ihrer gesamten Länge. Auch das Einstiegsband ist zu erkennen. Eine lange flache
Rampe, die ansteigend von rechts nach links vom Schneefeld zur Kante zieht.
Man muß von der Hütte also nur zur Kante hochsteigen. Dort wartet das steile
und angenehm harte Einstiegsschneefeld. Wir konnten uns in der Kluft zwischen
Schnee und Fels hochquetschen. Das Einstiegsband ist auch aus der Nähe betrachtet
kaum zu verfehlen.
Herzogkante (5-8h):
Es gibt eine Touren-CD vom Rother-Verlag (s.u.) mit einem sehr guten Topo
von der Tour. Höhenunterschied beträgt so an die 600 Hm. Aufgrund der Länge der
Tour fällt es schwer, im Nachhinein alle Seilmeter korrekt zu beschreiben.
Ich versuch es trotzdem ...
1. SL (I 50m): Das Einstiegsband zieht unter plattigen Fels eher flach von
rechts nach links ansteigend. Der eigentliche Einstieg ist mit einem Ring
gekennzeichnet und findet sich unter stufigem Gelände.
2. SL (IV- 45m): Über das gestufte Gelände überwindet man zunächst eine kleine
Wandstelle, dann eine Platte und kommt zum Stand unter einer von unten sichtbaren
Rissverschneidung.
3. SL (V- 30m): Klar und deutlich zieht der Riss nach oben. Dort wo es plattig
und deutlich schwieriger wird und zudem ein Vorgänger einen Friend vergessen hat,
weicht man rechts auf die Kante aus. Wenige Meter darüber zum Stand nach links
am Beginn einer schiefen Rampe / Kamin.
4. SL (IV+ 20m): Die schiefe Rampe hoch und gleich auf dem ersten Absatz rechts
Stand machen.
5. SL (IV+ 45m): Sehr anstrengende Seillänge! Den nun deutlicheren, zu Beginn
brüchigen Kamin bis zum Ende klettern. Hier steht man unter einer Platte. Man
folgt der kleinen Platte rechts und quert um eine Kante herum. Ein kleiner Quergang
und in Falllinie des letzten Standes nun gerade hochklettern, bis sich ein Zacken
zum Standplatzbau findet.
6. SL (III 20m): Abweichend zum erwähnten Topo, sollte man diese Seillänge aufteilen.
Also das folgende leichte Gelände nur bis zur nächsten Steilstufe klettern.
7. SL (IV- 50m): Es ziehen zwei deutliche Risse über die Steilstufe. Man nimmt
den ganz rechten. Der gleicht anfangs einer Verschneidung und ist etwas glatt.
Nach ca. 30m steigt man links auf eine Rampe mit festem Fels aus und klettert
gerade hoch zum Stand direkt an der Kante.
8. SL (III 25m): Man folgt dem scharfen Grat bis zur nächsten Steilstufe.
Die nächsten zwei Seillängen hab ich nicht mehr genau im Kopf, auf alle Fälle
nahe der Kante (rechts davon) der logischen Linie folgen.
11. SL (IV+ 50m): Man steht unter steilen Wandstufe. Ein Riss gabelt sich weiter
oben. Der rechte Ast sieht logischer aus, ist aber falsch. Man klettert also
gerade den Riss hoch. Steigt dann dort, wo es nicht mehr geht nach links aus.
Ein paar Blöcke sind zu überwinden, dann durch einen Kamin und darüber findet
sich auf einem Band in der Nordseite der Stand an geschlagenen Haken.
12. SL (III 30m): Von der Nordseite steigt man wenige Meter hoch zum Grat und
dahinter in ein kaminähnliches Gebilde. Darüber wird das Gelände flacher.
13. SL (IV+ 30m): Das flache Gelände hoch, bis man unvermittelt vor einem
kurzen Überhang steht und für einen IVer muss man dort das Bein schon verdammt
weit Richtung Ohr biegen. Darüber dann noch leichter unter dem Beginn eines
weiteren Kamins.
14. SL (IV+ 40m): Der Kamin wird bis zu seinem Ende verfolgt. Darüber dann leichtes
Gelände.
15. SL (III+ 50m): Zunächst Gehgelände, nach 30m folgt man wieder direkt der
Gratkante. Die ist hier grobgriffig und etwas brüchig.
16. SL (IV- ??): Man folgt im wesentlichen dem weiteren Gratverlauf.
17. SL (III+ ??): Weiter am Grat entlang. Man quert auf einem Absatz unter einen
Felszacken.
18. SL (III+ 30m): Vorsicht, unter dem Felszacken nicht nach rechts auf ein Band
steigen, wie wir, das ist falsch! Sondern den Felszacken an der linken Seite
erstürmen und darauf Stand machen.
19. SL (II 50m): Eine leichte Etappe. Unter den Grattürmen quert man auf der
rechten Seite auf einem deutlichen Band und steigt so bald als möglich wieder
zum Grat auf. Dann geht es so weit als möglich in Richtung nächster Steilstufe.
20. SL (V- 40m): Der Riss in der Nordseite ist deutlich auszumachen. Keine Angst,
ist nicht so schwierig, wie er aussieht. Also erst verdammt luftig zu diesem Riss
queren und dann Sport frei! Nach 40m kann man dann Arme ausschütteln und Stand
auf einem Felskopf immer noch in der Nordseite machen.
21. SL (IV 40m): Zurück auf den Grat und diesem nach oben folgen.
22. SL (II-III 50m): Mit jedem Meter wird es flacher. Glückwunsch, ihr seit oben!
Charakter:
Trotz einer nominellen Schwierigkeit von mittlerweile V- (ich hab ein paar eindeutige
Ver ausgemacht) ist die Tour nicht zu unterschätzen! Es gibt kaum Verschnaufpausen.
Besonders in den Schlüsselseillängen sind die Schwierigkeiten sehr durchgehend.
Dies ist ein gewaltiger Unterschied zu den einzeln verteilten Schwierigkeiten, wie
sie sonst bei alpinen Klettereien auftreten!
Das Karwendel ist brüchig. So auch die Kante (stellenweise). Dennoch klettert man
die meiste Zeit in super Fels und die brüchigen Passagen sind bei weitem nicht so
schlimm wie erwartet. Trotzdem, Helm ist Pflicht und wenn schon eine Seilschaft
unterwegs ist, sollte man es sich gut überlegen, ob man noch einsteigt.
Die Stände wurden einst zum Teil mit Bohrhaken saniert. Irgendein Idiot hat diese
dann umgeschlagen, was für mich versuchter Totschlag ist. Teilweise ist
nämlich durch diese selten dämliche Aktion die Klebung beschädigt worden und man
kann nur schwierig abschätzen, wieviel die Bohrhaken noch halten. Dennoch lassen
sich alle Bohrhaken mit einer dünnen Bandschlinge noch fädeln.
Ansonsten stecken auch viele Normalhaken. Dennoch muss man in der Lage sein, eine
Seillänge vollständig selber absichern zu können. Ins Gepäck gehören auch Hammer
und Haken für Notfälle (Abstieg!).
Unterhalb des Gipfels findet sich eine Biwakschachtel.
Abstieg durch die Spindlerschlucht (4h von der Biwakschachtel bis zur Falkenhütte):
Hat man auf der Kante relativ wenig mit dem Karwendel-Schotter zu tun gehabt,
voila nun gibt es ihn und zwar nicht zu knapp!
Vom Gipfel steigt man zunächst bis zur Biwakschachtel ab. Danach geht es auf
Steigspuren ca. 200Hm Richtung Süden hinab zu einem Karboden. Auf diesem führen
nun Steigspuren nach rechts (im Abstiegssinn, rote Markierungen). So quert man für einige Zeit
ca. auf gleicher Höhe bleibend nach rechts. Man nimmt nicht den ersten deutlich
auszumachenden Sattel, sondern steuert nach einer weiteren Querung den westlich
des Östlichen Ladizturm gelegenen Sattel an. Der Beginn des Abstiegs durch die
Spindlerschlucht ist mit roter Markierung, Steinmann und Abseilring deutlich
gekennzeichnet.
Nun also Helm auf und los gehts. Es gibt mehrere Abseilstellen, nie mehr als
25m. Zum Teil an Abseilringen, aber auch an geschlagenen Haken. Etwas Material
im Gepäck zum Ausbessern dieser Abseilstände schadet bestimmt nicht. Große
Strecken klettert man auch ab. Es geht ziemlich im Zickzack durch die Schlucht
hinab. Oben hat es noch viele rote Markierungen, die nach unten hin deutlich
weniger werden. Man hält sich dann im Abstiegssinn eher ganz links. Darf dann
aber bei einem alten Stahlseil, ca. 100Hm über dem Kar eine Querung nach rechts
nicht verpassen.
Im Dunkeln wird man 100% den Weg nicht finden, dann sollte man lieber gleich oben
auf der Biwakschachtel die Nacht verbringen.
Eine Alternative ist der leichte Abstieg zum Rossloch und nach Scharnitz hinaus,
aber dann ist man am anderen Ende des Karwendels.
Einstieg Herzogkante: N 47.39364° E 11.49764° (2028m)
Lalidererspitze: N 47.39140° E 11.50027°
Laliderer Spitze von Süden
Laliderer Spitze und Biwakschachtel
Karte:
AV-Karte Nr. 5/2 "Karwendel, mittleres Blatt", 1:25000
Titel: Karwendulum, i fall glei um! Bergspezln: Jens
Man tritt den falschen Stein weg und so gleich ergießt sich eine Steinlawine über einen, das kann
nur im Karwendel sein! Richtig, wir hatten uns die Herzogkante vorgenommen.
Ausgangspunkt hierfür ist die Falkenhütte. Trotz der exklusiven Lage unter den Lalidererwänden
scheinen hier Kletterer eher die Ausnahme zu sein, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern jemals
so eine Aufmerksamkeit als Angehöriger dieser g'spinnerten Spezies erregt zu haben. Laut Hüttenbuch
waren wir erst die vierte Seilschaft dieses Jahr, die sich die Herzogkante vorgenommen hatte. Auch
die extremen Touren in der Lalidererwand sehen wohl nicht allzu viel Kletterer. Großes Lob ans
wirklich sehr nette Hüttenpersonal! Die kennen ihre Pappenheimer und sind in der Lage ein
Frühstück auch vor den üblichen Aufstehzeiten der Wanderermehrheit herzurichten. Dazu reichte uns
schon eine Thermoskanne und ein paar Scheiben Brot. Nicht allzu schwierig, möchte man meinen,
aber im Ostalpenraum eher die Ausnahme. Auch bei unserer Rückkehr gleich ungefragt zur Begrüßung
ein Getränk in die Hand gedrückt zu bekommen, super!
Los gings, pünktlich zum Sonnenaufgang stapften wir das steile Schuttkar zum Einstieg hoch. Das
Schneefeld darunter war hart gefroren, weswegen wir den schmalen Schlitz zwischen Eis und Fels
nutzten. Der Einstieg ist dann erstaunlich einfach zu finden. Ein leichtes Band führt direkt zu
einem Bohrhaken. Der ist noch nicht beschädigt, die restlichen dann schon. Irgendjemand meinte,
das alpine Ambiente kann nur mit Rostgurken gewahrt bleiben und schlug die Bohrhaken kurzerhand
um. Zum Glück nähert
sich die Generation der Bohrhaker-Verweigerer mittlerweile auch einem Alter, in dem sie sich die Berge
vorzugsweise nur noch von unten anschaut.
Mit den neuen, dünnen Bandschlingen lassen sich die hin und wieder an den Ständen angebrachten,
aber nun umgeschlagenen Bohrhaken ganz gut fädeln. Man weiß nur nicht, was die dank der behämmerten
Aktion noch halten.
Die Kletterei ist zum Großteil ein echter Klassiker, mit schönen Seillängen vor allem auf der Kante
mit dem Blick die ganze Nordwand hinunter. Verschnaufpausen gibt es nicht viele, da die
Schwierigkeiten sehr anhaltend sind. Eine Seillängen mit durchgehend IV reiht sich hier an die
nächste. Zum Teil auch deutlich unterbewertet, so z.B. an einem Überhang, der zwar nur kurz ist,
aber wenn man über einen Foothook nachdenkt, dann kann das kein IVer mehr sein. Der Fels ist zum
Großteil superfest. Nur das man im Karwendel ist, fällt einem spätestens dann wieder ein, wenn
urplötzlich einer dieser superfesten Griffe in der Hand zu Staub zerfällt.
Etwas gruselig wirkt auch die Schlüsselseillänge kurz unter dem Gipfel. Ein Riss in der Nordwand
mit viel Luft unter der Sohle. Der ist zwar dann doch mit normaler Klettertechnik noch zu schaffen,
aber nach den 40m bis zum Stand pumpt man wie ein Maikäfer, weil schon durchgehend schwierig.
Wir hatten dann nach 9 Stunden den Gipfel erreicht, aber dank Nebel gab es nicht viel zu sehen.
Zur Biwakschachtel ist es dann auch nicht mehr weit. Sehr futuristisch und irgendjemand hatte
die geniale Idee, das Dach mit milchigem Kunststoff zu machen, weswegen es in der Schachtel
angenehm warm war. Bei Sonne ist es dann wohl aber auch tropisch heiß in der Schachtel.
Wir waren mittlerweile in Eile, die Spindlerschlucht stand für den Abstieg an und die ist noch mal
ein Abenteuer für sich. Und vor allem, hier ist der Fels dann wirklich und wahrhaftig brüchig und
zwar extrem. Dank Nebel blieb uns zumindest der Tiefblick erspart. Man seilt sich ab und klettert
im Zickzack von einer Seite zur anderen und wieder zurück, dabei immer versuchend eine der
spärlichen Markierungen zu finden. Weiter unten hat es davon nicht mehr viele, aber der Weg wird
dann bis auf einen unvermittelten Quergang auch logischer. Bei der Gelegenheit verabschiedete
sich dann meine Digicam, fiel einfach aus der offenen Tasche und machte beim Runterfliegen diesen
eindeutigen Geräusche wenn Plastikteile brechen. Falls nun jemand unter der Spindlerschlucht
Elektronikschrott findet, bitte Speicherkarte sicherstellen! Auf alle Fälle gibt es nun keine
Fotos für den Bericht.
Mittlerweile wurde es ziemlich finster und wir erreichten gerade noch so leichtes Gelände. Im
Dunkeln hätte man weiter oben keine Chance, den Weg zu finden. So erging es einer nachfolgenden
Partie, die ein sicher ungemütliches Biwak in der Schlucht verbringen mußten. Das Surren von
vorbeifliegenden Steinen ist bestimmt nicht schlaffördernd!
Auf der Hütte hatte man unsere Stirnlampen schon beobachtet, tja und es gab besagtes Skiwasser
in die Hand und ungläubiges Schauen, als wir kundtaten noch ganz abzusteigen ...
GPS-Koordinaten eigene Messung - Angaben ohne Gewähr (Datum: WGS 84 Positionsformat: Dezimal)
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