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Lalidererspitze, Herzogkante
Tour 302 2583 m Lalidererspitze, Herzogkante Karwendel Klettern 5- 25.08.07    

Ausgangspunkt:

Eng (1218)

Anfahrt von München:

München - Bad Tölz - Sylvensteinsee - Hinterriß - Eng.

Stützpunkt:

Falkenhütte (1846m)
www.falkenhuette.at

Schnellster Zustieg von der Eng aus. Man folgt den Schildern in westlicher Richtung zum Hohljoch. Unter den Lalidererwänden quert man dann zur herrlich gelegenen Hütte. 2.5h aus der Eng.
Hütte ist sehr beliebt bei Wanderern und Fahrradfahrern. Reservierung ist zu empfehlen!

Route:

Herzogkante Lalidererspitze, Herzogkante
(O.,C. und P. Herzog 1911)
Zum Einstieg (ca. 45min von der Falkenhütte):
Die Herzogkante präsentiert sich dem Betrachter von der Falkenhütte aus in ihrer gesamten Länge. Auch das Einstiegsband ist zu erkennen. Eine lange flache Rampe, die ansteigend von rechts nach links vom Schneefeld zur Kante zieht. Man muß von der Hütte also nur zur Kante hochsteigen. Dort wartet das steile und angenehm harte Einstiegsschneefeld. Wir konnten uns in der Kluft zwischen Schnee und Fels hochquetschen. Das Einstiegsband ist auch aus der Nähe betrachtet kaum zu verfehlen.

Herzogkante (5-8h):
Es gibt eine Touren-CD vom Rother-Verlag (s.u.) mit einem sehr guten Topo von der Tour. Höhenunterschied beträgt so an die 600 Hm. Aufgrund der Länge der Tour fällt es schwer, im Nachhinein alle Seilmeter korrekt zu beschreiben. Ich versuch es trotzdem ...
1. SL (I 50m): Das Einstiegsband zieht unter plattigen Fels eher flach von rechts nach links ansteigend. Der eigentliche Einstieg ist mit einem Ring gekennzeichnet und findet sich unter stufigem Gelände.
2. SL (IV- 45m): Über das gestufte Gelände überwindet man zunächst eine kleine Wandstelle, dann eine Platte und kommt zum Stand unter einer von unten sichtbaren Rissverschneidung.
3. SL (V- 30m): Klar und deutlich zieht der Riss nach oben. Dort wo es plattig und deutlich schwieriger wird und zudem ein Vorgänger einen Friend vergessen hat, weicht man rechts auf die Kante aus. Wenige Meter darüber zum Stand nach links am Beginn einer schiefen Rampe / Kamin.
4. SL (IV+ 20m): Die schiefe Rampe hoch und gleich auf dem ersten Absatz rechts Stand machen.
5. SL (IV+ 45m): Sehr anstrengende Seillänge! Den nun deutlicheren, zu Beginn brüchigen Kamin bis zum Ende klettern. Hier steht man unter einer Platte. Man folgt der kleinen Platte rechts und quert um eine Kante herum. Ein kleiner Quergang und in Falllinie des letzten Standes nun gerade hochklettern, bis sich ein Zacken zum Standplatzbau findet.
6. SL (III 20m): Abweichend zum erwähnten Topo, sollte man diese Seillänge aufteilen. Also das folgende leichte Gelände nur bis zur nächsten Steilstufe klettern.
7. SL (IV- 50m): Es ziehen zwei deutliche Risse über die Steilstufe. Man nimmt den ganz rechten. Der gleicht anfangs einer Verschneidung und ist etwas glatt. Nach ca. 30m steigt man links auf eine Rampe mit festem Fels aus und klettert gerade hoch zum Stand direkt an der Kante.
8. SL (III 25m): Man folgt dem scharfen Grat bis zur nächsten Steilstufe.
Die nächsten zwei Seillängen hab ich nicht mehr genau im Kopf, auf alle Fälle nahe der Kante (rechts davon) der logischen Linie folgen.
11. SL (IV+ 50m): Man steht unter steilen Wandstufe. Ein Riss gabelt sich weiter oben. Der rechte Ast sieht logischer aus, ist aber falsch. Man klettert also gerade den Riss hoch. Steigt dann dort, wo es nicht mehr geht nach links aus. Ein paar Blöcke sind zu überwinden, dann durch einen Kamin und darüber findet sich auf einem Band in der Nordseite der Stand an geschlagenen Haken.
12. SL (III 30m): Von der Nordseite steigt man wenige Meter hoch zum Grat und dahinter in ein kaminähnliches Gebilde. Darüber wird das Gelände flacher.
13. SL (IV+ 30m): Das flache Gelände hoch, bis man unvermittelt vor einem kurzen Überhang steht und für einen IVer muss man dort das Bein schon verdammt weit Richtung Ohr biegen. Darüber dann noch leichter unter dem Beginn eines weiteren Kamins.
14. SL (IV+ 40m): Der Kamin wird bis zu seinem Ende verfolgt. Darüber dann leichtes Gelände.
15. SL (III+ 50m): Zunächst Gehgelände, nach 30m folgt man wieder direkt der Gratkante. Die ist hier grobgriffig und etwas brüchig.
16. SL (IV- ??): Man folgt im wesentlichen dem weiteren Gratverlauf.
17. SL (III+ ??): Weiter am Grat entlang. Man quert auf einem Absatz unter einen Felszacken.
18. SL (III+ 30m): Vorsicht, unter dem Felszacken nicht nach rechts auf ein Band steigen, wie wir, das ist falsch! Sondern den Felszacken an der linken Seite erstürmen und darauf Stand machen.
19. SL (II 50m): Eine leichte Etappe. Unter den Grattürmen quert man auf der rechten Seite auf einem deutlichen Band und steigt so bald als möglich wieder zum Grat auf. Dann geht es so weit als möglich in Richtung nächster Steilstufe.
20. SL (V- 40m): Der Riss in der Nordseite ist deutlich auszumachen. Keine Angst, ist nicht so schwierig, wie er aussieht. Also erst verdammt luftig zu diesem Riss queren und dann Sport frei! Nach 40m kann man dann Arme ausschütteln und Stand auf einem Felskopf immer noch in der Nordseite machen.
21. SL (IV 40m): Zurück auf den Grat und diesem nach oben folgen.
22. SL (II-III 50m): Mit jedem Meter wird es flacher. Glückwunsch, ihr seit oben!

Charakter:
Trotz einer nominellen Schwierigkeit von mittlerweile V- (ich hab ein paar eindeutige Ver ausgemacht) ist die Tour nicht zu unterschätzen! Es gibt kaum Verschnaufpausen. Besonders in den Schlüsselseillängen sind die Schwierigkeiten sehr durchgehend. Dies ist ein gewaltiger Unterschied zu den einzeln verteilten Schwierigkeiten, wie sie sonst bei alpinen Klettereien auftreten!
Das Karwendel ist brüchig. So auch die Kante (stellenweise). Dennoch klettert man die meiste Zeit in super Fels und die brüchigen Passagen sind bei weitem nicht so schlimm wie erwartet. Trotzdem, Helm ist Pflicht und wenn schon eine Seilschaft unterwegs ist, sollte man es sich gut überlegen, ob man noch einsteigt.
Die Stände wurden einst zum Teil mit Bohrhaken saniert. Irgendein Idiot hat diese dann umgeschlagen, was für mich versuchter Totschlag ist. Teilweise ist nämlich durch diese selten dämliche Aktion die Klebung beschädigt worden und man kann nur schwierig abschätzen, wieviel die Bohrhaken noch halten. Dennoch lassen sich alle Bohrhaken mit einer dünnen Bandschlinge noch fädeln.
Ansonsten stecken auch viele Normalhaken. Dennoch muss man in der Lage sein, eine Seillänge vollständig selber absichern zu können. Ins Gepäck gehören auch Hammer und Haken für Notfälle (Abstieg!).
Unterhalb des Gipfels findet sich eine Biwakschachtel.

Abstieg durch die Spindlerschlucht (4h von der Biwakschachtel bis zur Falkenhütte):
Hat man auf der Kante relativ wenig mit dem Karwendel-Schotter zu tun gehabt, voila nun gibt es ihn und zwar nicht zu knapp!
Vom Gipfel steigt man zunächst bis zur Biwakschachtel ab. Danach geht es auf Steigspuren ca. 200Hm Richtung Süden hinab zu einem Karboden. Auf diesem führen nun Steigspuren nach rechts (im Abstiegssinn, rote Markierungen). So quert man für einige Zeit ca. auf gleicher Höhe bleibend nach rechts. Man nimmt nicht den ersten deutlich auszumachenden Sattel, sondern steuert nach einer weiteren Querung den westlich des Östlichen Ladizturm gelegenen Sattel an. Der Beginn des Abstiegs durch die Spindlerschlucht ist mit roter Markierung, Steinmann und Abseilring deutlich gekennzeichnet.
Nun also Helm auf und los gehts. Es gibt mehrere Abseilstellen, nie mehr als 25m. Zum Teil an Abseilringen, aber auch an geschlagenen Haken. Etwas Material im Gepäck zum Ausbessern dieser Abseilstände schadet bestimmt nicht. Große Strecken klettert man auch ab. Es geht ziemlich im Zickzack durch die Schlucht hinab. Oben hat es noch viele rote Markierungen, die nach unten hin deutlich weniger werden. Man hält sich dann im Abstiegssinn eher ganz links. Darf dann aber bei einem alten Stahlseil, ca. 100Hm über dem Kar eine Querung nach rechts nicht verpassen.
Im Dunkeln wird man 100% den Weg nicht finden, dann sollte man lieber gleich oben auf der Biwakschachtel die Nacht verbringen.
Eine Alternative ist der leichte Abstieg zum Rossloch und nach Scharnitz hinaus, aber dann ist man am anderen Ende des Karwendels.

Einstieg Herzogkante: N 47.39364° E 11.49764° (2028m) Lalidererspitze: N 47.39140° E 11.50027°

Herzogkante
Laliderer Spitze von Süden

Herzogkante
Laliderer Spitze und Biwakschachtel

Karte:

AV-Karte Nr. 5/2 "Karwendel, mittleres Blatt", 1:25000

Führer:

Richard Goedeke "Klettern Bayern / Nordtirol", Rother Touren-CD, 1. Auflage 2001 (sehr gutes Topo)
M.Pause "Klettern im schwerem Fels", BLV Verlagsgesellschaft München, 1985 (gutes Übersichtsbild)

Link:

-

 

 

Titel: Karwendulum, i fall glei um!
Bergspezln: Jens

Man tritt den falschen Stein weg und so gleich ergießt sich eine Steinlawine über einen, das kann nur im Karwendel sein! Richtig, wir hatten uns die Herzogkante vorgenommen.
Ausgangspunkt hierfür ist die Falkenhütte. Trotz der exklusiven Lage unter den Lalidererwänden scheinen hier Kletterer eher die Ausnahme zu sein, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern jemals so eine Aufmerksamkeit als Angehöriger dieser g'spinnerten Spezies erregt zu haben. Laut Hüttenbuch waren wir erst die vierte Seilschaft dieses Jahr, die sich die Herzogkante vorgenommen hatte. Auch die extremen Touren in der Lalidererwand sehen wohl nicht allzu viel Kletterer. Großes Lob ans wirklich sehr nette Hüttenpersonal! Die kennen ihre Pappenheimer und sind in der Lage ein Frühstück auch vor den üblichen Aufstehzeiten der Wanderermehrheit herzurichten. Dazu reichte uns schon eine Thermoskanne und ein paar Scheiben Brot. Nicht allzu schwierig, möchte man meinen, aber im Ostalpenraum eher die Ausnahme. Auch bei unserer Rückkehr gleich ungefragt zur Begrüßung ein Getränk in die Hand gedrückt zu bekommen, super!
Los gings, pünktlich zum Sonnenaufgang stapften wir das steile Schuttkar zum Einstieg hoch. Das Schneefeld darunter war hart gefroren, weswegen wir den schmalen Schlitz zwischen Eis und Fels nutzten. Der Einstieg ist dann erstaunlich einfach zu finden. Ein leichtes Band führt direkt zu einem Bohrhaken. Der ist noch nicht beschädigt, die restlichen dann schon. Irgendjemand meinte, das alpine Ambiente kann nur mit Rostgurken gewahrt bleiben und schlug die Bohrhaken kurzerhand um. Zum Glück nähert sich die Generation der Bohrhaker-Verweigerer mittlerweile auch einem Alter, in dem sie sich die Berge vorzugsweise nur noch von unten anschaut.
Mit den neuen, dünnen Bandschlingen lassen sich die hin und wieder an den Ständen angebrachten, aber nun umgeschlagenen Bohrhaken ganz gut fädeln. Man weiß nur nicht, was die dank der behämmerten Aktion noch halten.
Die Kletterei ist zum Großteil ein echter Klassiker, mit schönen Seillängen vor allem auf der Kante mit dem Blick die ganze Nordwand hinunter. Verschnaufpausen gibt es nicht viele, da die Schwierigkeiten sehr anhaltend sind. Eine Seillängen mit durchgehend IV reiht sich hier an die nächste. Zum Teil auch deutlich unterbewertet, so z.B. an einem Überhang, der zwar nur kurz ist, aber wenn man über einen Foothook nachdenkt, dann kann das kein IVer mehr sein. Der Fels ist zum Großteil superfest. Nur das man im Karwendel ist, fällt einem spätestens dann wieder ein, wenn urplötzlich einer dieser superfesten Griffe in der Hand zu Staub zerfällt.
Etwas gruselig wirkt auch die Schlüsselseillänge kurz unter dem Gipfel. Ein Riss in der Nordwand mit viel Luft unter der Sohle. Der ist zwar dann doch mit normaler Klettertechnik noch zu schaffen, aber nach den 40m bis zum Stand pumpt man wie ein Maikäfer, weil schon durchgehend schwierig.
Wir hatten dann nach 9 Stunden den Gipfel erreicht, aber dank Nebel gab es nicht viel zu sehen. Zur Biwakschachtel ist es dann auch nicht mehr weit. Sehr futuristisch und irgendjemand hatte die geniale Idee, das Dach mit milchigem Kunststoff zu machen, weswegen es in der Schachtel angenehm warm war. Bei Sonne ist es dann wohl aber auch tropisch heiß in der Schachtel.
Wir waren mittlerweile in Eile, die Spindlerschlucht stand für den Abstieg an und die ist noch mal ein Abenteuer für sich. Und vor allem, hier ist der Fels dann wirklich und wahrhaftig brüchig und zwar extrem. Dank Nebel blieb uns zumindest der Tiefblick erspart. Man seilt sich ab und klettert im Zickzack von einer Seite zur anderen und wieder zurück, dabei immer versuchend eine der spärlichen Markierungen zu finden. Weiter unten hat es davon nicht mehr viele, aber der Weg wird dann bis auf einen unvermittelten Quergang auch logischer. Bei der Gelegenheit verabschiedete sich dann meine Digicam, fiel einfach aus der offenen Tasche und machte beim Runterfliegen diesen eindeutigen Geräusche wenn Plastikteile brechen. Falls nun jemand unter der Spindlerschlucht Elektronikschrott findet, bitte Speicherkarte sicherstellen! Auf alle Fälle gibt es nun keine Fotos für den Bericht.
Mittlerweile wurde es ziemlich finster und wir erreichten gerade noch so leichtes Gelände. Im Dunkeln hätte man weiter oben keine Chance, den Weg zu finden. So erging es einer nachfolgenden Partie, die ein sicher ungemütliches Biwak in der Schlucht verbringen mußten. Das Surren von vorbeifliegenden Steinen ist bestimmt nicht schlaffördernd!
Auf der Hütte hatte man unsere Stirnlampen schon beobachtet, tja und es gab besagtes Skiwasser in die Hand und ungläubiges Schauen, als wir kundtaten noch ganz abzusteigen ...

GPS-Koordinaten eigene Messung - Angaben ohne Gewähr (Datum: WGS 84 Positionsformat: Dezimal)
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