II-III, je 5h im Auf- und Abstieg
langer Felsgrat, Gletscher im Zustieg wird nur kurz betreten
Ausgangspunkt:
Parkplatz hinter der Ortschaft Wiler im Lötschental (1420m)
Anfahrt von München:
München - Zürich - Bern - Kandersteg. Bahnverladung, am anderen Ende des Tunnels gleich in das Lötschental und weiter
bis Wiler. Hinter der Ortschaft findet sich kostenfreier Parkplatz links der Straße. 5h.
Stützpunkt:
Bietschhornhütte (2565m)m
Sehr zu empfehlen. Charmant und urig. Nur ca. 20 Plätze, vorher anrufen, um sicher zu gehen, dass die Hütte auch bewartet ist.
Hüttenzustieg:
Vom Parkplatz hinter Wiler geht es gleich über die Brücke zur anderen Flussseite. Man folgt dem markierten und beschilderten
Pfad zur Bietschhornhütte. Zuerst steil durch den Wald, dann eine Brücke über den Nestbach, das Kar in Richtung Nestgletscher hoch
und vorher westlich um einen Gratausläufer herum, dann sieht man die Hütte auch schon.
Route: Bietschhorn, Westgrat, 2-3 (AD)
Zustieg:
Zunächst von der Bietschhornhütte in das Bietschjoch. Das Joch ist von der Hütte aus zu sehen, so wie auch der gesamte
Weg dorthin, auch wenn der Weg in den Felsen wenig auffällt. Dank vieler Steinmänner, weißer Markierungen und einer guten
Spur ist der Weg zum Joch auch im Dunkeln gut zu finden.
Jenseits vom Joch steigt man wenige Meter zum Bietschgletscher ab. Der flache Gletscher macht einen harmlosen Eindruck, hat
aber zum Ende der Saison einige tückische Spalten, so auch wenige Meter in Falllinie unterhalb des Bietschjochs.
Vom Bietschjoch hält man sich auf dem Gletscher auf alle Fälle in östlicher Richtung und steigt zunächst in eine Mulde ab.
Nun nicht direkt zum Westgrat, günstiger ist es, eine tiefe Mulde nördlich auf einer Firn-/Felsrippe zu umgehen. Man gelangt
so auf den oberen Nestgletscher (identisch Zustieg zu Nordgrat). Nun kurz in südlicher Richtung über den flachen Gletscher
und den Westgrat an günstiger Stelle gewinnen.
Der Westgrat ist zunächst breit und man gewinnt ohne Schwierigkeiten an Höhe. An das "blockige" Gelände sollte man sich
gewöhnen, das wird bis zum Gipfel nicht mehr wesentlich besser. Bei guten Verhältnissen kann man Steigeisen und Pickel unten
am Einstieg zum Westgrat deponieren. Der Weg wird mit zunehmender Höhe etwas schmaler, bis man den "grauen Turm" erreicht. Der
wird weitläufig südlich (rechts) umgangen. Man klettert auf Bändern doch sehr weit unterhalb von der Gratschneide
in der Südflanke über drei Rippen hinweg (sporadisch Steinmänner, 1-2 BH). Schließlich steigt man wieder zur Gratkante auf
(Anhaltspunkt: freie Sicht auf Gipfelflanke und "Roten Turm"). Die Schneide ist nun deutlich schmäler aber eher flach.
Unter dem "Roten Turm" steilt sich der Grat wieder auf, man klettert nun wieder knapp südlich vom Grat. Der erste Steilaufschwung
unter dem roten Turm wird dann nördlich der Kante angegangen. Bis hierher bewegen sich die Schwierigkeiten im 1.-2. Grad.
Nun wird es schwieriger, anseilen ist angebracht, die Bohrhaken werden mehr. Der rote Turm wird in einer Seillänge (30m)
direkt am Grat angegangen. Darüber verläuft der Grat für eine weitere Seillänge horizontal, aber auch sehr ausgesetzt, schmal
und eher unangenehm zu begehen. Dahinter wird das Gelände nur unwesentlich leichter, bis der Westgrat in den Nordgrat
übergeht. Ab den Vereinigungspunkt in nun wieder leichterer Kletterei in 10-15min zum Gipfelkreuz und in 5min mehr zum
höchsten Punkt (Mittelgipfel mit Steinmann).
Abstieg:
Entlang des Westgrates. In Abstiegsrichtung nicht leichter, man benötigt genauso viel Zeit wie hoch. An den schwierigsten
Passagen kann an BH abgeseilt werden. Alternativ bietet sich auch der Abstieg über den Nordgrat und damit die Überschreitung
zur Baltschiederklause an.
Hinweise zum Nordgrat:
Von Westen, also Bietschhornhütte, ist dieser nur zum Anfang der Saison erreichbar, wenn die Firnflanke über dem Bergschrund
noch nicht völlig ausgeapert ist. Zum Ende der Saison besteht hier sehr große Steinschlaggefahr.
Charakter:
Das Bietschhorn besteht in erster Linie aus vielen losen Granitblöcken, damit sollte man zurecht kommen. Der Westgrat
erfordert weitgehend schneefreie Bedingungen. Ein wenig (gefrorener) Schnee in der Südflanke erleichtert den Aufstieg unter Umständen,
aufgeweichter Schnee kann beim Abstieg sehr gefährlich werden.
Weite Strecken kann und muss man seilfrei im Absturzgelände mit nur wenig Klettereinlagen hinter sich bringen. Nur vor und
nach dem roten Turm wird das Gelände so schwierig, dass sichern zu empfehlen ist, hier finden sich auch die meisten Bohrhaken.
Für den Abstieg braucht man über den Westgrat genauso lang wie hoch.
Karte:
Landeskarte der Schweiz, Nr. 264 "Jungfrau", 1:50000
Titel: Wie hoch kann man Granitblöcke stapeln? Bergspezln: Thomas
Bietschhorn also, einer dieser fast 4000er, der deswegen gleich um einiges weniger Besuch erhält, es fehlen halt ein paar
Meter bis zur magischen Grenze. Wobei sich das beim Bietschhorn insofern wieder relativiert, da der Berg von rundherum
aufgrund seiner Kegelgestalt sofort ins Auge sticht und er auch noch sehr frei steht, was schon mal eine gute Aussicht
verspricht.
Entsprechend des verminderten Besucheraufkommens ist auch die Bietschhornhütte eher klein, recht viel mehr als 20 Leute passen
da nicht rein. Die Hütte ist der Gegenentwurf zu all den modernen Hotelbetrieben, wozu neuerdings die meisten Hütten
umrenoviert werden. Urig und seit einem Erweiterungsbau annodazumal kaum verändert. Dazu kommt mit Anni die passende
Hüttenwirtin, die aus dem Ganzen ein sehr charmantes Plätzchen macht. Also nicht nur für Bietschhorn-Aspiranten zu empfehlen.
Wir wollten eigentlich den Nordgrat hoch und Westgrat wieder runter, wobei uns ein Bergführer darauf hinwies, dass der Zugang
von Westen aus, also der Bietschhornhütte, zu der Jahreszeit Mitte September schon sehr ausgeapert ist. Um auf den Nordgrat zu
gelangen, muss man dabei zuerst einen Bergschrund mit anschließender Firnflanke überwinden. Die Firnflanke war aber zur der
Jahreszeit kaum noch existent, braunes Geröll kam zum Vorschein, die Steinschlaggefahr somit nicht unbeträchtlich. Wir
entschlossen uns daher, den Westgrat für Auf- und Abstieg zu benützen.
Morgens um 4 ging es los und zwar gleich deftig. Bis zum Bietschjoch sind es zwar nur 1.5h, die aber durchwegs sehr steil und
im Geröll. Ein anstrengender Auftakt also. Darauf wird ein kleiner Gletscher überquert und man gelangt zum Einstieg am
Westgrat. Das Geröll bleibt einem den ganzen Tag erhalten. So schön das Bietschhorn aus der Ferne ist, näher betrachtet
handelt sich um einen einzigen Granitbruchhaufen. Immer wieder erstaunlich, wie hoch sich Granitblöcke stapeln lassen. Vorsicht
war also angesagt. Die Kletterei beginnt gemächlich, vor dem ersten, dem grauen Turm, quert man in die Südflanke und bleibt da
auch immer knapp unter der Gratkante für lange Zeit. Der Schnee von den Vortagen war gut gefroren und erleichterte das
Aufsteigen sogar. Im Trittfirn kamen wir in den vielen ansonsten bröseligen Rinnen gut voran. Über mehrere Rippen geht es
hinweg bevor man wieder direkt die Gratkante verfolgt. Die wird zunächst etwas flacher und ausgesetzter, bevor die
Schlüsselpassage unter dem roten Turm kommt. Erst hier seilten wir an. V.a. der Gratabschnitt nach dem roten Turm ist eher
unangenehm zu begehen, da flach, ausgesetzt und brüchig. Bis zum Punkt, wo sich der Nordgrat mit dem Westgrat vereint, finden
sich die eher schwierigeren Passagen am ganzen Westgrat.
Über den Nordgrat kamen jede Menge Leute von der Baltschiederklause hoch. Der Nordgrat hatte perfekte Bedingungen und sah so
von oben insgesamt auch leichter aus als der Westgrat, da man dort doch überwiegend im Firn aufsteigen kann, jedenfalls vom
Baltschiederjoch aus. Nur die letzten vielleicht 200Hm bewegt man sich dort im Fels. Allerdings mit der schwierigeren
Einzelstelle verglichen zum Westgrat.
Hat man via Westgrat den Nordgrat erreicht, ist es bis zum Gipfelkreuz nicht mehr weit. Der Grat bleibt schmal, brüchig und
ausgesetzt, aber solches Gelände ist man dann bereits gewohnt. Den höchsten Punkt bildet der Mittelgipfel mit einem Steinmann,
vom Gipfelkreuz sind es dorthin nochmal 5min.
Uns dämmerte schon, dass wir wohl für den Westgrat genauso lang runter wie hoch benötigen würden. Und tatsächlich 7h rauf,
7h runter. Wobei wir im Abstieg noch mehr am Seil gingen. Der Schnee war mittlerweile aufgeweicht und somit die bröseligen
Passagen nicht mehr ganz so elegant zu begehen, wie noch morgens beim Aufstieg. Inzwischen konnten wir auch sehen, dass am
Zustieg zum Nordgrat ein weiterer Geröllrutsch abgegangen sein mußte. War also ein guter Rat vom Bergführer, da nicht mehr
einzusteigen.
Wir kämpften uns also die Granitblockwüste wieder bis zur Hütte zurück. Wobei man immer konzentriert bleiben musste, selbst bei
größten Blöcken konnte man sich nicht sicher sein, dass sie beim Drauftreten nicht ins Wanken geraten würden. Gegen sechs Uhr
abends waren wir wieder bei der Hütte. In weiser Voraussicht hatten wir noch eine weitere Nacht dort oben gebucht ...
Die Hüttenwirtin machte sich tags darauf auf dem Weg zum Bietschhorn, 4 Uhr Start und an der Küchentür hing das Schild: "Bin um
13 Uhr wieder zurück". So fit müßte man sein.
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