Anfahrt von München:
München - Lindauer Autobahn - Kempten - Richtung Oberstdorf. Vorher nach Immenstadt und weiter nach Oberstaufen. Hier der
Beschilderung zur Hochgratbahn über Steibis folgen. 2h.
Stützpunkt:
Staufner Haus (1634m)
Alpe-Gund-Hütte (1502m)
Route:
Zunächst ein paar Worte zur Logistik:
Man startet an der Hochgratbahn, Ende der Tour ist in Immenstadt an der Mittagsbahn. Dazwischen sind gut 15km Strecke. Um
zwischen Ausgangs- und Endpunkt hin und her zu kommen bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Zum einen sind Immenstadt und
Oberstaufen durch die Bahn miteinander verbunden. Von Oberstaufen fährt ein Bus zur Hochgratbahn, allerdings ziemlich
unregelmäßig und nicht mehr am späten Nachmittag oder Abends.
Also z.B. Auto in Oberstaufen abstellen, mit dem Bus vom Bahnhof zur Hochgratbahn. Nach Überschreitung mit dem Zug von
Immenstadt zurück nach Oberstaufen. In Immenstadt gibt es auch mehrere Taxi-Unternehmen. Am einfachsten ist es sicherlich, wenn man an Start-
und Endpunkt ein Auto stehen hat.
Startet man vom Tal, führt der direkteste Weg immer entlang von Pisten zum Staufner-Haus. Allerdings ist das Skigebiet recht
weitläufig und man muss nur ganz am Anfang bzw. zum Ende tatsächlich auf der Piste laufen. Abseits der Hauptpiste kann man
z.B. von der Talstation kurz (100m) Richtung Steibis zurückgehen und dort den Ziehweg nach oben folgen. Danach über weitläufiges
Gelände nach oben, Grundrichtung immer Scharte rechts des Hochgrats mit dem Staufner-Haus. Bis dahin 800Hm in ca. 2h.
Vom Staufner-Haus startet die eigentliche Überschreitung der Nagelfluhkette von West nach Ost (in dieser Richtung auch besser
als umgekehrt). Direkt am Grat entlang geht man dabei eher selten. Den Rhytmus hat man bald drauf. 200Hm aufsteigen, einen
"Schlauch" (so heißen hier die engen und steilen Kare) nach Südosten zu einer Alm oder Scharte abfahren und das Gleiche von
vorn ... Je nach Zählung kommt man so auf bis zu 8 Gipfel.
Überschreitung Nagelfluhkette: Hochgrat (1834m): Vom Staufner Haus südlich knapp unterhalb des Grates zum bereits sichtbaren Gipfel. Rindalphorn (1821m): Vom Hochgrat entweder direkt den Schlauch nach Südosten abfahren, man kann aber auch am Grat bleiben
und sich so Höhenmeter sparen. Fährt man den Schlauch ab, steigt man über freie Hänge wieder auf in
Richtung Rindalphorn. Man erreicht zuerst einen Vorgipfel, fährt nochmal ein paar Meter ab und steigt
den sich langsam verengenden und steiler werdenden Grat zum Gipfel auf. Bei der ersten Scharte gleich
die leichtere der beiden Abfahrtsmöglichkeiten zur Gündlesscharte. Ansonsten kann man kurz unter dem
Gipfel auf die Nordseite queren und hier einen weiteren, steileren Schlauch zum Abfahren benützen
(evtl. Wächte in der Einfahrt), muss dann allerdings noch ein paar Meter wieder bis zur Gündelesscharte
aufsteigen, um wieder auf die Südseite zu gelangen. Von hier könnte man auch in das Tal nach Norden
abfahren und würde wieder zur Hochgratbahn gelangen. Gündleskopf (1748m): Die Flanke zum Gündleskopf wieder aufsteigen. Man erreicht scheinbar wieder den Hauptgrad, hält
sich aber zunächst links und stellt fest, dass man nur auf der Gratkante über einen Schlauch wandert.
An dessen Ende anregend ausgesetzt zum Schlauchbeginn absteigen und wenige Meter wieder hoch zum
Gipfelkreuz. Man fährt nun bis zur Gündlesalm (1503m) wieder ab. Dazu gibt es viele Varianten, alle in
etwa gleich steil. Man könnte aber bei guten Verhältnissen auch entlang des Grates zum nächsten Gipfel
laufen. Buralpkopf (1772m): In mittlerweile bekannter Weise wieder aufsteigen zum nächsten Gipfel. Dahinter dann direkt in
die Mulde nach Süden abfahren, oder alternativ erst oben in der Nähe des Grates bleiben und dann erst
später zur Gatter-Alm (1489m) abfahren, die man in jeden Fall erreicht. Sedererstuiben (1737m), Stuiben (1749m): Nicht direkt von der Gatter-Alm wieder aufsteigen, sondern zuerst kurz
weiter nach Osten und jenseits eines Bachgrabens einen Gratrücken zum Aufsteigen benützen. Man erreicht
zuerst den Sedererstuiben, dahinter am Grat nur wenige Meter bergab und hoch zum Stuiben. Dahinter
zunächst am Grat bleibend wieder bergab. Es folgt eine steile Passage, wo evtl. noch die Drahtseile
vom Sommerweg zu sehen sind. Entlang dieser hinab in eine tief eingeschnittene Scharte. Von dieser
fährt man nun zum ersten Mal nach Norden (sehr steil) ab, bis man eine flache Ebene erreicht. Abfahrt durch das Steigbachtal: Von dieser Ebene kann man nun nach Immenstadt abfahren. Dazu zuerst weiter nach Norden
die Ebene überqueren. Dahinter ein Waldriegel, der an einem Felsabbruch endet (Vorsicht). Diesen Riegel
kann man links oder rechts umgehen. Hält man sich links kommt man direkt zur Alpe-Gund-Hütte. Rechts
ist man näher am weiteren Abfahrtsweg. Es geht nach Osten hinab zu einer weiteren Alm. Jenseits einer
kleinen Brücke mit Schild hält man sich links und folgt den Sommerweg durch den Wald. Durch eine breite
Schneise kann man schließlich in Richtung eines großen Gebäudes abfahren. Man trifft auf einen Forstweg,
den man bis Immenstadt verfolgt. Man kommt in der Nähe der Mittagsbahn heraus.
Soweit wohl die populärste Variante, mit Abfahrt vom Stuiben zur Alpe-Gund-Hütte und von dort weiter nach Immenstadt. Man kann auch von der
Scharte zwischen Sedererstuiben und Stuiben zur Hütte abfahren.
Unverwegene nehmen auch noch den Rest des Grates mit. Dies sind fast die anspruchvollsten Höhenmeter der Tour, speziell wenn man schon etwas
ausgelaugt ist. Von daher kann man den letzten Teil vom Stuiben bis zum Mittagsberg auch als eigenständige Tour ansehen.
Alternative - Steineberg (1683m), Bärenkopf (1476m) Mittagberg (1451m): Wie gesagt kann man die Tour noch bis zum Mittagberg fortsetzen. Dazu
wird nach der Abfahrt vom Stuiben durch ein steiles Nordkar der Steineberg von Norden her wieder erstiegen. Dazu hält man sich
auf der Ebene, auf welcher man herauskommt, gleich wieder rechts und gewinnt über eine steile Gasse wieder den Grat (Steinköpfle).
Ein paar Meter müssen entlang eines Drahtseils überwunden werden, bevor man über den Westrücken zum Steineberg gelangt.
Den felsigen Teil des Steinköpfles kann man auch auslassen, wenn man unterhalb des felsigen Gipfels in nordöstlicher Richtung zur
Hinteren Krumbach-Alm (1364m) abfährt.
Hinter dem einzelnen Haus am Waldrand kann man in direkter Linie und sehr steil zum Steineberg aufsteigen. Dies ist insgesamt
jedoch wenig empfehlenswert.
Vom Steineberg folgt nochmal eine sehr schöne Abfahrt. Man fährt etwas südlich ab und es geht links durch einen engen Schlauch
hinab. Ein vorletzter kleiner Gegenanstieg und man steht auf dem Bärenkopf. Hier beginnt schon eine Rodelbahn, die einem nochmal
ein paar Meter bergauf zum Mittagsberg beschert. Dann endgültig über Skipiste und Rodelbahn hinab nach Immenstadt.
Diverse Abfahrtsmöglichkeiten vom Hochgrat
Abfahrt vom Rindalphorn: links der "Normalweg", rechts die steilere Alternative.
Abfahrt vom Gündleskopf.
Blick vom Stuiben zum weiteren Verlauf der Überschreitung.
Abfahrt vom Steineberg.
Charakter:
Lange und im jeden Fall anstrengende Tour. Durch das viele An- und Abfellen verliert man viel Zeit. Die Überschreitung ist
v.a. von West nach Ost zu empfehlen, da man dann die schönen "Schläuche" abfahren kann und nicht aufsteigen muss. Es braucht
sichere Bedingungen, man berührt jede Hangrichtung, die Schläuche sind meist so um die 35° steil. Stellenweise auch mehr.
Früher nur bei Firn empfohlen, ist die Tour mittlerweile sehr beliebt und wird auch im Hochwinter oft begangen.
Karte:
Bayerisches Landesvermessungsamt, "Allgäuer Alpen", UK L 8, 1:50000
Überschreitung der Nagelfluhkette also. Los ging es morgens bei der schattigen Talstation der Hochgratbahn bei sportlichen
-16°C. Um zum Staufner-Haus zu gelangen, muss man auf direktem Weg in Pistennähe aufsteigen. Ist aber gar nicht so schlimm,
weil erstens das Gelände ziemlich weitläufig ist und zweitens in dem Gebiet sich eh nicht allzu viele Skifahrer rumtreiben.
Nach 2h standen wir dann am Grat der Nagelfluhkette, hier geht die Überschreitung eigentlich erst richtig los.
Erster Gipfel der Hochgrat und gleich die erste schöne Abfahrt. Die engen, von Felsen eingerahmten Kare werden hier "Schläuche"
genannt und so sehen sie auch aus. Immer so mittelsteil bieten sie geniale Abfahrten, wenn der Schnee stimmt und der war bei
uns perfekt. Trockener Traumpulver.
Der Rhythmus blieb dann für den Rest des Tages annähernd gleich. 200m aufsteigen, 200m abfahren, usw. Da war oft Felle auf- und
abziehen angesagt. Ich steckte sie während der Abfahrten in die Jacke, so machte mir der Fellkleber durch das dauernde
Wechseln keine Probleme. Der zweite Gipfel und zugleich auch imposanteste, war das Rindalphorn. Zuletzt leitet ein schmaler
Grat zum höchsten Punkt. Man kann nun gleich den ersten Schlauch abfahren, oder man steigt vom Gipfel ein paar Meter ab und
quert nach Norden zu einer Scharte, wo ein zweiter, steilerer Schlauch nach Osten hinab ansetzt. Mit einem 2m-Sprung über eine
Wechte gelangt man hinein in den genialen Hang.
So geht es dann dahin, Berg wieder hoch, schöne Abfahrt wieder runter. Die Zeit wird garantiert zu knapp, bis zum Mittagsberg
wären es je nach Zählung 8 Gipfel. Beim Stuiben wurde es für uns schon etwas zu spät und es hatte zu schneien angefangen. Wir
entschlossen uns also das Steigbachtal nach Immenstadt hinaus zu fahren und die letzten zwei Gipfel auszulassen. Bei der
Schneelage, wie wir sie hatten, war das keine Strafe. Nochmal allerfeinste Pulverhänge in den Lichtungen zwischendurch, aber
auch viel Forstweg. Wenn der aper ist, wäre diese Variante durch das Steigbachtal nicht mehr zu empfehlen.
Von Immenstadt zurück zur Hochgratbahn leisteten wir uns dann ein Taxi für schlappe 50 Euro. Zu dritt war das aber noch zu
verkraften.
27.02.2016: Bis zum Ende Bergspezln: Thomas, Gerhard, Christian
Nagelfluh die zweite also. Dieses Mal standen wir mit zwei Autos parat, was die Logistik doch deutlich vereinfachte. Das Wetter war schöner als
beim letzten Mal, der Schnee dafür nicht ganz so gut. Aber was heißt das schon, es gibt genügend Abfahrten in alle Richtungen, da bleibt Pulver
nicht aus. Meine Motivation war, den letzten Teil der Überschreitung auch noch kennenzulernen. Versorglich versuchte ich also den ersten Teil der
Tour möglichst energiesparend zu erledigen. Half aber nix, am Stuiben, am Beginn "meiner" Tour also, war der Akku eigentlich schon wieder leer.
Wir stiegen vom Stuiben in die Scharte dahinter und fuhren durch einen genial pulverigen Steilhang in den Kessel darunter ab.
Wir liesen den felsigen Part über das Steinköpfle aus. Um den mitzunehmen, hätte man vom Kessel gleich über eine steile, gut erkennbare Gasse wieder aufsteigen müssen. Wir fuhren stattdessen weiter ins Steigbachtal ab bis zu einem einzelnen Almhaus und hatten dann einen fürchterlichen direkten Aufstieg zum Steineberg
zu bewältigen. Entschädigt wur wir nochmal mit einem schönen Schlauch zum Abfahren und wenige Meter hoch über den Bärenkopf zum Mittagberg. Nach so viel auf und ab gerieten die aber endgültig zur Herausforderung. Wäre da ein Lift, ich hätte in genommen.
Der Rest ist eine Rodelbahn hinab Richtung Immenstadt. Bei uns leider ziemlich ausgeapert.
GPS-Koordinaten eigene Messung - Angaben ohne Gewähr (Datum: WGS 84 Positionsformat: Dezimal)
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