Anfahrt:
Im Zillertal vor Mayrhofen links der Straße nach Brandberg folgen. Nach dem Tunnel wiederum links auf eine Mautstraße in den
Zillergrund. Hinter Häusling das Kraftwerk, bzw. Feuerwehr auf der linken Seite, hier parken.
Zustieg zur Nordkante von der Bodenalm aus gesehen
Zustieg zur Nordkante
Charakter:
Die Route ist sehr logisch, es braucht eigentlich kein Topo. Dort wo man rechts ausweicht, kann man es auch schwieriger
direkt am Grat versuchen. Man klettert im besten Granit.
Es stecken sporadisch Normalhaken und viele Fixkeile und -friends. Das Gelände ist sehr sicherungsfreundlich. Mit
Schlingen, Keilen und einem Sortiment Friends kann man die Route perfekt absichern.
Der Grat ist kaum zerklüftet, es handelt sich mehr um einen breiten, glatten Rücken. Die schwierigen Stellen treten eher
vereinzelt und kurz auf, dazwischen viel einfaches Gelände. Das alles begünstigt Sicherung mit laufendem Seil, so dass
man dadurch für so ein Gelände sehr schnell vorankommen kann. Ich habe deswegen im Topo auf eine Aufteilung in einzelne
Seillängen weitgehend verzichtet.
Karte:
AV-Karte Nr. 35/2 "Zillertaler Alpen Mitte", 1:25000
Nun also meine 4. Tour aus dem Kultbuch von Herrn Pause und der Grundschartner war die bisher leichteste. Wir übernachteten
an der Straße in Häusling und gingen frühmorgens los, bei Sonnenaufgang waren wir an der Bodenalm. Die Häuseransammlung
könnte man fast schon als Dorf bezeichnen und macht ganz und gar nicht den verfallenen Eindruck, wie in alten Beschreibungen
zu lesen. Die Alm ist jedenfalls (wieder?) in Betrieb. Ob sich dadurch die Übernachtungsmöglichkeiten verbessert haben, kann
ich aber nicht sagen, aber die eine Stunde, die man dadurch an Zustieg spart, rentiert sich eh nicht.
Dem Senn scheint öfters langweilig zu sein, er fährt wohl gerne Bagger. Deswegen ist der Weg in den Talschluss gut planiert.
Mit jedem Meter wird die Gegend jedoch wilder und schöner. Das Ziel, den Nordgrat hat man immer vor Augen. Granitberge, wie ich
sie bisher nur aus dem Bergell kannte. Super Fotomotive, nur meine Kamera liegt daheim und ich muss mir mit dem Smartphone
behelfen. Verdammt.
Man steigt nun zunächst in einer Rinne hoch, bevor man sich über Firnfelder von rechts her der Nordkante nähert. Pünktlich
am Grat treffen alle Seilschaften gleichzeitig ein. Das gute Wetter und die optimalen Bedingungen für diese Unternehmung
haben dann noch viele andere gerochen. So viel Betrieb dürfte an dem Berg höchst selten sein. Das Gelände ist jedoch
überholfreundlich und bald haben sich die Seilschaften nach Geschwindigkeit sortiert. Wir sind an zweiter Position, gehen
viel am laufenden Seil und sind nach für mich unglaublichen 4.5h Stunden allein für den Grat, bereits am Gipfel.
Die Nordkante ist mehr ein flach geneigter Granitrücken, gewürzt mit ein paar Steilstufen. Da kann man es gut laufen lassen.
Immer wieder sind interessante Kletterstellen eingestreut. König ist, wer gut piazen kann. Vor allem diese Technik ist
gefordert. Die erste schwierige Stelle machten wir klassisch A0, wir hatten gerade überholt und nicht den Nerv, um lange
die Stelle auszubouldern. Wäre aber frei wohl kompliziert geworden.
Danach ist der Grat nur wenig steil, man kommt gut voran. Immer wieder warten aber schöne Kletterstellen. Sogar ein
Körperriß ist mit dabei, da muss man erstmal schauen, wie man da hoch kommt, auch wenn es dann doch nicht so schwierig ist.
Einen weiteren Aufschwung umgehen wir rechts, man hätte aber wohl auch direkt klettern können. Die zweite schwierigere
Passage schon ziemlich weit oben, ist dann doch durchgehend recht anspruchsvoll, die einzelnen Passagen dröseln sich aber
dann doch recht gut auf. Ein kraftiger Überhang, noch ein Block und schon ist das Gipfelkreuz in greifbarer Nähe. Wir gehen
die letzten Meter seilfrei dorthin und freuen uns über das Wetter, die Landschaft und unsere "Speed"-Begehung.
Auch im Abstieg erwischen wir optimale Bedingungen. Große Firnfelder erleichtern uns das Absteigen. Wir gelangen in ein
riesiges Kar, rundherum kein Wanderweg in Sicht, nur paradiesische Almwiesen in voller Blütenpracht. Man muss sich also
den Weg selber suchen und aufpassen, nicht einen Felsabbruch zu "übersehen".
Rechts im Kar geht es leichter, ein paar Bachüberquerungen können recht spannend sein. Weiter unten im Latschendickicht finden
sich dann doch ein paar Wegspuren, bis zur Kainzenalm bleibt der Pfad jedoch recht verfallen und zugewachsen. An der Alm
gibt es die obligatorische Erfrischung, dann steht der weniger spannende Teil des Abstiegs an, wenn auch immer noch in
genialer Landschaft. Man findet sich nun im Boulderparadies wieder und viele komische Gestalten tragen ihre Matrazen durch
die Gegend. Soll heißen Boulderer, die ihre Crashpads zu den Spots bringen und dabei ordentlich schwitzen, weil so eine
Matraze auf dem Rücken wärmt halt ordentlich.
An sich wäre es ja eine Idee, ein Fahrrad vor der Tour an der Kainzenalm zu deponieren, geht aber wegen Privatstraße legalerweise
nicht. Erst beim Gasthof Au könnte man das machen, um sich die letzten 5 Kilometer zu sparen. Hier fährt aber auch ein Bus.
Wir hatten Glück und ein Matrazenträger aus Rosenheim nahm uns mit.
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