Im Juni 2012 kam es zu einen Felssturz aus dem Gipfelbereich. Davon betroffen war vor allem der zentrale Wandbereich. Die Routen
hier können derzeit nicht geklettert werden. Zum einen kommt da wohl noch mehr nach, zum anderen liegt sehr viel Schutt auf allen
Bändern und Absätzen.
Die Route "Hasenalarm", links vom Felssturz, war nicht betroffen und kann ohne Probleme geklettert werden. Sieht man mal vom
mühsamen Zustieg durch den frischen Schotter am Wandfuß ab.
Ausgangspunkt:
Gasthof Obermayrberg (900m)
Anfahrt:
Von Bad Reichenhall in Richtung Lofer in Österreich fahren, kurz vorher links nach Au-Mayrberg
abbiegen - weiter nach Mayrberg und der Bergstraße bis zum Gasthof Obermayrberg folgen.
Charakter:
Alpine Sportkletterroute. Man braucht nur Expressen (13). Evlt. noch Schlingen, um altes Material auszutauschen. Durch die vielen BH gibt es keine
Orientierungsprobleme. Die "Hasenalarm" ist vom Felssturz nicht beeinträchtigt. Sehr solides Gestein und noch sehr rau. 2015 waren es rund 350
Begehungen lt. Wandbuch. Durch den langen Zustieg ist nicht allzu viel los in der Wand.
Die "Hasenalarm" am Häuslhorn
Route: Gr. Häuslhorn, Gerade Südwand, 5- (Kadner 1920, 13-15 SL, 450 m) Achtung, die Route ist derzeit (2015) nach einem Felssturz nicht begehbar (s.a. oben)!
Die folgende Beschreibung der Route ist dann wohl eher von historischen Interesse, da sie mindestens im Gipfelbereich so nicht mehr existiert:
Im unteren Teil gab es mehrere Möglichkeiten. Hier die Beschreibung wie wir die Route geklettert sind.
Das Bachbett welches wir vom Zustieg direkt hochklettert waren, endet an einem Sporn der Wand. Man klettert wenige Meter über Schrofengelände
hoch, die erste kurze und leichte Steilstufe wird links überklettert. Noch ein paar Meter
über Schrofen hoch, bis zum Anfang eines plattigen Rampen-Bandes, welches nach links weiterführt.
An der ersten Rissverschneidung gleich am Anfang findet sich der Einstieg mit Bohrhaken.
1 SL (3+, 50 m): Die Rissverschneidung hoch auf ein Band, immer rechtshaltend höher
klettern zu einer weiteren Rissverschneidung, davor ein Band, welches nach links oben
bis zu einem Kamin verfolgt wird. Hier Stand.
2 SL (4+, 35 m): Den Kamin gerade hoch bis zu Stand auf einem Band (Bohrhaken BH).
3 SL (3, 40 m): Das Band nach rechts verfolgen, bis man über Platten auf die große Rampe
in der Wandmitte gelangt. Auf der Rampe hochsteigen, bis sie sich zu einer kleinen Schlucht
verengt (BH).
4 SL (4-, 30 m): Ab jetzt kann man den weiteren Routenverlauf klar einsehen. Die kleine Schlucht
hoch bis zum Ende der Rampe an einem Kamin (BH).
5 SL (4+, 30 m): Den Kamin gerade hoch zu unbequemen Stand in einer Nische (BH).
6 SL (5-, 25 m): Aus der Nische den stark abdrängenden Riss hoch bis zu einem Überhang, der
nach links durch Ausstieg auf einen Felskopf umgangen wird (BH).
7 SL (4+, 40 m): Wiederum einen Kamin gerade hoch bis zu Stand (BH) auf einem Band.
8 SL (4, 40 m): Über Platten leicht rechtshaltend gerade hoch zu Stand (BH) auf einem Band.
9 SL (3, 50 m): Weiter zunächst über Platten, dann einfaches Gelände, bis man vor einer glatten
Wand steht. Links ergibt sich die Möglichkeit über einen Riss auf einen Felskopf zu klettern. Von
hier führt ein Plattenband wenige Meter zum Beginn eines Kamins. Stand an Sanduhr.
10 SL (4-, 25 m): Den Kamin gerade hoch und Ausstieg auf einen Felskopf (BH).
11 SL (1, 40 m): Über ein Band nach links bis man oben einen großen Kamin erkennt. Stand (BH) etwas oberhalb
des Bandes (ca. 10 m).
12 SL (3, 20 m): Gerade in den Kamin einsteigen bis zu Stand (BH) vor einem Block.
13 SL (4, 45 m): Den Kamin immer an der rechten Seite entlang über mehrere Klemmblöcke zum Ausstieg auf
Grat (BH).
14 SL (2, 30 m): Wenige Meter links hoch zum Gipfel.
Charakter (vor dem Felssturz, neue Infos liegen mir nicht vor):
Herrliche Kletterei im steilen, festen Fels. Gebohrte Standhaken sind
meist vorhanden, auch einige Zwischenhaken. Die Route läßt sich zudem hervorragend mit
Klemmkeilen und Friends absichern. Orientierung ist am Einstieg und im oberen Teil nicht immer
ganz einfach, es gibt mehrere Varianten im 4-5er Bereich.
In der Häuslhornrinne (Schnellabstieg) liegt viel Geröll.
Die "Gerade Südwand" damals ... (Abstieg falsch eingezeichnet, der ist weiter links)
Die Südwand heute, nach dem Felssturz von 2012
Karte:
Bayerisches Landesvermessungsamt, "Nationalpark Berchtesgaden", UK 25-1, 1:25000 (ohne Zustieg)
Führer:
AV-Führer "Berchtesgadener Alpen", 16. Auflage 1990, Bergverlag Rudolf Rother, München
Rudolf Kühberger & Gerald Forchthammer "Best of Genuss, Band 1", Panico Alpinverlag, 1. Auflage 2008
Titel "Gerade Südwand": Kaum zu übersehen ... Bergspezln: Andreas
Tadelloses Wetter am Wochenende. Es war richtig heiß! Keine Wolke am Himmel und gute
Fernsicht. Da sollte noch mal eine Tour her. Bei meiner Wanderung auf das Stadelhorn im Juni war
mir das Gr. Häuslhorn mit seiner steilen und ziemlich abweisend erscheinenden Südwand
aufgefallen. Ein Blick in den AV-Führer offenbarte mir eine Route im Rahmen meiner Möglichkeiten,
die Gerade Südwand, mit V bewertet. Die Ver-Stelle suchten ich und Andreas allerdings vergeblich, allenfalls
V-. Generell ist die Route im Führer etwas überbewertet, die durchgehenden IVer-Seillängen fanden
wir jedenfalls nicht.
Der Reihe nach, zum Einstieg leitet ein meist (?) ausgetrocknetes Bachbett. Sehr eindrucksvoll!
Man steigt scheinbar endlos durch einen glattgescheuerten Kanal. Da möchte ich nicht unterwegs
sein, wenn hier ein Sturzbach durchrauscht.
Herzstück der Südwand ist eine markante Rampe in der Wandmitte. Auch ein Teil unserer Route.
Es galt also, auf diese Rampe zu gelangen und da taten sich etliche Möglichkeiten auf.
Schließlich standen wir auf einem Band vor einer Verschneidung und rätselten, ob das den
nun der richtige Einstieg ist. Tja, bis Andreas einen Meter vor uns den Bohrhaken entdeckte,
ab da waren wir uns sicher ... ;-). Gleich nach der nächsten Seillänge erschien uns die V- Stelle
im Topo doch etwas arg erzwungen, da man ohne Probleme über ein Band nach rechts gleich auf die
große Rampe gelangt. Am Ende dieser die Schlüsselstelle, eine ca. 20 m hohe, ziemlich abdrängende
Rissverschneidung. Das ganze ist im sehr steilen Gelände, gegenüber hat man einen wunderbaren
Blick auf das Stadelhorn, welches von hier wie der babylonische Turm aussieht oder was man sich
drunter halt so vorstellt. Zum Ende hin verstieg ich mich nochmal, war aber kein Problem, das
Gelände lies mal wieder mehrere Varianten zu. Noch die Gipfelschlucht und schon standen wir nach
6h gemütlicher Kletterei auf dem Gipfel. Ganz allein und mit einer herrlichen Aussicht.
Für den Abstieg wählten wir die schnelle Variante durch die Häuslhornrinne. Die Bergschuhe
hatten wir am Einstieg deponiert und so war der Abstieg mit den Kletterschuhen durch die
schotterige Rinne für meine Zehen doch ein arg schmerzhafte Prozedur.
Titel "Hasenalarm": Schmerzhaft, aber gut Bergspezln: Gerhard
Die Route wollte ich schon lang mal machen. Zwischenzeitlich hatte es ja diesen Felssturz gegeben. Aber die Hasenalarm war laut vieler Berichte
davon unbeschadet geblieben. Schon beim Zustieg konnte man den roten Fleck im Gipfelbereich ausmachen, wo sich die Felsmassen gelöst hatten. Das
Schotterfeld vor der Wand und auch das Bachbett, welches ich damals mit Andreas als Zustieg für die "Gerade Südwand" benützt hatte, überall lagen frische,
rote Trümmer. Der Zustieg war dadurch mühsam, auch wenn wir dieses Mal den "korrekten" Weg über die Jagdhütte Hochgscheid nahmen.
Die Route geht recht einfach los, aber schon die zweite Seillänge ist ein kleiner Muntermacher. Ich wählte die Methode "Rissklemmen", aua, Füße. Im
Mittelteil folgt eine schöne Seillänge nach der anderen. Gegenüber, im Zentralbereich kann man gut sehen, wie jeder noch so kleine Absatz mit Schutt
vom Felssturz eingedeckt ist. Das dauert, bis die Routen wieder geputzt sind.
Unser Timing war hervorragend, wir brachten gerade die letzte Seillänge hinter uns und ein kurzes Gewitter begrüßte uns am Ausstieg mit Graupelschauer.
Der Gipfel ist nicht weit und lohnt einen Abstecher. Danach gehts über die Häuslhornrinne wieder zurück unter die Wand. Wir hatten im zentralen Kessel
noch ein Schneefeld, über das wir an einem Block abseilten. Das erschien uns sicherer.
Name: Karin
Datum: Thursday 2016-10-27 20:34:10 Betreff: Foto
Nachricht: Hallo, ich schreibe ein Buch über meine früheren Klettertouren. Darf ich ein Foto vom Häuslhorn von Euch verwenden. Meine Mailadresse: familie.moser@gmx.at
Lg Karin
Kommentar hinzufügen
Hier könnt ihr Anmerkungen loswerden, welcher Art auch immer.
Regeln:
Bitte kein HTML verwenden (wird rausgefiltert). Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, falls sie nicht zum Thema passen, oder sonstwie
unsachgemäß sind.
www.sirdar.de
"Zugspitz? Grodaus!" Die großen Wettersteingrate und andere kleine Abenteuer