Geräumige Hütte direkt unterhalb der neuen Seilbahnstation auf der Pointe Helbronner und mit dieser per Tunnel verbunden.
Theoretisch ist die Hütte auch vom Tal ohne Gletscherberührung erreichbar. Wird aber wohl kaum gemacht. Unterhalb der Seilbahn führt ein Pfad
nach oben. Die Hütte liegt auf einem Sporn zwischen zwei Gletscherzungen. Der Sporn wird über dessen Südflanke direkt zur Hütte begangen.
Route: Biwak im Col de la Fourche (3676m)
Zustieg:
Vom Rifugio Torino folgt man der meist breiten Spur in Richtung Mont Blanc du Tacul. Vor diesem biegt man links in den Kessel des Cirque Maudit
ab. Der Kessel wird südwestlich durch einen Verbindungsgrat zwischen Mont Maudit und Tour Ronde vom Brenva-Gletscher abgegrenzt. Der obere Teil dieses
Grates ist der Kuffnergrat. Im flachen Tal finden sich mittig markante Zacken. Rechts davon ist das von unten nicht sichtbare Biwak. Ebenfalls rechts
von diesem Zacken führt ein ca. 45° steiles und etwa 150m hohes Couloir zum Grat hoch. Hauptproblem ist der Bergschrund, der an günstiger Stelle
überschritten wird. Man erreicht den Grat unmittelbar rechts vom Biwak. 2-3h vom Rifugio Torino.
Das Biwak hat eine sehr exponierte Lage. Der Zustieg ist mit einem Fixseil entschärft. Die Schachtel ist für zehn Leute ausgelegt. Decken sind
vorhanden. Kein fließend Wasser vorhanden, es muss Schnee geschmolzen werden. Der Kuffnergrat ist sehr beliebt, deswegen lieber etwas früher dran
sein, um sicher einen Platz zu ergattern.
Route Kuffnergrat (auch Tour-Ronde-Grat genannt):
Erstbegeher: M. von Kuffner, Alexander Burgener, H.Furre, ein unbekannter Träger, 2.-4. Juli 1887
Wer ohne vorhergehende Übernachtung auf dem Biwak losgeht, kann sich den flachen Teil des Grates sparen, indem er das dem ersten Steilaufschwung
nächstgelegene Couloir hochsteigt.
Vom Biwak steigt man zurück auf den Grat und überklettert den ersten Gratturm direkt. Dahinter warten schon erste felsige Stellen (3), man quert in der
Folge sehr steil rechts vom Grat. Der zweite Gratturm wird nicht überschritten, er kann links oder rechts umgangen werden. Links hat es zunächst
gut zu begehende Firnbänder, bald erreicht man jedoch ein Felssturzgelände. Stabil ist hier nix mehr, weswegen hier die Umgehung links nicht empfohlen
sei. Stattdessen sollte man es rechts probieren, hier ist der Fels solide und man erreicht schnell wieder den Firngrat hinter dem zweiten Gratturm. Man
startet die Umgehung gleich an der Basis des Turms. Jedoch ist dies im Dunkeln eher schwierig zu finden.
Man nähert sich nun der ersten Steilstufe, von rechts her würde der oben erwähnte Schnellzustieg aus dem Cirque Maudit einmünden. Links vom Grat
gewinnt man über ein kurzes Couloir (evtl. vereist, aber nicht sehr steil) ein erste Firnfeld, etwa 45° steil. Am oberen Ende wird man meist auf einen
Felsgürtel stoßen. Diesen überwindet man von rechts nach links über Bänder und kurze Felsstufen. Es finden sich genügend natürliche
Sicherungsmöglichkeiten. Darüber startet eine zweite Firnflanke (45°), die schließlich in einen flachen Gratfirst übergeht. Das ist "das" Fotomotiv am
Kuffnergrat schlechthin. Waagrecht gehts über den scharfen und überwächteten Grat zu einem großen Gendarm, der "Pointe de l'Androsace". Der Turm
könnte auch überschritten werden. Viel üblicher ist es jedoch, diesen links zu umgehen.
Man versucht dies im Übergang zwischen Firn und Fels. Das Gelände ist hier mit 55° sehr steil. Durch Anraum entstehen hier abenteuerliche Firn-
Formationen. Selbst mit vorhandener Spur ist die Querung abenteuerlich, ohne Spur ist dies nochmal eine ganz andere Nummer. Man quert bis zum Beginn
kleinerer Firn-Couloirs und klettert diese wieder zum Grat hoch. Dies sind zwei etwa 20m lange Seillängen im Mixed-Gelände. Man kann an Rissen gut
sichern, es hängt ein altes Fixseil und es finden sich vereinzelt Normalhaken.
Man sollte den Grat direkt hinter der "Pointe de l'Androsace" erreichen. Hier sind Abseilstellen eingerichtet. Man seilt direkt über den Grat 10m in
eine Scharte ab. Von der Scharte kurz einen Firnhang hoch, bis zum Beginn eines markanten Risskamins hinter einer Felsrippe. Nun entweder die
Rippe oder direkt den Risskamin hoch. Letzterer bietet Mixed-Kletterei bis zum 4. Grad. Oberhalb beginnt die letzte Firnflanke, nochmal ca. 55° steil.
Man steigt diese Flanke direkt bis zum Ausstieg auf einer Gratschulter aus. Damit ist der NO-Grat zum Mont Maudit erreicht. Rechts wäre ein
Notabstieg in den Kessel zwischen Tacul und Maudit möglich. Man folgt nun dem NO-Grat. Dieser ist zunächt mit Felsen durchsetzt. Ein Steilaufschwung
wird direkt erklettert (1 SL, 50m).
Darüber ist die gewaltige Gletscherflanke des Maudit erreicht. Der weitere Weg ist nun klar. Man steigt rechts am Gipfelturm vorbei und erreicht den
Gipfel ohne Probleme von der Westseite.
Abstieg über Normalweg
Man erreicht über die steile Westflanke die Traverse zum Mont Blanc. Viel einfacher ist es jedoch, wenn man vom Gipfel an einem kleinen Grat nordwärts
zu einem kleinen Sattel läuft. Hier hält man sich rechts und gelangt so ohne größere Probleme zum Col du Mont Maudit. Dies ist die Schlüsselstelle an
der Mont-Blanc-Traverse. Die Flanke ist 45° steil, darunter wartet ein Bergschrund, der je nach Saison Probleme machen kann. Am Col du Mont Maudit
gibt es eine Stange zum Abseilen, ob diese benützt werden kann, hängt von der Schneelage ab. Den ersten flacheren Teil kann man noch relativ
problemlos bis zu einer Felsinsel abklettern. Ab hier muss man gegebenenfalls mindestens 30m abseilen, um sicher über den Bergschrund zu gelangen. Der
weitere Abstieg sollte nun breit ausgespurt sein. Man steigt in das Col Maudit hinab, überquert dieses Plateau in Richtung Tacul. Es warten ca. 150m
Gegenanstieg.
Man quert nun relativ ostwärts oberhalb der Nordwestflanke des Tacul. Schließlich steigt man eine schwach ausgeprägte Rampe zwischen all den
Seracs die Nordwestflanke hinab. Damit hat man Cosmique-Hütte und Aiguille du Midi erreicht, wo sich wieder viele Optionen ergeben. Für Fußmüde,
Aiguille-du-Midi und Pointe Helbronner sind mit einer Seilbahn verbunden.
Übersicht Kuffnergrat
Kuffnergrat, die Route
Die Biwakschachtel
Der flache Teil des Grates, mit der nicht zu empfehlenden linken Umgehung des 2. Gratturms. Besser rechts umgehen.
Erste Steilstufe
Querung Pointe de l'Androsace und oberer Teil der Route
Die Querung von oben.
Nordostgrat
Gipfeletappe
Abstieg Mont Maudit
Abstieg Tacul
Charakter:
Eine der ganz großen, klassischen Grattouren im Mont-Blanc-Gebiet. Recht beliebte Tour. Überwiegend bewegt man sich im Firn/Eis, die felsigen
Stellen sind eher kurz. Dementsprechend ist eine hohe Schneelage mit gut gesetzten Schnee ideal. Nicht zu spät einsteigen, der Grat ist von der
Früh weg in der Sonne. Ohne Spur wird die Sache nochmal um einiges anspruchsvoller, als es eh schon ist.
Es braucht zwei Eisgeräte, Steigeisen, 3-4 Eisschrauben, viele Schlingen, zwei-drei mittlere Friends. Den überwiegenden Teil kann man seilfrei
begehen. Gesichert wird über maximal 20m-Seillängen.
Karte:
IGN 3630OT, "Massif du Mont-Blanc", 1:25000
Führer:
Harmut Eberlein "AV-Führer Mont-Blanc-Gruppe", Bergverlag Rudolf Rother, 9. Auflage 2000, München
Den ersten Versuch, vom Rifugio Torino zum Biwak im Col de la Fourche zu gelangen, hatten wir im Gewitter schnell aufgegeben. Zum Glück fand sich dann noch ein Platz auf der Hütte in einer Vorkammer. Der war aber wesentlich besser, als es die offiziellen Lager sind. Abends lief Fußball, Italien - Deutschland. Mit dem besseren Ende dieses eine Mal für Deutschland. Wir wurden aber nicht der Hütte verwiesen. Das freundliche Hüttenteam nahm es gelassen. Am nächsten Tag bei nun bestem Wetter, der zweite Versuch Richtung Biwak. Sind nur 2-3h von der Turiner Hütte bis dahin. Aber über weite, der Sonne voll ausgesetzte Gletscherflächen, weswegen wir früh losgingen. Wie sich zeigen sollte, war das auch aus anderen Gründen gut so. Es wurde voll im Biwak und so konnten wir uns als erste noch zwei Lager mit Decken sichern.
Man geht zunächst an all den bekannten Routen an der Tour Ronde und Grand Cappucin vorbei. Überall hingen die Bergsteiger. Es hatte beste Bedingungen, sowohl im Fels, als auch im Eis. Auch am Kuffnergrat zum Mont Maudit stiegen schon die ersten Seilschaften auf. Eine Spur würde also vorhanden sein. Schon der Zustieg zum Biwak Fourche ist dann eine veritable Firnwandtour. Die Biwakschachtel thront am Gratfirst zwischen Kuffnergrat und dessen Fortsetzung Richtung Tour Ronde. Dabei werden die beiden Gletscherkessel Cirque Maudit und unterhalb der Brenvaflanke vom Mont Blanc voneinander getrennt. Um dort hochzukommen, gilt es ein ca. 150m hohes und 45° steiles Couloir zu erklettern. Dann noch zum Biwak abklettern und man wird sich den ganzen Tag nicht mehr von der Schachtel wegbewegen, weil rundherum das Gelände so exponiert ist. Wir hatten nun jede Menge Zeit und mussten den Tag also mit Warten rumkriegen. Dafür befindet man sich aber in einer sehr wilden und abgelegenen Ecke Europas, es gibt jede Menge zum Schauen und Staunen. Nach und nach trudelten dann auch die Mitbewerber ein. Die ersten seilten noch direkt vom Geländer rund um die Schachtel in den Brenva-Kessel ab. Schon eindrucksvoll, wie sie langsam in dieser Eiswildnis verschwanden. Irgendwann wurde die Hütte aber doch voll. 11-12 Leute können noch gut auf den vorhandenen Lagern schlafen. Der Rest muss dann stehen. Wir waren schlussendlich zur "Peak-Zeit" 13. Die ganze Nacht herrschte somit Betrieb. Zwei Italiener gingen den Brenvasporn an, der einen guten Eindruck machte.
Man hat vom Biwak aus auch gut Gelegenheit, den Kuffnergrat zu studieren. Der ist zum Großteil eher weniger Grat, denn Firnflanke. Der zentrale Teil gliedert sich in drei größere und steile Firnflanken, dazwischen muss man umgehen, oder auch ein wenig am Grat klettern. Der ganze Grat ist von der Früh weg in der Sonne, weswegen man nicht zu spät loslegen sollte. Los geht es mit dem eher flachen Teil des Gratverlaufs. Ein erster Gratzacken wird noch direkt überklettert, danach wartet ein ausgesetzter Firngrat. Den zweiten, wesentlich markanteren Gratzacken kann man links oder rechts umgehen. Aufgrund der vielen Spuren versuchten wir es links. Das ist aber bald wirklich übles Gelände. Man quert und klettert durch einen aktiven Felssturz. Später vom Gipfel des Maudits kann man einen Blick zurück auf diese Passage werfen und wird mit Grauen auf die großen Schuttflächen auf dem Gletscher schauen. In jedem Falle besser ist es also, diesen zweiten Gratzacken rechts zu umgehen. Der Fels machte da einen solideren Eindruck, auch wenn das Gelände insgesamt exponierter ist.
Danach wartet das erste Firnfeld, eigentlich eher ein breiteres Couloir, am Anfang bei uns vereist, aber nicht so steil, maximal 40°. Das Ganze ist mittlerweile durch einen Felsriegel unterbrochen, hier hat man einen gemischten 3er zu bewältigen. Danach das zweite Firnfeld, etwas steiler, aber auch nicht dramatisch. Dieses läuft schließlich in dem berühmten überwächteten, horizontalen und sehr schmalen Gratfirst aus. Das fotogene Kernstück des Kuffnergrats.
Klettertechnisch am eindrucksvollsten ist die Umgehung des Gratzackens Pointe de l'Androsace auf der linken Seite. Auch dies geschieht zum überwiegenden Teil im Firn. Nur handelt es sich eher um Anraum, weswegen der Schnee ziemlich abenteuerliche Formen annehmen kann. Man fühlt sich in die Anden versetzt, wenn man im 50° Gelände mehrere Schneerippen quert. Der Erste möchte ich hier wahrlich nicht sein. Derjenige musste sich förmlich einen Weg durch diese abenteuerlichen Formationen gegraben haben und das alles in dieser Steilheit. Um von dieser Querung hinter der Pointe de l'Androsace wieder auf den Grat zu kommen, warten zwei anspruchsvolle Mixed-Seillängen. Eher Steileisklettern, gewürzt mit 4er-Stellen im Fels, jedoch weitgehend gut abzusichern.
Am Grat gleich wieder abseilen und man darf einen schönen Risskamin erklettern, je nach Ausaperung mehr Fels oder Eis, immer jedoch sehr schön. Das letzte Firnfeld steht an, bei uns war es hier schon sehr warm und der Schnee eigentlich schon viel zu weich. Der Start vom Biwak um 4.30 Uhr war also zu spät. 3.30 Uhr wäre besser gewesen. Am NO-Grat des Mont Maudit angekommen ist man aus dem Gröbsten raus, gewonnen hat man allerdings noch nicht. Es gibt noch eine 2er-Seillänge am nächsten Steilaufschwung. Danach machte sich bei uns die Höhe bemerkbar, die letzten etwa 150 Hm zum Gipfel des Mont Maudit wurden zäh, aber alles in beeindruckender Landschaft. Der Mont Maudit wird ja eher weniger besucht und das obwohl er an der vielbesuchten Mont-Blanc-Traverse liegt. Die Karawanen sahen wir auch unter uns ziehen. Beeindruckender sind jedoch die gewaltigen Massen des Mont Blanc direkt vor einem. Schon ein wuchtiger Berg.
Wir reihten uns ein in die Reihe der Mont Blanc Bezwinger. Der Gegenanstieg hoch zum Tacul zog sich schon und auch der Weg zur Cosmique ging nicht mehr im allerschnellsten Schritt, um es vorsichtig auszudrücken. Wir hatten schon Angst, auf der Cosmique keinen Platz mehr zu bekommen, da wir nicht reserviert hatten. War jedoch kein Problem, die Hütte war überraschend leer. Für den nächsten Tag war auch nicht ganz so gutes Wetter angesagt und viele Leute bleiben mittlerweile dann wohl doch eher im Tal, um dann von der Midi-Bahn aus Tagestouren zu machen. Preislich ist das ja fast dasselbe, wie eine Übernachtung auf der Cosmique. Mont Blanc ist ja generell gut erschlossen. Auch wir machten anderntags nochmal Gebrauch davon und ließen uns von der Panorama-Bahn hinüber zur Pointe Helbronner tragen. Schon auch eine sehr eindrucksvolle Fahrt, kann man nix sagen.
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