Die Hohe Kiste ist an sich schon ein sehr markanter Berg, gleich am Anfang links oben, wenn man München nach Garmisch fährt. Der Weg dort rauf ist lohnend, weil man mit so einer "abgelegenen" Gegend gleich
über der Autobahn nicht rechnet. Hier ist eine kleine Variante vorgestellt, welche in Teilen den Mineckergrat verwendet. Eine Tour für erfahrene Wanderer, die Kraxeleien und etwas Wegsuche nicht scheuen.
Fakten
Ausgangspunkt:
Eschenlohe (680m)
Höhenmeter:
1400 Hm
Zeit:
9h, 21km
Markierung:
Nur der "Normalweg" durch das Pustertal
Besonderheit:
Variante über Zwölferköpfl: Kraxeleien I-II, Wegsuche
Route:
Man startet am Parkplatz, auf dem folgenden Forstweg nimmt man die erste Abzweigung links Richtung Kuhalm. Wenig später trifft man auf die zweite Abzweigung. Hier nun rechts, zum "Hahnbichlsteig". Dies
wäre der normale Steig von Eschenlohe, um über das Pustertal auf die Hohe Kiste zu kommen.
Man folgt also dem rot markierten Hahnbichlsteig und nimmt dabei direkte Abkürzer durch den Wald. Nach einer flacher Querung, wo man wieder auf einen Forstweg trifft, geht man an der Abzweigung links zum
Krottenkopf gerade vorbei, um kurz darauf rechts hoch den guten Weg zur Mesmerhütte zu folgen. Damit ist man auf dem Steig, der über das Zwölferköpfl zur Hohen Kiste führt.
Vor der Hütte, oder auch hinter der Hütte führt in einem kleinen Bogen ein guter Pfad direkt steil hoch, bis man auf einen etwas breiteren Weg trifft. Diesen nach rechts, man erreicht so schließlich den
Mineckergrat mit einer kleiner Wiese. Dabei steht man schon unter dem Zwölferköpfl, welches mit vielen Felszacken sehr verwegen aussieht. Der Pfad bleibt jedoch bis zum Gipfel gut und macht auch einen
gepflegten Eindruck. Über Wiese und Wald geht es hoch zur ersten Felsbastion, durch diese leiten rote Markierungen. Dabei unter dem ersten Turm rechts vorbei, dann die erste Rinne links gerade hoch,
hier hat es kurze Ier-Stellen. Darüber auf guten Weg ohne weitere Schwierigkeiten durch Latschen zum Gipfel des Zwölferköpfls.
Man folgt den Grat weiter, anfangs ein guter Weg, der unmittelbar vor einer Scharte sehr steil abfällt und unangenehm wird. Anfangs eine ockerfarbene Platte (I) hinab, darunter schwieriger, ein
rutschiger Abstieg mit bröseligen Rollsplit auf harter Erdunterlage (ca. 50Hm).
So erreicht man das Kar nördlich unter der Hohen Kiste. Wer zum Normalweg über das Pustertal absteigen will (von oben gut sichtbar), sollte das nun hier direkt tun, nachher wäre es nur deutlich schwieriger
möglich. Ansonsten quert man das Geröllkar immer am Fels entlang, meist auf gut sichtbaren Trittspuren. In einem Seitengrat von der Hohen Kiste erkennt man einen markanten Felsfinger, das ist das Ziel.
Die Querung steigt an, die Wegspuren werden im Geröll undeutlicher. Man steigt vor einer Rippe das Kar schließlich rechts hoch, die Wegspuren verschwinden beinahe, das Gelände wird zunehmend steiler und
unangenehmer. Zwischen dem Geröll folgt man einer Rampe fast bis zum obersten Ende des Kars hoch. Hier setzt nun eine Querung nach links an, die Pfadspuren werden wieder deutlicher. So wird eine Felsrippe mit
Steinmann erreicht. Dahinter nun auf einem Felsband ausgesetzt, aber unschwierig zum Seitengrat mit dem erwähnten markanten Felsfinger. Dahinter nur wenige Meter unschwierig hinab zum Normalweg über das
Pustertal. Diesen hoch bis zu einer Scharte, dann rechts bis zur Abzweigung zur Hohen Kiste. Schließlich wenige Meter durch Latschengelände mit Schrofen hoch zum Gipfel.
Abstieg:
Der beschriebene Aufstiegsweg über die Geröllhalde ist für den Abstieg denkbar ungeeignet. Das Geröll ist zu steil und "rollig". Deswegen entweder über den Normalweg durch das Pustertal absteigen oder man kann
über das kleine Plateau südlich unter der Hohen Kiste noch einen lohnenden Abstecher machen.
Dazu dort wo man beim Aufstieg rausgekommen ist, einfach gerade aus weiterlaufen. Bei der nächsten Abzweigung links hoch zu zwei kleinen Hütten. Der Weg verläuft weiter in einen Sattel bis vor dem Platteneck.
Hier quert man dann links hinein in das Möselkarl und weiter über das Möselgratl und zum Pustertal-Jagdhaus absteigen. Danach auf Hahnbichlsteig, oder weiter unten auf Fahrweg zurück nach Eschenlohe.
Charakter:
Bis zum Zwölferköpfl ist auch die eher unbekannte Anstiegsvariante zur Hohen Kiste ein erstaunlich gut gepflegter Weg. Zwar nicht beschildert, aber teilweise markiert, zumindest dort, wo zwingend notwendig.
Bis hierher bis auf eine Kletterstelle I auch recht einfach. Der weitere Weg über den Grat ist zunächst ebenfalls unschwierig. Der folgende Abstieg in eine Scharte beginnt mit einer 2er-Stelle und ist dann v.a.
sehr unangenehm rutschig-bröselig.
Der Weg durch das Geröllkar unter der Hohen Kiste ist teilweise nur schwierig zu entdecken, hier braucht es ein gutes Gespür für den Weg und v.a. eine Ahnung davon, wo man hin will. Das kann man vorher vom
Zwölferköpf gut auskundschaften.
Der Pustertal-Weg hat zwar auch noch eine kurze Kletterstelle, ist aber sehr gut ausgebaut und vergleichsweise einfach.
Der beschriebene Rückweg ist nicht markiert, aber trotzdem ein sehr gut angelegter Pfad.
Nur zu Besuch
Bei der Hohen Kiste hatte ich mir zwei Wege ausgeguckt, die Alternative wäre noch der Grat über den Zunderkopf gewesen, aber aufgrund der Beschreibungen im Internet entschied ich mich für die Variante über
den Zwölferkopf und die war zunächst überraschend einfach. Ich war auf ganz was anderes eingestellt, Wegsuchen durch Latschengassen, aber so ist das ein normaler Weg und laut Gipfelbuch wird der Berg auch oft
besucht.
Der Rest über den Grat geht zunächst auch recht einfach her. Dann kommt der Abstieg vor dem Gipfelaufschwung links in das Kar unter der Hohe Kiste und hier bin ich teilweise auf allen Vieren hinab.
Rutschiges Schottergelände war noch nie meins und wird es auch nicht mehr werden.
Beim Aufstieg durch das anschließende Geröllkar wußte ich genau, wenn du hier umkehren musst, dann wird das äußerst unangenehm. Kein gutes Gelände zum Absteigen. Trotzdem stieg ich weiter hoch, irgendwann
ging es auch nicht mehr anders. Aber kaum hat man ein nach links ziehendes Felsband erreicht, atmet man erleichtert ob des gefundenen Steinmanns auf und der Weg wird wieder angenehm.
Die Hohe Kiste ist ein an sich sehr markanter Felszacken. In den Einstieg in das Kistenkar habe ich mal reingeschaut. Ich glaub, die dort verlaufende Skitour muss ich nicht von meiner Liste streichen, die dürfte trotz meiner nun
eingeschränkten Skikünste immer noch gehen.
Links daneben am Ausstieg aus dem Kistenkar steht eine Gedenktafel, "Es war schön auf dieser Welt Gast zu sein". Falls für mich auch mal eine Gedenktafel nötig wird und man meiner gedenken will, das wäre der
Spruch. Damit kann ich mich jedenfalls gut identifizieren.
Für den Rückweg drehte ich eine kleine Runde über das Möselkarl. Wird glaube ich nicht so oft gemacht, der Weg ist aber auch sehr gut. Unglaublich wie wild und einsam Bayern hier in dieser Ecke ist.
Man denkt gar nicht mehr an die stets volle Garmischer Autobahn unten im Tal, sondern fühlt sich eher weit in irgendeine Wildnis versetzt.
Stephan unterwegs am 23.07.2021
Das erste Schild, hier dann rechts zum Hahnbichlsteig.
Schon recht weit oben. Wenn man zum Zwölferkopf will, dann hier nicht dem Schild folgen, sondern gerade aus und danach rechts hoch zur Mesmerhütte.
Hier lang, an sich nicht zu verfehlen.
Das ist die Mesmerhütte. Entweder gleich vor der Hütte, oder dahinter, in jedem Fall links hoch auf einen anfangs nur dünnen Steig.
Bald ist der Weg wieder breiter.
Man erreicht eine Wiese auf dem Mineckergrat. Hier links weiter.
Oben die Felsbastionen gehören schon zum Zwölferköpfl. Ich meine durch die Rinne zwischen ersten und zweiten Turm von links ging es hoch. Es hat aber auf alle Fälle rote Markierungen.
Unter diesem Turm entlang und dann links eine Rinne hoch.
Der Gipfel des Zwölferköpfls. Man kommt entspannt durch die Latschen in einem Linksbogen hoch.
Die Hohe Kiste. Man sollt schon mal Ausschau halten, durch das voll einsichtbare Kar führt die beschriebene Aufstiegsvariante.
Gegenüber die Osterfeuerspitze.
Vom Zwölferköpfl geht es noch eine Weile entspannt durch Latschengassen am Grat entlang.
Der Übergang durch das Kar zum Normalweg im Pustertal.
Der steile Abstieg nach dem Grat vom Zwölferköpfl.
Am oberen Ende des Geröllkars, mit dem Übergang über den Felsband zum Normalweg. Eindeutig markiert durch einen markanten Felsfinger.
Das Zwölferköpfl. Man sieht den Weg über den Grat durch Latschengassen.
Ein Steinmann am Felsgrat zeigt, dass man richtig ist.
Das Felsband mit Felsfinger.
Jenseits dann der Normalweg über das Pustertal.
Oben wartet ein schönes Plateau und jenseits der Krottenkopf.
Blick hinunter von der Hohen Kiste zum Grat mit dem Zwölferköpfl.
Hinten der Simetsberg und dahinter der Walchensee.
Von der Westseite her ist die Hohe Kiste schon ein schrofer Zacken.
Ein schöner Abschiedsspruch, wie ich finde.
Die Ostseite der Hohen Kiste ragt nur wenig über das umgebende Plateau hinaus.
Der Abstieg durch das Möselkarl. Ein guter, aber nicht markierter Weg führt hier hindurch.
Oben in der tiefsten Scharte sieht man nochmal den heiklen Abstieg vom Grat des Zwölferköpfls.
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