Wir flogen von München über Istanbul nach Malatya. Beim Zwischenstopp in Istanbul sahen wir dann zum ersten Mal
diese türkischen Lire. Ein Dollar sind 1.500.000 TL. An die vielen Nuller muß man sich erst mal gewönnen. Ist
schon was seltsames, die Inflation. Warum streichen die nicht einfach ein paar Nullen? (2020: ... das wurde dann später tatsächlich gemacht)
Was machen sich die Leute vor so einer Reise immer Sorgen, was da nicht alles passieren könnte! Von Entführung über
Raubmord bis Flugzeugabsturz und Erfrieren am Berg ist da meist alles mit dabei. Die banale Realität sieht aber
so aus, dass man die gefährlichsten Momente um Mitternacht im Taxi auf dem Weg in die Stadt vom Flughafen
erlebt, wenn der Fahrer ständig mit 120 auf der linken Spur einer normalen Landstraße fährt, mit dem Handy
telefoniert und sich nebenbei eine Zigarette anzündet. Aber wir kamen doch am Hotel an. Die Fahrt kostete
schlappe 40 USD und an der Rezeption warteten sie nur noch auf uns.
Nemrut Dagi
Des morgens wagten wir uns aus unserem ziemlich zentral gelegenen Hotel. Drückende Schwüle empfing uns. Malatya ist
bekannt für die Aprikosen, die hier angepflanzt werden und so schlenderten wir als erstes durch den Aprikosenmarkt.
Aber wir wollten ja eigentlich auf den Nemrut. Laut Lonely Planet organisiert das örtliche Tourist-Office Touren
zum Nemrut für 30 USD mit Fahrt und Übernachtung. Dem war auch so. Abfahrt ist jeden Tag um 12. Das Tourist-Office
liegt in einem schönem Teegarten. Dies ist so ziemlich das türkische Äquivalent zum bayerischen Biergarten mit
denselben Gepflogenheiten. Nur gibt es halt hier nix mit Prozenten.
Kemal führt hier das Tourist-Office und wird "Santana" gerufen. Gitarre spielt er nicht, aber er schaut so aus.
Wie ein richtiger türkischer Hippie und so ist er auch drauf. Sehr witzig ...
Von Malatya sind es 225 km bis zum Nemrut. Die Landschaft ist karg aber schön. Ziemlich bald nach Malatya geht es
hinein in eine bergige Landschaft. Unglaublich, wie nahe Moderne und Steinzeit hier noch beieinander liegen, einerseits
westlich orientierte Städte, andererseits Nomadenzelte neben der Straße. Wir übernachten im Günes Hotel, welches
ziemlich nahe am Gipfel des Nemrut, so auf ca. 1900m liegt. Ringsum finden sich ursprüngliche Dörfer mit Steinhäusern, die
eher schlecht als recht mit Plastikplanen abgedeckt sind. Die Leute hier scheinen von Viehwirtschaft zu leben. Unser
Hotel mit vergleichsweise großem Luxus (Strom, fliesend Wasser ...) will so gar nicht in die Gegend hier passen. Aber
man erlebt immer Überraschungen, als Betty und ich uns ein paar Schritte vom "gesicherten" Gelände wagten und in Richtung
der Dörfer schlenderten, trafen wir doch tatsächlich einen Jungen, der erstaunlich gut Englisch konnte, was in der Türkei
abseits der Tourist-Offices wahrlich eine Seltenheit ist.
Vom Hotel ist es nicht mehr weit zum Gipfel des Nemrut Dagi. Dort oben hat sich ein vorchristlicher König ein eindrucksvolles
Grabmal errichten lassen. Auf dem Gipfel wurde ein 50m hoher Schutthaufen errichtet, nach Westen und Osten eine
Terrasse mit Götter-Statuen angelegt. Durch Erdbeben sind die Figuren mittlerweile umgefallen. Doch die auf dem Boden verstreuten
ca. 3m hohen Köpfe sind noch immer sehr eindrucksvoll. Man ist dabei, dass ganze wieder aufzubauen. Besonders eindrucksvoll ist
es, von dort oben zwischen den Relikten aus vergangenen Zeiten den Sonnenuntergang anzusehen. Als Zugabe wurden wir um vier Uhr
wieder geweckt und schauten uns auch den Sonnenaufgang an. Frühmorgens war es jedoch bitterkalt und so kauerten wir uns mit hundert
anderen Sonnenanbetern hinter eine kleine Mauer. Die einzige, die etwas Schutz vor dem frostigem Wind bot.
Zurück in Malatya ...
Nach dem Frühstück im Hotel ging es wieder zurück nach Malatya. Die Zeit bis zur Abfahrt unseres Buses spätabends nach Van wollten
wir noch in Malatya verbringen, die Sehenswürdigkeiten sind aber eher dünn gesäht. Wir waren in Battalgazi, dem alten Malatya.
Dort stehen noch Rest der Stadtmauer und zwischen den Häusern versteckt eine Karawanserei. Alles nicht so eindrucksvoll und so
waren wir recht schnell in einem Teegarten verschwunden. Dort waren wir als Touristen mal wieder eine Attraktion und so
gesellten sich drei Dorfgrazien zu uns, um ihre (sehr bescheidenen) Englisch-Kenntnisse zu testen.
In Malatya hatten wir dann bald jede halbwegs interessante Straße schon 2x abgelaufen, so entschlossen wir uns die restliche
Zeit am Busbahnhof abzusitzen. So hatten wir ausgiebig Gelegenheit die örtliche Spezialität zu geniessen, Aprikosen ...
sehr lecker!