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Patagonien
Level 6:        Fitz Roy

Aufgabe: Ihr seit nun in die innere Schatzkammer Patagoniens vorgedrungen, das absolute Ziel dieser Reise winkt, der Cerro Torre. Doch dieser zeigt sich nicht jedem!
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Fortgeschrittene können dies überspringen ...

Infos Fitz Roy:

1. Tag, 3h
Anfahrt von Calafate nach El Chaltén und ins Basislager des Cerro Torre ("De Agostini").

2. Tag, 3h
Gletscher-Wanderung zum Cerro Torre.

3. Tag, 3.5h
Camp dei Agostini - Camp Poincenot. Aufstieg zur Laguna de los Tres (45 min).

4. Tag, 5-6 h
Camp Poincenot - Piedra del Fraile.

5. Tag, 7 h
Piedra del Fraile - El Chaltén. Ein großes Stück geht man auf einer Schotterpiste. Mit Glück wird man von jemandem im Auto mitgenommen.

6. Tag, 6 h
Besteigung des Loma del Pliegue Tumbado (1570 m).


07.01.03 El Chaltén

Heute stand die Busfahrt nach El Chaltén an. Der nationalen Trekkinghochburg und Ausgangspunkt für viele tolle Abenteuer an Cerro Torre, Fitz Roy und auf dem Inlandeis. Das Dorf befindet sich mitten im Nirgendwo. Im Umkreis von 200 km ist keine weitere Ansiedlung. Dennoch ist die große Weite hier meist nicht Wildnis sondern gehört Großgrundbesitzern. Die brauchen soviel Platz, um genügend Futter für ihre Viehherden zu bekommen, denn für üppige Vegetation ist der Großteil Patagoniens nicht bekannt.
Eher schon für staubige Pisten und die gibt es gleich ein paar Kilometer außerhalb von Calafate, wenn es von der Teerstraße runter geht. Die Landschaft ist zwar öde aber alles andere als uninteressant. Erinnert alles mal wieder an diverse Nationalparks in Utah / USA. Vorbei ging es am Lago Viedma und zum ersten Mal konnten wir den leider mit Wolken verhangenen Blick auf das Fitz-Roy-Massiv und den Viedma-Gletscher geniessen.
Nach 5h waren wir in El Chaltén. Ohne Einweisung durch die Ranger kommt hier keiner rein. Also zuerst Stopp an der Nationalparkverwaltung, um sich einen Vortrag über eigentlich selbstverständliches Verhalten in der Natur anzuhören. Wir zogen danach gleich los Richtung Lago Torre, welches wir in 3h erreichten. Hier befindet sich das Camp de Agostini. Dies ist das Basislager für den Cerro Torre. Hier sitzen sie nun die armen Kletterer und warten zwei Monate auf den Tag der Tage, wenn endlich mal das Wetter mitspielt und eine Besteigung dieser 3102 m hohen Granitnadel zulässt.

Vom Cerro Torre war nix zu sehen, wolkenverhangen. Der Campingplatz ist günstig gewählt. Komischerweise regnet es offenbar nur bis zum Seeufer. Dahinter ist eine Moräne, die den Wind ein bißchen bremst und im Wäldchen liegt das Camp. Ein lauschiges Plätzchen.
Damit die Kletterer schneller zu ihrem Berg kommen, hat man ein Drahtseil über den Fluß gespannt. Das ganze nennt sich "Tirolesa". Ich und der Hias konnten da nicht widerstehen und hangelten uns über den Fluß. Ein bißchen Abenteuer halt.

Tirolesa


08.01.03 Cerro Torre

Es ist vier Uhr morgens und der Hias schreit draußen rum. Er auch allen Grund dazu, keine Wolke am Himmel! Da gibts nur eines, raus aus den Federn, die Moräne hoch und ... tja, es ist noch stockdunkel, jede Menge Sterne und dahinten eine schwarze Wand. Also wieder ins Zelt. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Um 5 Uhr wieder raus und tatsächlich, da steht er!

Den folgenden Sonnenaufgang würdigen wir mit Fotos ohne Ende. Das war wirklich Wahnsinn. Alle 5 Minuten ergab sich eine vollkommenen andere Stimmung, die natürlich dokumentiert werden mußte. Frühstück gab es auf einer Moräne mit der wohl schönsten Kulisse, die man sich zu diesem Anlaß vorstellen kann!

Nach getaner Arbeit

Der Tag blieb sonnig und windstill. Was für ein unbeschreibliches Glück! Wir machten uns auf den Weg zum Maestri Lockout und weiter eine ziemlich fiese Moräne hinab.

Und schon ist es passiert, Hias rutschte aus und kugelte ein paar Meter über den Schotter hinab. So mußten wir erst mal die rechte Po-Backe verarzten. Betty hatte schon weiter oben kapituliert.

Immer am rechten Rand entlang ...

Nun konnte man auf dem schuttbedeckten Gletscher solange man wollte Richtung Cerro Torre laufen. Wir kletterten über das Geröll solange, bis wir um die Ecke zum Talende schauen konnten. Unbeschreiblich! So wilde Gletscher und Berge gibt es wohl nur hier! Ein wilder Zacken nach dem anderen und vor der Nase zum Greifen nah, der Cerro Torre.

Traumberge

Auf dem Rückweg rutsche mir doch tatsächlich die Uhr vom Handgelenk und verschwand zwischen dem Geröll. Die tickt jetzt (?) am Cerro Torre. Zur Feier des Tages sponserte Hias Mousse o' Chocolat aus der Tüte. Dank dem edlen Spender!

09.01.03 Laguna de los Tres

Vom Camp de Agostini wanderten wir heute weiter zum Camp Poincenot beim Fitz Roy. Der Weg ist schön, aber es windete wieder ziemlich stark und meistens war es bedeckt. Vom Fitz Roy konnte man nur die untere Hälfte sehen. Im Camp Poincenot sind alle Zeltplätze mit einem Holzverbau gegen den Wind geschützt und das, obwohl der Platz mitten im Wald liegt. Wir ahnten böses für die Nacht.
Zunächst stiegen wir jedoch hoch zur Laguna de los Tres. Es geht vorbei am Camp Rio Blanco, welches nur für Fitz Roy Aspiranten reserviert ist. Die Laguna ist wunderschön. Leider fegte ein Orkan über den See, man konnte kaum aufrecht stehen und der Fitz Roy nebelte sich ein.

Laguna de los Tres

Rechts des Sees liegt der Cerro Madsen, der bei besseren Wetter einen Versuch wert gewesen wäre. Der untere Teil des Weges zum Fitz Roy über einen Gletscher war auch zu sehen.

10.01.03 Piedra del Fraile

Piedra del Fraile Nächstes Ziel war die Piedra del Fraile, ein Camp schon außerhalb des Nationalparks Los Glaciares. Die ganze Nacht durch hat es geregnet. Endlich am Morgen verzogen sich die Wolken und wir konnten unsere Zelte noch trocknen und einen Blick auf den Fitz Roy erhaschen. Den ganzen Tag gab es wieder einen Föhnsturm ohnegleichen. Teilweise warf es einen einfach um. Es ging vorbei an einen Hängegletscher. Das Camp schließlich liegt auf Privatgelände. Es gehört einen Großgrundbesitzer, der hier eine lukrative zusätzliche Einnahmequelle durch die Trekker erschlossen hat. Zu erwähnen ist, obwohl nicht mehr Nationalpark, bewegt man sich hier in einem sehr schönen urwüchsigen Wald. Das Camp liegt vor einem kleinen Hügel, der wie eine Insel in der Landschaft steht, und den Wind abhält. Kostet 10 Peso die Nacht.
Man kann von hier auch Richtung Pasó Marconi weitergehen, welcher einen der wenigen Zugänge zum Inlandeis ermöglicht. Hier startet auch die Runde um den Cerro Torre über das Patagonische Inlandeis. Klar das ich trotz übelsten Sturm noch ein paar Meter in diese Richtung ging, während sich der Rest der Crew in die Hütte verzog. Am Lago Electrico kroch ich dann mal wieder auf allen Vieren gegen den Wind an, um ein Foto vom Pass zu erhaschen, aber es war zu diesig.


11.01.03 Zurück nach El Chaltén

Eigentlich wollten wir heute auf den Cerro Electrico. Von der Piedra del Fraile wäre dies ohne Gletscherberührung wohl möglich. Genaueres hätten wir selbst vor Ort erforschen müssen, da in den Führern relativ wenig darüber zu lesen war. Aber das Wetter war mal wieder zu schlecht. Also zurück nach El Chaltén. Das letzte Stück ging auf einer Straße entlang, wo uns ein Bus für ein paar Pesos mitnahm.
In Chaltén gibt es zwei Campingplätze, welche umsonst sind. Leider ohne jegliche Ausstattung. Der nördliche hat auch noch den Nachteil, dass man ziemlich weit zum Wasserholen laufen muß. Nicht mein Ding, also zog ich mit Betty auf einen privaten Campingplatz in der Stadt um. Kostete ein bißchen was, dafür gab es eine anständige Dusche.

"Wir müssen unbedingt morgen einen Waschtag in Calafate einlegen!", "Internet-Cafe in Calafate, ich muß schreiben, dass ich im Internet-Cafe in Calafate bin und übermorgen im Internet-Cafe in Punta Arenas ...", und überhaupt all die Granittürme hier, wen interessiert das schon. Ich dachte ich höre nicht richtig, als mir diese Vorschläge zur besseren Gestaltung der restlichen Urlaubstage unterbreitet wurden. Nix da, hier ist die geilste Landschaft weit und breit und da bleib ich, solange es geht ... irgendwann wurden dann aber doch wieder alle vernünftig ...

12.01.03 Loma del Pliegue Tumbado (1570 m)

Petrus hatte ein Einsehen und schenkte uns einen sonnigen Tag. Nicht auszudenken, was für lange Gesichter es nach der gestrigen Diskussion gegeben hätte, wenn es heute regnen würde. Unser Ziel war der Loma del Pliegue Tumbado, ein kleiner unscheinbarer Hügel inmitten all der Traumberge hier, aber was für eine Aussicht!
Man folgt von der Rangerstation dem ausgeschilderten Weg zum Paso del Viento. Nach dem man aus dem Wald rauskommt geht es rechts über Schotter hoch, ein Schild zeigt den Weg. Aber der Reihe nach. Schon der erste Teil des Weges war wunderschön mit Blick zurück auf Chaltén. Und das letzte noch fehlende Highlight unser Patagonien-Reise zeigte sich nun auch in voller Pracht, der Fitz Roy!

Fitz Roy

Mit 3405 m ist er das höchste was hier so rumsteht. Früher dachten die Leute tatsächlich, es handle sich hier um einen Vulkan, da ständig eine Wolke über dem Berg hängt. Mittlerweile wissen wir, das ist nur das patagonische Wetter!
Tief im Wald liesen wir uns zur Pause nieder und als kleine Showeinlage flog tatsächlich ein Papageienschwarm daher und sorgte im Baum neben uns für ordentlich Lärm.

Klar, jetzt war Fotoshooting angesagt! Das Teleobjektiv von Flo war auf einmal sehr begehrt und jedes Geräusch wurde mit deutlichen Misfallens-Kundgebungen begleitet, um die Vögel ja nicht zu verschrecken. Doch für die existierten wir gar nicht.

Papageien Ja wo is er den?

Ansonsten lief uns an Viechereien nur jede Menge Kühe über den Weg. Die waren etwas schreckhafter als die Papageien. Klar, die hatten Angst um ihre "Lomos". Auffällig ist an den Kühen hier, das sie irgendwie ganz grimmig mit zusammengekniffen Augen schauen. Liegt wohl an dem Wind hier ...
Nach einer Weile führte der Weg raus auf eine sumpfige Wiese. Von hier ergab sich ein atemberaubender Blick auf den Lago Viedma. Von hier sind es noch 2h bis auf den Aussichtshügel. Das Busticket nach Calafate hatten wir bereits gekauft, allzu viel Zeit hatten wir nicht mehr, so legten wir einen Schlußspurt ein. Der Blick war der Wahnsinn, wie man leicht anhand nachfolgender Fotos feststellen kann ...

Lago Viedma Fitz Roy

El Chaltén, Fitz Roy, Adele, sogar das Inlandeis konnte man erahnen. Nur der Cerro Torre steckte wieder in Wolken.
Zurück in Chaltén machten wir uns auf die staubige Rückfahrt zurück nach Calafate. Wir kamen dort um 22.30 Uhr an. Die Weiterfahrt am nächsten Tag nach Puerto Natales konnten wir noch organisieren. Übernachtet haben wir auf dem örtlichen Campingplatz, der 15 min vom Busbahnhof entfernt ist.


Yeah! Strike! Cerro Torre ist abgelichtet, doch das Abenteuer ist noch nicht zu Ende ...


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