Wir waren mit der Gesellschaft Ulusoy unterwegs, die ich hier an dieser Stelle durchaus empfehlen kann. Die Fahrt von Dogubayazit
nach Trabzon dauerte fast den ganzen Tag (6 - 18 Uhr, 600 km) und ging über Erzurum. Die meiste Zeit fuhren wir auf einem
Hochplateau auf ca. 2000m dahin, bis es schließlich ziemlich abrupt zum Schwarzen Meer hinunterging.
In Trabzon galt es ein Hotel zu finden, leider sprachen uns dieses Mal am Busbahnhof nicht gleich 100 Leute an, um uns eine
Bleibe zu vermitteln, wie wir gehofft hatten. Wir fuhren also mit dem Taxi zur Tourinfo und landeten einen Volltreffer, gleich
daneben gibt es ein schönes Hotel, welches nicht allzu teuer ist.
Unserer weiterer Plan sah vor, dass wir mit der Fähre nach Socchi in Russland übersetzen wollten, um dann in den Kaukasus
weiterzureisen. Angeblich sollte dazu täglich eine Möglichkeit bestehen. Dem war aber nicht so. Nur Freitags geht eine Fähre, am
Mittwoch fliegt ein Charter-Flugzeug nach Krasnodar. Bleibt noch zu erwähnen, dass wir mittlerweile alle, ausser Wolfgang,
zu diesem Zeitpunkt mit Durchfall zu kämpfen hatten.
Sumela Kloster
Karl-Heinz ging es mittlerweile gar nicht mehr gut, die Toilette mußte immer in Reichweite sein. Also hüttete er den ganzen
Tag das Bett. Als Geheimrezept schwört er in solchen Fällen auf Kohletabletten, unsere Mission bestand also darin, solche
aufzutreiben. Gar nicht so einfach an einem Sonntag. Wir fanden schließlich doch eine offene Apotheke, nur leider konnte dort
wieder keiner Englisch. Kein Problem für Betty und Wolfgang, ihres Zeichen studierte Bio-Technologen. Mit allen Tricks inklusive
chemischen Formeln versuchten sie dem Verkäufer ihren Wunsch zu erklären. "Carbon" verstand er dann schließlich und zog die
richtigen Tabletten unter dem Ladentisch hervor.
46 km südlich von Trabzon liegt versteckt in den nebeligen Küstenbergen das griechisch-orthodoxe Kloster von Sumela. Gegründet zu
byzantinischen Zeiten, war es bis 1923 in "Betrieb". Das Gebäude wurde hoch oben über den Tal in eine Felsnische gebaut. Durch den
ständig vom Schwarzen Meer aufsteigenden Nebel wirkt es sehr geheimnisvoll. In der Nähe der Touri-Info starten frühmorgens die
Busse. Über einen steilen Bergpfad wandert man dann zum Kloster hoch. Ich fühlte mich, als ich im Kloster stand, irgendwie an
Mesa Verde in den USA erinnert. Eine Felshöhle wurde mit wunderschönen Fresken ausgestattet. Leider haben frühere Besucher ihre
Graffiti an den Fresken hinterlassen. Es scheint hier ziemlich oft zu regnen, so auch als wir dort waren. Jedenfalls kann man sich
nicht vorstellen, dass hier jemals die Sonne scheinen könnte ...
Trabzon
Um es vorweg zu nehmen, Trabzon ist keine schöne Stadt, kann aber auf eine jahrtausendalte Geschichte zurückblicken. Einige Reste
aus alten Zeiten finden sich noch verstreut zwischen all den halbfertigen Bauten, aus denen die meisten türkischen Städte zu
bestehen scheinen. Direkt am Strand vermuteten wir eine Uferpromenade und fanden eine Müllkippe! Ansonsten gibt es unzählige
Moscheen, die teils auf ältere Kirchen gebaut wurden. Die Leute hier sind jedoch sehr hilfsbereit, kaum steht man ein bischen
unentschlossen rum und sucht nach dem Weg, wird man angesprochen und direkt zum nächsten Highlight hingeführt. Sehr schön fand
ich den Besuch in einem türkischen Bad ("Hamam"). Vom Bademeister wurden wir rumgeführt und auch gleich zu einem Tee eingeladen,
nur leider konnte er halt wieder nur türkisch.
Eine Villa vom Staatengründer Atatürk gibt es auch in der Stadt. Zwar weilte dieser nur dreimal in Trabzon, dennoch wurde aus dem
Haus ein Museum gemacht.
Uzungöl
Zwischenzeitlich hatte auch mich wieder der Durchfall voll erwischt. Ich fragte mich schon, ob die hier ihr Zeug mit Klärschlamm
kochen. Nach so einer Kur kann man daheim wahrscheinlich ohne Schaden zu nehmen, aus Pfützen saufen. Wenn man sich allerdings
das Umweltbewußtsein der Türken anguckt, wundert man sich über nichts mehr. Autos werden direkt im Fluß gewaschen, egal ob die
Leute weiter unten ihr Trinkwasser daraus entnehmen oder nicht. Der Dreck liegt überall. Geschlachtet wird im Straßengraben,
wie wir beobachten konnten.
Wir machten noch einen Tagesausflug nach Uzungöl. Dort sieht es aus wie am Tegernsee, nur statt der Kirche steht hier eine
Moschee. Alles ist ziemlich grün, was wohl der Hauptgrund ist, weshalb es die Wüstensöhne hier so schön finden. Wir sind
ein bischen umhergewandert und haben den See umrundet.
Flug nach Krasnodar
In Trabzon laufen viele blondgefärbte Russin rum, "Nataschas" genannt. Womit die hier ihr Geld verdienen, muß ich wohl nicht näher
erläutern. Der Flieger nach Krasnodar war mindestens mit der blonden Belegschaft zweier Bordelle auf Heimaturlaub gefüllt.
Das Flugzeug erlebte wohl gerade seine letzten Tage, eine Tupolev YAK 42. Eingestiegen wird von hinten, die Inneneinrichtung
stammt aus den 70ern. Klapprige Stühle, die man je nach Bedarf einfach umlegen kann. Beim Start kam dann erst mal Qualm aus dem
Fußboden. So erlebten wir den Sonnenuntergang über dem schwarzen Meer. Allzu lange fliegt man nach Krasnodar nicht. Der Pilot
setzte die Maschine so butterweich auf, wie ich es noch nie erlebt hatte. Aber das war wohl auch notwendig, klappte doch trotzdem
tatsächlich ein Teil von der Deckenverkleidung runter.
Zurück zur Übersicht Ararat-Elbrus 2003
Weiter auf den Elbrus