Allgemeine Informationen Western-Tibet Highway, Kashgar-Lhasa:

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Roadtable Kashgar - Ali (PDF-File)
Roadtable Ali - Lhasa (PDF-File)

Nachtrag 23.10.2012: der komplette Xinjiang-Tibet-Highway wurde inzwischen geteert, meine Angaben zur Straßenbeschaffenheit haben also nur noch historischen Wert. Die Gegend wird sich durch diese Baumaßnahme zweifellos stark verändern.

Höhendiagramm Kashgar-Ali
Höhendiagramm Ali-Lhasa

Kashgar - Lhasa:

Allgemeines:
Tja, was soll man schreiben, dies ist sicherlich eine der abenteuerlichsten Strecken, die man mit dem Fahrrad so bewältigen kann. Mit dem Vorteil, dass die Nachschubsituation an Verpflegung eigentlich ziemlich gut ist, wenn man seine Ansprüche gewaltig zurückschraubt und auf Nudelsuppen steht. Dennoch, ohne eine gewisse Vorbereitung soll und wird sich wohl niemand auf die Strecke wagen.
Man kann die Strecken in verschiedene Etappen aufteilen. Zuerst die Taklamakan-Wüste an deren Rand man entlangradelt. Hier gibt es noch genügend Siedlungen in nicht allzu großen Abständen. Dies geht so bis zum ersten Paß, dem Kudi La. Danach gelangt man in die endlos weiten Hochgebirgswüsten von Xinjiang. Die Abständen zwischen den Truckstops und Armee-Stationen (mehr gibt es nicht) werden zusehends größer. Man muss die Etappen im voraus planen und jeweils genügend Lebensmittel einpacken. Auf Wasser sollte man achten, man kommt jedoch mindestens einmal am Tag an einer Quelle, einem Bach oder See vorbei (dies gilt für die ganze Strecke). Höhepunkt sicherlich das Aksai-Chin-Plateau. Hier bewegt man sich durchgehend auf über 5000m. Höhenkrank darf man hier nicht werden, sonst wird man in arge Probleme geraten. Die Landschaft ist atemberaubend spektakulär, im wahrsten Sinn des Wortes, nirgends fühlt man sich dem Himmel so nah.
Man gelangt nach Tibet, die Versorgungslage wird besser. Aber man wird bis Ali auf die schlechtesten Pisten und höchsten Pässe auf der Strecke treffen. Und schlecht bedeutet hier wirklich grauenhaft schlecht! In Ali hat man das erste große Ziel geschafft und sich die Dusche wohlverdient! All die landschaftlichen und kulturellen Highlights Westtibets sind nun in Reichweite. Guge ist zwar durch zwei sehr hohe Pässe von der Hauptpiste getrennt, aber hier sollte keiner vorbeiradeln! Das Königreich Guge ist landschaftlich DAS HIGHLIGHT in ganz Tibet, da wird niemand enttäuscht sein. Kailash, Manasarovar, die Himalayakette und tibetische Kultur entschädigen reichlich für die Strapazen. Man nähert sich unaufhaltsam wieder der Zivilisation. Der Weg bis dahin ist aber durchaus anstrengend. Man erreicht den Friendship Highway und im Vergleich zu dem was hinter einem liegt, ist das Urlaub bis Lhasa.

Visa + Permit (Anmerkung 2018: das war der Stand im Jahr 2005, ist Geschichte, wie wir mittlerweile wissen):
Hier hat sich einiges zum Positiven verändert. Vorbei die Zeiten, da man ständig vor dem PSB auf der Flucht war und Nachtetappen um die Checkpoints einlegen mußte. Letztere gibt es immer noch, aber es wird nur die Passnummer registriert. Das alles kann sich aber je nach aktueller Situation in der Region sehr schnell ändern. Im Jahr 2005 war die Lage jedenfalls sehr entspannt und man mußte sich keine Sorgen machen, vom PSB oder der Armee aufgelesen und ausgewiesen zu werden.
Streng genommen ist man nämlich von der Grenze Tibets bis nach Ali illegal unterwegs. Es bräuchte eigentlich ein sogenanntes ATP (Alien Travel Permit) für spezielle Regionen Chinas und Westtibet gehört dazu. Das bekommt man aber erst in Ali oder wenn man sich vorab einer Reisegruppe anschließt, aber das will man ja nicht. In Ali wird so ein Permit jedoch ohne Probleme ausgestellt, es kostete im Jahr 2005 350 Yuan. 50 Yuan davon sind die Strafe für illegales Eindringen in Tibet. Unser einziges Problem hatten wir bei einem Checkpoint gleich nach Saga, unser ATP aus Ali war bereits wieder abgelaufen und wir durften nur weiterfahren, nachdem wir versichert hatten, uns in Shigatse ein neues zu holen. Umgekehrt, also von Lhasa kommend, wird man hier ein echtes Problem haben. ATP's für Westtibet und da gehört Saga dazu, bekommt man in Shigatse nicht. Also sollte man sich überlegen, die Sache irgendwie zu umgehen, z.B. mit dem Shortcut vom Friendship-Highway an der Sisha Pangma vorbei nach Saga. Die Fähre über den Tsangpo legt nämlich hinter dem Checkpoint an! In den Provinzen von Shigatse und Lhasa kommt man auch ohne ATP durch, bzw. es ist gar keins nötig. In der Everest Region kann dies unter Umständen jedoch anders aussehen.
Visa-Verlängerungen sind in der Tibetan Autonomous Region (TAR) immer noch ein Problem, wenn dann gibt es nur eine Woche oder so, also gerade genug Zeit, um zu verschwinden. Man sollte also vor Betreten der TAR dafür sorgen, ein ausreichend lange gültiges Visa zu besitzen.

Geld:
Unterwegs braucht man nicht soviel. Wir sind mit 5000 Yuan in der Tasche von Kashgar gestartet. Mit Kreditkarte bekommt man Nachschub (teilweise ATP's) in Kashgar, den großen Städten an der Taklamakan, Ali, Saga, Lhatse, Shigatse und natürlich Lhasa jeweils bei der Bank of China.

Verpflegung:
Funktioniert besser als wir dachten. Nudelsuppen und Kekse bekommt man an jedem Truckstop und hin und wieder auch noch ein Schmankerl. Dafür entwickelt man relativ schnell ein Gespür! Mit Luxus-Artikel wie Schokoriegel, Teebeutel, Müsli oder Trockenobst sollte man sich in Kashgar bis Rutok, bzw. Ali eindecken. Ab Ali gehts dann kulinarisch aufwärts! Der größte Abstand zwischen zwei Läden waren mal vier Tage.

Reisezeit:
Ich war zwar bisher nur im Herbst in Tibet, aber nach allem was ich so gehört habe ist das die perfekte Jahreszeit. Winter ist definitiv zu kalt zum radeln. Im Frühjahr sind die Straßen noch schlammig, im Sommer schwappt der Monsun doch öfters mal ziemlich heftig über dem Himalaya. Bleibt der Herbst, also Mitte September bis Anfang November. Wochenlang sonniges Wetter, trockene Straßen, niedrige Wasserstände in den Flüßen und noch nicht allzu kalt. Was will man mehr? Im November wird es dann sehr schnell sehr kalt und die Pässe sind eingeschneit, wie wir feststellen mußten. Nur im Frühjahr sind all die Pilger am Kailash unterwegs, im Herbst sieht man da eher weniger.

Ausrüstung:
Das die Sache nur mit Zelt machbar ist, dürfte hoffentlich jedem klar sein, der sich ernsthaft für die Tour interessiert.
Ansonsten sollte man von -10° bis +30° ausgestattet sein. Windschutz ist sehr wichtig, also lieber dünnere Jacken, dafür aber absolut winddicht. Wasser ist mit Giardia verseucht, also desinfizieren und / oder abkochen. Ansonsten mal die Ausrüstungsliste checken und sich inspirieren lassen ...

Darchen und Kailash-Kora:
Die Hügel hinter Darchen eignen sich hervorragend als Nachmittagstour und das sind immerhin stolze 5000er fürs Tourenbuch ... ;-) Die Aussicht ist jedenfalls nicht von dieser Welt. Wenn man schon mal oben ist, kann man gleich zu den nahen Klöstern weitergehen und hat damit meiner Meinung nach die schönste Runde am Kailash gedreht und das alles an einem Nachmittag.
Höchster Punkt "Darchen Ri": N 31.00113° E 81.27418° 5146m (Wandern, T2)

Wenn man aber schon mal hier ist, wird man auch die Kora machen wollen. Es geht im Uhrzeigersinn um den Kailash. Der Weg ist eigentlich nicht zu verfehlen und deutlich mit Gebetsfahnen, Stupas, Manimauern, Klostern und Pilgern gekennzeichnet. Die etwas mehr als 50km schafft man gemütlich in 2.5 Tagen. Man kann zelten oder in den Klöstern, von denen es drei auf der Kora gibt, übernachten. Speziell der Abstand zwischen zweitem und drittem Kloster ist sehr groß und es liegt der hohe Drölma La dazwischen.
Dira Puk (2. Kloster): N 31.10451° E 81.31713° 5043m
Drölma La: N 31.09515° E 81.36977° 5655m
Unser Camp zw. Pass und 3. Kloster: N 31.04767° E 81.37791° 5029m

Karten:
Die Tibet-Karte vom Reise-Know-How Verlag ist wirklich hervorragend (Maßstab 1:1 500 000). Ansonsten die Himalaya-Karte von Nelles-Maps. Dürftig, aber brauchbar.

Kashgar - Lhasa

Oasenhopping, Kashgar - Karghilik (3 Tage)

Am Rande der Taklamakan So ging sie nun also los, unsere grosse Tour quer durch Xinjiang und Westtibet! Der Anfang ist leicht, geteert und flach. Immer am Rande der Takla-Makan-Wueste entlang. Wobei man davon am Anfang nicht viel merkt, es wird viel bewaessert und Ackerbau betrieben. Bedeutete fuer uns, glaenzende Lage an der Verpflegungsfront! Zumal Herbst und damit reifes Obst ueberall.
Chinesisches Cola nennt sich hier "Future Cola", abgefuellt von der Firma "Wahaha" - kein Scherz! Das ganze ist dem echten Cola von der Flasche bis zum Geschmack sehr aehnlich. Spaeter hab ich mir noch oefters gewuenscht, dass ich so einen Future-Cola-Transporter als Begleitfahrzeug haette ;-)
Irgendwann findet man sich doch in der Wueste, man gelangt schlagartig in flaches, ebenes Land, in dem Telefonmasten die einzigen Anhaltspunkte sind. Da heisst es dann radeln bis zur naechsten Oase, wo wir an den Marktstaenden regelmaessig fuer einiges Aufsehen sorgen. Die grosse Frage, wie funktioniert der Tacho? Ein bisschen zappeln lassen, dann kommt der grosse Auftritt, wenn man auf den Magneten in den Speichen zeigt!
Das Hotel in Yarkand sollte fuer lange Zeit, naemlich bis Ali unser letztes Hotel sein. Die naechste Etappe bis Karghilik war dann auch eine ziemlich nervenaufreibende. Den ganzen Tag Busse und Laster. Vom staendigen Gehupe und den Abgasen brummte uns der Schaedel. Wir muessen wohl ziemlich fertig ausgesehen haben, bei einer Pause bekamen wir prompt Pfirsiche geschenkt!
In Karghilik ist die grosse Abzweigung des Highway G219 nach Westtibet. Wir wollten eigentlich nur schnell durch die Stadt und wenig Aufsehen erregen (was aber im Nachhinein eh wurscht gewesen waere). Zur Erklaerung, ist nicht ganz so legal, mal eben mit dem Fahrrad in Tibet einzureisen. Chinesische Schilder koennen wir nicht lesen, unsere Kilometertabellen waren falsch und so erwischten wir prompt die falsche Abzweigung. 20km, hin und zurueck, bis wir den Irrtum merkten. Dann doch die richtige Kreuzung, haette auch jemand sagen koennen, dass dort ein fetter Kilometerstein steht "G219 - 0 km"!
So blieb uns als Campingplatz auch nur die Muellhalde hinter der Stadt, aber die hatte wenigstens Wasseranschluss!

Heiß!



Pass-Triologie, Karghilik - Xiadulla (8 Tage)

In Pusha Die Eingangspruefung stand an, sich langsam steigernde Paesse ueber die KunLun-Berge.
Zuvor nochmal eine Wuestenetappe und ein angebliches Army-Camp, von dem man schon die wildesten Geschichten gelesen hat. Nachtfahrten, schieben durch die Pampa, usw. um den Pseudo-Checkpoint zu umgehen. Bei Lichte betrachtet ist das ganze nur ein Strassenarbeitercamp, noch dazu verlassen. Man darf da also auch zu ganz normalen Tageszeiten radeln! Nebenan wird Erdgas abgefackelt, spiegelt in etwa wieder, wie wir uns fuehlten, brennend heiss! Die Sonne knallte herunter!
Der erste Pass, der Kudi-La, ist zwar mit 3296m (laut GPS) der niedrigste auf der ganzen Strecke, aber mit den zu fahrenden 1100 Hoehenmetern in Sachen Anstregung ganz vorne mit dabei. Ist auch der am alpinsten wirkende Anstieg und hier machten wir auch zum ersten Mal Bekanntschaft mit, allerdings guten, Schotterpisten.

Anstieg zum Kudi La Deutlich mehr Schafe als Autos

Auf der anderen Seite faehrt man runter und befindet sich quasi gleich wieder im Anstieg zum naechsten Pass. Davor ein richtiger Checkpoint in Kudi. Hier fuhren wir nachmittags zum Schlagbaum hin, der Waerter war vertieft in seine Lektuere. Wir warteten und schauten, nix passierte. Na gut, unter der Schranke durch und weiterradeln. Waere eine ganz witzige Geschichte und der Soldat im Haeuschen haette auch nie was gemerkt, doch aus der angrenzenden Kaserne kamen drei Hunde angeschossen, die unseren Tritt dezent beschleunigten! Neben den bellenden Hunden war nun auch ein schreiender Soldat hinter uns her und bevor er uns einen Wagen hinterherschickt, radelten wir lieber zurueck zur Schranke. Das Ganze war dann doch recht harmlos, ein weiterer Soldat wurde geweckt, ein Buch geoeffnet und wir mussten uns registrieren, das wars. Goodbye, ohne bellende Hunde.
Einige unserer Vorgaenger versuchten hier durch irgendwelche Nachtfahrten dem Checkpoint zu entgehen. Dazu moechte ich nur sagen, dass selbst wir, da wir kein Chinesisch koennen, per Geruechtekueche ganz gut unterrichtet waren, wer da grad auf der Strecke radelt. Da solltet das Militaer, welches staendig Konvois ueber die Strecke schickt, auch ganz gut Bescheid wissen.
Anstieg zum Chiragsaldi La Die Landschaft speziell um Kudi war atemberaubend schoen! Wir fuhren durch tiefe Schluchten, um uns rum steile Granitwaende und die positive Ueberraschung alles auf frisch geteerter Strasse. Am naechsten Pass, dem Chiragsaldi La, sollte sich das alles aendern. Die Chinesen bauten mal wieder, die Piste frisch geschottert und damit, weil ziemlich grobe Steine, fuer uns schwer zu radeln. Zum Glueck besserte sich das bald wieder. Wir trafen zwei Deutsche, die mit Jeep samt Fahrer unterwegs waren.
Weiter oben rahmten Gletscherberge ein imposantes, karges Tal ein. Der Gegenwind war auch imposant, aber alles bei bestem Wetter. Der Passanstieg zog sich in die Laenge und mein GPS vermeldete schliesslich 4990m am hoechsten Punkt. Der Kopfschmerz meldete die gleiche Hoehe ;-), aber es ging sogleich wieder rasant runter ins naechste Tal. Das einzige Dorf hier, wenn man es so nennen mag, ist eine Ansammlung von Bruchbuden. Lose Bretter, wahllos aneinander gelegt, dienen als Behausung und es gibt Dormitories fuer erschoepfte Trucker und Radler. Die Toilettenfelsen sind 100m hinter den Bruchbuden, den Muell schwemmt der Fluss weg. Aber das Essen, das ist vom Feinsten!
Wir radelten durch ein weiteres eindruckvolles Tal, dem naechsten Pass entgegen. Felsen und Erde, alles hatte diese rotgluehende Farbe, so mag es wohl am Mars aussehen! Hier fanden wir einen schoenen Zeltplatz zwischen Bueschen, mit Wasseranschluss. So legt man sich zur Ruhe und ... BANG!!! ... direkt hinter uns war einem LKW mal wieder ein Reifen geplatzt. Ein Geraeusch, welches man hier ziemlich oft hoert.

Mazaar

Auch der Kekeate La ist ziemlich hoch (4945m), das verlangte uns doch wieder einiges ab. Je nach Richtung der Serpentine schob uns boeiger Wind oder umgekehrt halt ... damn! Oben steht man auf gleicher Hoehe, wie die Gletscherzungen ringsum.
Die Nacht verbrachten wir neben einer verlassenen Road-Repair-Station. Am Morgen ein riesiger Militaer-Konvoi, als wir losradeln wollten. Ploetzlich sahen wir uns umringt von Soldaten und alle wollten ein Foto mit uns!
Das war auch der Tag der Bachdurchquerungen, eiskalt und knietief. Anfangs machten wir uns noch die Muehe, die Schuhe auszuziehen, spaeter war uns das egal.

Bachdurchquerung Wüste

Nach langer Passabfahrt, bewachte ein altes Fort den Taleingang. Fuer uns unerreichbar, da wir nicht noch eine Flussdurchquerung machen wollten. Weitere Ruinen das Tal hoch, zeugten davon, dass dies hier wohl mal eine wichtige Handelsroute gewesen, bzw. heute ja auch wieder ist.
Xiadulla ist so ungefaehr die einzige Stadt im Umkreis von 200 km. Armeebasis und die Soldaten wollen gut versorgt sein. Kam uns zugute, wir fanden prall gefuellte Laeden! Relativ prall versteht sich, also ein Regal in dem nicht nur Instant-Nudelsuppen lagern, sondern Weintrauben, Aepfel, Birnen, Suessigkeiten! So verfielen wir auch in einen regelrechten Kaufrausch ...

Xiadulla



Hoch hinaus!, Xiadulla - Domar (8 Tage)

Dahongliutan

Camp Noch Xiadulla wartete zur Abwechslung mal wieder ein Pass auf uns, der Kangxiwar La. Mit 4287m aber ein kleiner. Das gleichnamige Dorf dazu liegt in Ruinen. Wir radelten nun laengs der Kunlun-Berge. Die Gegend ist merklich trockener. Eine Hochgebirgswueste. Dazu Gletscherberge im Kontrast -> Picture-Time!
Wir biegen in das Tal von Dahonglituan ein. Mit mehreren Seitenarmen schlaengelt sich ein Fluss durch das Tal. Dazwischen rote Erdkruste und gruene Buesche -> Picture-Time!
Dahonglituan ist auch nicht mehr als ein Truckstop, aber mit gutem chinesischem Restaurant. Es gibt Reis mit Tomaten und Ei. Das schmeckt so gut, dass wir uns gleich eine weitere Portion fuer das Abendessen in unsere Tupperboxen fuellen lassen. Waehrend wir da so sitzen, kommt von hinten ein anderer Radfahrer angerauscht. Walter aus Holland. Er sollte uns die naechsten drei Tage begleiten.
Prinzipiell gibt es zwei Taktiken, um diese Strecke zu bewaeltigen, leicht und schnell oder schwer und komfortabel. Wir haben letztere gewaehlt. Den Walter frierts dann doch oefter ... ;-)
Nach Dahonglituan beginnt der Anstieg zum Aksai Chin. Ein umstrittenes Plateau zwischen China und Indien. Nur warum, die Gegend ist dermassen abgelegen und hier gibt es garantiert nichts zu holen, ausser schoenen Bilder versteht sich! Tuerkisblaue Lagunen zwischen bunt gefaerbten Felsen und viel Wueste dazwischen. Unser erster 5000er ist der Qitai La (5187m). Sagenhafter Blick von da oben!
Beim Runterfahren bemerkt Walter, dass mein Hinterrad einen Achter hat. Abends schau ich mir die Sache an, es ist der Mantel. An einer Seite an der Verbindung zur Felge regelrecht aufgeschlitzt. Geht nicht lang gut und am naechsten Tag folgt der obligatorische Platten. Zum Glueck haben wir einen Ersatzmantel dabei und seither kaempfe ich damit, dass Problem in den Griff zu bekommen.

Aksai Chin Wo bleibens denn wieder? Unendliche Weiten

Wir erreichen schliesslich Tielong, wunderschoen an einem See gelegen, aber auch so abgelegen wie nur irgendwie vorstellbar. Zumindest die Frontseite der Haeuser ist hier gemauert und so schlafen wir wieder in den Dormitories. Eine Abwechslung zu den vielen Naechten im Zelt. Ab hier bleiben wir auch fuer einige Tage ueber 5000m.

Tielong

Der naechste Tag brachte richtig schlechtes Wetter mit Gewittern und Schneeschauern. Gerade richtig fuer unseren Einzug in die TAR (das, was die Chinesen von Tibet uebriggelassen haben). An der Grenze ein riesiges Poster, zwei chin. Soldaten gruessen stramm vorm Kailash in Wolken. Wir kamen nicht mehr viel weiter und schlugen unser Zelt am Lungmo Tso auf. Die ersten Antilopen sahen wir auch neben der Strasse umherspringen.
Die Nacht und den folgenden Morgen schneite es durch. Da fiel die Entscheidung schwer weiterzuradeln, aber es war unsere einzige Hoffnung besseres Wetter zu bekommen und sie erfuellte sich. Ueber zwei 5000er Huegel geht es nach Sumxi, mein neuer Favorit in Sachen "Orte, wo ich nicht leben moechte"! Hier steht ein Zelt, in dem man Essen bekommt. Sehr gutes sogar.

Qieshan La

Es folgte der hoechste Pass auf der ganzen Strecke, der Qieshan La mit 5397m (GPS). Es ist erstaunlich warm auf dieser Hoehe, rundherum gruene Huegel wie bei uns im Voralpenland. Auf der anderen Seite merkt man gar nicht, dass es runtergeht. Es sind ueber ueber 70km nach Domar, die 1000 Hoehenmeter bis dahin verteilen sich gleichmaessig auf die ganze Strecke. Die Hauptpiste wird immer schlechter, Waschbrett ohne Ende. Daneben in der Pampa oder auf Secondary Roads faehrt es sich wesentlich besser. Von einem Felsen gucken Laemmergeier auf uns runter. Noch nicht, Kameraden!

Schnee über Nacht

Wenig spaeter haelt ein Citroen neben uns. Ein Chinese springt raus und drueckt uns Kekse und Wasserflaschen in die Hand. Vorne auf der Motorhaube hat er seine Route verewigt, eine Rundreise durch China! Sehr geil! Frau und Hund sind auch dabei.
Bald kommen wir auch an den ersten tibetischen Nomaden samt Yaks vorbei. Neben den Zelten steht aber mittlerweile auch ein Traktor. Domar ist auch eine dieser chin. Armeebasen. Vor dem Ort ein Checkpoint, wieder bellt uns ein Hund an. Nicht groesser als eine Katze erfuellt er seinen Dienst gewissenhaft, den Waerter mit Gebell aus seinem Schlaf zu reissen. Auch hier muessen wir uns registrieren und das schiefe Grinsen des Koeters mit einem Eckzahn ueber der Oberlippe sieht dann doch gefaehrlich aus. Wir schlafen wieder in einem Restaurant. Den oertlichen Laden haetten wir aber ohne Hilfe nicht gefunden. Es folgt der naechste Kaufrausch. Man kann nicht behaupten, dass wir an Hunger leiden muessten ...

Zurueck in die Zivilisation, Domar - Ali (4 Tage)

Wollt ihr noch wissen, dass wir wieder einen Pass geradelt sind? War eh nur ein kleiner ...
Rutok Aber danach wird die Piste so richtig zerfahren. Unsere Fahrraeder vollfuehrten regelrechte Bockspruenge und keine Moeglichkeit zum Ausweichen. Es geht durch ein Tal, in dem Seen Salzkrusten zurueckgelassen haben. Leider koennen wir die Sache nicht richtig wuerdigen, da uns ein Gewitter regelrecht ueberfaellt und ich mir im Regen einen weiteren Platten einheimse. Als dann abends auch noch der Benzinkocher den Dienst quittiert, weiss ich, dass der 13. September ist!
Wir erreichen schliesslich den Niak Tso, einen riesigen Suesswassersee. Hier gibt es das wohl einzige Fischerdorf in ganz Tibet, bewohnt von drei Leuten. Im Restaurant bestellt man den Fisch, einer zieht sich daraufhin Gummizeugs an und stiefelt mit Kescher hinaus. Am Ufer ist ein kleiner Bereich mit Netzen abgesteckt und drei Forellen (?) wird mit dem Beil ein kurzer Prozess bereitet. Eine halbe Stunde spaeter schwimmen die Fische grob zerhackt samt Kopf und Flossen wieder im Wasser, nennt sich Fischsuppe. Schmeckt eher enttaeuschend. Ein kleiner Teil wurde frittiert, das war schon eher ein Leckerbissen. Also falls ihr hier auch mal vorbeikommt, Fische fangen lassen und selber den Wok bedienen!
Ein paar Kilometer spaeter, New Rutok. Eine Chinatown mitten in Tibet. Die Gegend hier ist so etwas wie die Kornkammer Westtibets und so ist diese Stadt nur scheinbar im Nirgendwo platziert. Auf alle Faelle gibt es hier wieder alles, was man sich so wuenscht, sogar einen Baecker. In einem Laden spricht uns ploetzlich jemand auf Englisch an, wir reagieren erst gar nicht, bis sich der jemand als Biker aus Schottland zu erkennen gibt. Der ist hier in Tibet schon so lange unterwegs (Ost-West-Durchquerung auf wirklich abgelegenen Pisten), dass er sich von der Bevoelkerung nicht mehr unterscheidet.
Rutok und Ali sind ja nun wirklich zwei wichtige Staedte in Westtibet, aber die Verbindungs...aeh...strasse faellt durch alle Raster. Einen Strassenarbeiter hat die jedenfalls noch nicht gesehen. Der Weg hat sich im Laufe der Zeit einfach so durch die Schuttfelder gebildet und die Chinesen haben dann Kilometersteine daneben aufgestellt. Uebel, uebel ...
Zum vorsintflutlichen Zustand der Piste passten die ebenfalls aus dieser Zeit stammenden Felszeichnungen direkt neben der Piste. Das schoenste zeigt Hirsche, die von Leoparden verfolgt werden.
Ali Der letzte Tag nach Ali brachte dann zur Abwechslung mal wieder strahlend schoenen Sonnenschein am Morgen. Nachmittags sah die Sache anders aus, wir kaempften uns durch einen Sturm nach Ali. Die Piste war sandig ohne Ende und so waren wir doch froh, als Ali endlich hinter einem Huegel auftauchte. Die Stadt wirkt wirklich wie eine Fata Morgana in der Wueste.
Einreise per Fahrrad in Tibet ist illegal. Hier in Ali kann man die Sache legalisieren. Es war eigentlich Wochenende, da haben auch hier alle frei. Aber irgendwie scheints nix anderes zu tun zu geben, weswegen trotzdem alle arbeiten. In einer Bank erwischten wir einen Angestellten mit Englisch-Kenntnissen, der zeigte uns, wie man dem Geldautomaten mit Visakarte neue Yuans entlockt. Sein Freund war nun zufaellig der PSB-Officer, welcher kurzerhand per Handy verstaendigt wurde. Er sperrte extra fuer uns sein Buero auf und bezahlte auch noch das Taxi dahin. Erzaehl das mal einem Beamten bei uns daheim! Wenig spaeter hatten wir unser Permit in der Hand (350 Yuan) und wir sind damit legal unterwegs. Wahrscheinlich will das Ding eh wieder keiner sehen ...
Es gibt hier so einen kleinen Kramerladen mit allem moeglichen an Handwerkszeugs. Wir fanden ihn per Zufall, der Besitzer spricht Englisch. Ist jetzt mein liebster Fahrrad-Haendler. Einen neuen Fahrradmantel hab ich ihm schon abgekauft, neues Bremsseil und Flicken. Er kramt jedesmal irgendwo rum und zieht dann das passende Teil heraus. "See you later" waren seine Worte. Nun, ich hoffte, meine Pannenserie ueberstanden zu haben ...

Raus aus Ali ...



22.09.05 Paradies und Hoelle, Ali - Zanda (4 Tage)

Mani-Wall bei Namru Mani-Wall bei Namru

Die Strasse aus Ali raus: Teer! Man glaubt es kaum. Bald holten wir Walter aus Holland wieder ein. Der hatte sich in Ali die Extended-Version eines Duennpfiffs geholt, den auch wir in der Demo-Version (halber Tag) mal angetestet hatten. Zivilisations-Krankheit! Von daher war er ein wenig langsamer unterwegs und froh, sich in unseren Windschatten (Stephans ...) haengen zu koennen. Auf Teer faehrt sich auch ein 4700m-Pass sehr entspannt ;-)
Der erste Pass auf dem Weg nach Zanda Von Namru geht die Abzweigung nach Zanda Richtung Sueden weg. Es warteten zwei 5000er-Paesse, aber auf relativ guter Piste mit vielen flachen Serpentinen. Aber 5400m (Ayi La) muessen auch erstmal gestrampelt werden. Dank Schnee und Matsch auch fuer den akklimatisierten Radler etwas anstrengend. Danach hat man gewonnen. Es geht nur noch bergab und die Landschaft steigert sich mit jedem Meter. Unser Zeltplatz gestern z.B., man stelle sich Canyonlands mit dem Himalaya dahinter vor. Aber das ist erst der Anfang, wenn von der naechsten Etappe mehr Leute wuessten, waere das hier eine Pilgerstaette fuer MTB-Freaks. Vorher am besten aber beim Tibeter noch mal mit Buttertee literweise staerken. Einmal nippen, schon wird nachgefuellt. Das gibt Kraft! Man rollert in einen Canyon und ab dann gehts im gemuetlichen Tempo bergab durch eine Landschaft wie im Wild-West-Film. Links und rechts tuermen sich bizarre Felsformationen. Jede Kurve ein Erlebnis und neue Aussichten. Eigentlich ist man hier mit dem Fahrrad noch zu schnell, man muesste zu Fuss gehen mit 20 Filmrollen in der Tasche. Nach 40km im Wunderland weitet sich das Tal. Vor einem, wie eine Oase mit Baeumen, Zanda. Aber der Weg dahin ist noch weit, v.a. da der direkte Weg durch den Sutlej-River versperrt wird und die Bruecke darueber in der Mitte ein Loch hat. Was man natuerlich erst sieht, wenn man davor steht und danach durch Dornen (...) den Rueckweg antreten muss. Weiter oben findet sich dann doch eine Bruecke.
Unterwegs Richtung Guge ... Unterwegs Richtung Guge ... Im Canyon


23.09.05 Koenigreich Guge

Zanda

Gebetstrommeln In des Koenigs Sommerpalast hoch oben am Berg gibt es einen Balkon. Von dort pflegte er ueber sein Reich zu schauen: Fantasien! Leihweise durfte ich heute mal auf dem Klappstuhl Platz nehmen.
Sind die 20km heute entlang des Sutlej-Rivers zum Koenigspalast geradelt. Sehr entspannt ohne Gepaeck. Auf und in einem Berg wurde der Palast errichtet und scheint einem Roman Michael Ende's entsprungen. Der Berg ist ausgehoelt wie ein Bienenstock, ueberall verborgene Kammern und Gaenge. Ganz oben, der Sommerpalast, von welchem man die maerchenhafte Landschaft in sich aufsaugen kann. In den Tempeln gibt es bis zu 300 Jahre alte Buddha-Malereien. Aber die Kulturrevulotion hat auch hier gewuetet und so ist viel zerstoert. Keine Frage, ein Volltreffer hierher zu radeln!
Auf den Rueckweg trafen wir zwei schwaebische Radler. Sehr witzig, mit Andrea hab ich vor Antritt der Reise noch versucht zu telefonieren, hat nicht geklappt. So trifft man sich halt hier, auch nicht schlecht. Den obligatorischen Platten holte ich mir natuerlich auch wieder ab.

Guge



Zurueck zur Hauptstrasse und Richtung Kailash

Batz Von Guge wieder zurueck auf den Haupthighway zu radeln war dann weniger paradiesisch. Zwar traten wir noch in Verhandlungen mit dem nepalesischen Guide einer Reisegruppe uns im Begleitlaster mitzunehmen, aber der tibetische Fahrer weigerte sich aufgrund eines Checkpoints hinter Zanda. So waren wir quasi zur "Ehrlichkeit" gezwungen ... ;-)
Den ersten Tag regnete es ohne Ende. Die eh schon steile Piste verwandelte sich in eine Lehmgrube. Wahlweise Schmierseife oder betonaehnlicher Batz unter den Schutzblechen. Highlight des Tages war dann auch ein Snickers, welches wir von chinesischen Jeep-Touristen geschenkt bekamen.
Die naechsten zwei Tage war zwar etwas besseres Wetter, aber ein Canyon nach dem anderen, also runter und auf der anderen Seite wieder hoch und dazu 5000er-Paesse. Das ganze hat definitiv Koerner gekostet und folgerichtig drehten sich unsere Gedanken die naechsten Tage nur noch ums Essen.
Unser naechstes Ziel war Misar, wo wir in einem tibetischen Guesthouse uebernachteten. Die haben immer die gleiche Grundstruktur. Ein Innenhof um den sich die einzelne Zimmer jeweils vollgestellt mit Betten gruppieren. Der einzige Luxus neben Matraze und Gluehbirne ist eine Thermoskanne mit heissem Wasser.

Schon wieder ein Pass ... ... und drüber!

In der Lokalitaet nebenan beim Nudelsuppen-Essen hatten wir so etwas wie eine Begegnung mit Ausserirdischen. Jedenfalls war das ebenfalls anwesende Nomadengrueppchen so derart verschieden zu uns Westlern, wie auf diesem Planeten innerhalb der Art Mensch nur moeglich. Umgekehrt ueberwiegte wohl derselbe Eindruck und so bestaunten wir uns mit offenen Muendern. Besonders faszinierend die riesigen nach oben offen kegelfoermigen Huette der Frauen aus Schafffell.
Von Misar unternahmen wir einen kleinen Seitenabstecher nach Tirthapuri. Ist die drittwichtigste Pilgerstaette hier in der Region. Highlight sind heisse Quellen, das Wasser fliesst aber ungenutzt in den Sutlej. Der Ort wirkte leider wie ausgestorben, als wir dort waren. Dazu passte der einsame alte Mann, der das Kloster bewachte und uns den Tempel aufsperrte. Darueber zog ein Laemmergeier seine Runden ...

Tirthapuri



Kailash

Gurla Mandata

Südseite des Kailash Von Misar folgte einer der schoensten Etappen dieser Reise. Bestes Wetter und der Himalaya immer in Sichtweite. Nanda Devi und Kamet moegen darunter gewesen sein, aber bei dem Gipfelmeer am Horizont ... nix genaues weiss man ned. Der Kailash ist dann allerdings doch nicht zu uebersehen, steil und unnahbar ragt er ueber seine Trabanten hinaus. Zur anderen Seite praesentierte sich die Gurla Mandata, ein hoher 7000er. Zwischen den Bergen eingebettet eine weite Ebene mit zwei tuerkisblauen Seen, Raksas Tal und Manasarovar. Da wusste man gar nicht wo man hinschauen sollte! Hab mich dann aufgrund der Besteigbarkeit fuer die Gurla Mandata entschieden und schon mal die beste Route ausgecheckt ... ;-)
Darchen am Fusse des Kailash ist ein hundeverseuchtes dreckiges Nest, ein einziges oeffentliches Klo koennte man sagen. Aber es ist nun mal der Ausgangspunkt fuer die Umrundung ("Kora") des heiligsten Berges der Erde. Buddhisten und Hindus sehen hier das Zentrum der Welt.

Himalaya

Kailash von Süden Bevor wir uns an die Umrundung wagten, erklommen wir eine Huegelkette hinter Darchen. Alles 5000er, die aber wie grasige Voralpenbuckel aussehen. Die Sicht von dort oben ist allerdings der Wahnsinn. Die eindrucksvolle Suedseite des Kailashs direkt vor der Nase und ueber die Ebene Gurla Mandata, Raksas Tal und die hoechsten Berge des indischen Himalayas. Wir bastelten unsere eigene kleine Kora, in dem wir den Rueckweg ueber zwei Kloester abseits der Hauptpilgerroute antraten. Im Nachhinein war das unser persoenliches Highlight am Kailash.
Die Umrundung dieses Berges dauert so drei Tage, Tibeter machen es an einem, der hoechste Punkt, der Droelma La ist 5655m hoch. Unsere Fahrraeder stellten wir derweil im Schuppen des oertlichen PSB-Officers (eine Art Auslaender-Polizei) persoenlich ab. Sicherer geht es nun wirklich nicht! Los gings. Die erste Etappe fuehrte uns zu einem Kloster direkt unter der eisigen Nordseite des Kailashs. Zwischendurch sammelten wir einen Hund ein, der uns bestaendig folgte. Am Pass konnten wir ihn abschuetteln dachten wir, bevor er auf der anderen Seite wieder auftauchte. Bestimmt hat der die Kora schon 13 Mal gemacht und durfte daher einen Abkuerzer nehmen.

Gyandrag-Kloster

Kleine Tibeter ... Stupas auf der Kailash-Kora

Der Pass selber war gut eingeschneit. Wir waren natuerlich bestens akklimatisiert und der fassunglose Blick aus kaesigen Gesichtern von gerade eben aus Nepal eingefahrenen Touris, als wir mit vollem Gepaeck an ihnen vorbeistuermten und sie selber mit Lunchpaket nur drei Schritte am Stueck machen konnten, war dann doch ... aeh ja ... irgendwie befriedigend ... Dabei waren wir gar nicht mehr so gut zu Fuss unterwegs. Durch die vielen geradelten Kilometer hatten wir unsere Koerper zu reinen Tretmaschinen umfunktioniert. Den Kocher zuendeten wir mit Bettys Fusssohlen an ...

Nordwand des Kailash Yak im Müll

Nach Darchen machten wir einen weiteren Abstecher zum Chiu-Kloster am Manasarovar-See. Wie alles in Tibet ist auch dieser heilig. Kann man aber wenn man vom Dach des Klosters seinen Blick ueber das strahlende Tuerkisblau vor einem schweifen laesst, sehr gut verstehen. Auch hier gibt es heisse Quellen, die auch genutzt werden. In einem Glashaus finden sich mehrere Badewannen. Man sollte nur ungeniert die erste Badewanne direkt an der Quelle nehmen, der Rest geht naehmlich dann leer aus.

Chiu Gompa Manasarovar Dorf mit Kailash Unsere Unterkunft am Manasarovar-See



Sandkasten - unser Weg nach Saga

Shop Nach Kailash und Manasarovar stand uns eine neue lange Ueberland-Strecke durch die tibetische Wildnis bevor. Dementsprechend war auch die Piste, schlecht!
Unsere Bremskloetze entwickelten sich langsam zum Problem, hatten zu wenig Ersatz dabei. Die Loesung, gerissene Keilriemen findet man hier alle 20m. Diese zurechtschnippseln und mit Sekundenkleber auf die alten abgefahrenen Backen kleben, funktioniert hervorragend!
Die zweite Nacht zelteten wir an einem See, das Wasser daraus sollte uns noch fuer eine Weile beschaeftigen. Ich sag nur Giardia ...
Zwischendurch trafen wir zwei chinesische Radler. Einer auf einem Fahrrad, mit dem ich nicht zum Bahnhof radeln moechte und einer zog seine Rikscha hinter sich her. Wahnsinn! Aber so hat der Junge wenigstens immer ein Dach ueber dem Kopf.
In Paryang trafen wir Peter/Holland und Cameron/Australien. Die beiden sind recht fix unterwegs und so erfuhren wir, wer sonst noch so per Rad on-tour ist. Jede Menge Leute! Eine regelrechte Karawane.
Tibetische Wildnis Ein grosses Problem sind hier die vielen halbwilden Hunde. Versuchte eine Ziege vor einem Rudel dieser Koeter zu retten, aber die Goas hatte wohl Selbstmordgedanken. Kaum hatte ich die Dreckskoeter verscheucht, lief es wieder genau in ihre Faenge. Dass die Tibeter nicht schon laengst den Koetern den Garaus gemacht haben?
Nach Paryang ging die Piste an irgendwie deplatziert wirkenden Sandduenen entlang, wunderschoen aber verheerend fuer Radfahrer. Immer wieder blieben wir in Sandloechern stecken oder kamen ins Schlittern.
Bei New Zongba wird grad eine Tankstelle errichtet mit 300m Teer links und rechts. Duerfte die weltweit einzige Tanke mit freiem Blick auf einen 8000er, der Annapurna, sein. Wenig spaeter tauchte auch noch der Dhaulagiri, ein weiterer 8000er, am Horizont auf.

Maryum House Rikscha

Rote Piste Fuer die Dorfjugend sind wir immer noch die Sensation, versammelt sich meist komplett, wenn wir einen Stopp wagen. Aber hier sind sie wieder fotoscheu, Zuecken der Kamera reicht und der Weg ist frei.
Inzwischen wurde es nachts doch immer ziemlich kalt mit gefrorenen Zeltwaenden, was der Daunenjacke zu ihrem Einsatz verhalf. Nachmittags blies meist ein eisiger Wind vom Himalaya herueber.
Einen ganz besonderen Wake-Up-Call verschaffte uns ein Motorrad-Fahrer der eines Morgens vor unserem Zelt anhielt, seinen Ghettoblaster auf Megalaut stellte und noch so ungefaehr 10min nach dem Wegfahren zu hoeren war. Ueberhaupt Motorraeder, die neue Freiheit der Tibeter!
Schlussendlich erreichten wir doch Saga. Hier gab es wieder allen Luxus, Dusche usw. Und abends Kampfessen mit Peter, Cameron und Franz, einen Oesterreicher den die anderen zwei hinter Wien aufgegabelt hatten.
In Saga legten wir auch einen Ruhetag ein. Die Ruhe war komplett da es genau an diesem Tag Stromausfall hatte. Aber bei Snickers und anderen Koestlichkeiten in den Regalen der Supermaerkten bekamen wir den Tag ganz gut im Hotelbett rum.

Wild West! Sandkasten Tanke im Nirgendwo Wächtergottheit Kloster



Bergwertung, von Saga - Lhatse

Tsangpo Nach Saga wurde es unverhofft ernst in Sachen Checkpoint. Wir radelten relativ unbekuemmert drauf zu. Leider war ein Jungspund grad im Dienst, der nicht wusste, was er mit zwei Langnasen auf Fahrraedern anzufangen hat. Unsere nicht mal fuer die Region Shigatse gueltigen "Alien Travel Permits" waren schon laengst abgelaufen und so wurden ein paar ranghoehere Soldaten aus dem Bett geholt. Die telefonierten und fuellten ein Formular nach dem anderen aus. So verging die Zeit und uns wurde dann doch etwas unwohl, bis schliesslich nach einer Stunde auch noch der PSB mit zwei Beamten vorfuhr. Die entliesen uns dann nur mit der Auflage wieder auf die Piste, dass wir uns in Shigatse bei der Polizei Station ein weiteres ATP besorgen. Klar, machen wir ... ;-)
Weiter gings und die Piste war auf einmal sagenhaft gut. Seit Ewigkeiten sahen wir auch mal wieder Strassenarbeiter die Piste sanieren, ich haette ihnen fast die Schaufel gekuesst. Es ging nochmal hoch hinaus, ich glaub es waren sieben Paesse an fuenf Tagen.
Remember Giardia? Ist was ganz fieses schleichendes. Mich, den Stephan, hats dann in Raga zerlegt, ich sage nur, Rohr frei, aber wie! Zum Glueck hatten wir uns in Saga noch vorsorglich mit allerlei Antibiotika eingedeckt.

Nach dem Checkpoint Die Luft wird wieder dicker ...

2005 Vor einem Pass, den Sangsang La, kamen uns sehr viele Nomaden entgegen, die gerade ins Winterquartier wechselten. Tausende von Yaks und Schafen, ein regelrechter Almabtrieb und bunte, exotische Eindruecke fuer uns!
Zwischendurch leistete sich Betty auch (endlich!) ihren ersten Platten. Glatter Durchschlag, kaum noch zu operieren, aber der Chefdoktor hat es dank grosser Erfahrung doch noch retten koennen.
Nach weiteren Bergwertungen der Kategorie "Kurz und schmerzhaft" (hab mich nicht verschrieben), tauchte ein erster Baum auf! Ja, wir naeherten uns wieder der 4000m-Marke und zwar von oben. Es wurde merklich waermer und das kommt eben auch der Vegetation zugute. Ein wunderschoener See tauchte vor uns auf, am anderen Ende eine grosse Stadt, welche von weitem wie ein Baderesort aussah, Ngamring. Liegt 6km abseits der Hauptstrecke, aber der Seitenabstecher ist geteert und so liesen wir es darauf ankommen. Aber allein der Genuss auf Teer bergab zu fahren, war die Sache schon wert und die Stadt ist wirklich sehr schoen. Touris kommen hier nicht viele durch, lauter nette, aber auch allzu neugierige Leute hier. Im Kloster leben noch oder wieder einige Moenche und der Blick von hier ueber den See und die Daecher der tibetischen Haeuser hat schon was.

Kala

Bei Ngamring Die letzte Etappe zum Friendship-Highway stand an. Bei Kilometermarker 2140 verliesen wir schliesslich diesen Feldweg namens G219, auch Xinjiang-Tibet-Highway genannt, der durch eine der wildesten und wirklich abseits gelegenen Landstriche dieser Welt fuehrt. Aber wunderschoen ist dieser Teil der Welt auch, kein Wunder dass dann doch so viele Leute die Strapazen auf sich nehmen. Nur das Attribut "hoechste Strasse der Welt" waere dann doch zu wenig.
Den Friendship-Highway kenn ich ja eigentlich schon, oder auch nicht, weil hier hat sich viel veraendert. Man ist gerade dabei die Strasse zur geteerten Autobahn auszubauen. Lhatse bekommt eine Umgehung und jede Menge Tankstellen. Das hier mehr Touris kommen, merkt man auch sofort, weil wieder mehr Leute Englisch sprechen, es Toast zum Fruehstueck gibt und man sich das abendliche Menu nicht durch einen Gang in die Kueche und Deuten zusammenstellt, sondern per englischer Speisekarte! Man bekommt aber trotzdem nicht, was man bestellt hat. Deuten in Kueche seien effektiver.
Comedy gabs im staatlichen, englischsprachigen TV-Sender CCTV 9. Ein 10-Punkte-Programm fuer Demokratie in China, aber alle mit den Zusaetzen unter der Fuehrung der Kommunistischen Partei Chinas. Ist auch einfacher so, wenn man sich anguckt was bei den Wahlen bei uns daheim immer so rauskommt ... ;-)

Ngamring Ngamring Friendship-Highway



Lhatse - Shigatse

Chinesische Baumassnahmen Bei der Fahrt aus Lhatse raus traute ich meinen Augen kaum, ob des Highways, der gerade durch die Landschaft gezimmert wird. Alles in Handarbeit versteht sich! Billige Arbeitskraefte gibts ja in China genug. Die idyllischen tibetischen Doerfer links und rechts der Strasse gibt es aber immer noch, wenn auch manches sich jetzt mit einem chinesischen Betonklotz schmueckt. Naechstes Jahr ist alles geteert, dieses Jahr radelten wir noch in einer einzigen Staubwolke. Strassenarbeiter sind auch gleich auf der ganzen Welt. Beinahe jeder schrie uns irgendwas zu und wehe man antwortete nicht. Und wehe man blieb stehen, Hand auf, Money, Money ... Da die neue Strasse erhoeht und mit tiefen Graeben eingefasst ist, hatten wir abends doch tatsaechlich ein Problem von der Piste runterzukommen und unser Zelt aufzustellen.
Shigatse ist gigantisch gewachsen! Wir stiegen wieder im Holyland-Hotel ab. Purer Luxus mit Badewanne usw. Im Tashi-Restaurant gibts dann all die leckeren Sachen und man darf mal wieder mit Messer und Gabel hantieren. Unser Bremsklotz-Problem wurde auch geloest, in dem ein Verkaeufer kurzerhand von einem neuen Fahrrad welche abschraubte. Da wird sich der potentielle Kaeufer aber freuen!

Tashilhunpo

Bronze In Shigatse ist natuerlich der Tashilhunpo, Kloster und eigentlicher Sitz des Panchen Lama, Plichtprogramm. Da der Panchen Lama von jeher in den Faengen der Chinesen ist, blieb die Anlage waehrend der Kulturrevolution unzerstoert. Dementsprechend fantastisch sind die einzelnen Tempel dann auch. Riesige Buddha-Statuen, vergoldete Stupas von verstorbenen Lamas und mein Favorit der Kelsang-Tempel mit seinem grossen Innenhof. Hier kamen wir ins Gespraech mit einem der Moenche und Betty gab kurzerhand Englisch-Unterricht fuer den Klosternachwuchs. Das war fuer einige Chinesen wiederum so spannend, dass es nun wiederum 20 Fotos mehr von uns gibt. Aber inzwischen sind wir es gewohnt, immer und ueberall abgelichtet zu werden.
Auf den Huegel mit dem ehemaligen Dzong, der Festung von Shigatse, wollten wir auch steigen, aber siehe da, der wird gerade wieder aufgebaut! Man hat im Oktober damit angefangen.

Kumbum Kumbum-Dach

Mit einem ganz normalen Sammeltaxi liesen wir uns nach Gyantse chauffieren. Hier wird echt alles angehupt, was bei drei nicht von selbst in den Graben fluechtet. Gyantse besticht vor allem durch das tibetische Viertel und die Klosteranlage. Der Kumbum, ein 3D-Mandala, ist eines der Tibet-Highlights schlechthin. Auf sechs Ebenen finden sich unzaehlige kleine Tempelchen, unmoeglich alles anzuschauen und bei den dargestellten Gestalten mag man gar nicht glauben, dass der Buddhismus eine so friedfertige Religion ist.
Auch der Dzong in Gyantse wird renoviert. Die Steine hierfuer werden einzeln auf dem Ruecken hochgetragen. Die "Memorial Hall of the Anti-British", frueher Propaganda-Comedy pur, gibt es auch nicht mehr.

Die Augen Buddhas Kumbum Kumbum von oben Gyantse Dzong



Shigatse - Lhasa

Herbst in Tibet

Lhasa Dann gings wieder auf die Piste, aehh nein, dieses Mal war es sogar eine richtig gute geteerte Strasse! Dafuer hats halt dann auch mehr Verkehr und der Asiate hupt sehr gerne und faehrt auch sonst eher verwegen, um es vorsichtig auszudruecken.
Es gibt drei Hauptrouten von Shigatse nach Lhasa, Suedroute kenn ich schon, so wollten wir die noerdliche einschlagen, was uns aber nochmal einen 5000er beschert haette. Meine Hustenanfaelle waren jedoch nach 10m Anstiegen schon besorgniserregend, weswegen wir uns dann doch fuer die zentrale Rennstrecke entschieden.
Im besoffenen Zustand sind alle Menschen gleich, naemlich nuechtern betrachtet aetzend! In einem Kaff namens Trakdruka hatte sich die Dorfgemeinschaft versammelt, um sich die Kante zu geben, weswegen wir uns entschieden doch lieber im Zelt zu naechtigen.
Auch die Zentralroute hat ihre Reize. Es geht immer am Tsangpo entlang. Dieser Fluss entspringt in der Naehe des Kailash, fliesst am Himalaya entlang, um dann den Bogen nach Indien zu kriegen, wo er dann Brahmaputra genannt wird. Die Haelfte der Menschheit lebt uebrigens flussabwaerts von Tibet!
So ging es mal durch eine tiefe Schlucht, mal durch Doerfer und Ackerland. Auch in Tibet ist Herbst und die goldgelben Blaetter der Baeume erzeugen eine schoene Stimmung.
Der Rest war eine feine Rennpiste, so schnell kamen wir seit Kashgar nicht mehr voran und dann waren wir in Lhasa! Unser Ziel erreicht! So richtig bewusst werden, was wir da geradelt sind, wird uns wohl erst, wenn wir daheim sind und Bilder gucken. Hier stroemen taeglich neue Eindruecke auf uns ein.
Unseren Einzug nach Lhasa und die Fahrt am Potala entlang, behinderte aber erstmal ein Trupp hoher tibetischer Geistlicher, weswegen der Verkehr abgeriegelt wurde. Dann endlich konnten wir die finalen Meter zum Hotel, zur Dusche und zu feinem Essen radeln!

Potala



Lhasa - Teil 1

Barkhor Eigentlich ist Lhasa nur eine chinesische Grossstadt. Dennoch hat diese Stadt etwas, wie keine andere die ich kenne. Laesst man den chinesischen Teil hinter sich und taucht in den tibetischen ein, so ist dass wie ein Sprung von der Neuzeit ins Mittelalter. Zentraler Ort ist der Jokhang, ein uraltes Kloster, der Nabelpunkt Tibets. Darum fuehrt der Barkhor, im Uhrzeigersinn zu begehen und ein magisches Gebrodel aus Pilgern, Strassenverkaeufern und ganz normalen Touris. Man koennte den ganzen Tag lang einfach nur diesen Strom folgen und die Leute beobachten. Omis drehen unermuetlich ihre Gebetsmuehlen, Pilger messen mit ihrer Koerperlange die Runde um den Jokhang aus, rotgewandete Moenche sitzen singend am Rand. Dann gibts da auch so kleine Rotznasen, die einen foermlich anspringen und um alles moegliche anbetteln. Taschentuch wollen sie nicht, haetten sie aber am noetigsten.
Hoehepunkt ist sicherlich der Besuch des Jokhang. Wir hatten Glueck und fanden die Moenche im Haupttempel versammelt, wo sie einen rhytmischen Sprechgesang anstimmten, unterbrochen von Trommeln, Glocken und Trompeten. Den Blick vom Dach schliesslich auf den davorliegenden Platz hinueber zum Potala wird jeden staunen lassen.

Barkhor von oben Detail Jokhang Jokhang Haupttor

Linkhor Besuch des Potalas, Wahrzeichen Lhasas, ist Pflichtprogramm. Der Spruch, aussen Weltwunder der Architektur, innen Grossmutters Dachkammer, passt immer noch. Alles ist vollgestellt mit Utensilien, die sich im Laufe der Jahrhunderte halt so ansammeln. Hoehepunkt, die Stupa des 13. Dalai Lamas. Wieviel Tonnen Gold hier verbraten wurden, keine Ahnung, nur leider ist das ganze so eingekesselt zwischen drei Stockwerken, dass man es nicht so richtig wuerdigen mag.
Der alte Pilgerweg um die ehemalige Stadtgrenze, ist der Linkhor. Existiert leider nur noch in Bruchstuecken. Ein Grossteil ist jetzt eher ein Pilgerweg fuer Computerfreaks. Jedenfalls reihte sich ein Shop an den anderen. Hoehepunkt des Linkhors sicherlich eine ueber und ueber mit Buddhabildern bestueckte Felswand. Wir besuchten auch einige ziemlich obskure Tempel entlang des Weges.
Mittlerweile bekommt man auch in Lhasa ganz gut Outdoor-Zeugs, wie Fleece-, Gore-, oder Softshelljacken, alles fuer so um die verhandelbare 16 Euro. Mit den geklauten Stickern von prominenten Marken versehen, ist das Zeug zum Posen gar nicht mal so schlecht. Der Praxistest fiel nicht ueberzeugend aus.

Linkhor



Rund um Lhasa - unverhofft extrem

Allgemeine Informationen Rund um Lhasa (Nam-Tso, Ganden)

Rund um Lhasa gibt es einiges zu entdecken. Nur wenige Kilometer außerhalb der Stadtgrenzen beginnt die tibetische Wildnis und der chinesische Einfluß zeigt sich im Vergleich zur Stadt deutlich geringer. Hier ein Vorschlag, wie man mit dem Fahrrad in rund einer Woche diese Gegend für sich entdecken kann. Wir benützten dabei eine Kombination aus Bus/Fahrrad/Trampen. Die Straßen sind durchweg gut, bis auf ein Stück von Lhunzub nach Medrogonkar.

Roadtable Rund um Lhasa (PDF-File)

Wir fuhren mit dem Bus bis nach Damshung. Kann man aber auch radeln, ist eine wunderschöne Landschaft und ein Abstecher zum Kloster Tsurphu ließe sich einplanen. Vom Damshung führt eine geteerte Stichstraße zum Nam-Tso. Dort findet man inzwischen leicht eine Unterkunft. Highlight ist natürlich Tashi-Dor.
Unsere Variante führte Kyi-Chu-Tal zurück nach Lhasa, dazu muss man von Damshung ein wenig Richtung Yangpachen zurückradeln und dann die nicht befestigte Straße entlang des Flußes finden. Bis Lhunzub ist die Piste gut und die Gegend ist ein wenig die Schnittstelle zwischen Ost- und Westtibet. Man fährt sogar durch kleine Wälder. Von Lhunzub ist ein Abstecher zum Kloster Reting möglich. Ab jetzt wird die Piste etwas ungemütlich und man ist dringend auf ein Zelt angewiesen. Man bleibe auch bis auf weiteres auf der linken Seite des Flußes, auch wenn die Straße jenseits noch so gut aussieht. Irgendwann gelangt man auf die große Straße, die Lhasa mit Sichuan bzw. Yunnan verbindet. Man schlägt den Bogen zurück nach Lhasa über Medrogongkar. Auf dem Weg liegt noch ein Tibet-Highlight, das Kloster Ganden.

Transhimalaya

Zipfelmützengang Wir wollten noch ein wenig die Umgebung von Lhasa erkunden, v.a. den Nam-Tso, ein riesiger Salzsee auf 4700m Hoehe, wollten wir nicht verpassen. Um die Sache abzurunden, hatten wir uns auf der Tibet-Karte noch eine kleine Nebenstrasse ausgeguckt, die uns zum Kloster Ganden und zurueck nach Lhasa bringen sollte. Radl-Neuland, behaupte ich jetzt mal grossspurig!
Um die Sache zeitlich zu begrenzen, fuhren wir die erste Teilstrecke mit dem Bus. Beijing-Zeit ist schon was verruecktes! Zur Erklaerung, in ganz China gilt die gleiche Uhrzeit, was natuerlich bei dem riesen Land mit der Sonne hinten und vorn nicht zusammenpasst. Um 8.00 Uhr am Busbahnhof hoert sich entspannt an, entspricht aber nach lokaler Zeit 6 Uhr. Die arbeitende Bevoelkerung mag einwenden, wo ist das Problem, aber fuer Dauerurlauber ist das mitten in der Nacht ... ;-)

Arktisch kalt! Billiard-Tisch

Transhimalaya, Nam-Tso Die Fahrt ging entlang der neu gebauten Eisenbahnstrecke Golmud-Lhasa nach Damshung. Von dieser Bahn kann man halten was man will, aber vom Erlebnis her, wird das sicherlich einer der tollsten Strecken ueberhaupt. Fast ein Grund nochmal anzureisen! Bis Damshung faehrt man direkt am Transhimalaya entlang. Kann man sich vorstellen, wie wenn man von Garmisch auf die Zugspitze schaut, nur dass das hier halt 7000er sind!
Den Weg zum Nam-Tso versperrt ein 5000er-Pass, der die letzten Tage zugeschneit war. So warnte uns auch jeder und meinte die Strasse ist zu, wir hatten Glueck und erwischten genau den Tag, an dem es wieder ging. Beinhaltete aber trotzdem schieben ueber Eisplatten die letzten Meter zum Pass hoch. Gleich unterhalb auf der anderen Seite hatte eine tibetische Familie sich wohl erst kuerzlich entschlossen, sowas wie ein Guesthouse aufzumachen. Preise fuer Essen und Bett mussten erst noch in der Familienrunde ausdiskutiert werden. Egal, fuer uns wars die Rettung, draussen wars saukalt!
Neugierig sind die Leute hier! Wir standen quasi staendig unter Beobachtung, muss wie Fernsehen fuer die Locals sein.
Tashi Dor Highlight am Nam-Tso ist eine felsige Halbinsel, Tashi Dor. Der Weg dorthin ist mittlerweile komplett geteert, zum Glueck fuer uns, sonst haetten wir mit dem Fahrrad keine Chance gehabt. Streckenweise war alles tief verschneit, aber festgefahren. Die weissen Berge lieferten dann auch einen fantastischen Hintergrund zum blauen See. Nur kalt war es! Wahrlich arktisch und so war der Ausflug leider nicht ganz eine Genusstour. Auf der Halbinsel erwischte uns schlechtes Wetter und so machten wir uns schleunigst auf den Rueckweg. Es fing zu schneien an und das blieb so die ganze Nacht.
Morgens lachte die Sonne wieder vom Himmel, aber die Strasse, unter einer Schneedecke verschwunden. Half leider nix, wir mussten ueber den Pass, ueberwintern wollten wir am Nam-Tso nicht. Einige Lastwagen versuchten auch ihr Glueck, blieben aber relativ schnell haengen. Schiebend benoetigten wir schliesslich 3h fuer 6km. Gewonnen, zurueck auf der Sonnenseite!

Fast eingeschneit!

Freundliche Besucher am Morgen Von Damshung fuhren wir ca. 16km auf dem Golmud-Highway zurueck, dann bog ein Schotterweg in ein Flusstal ab, einem Zufluss des Lhasa-Rivers. Unsere auf der Karte entdeckte Piste! Das Tal ist wunderschoen, mit den Nadelbaeumen erinnert es teilweise an die Schweiz. Nur abseits der Tourihauptpfade gibt es auch mal Orientierungsprobleme. Zwei Wege standen zur Auswahl, links des Flusses ein etwas breiter Trampelpfad, rechts eine breite Piste mit Kilometersteinen. Klar, da ignorierten wir auch die Hinweise der Einheimischen und waehlten die Ausbaustrecke. Leider falsch, nach 18km endet diese in einem Dorf. Sehnsuechtig schauten wir zu anderen Flussseite, nur um dorthin zu kommen, mussten wir den ganzen Weg zurueck. Nicht mehr an diesem Tag, wir bauten unser Zelt etwas ausserhalb des Dorfes auf. Als dann in der Nacht ein Mann unser Zelt umrundete und laut irgendwelches Zeug vor sich hinsagte (hoffentlich keine Beschwoerungsformeln gegen Daemonen!) ging die Pumpe doch verdammt schnell!
Morgens sah das Bild erfreulicher aus, die Dorfjugend gab sich ein Stelldichein, um uns beim Packen zuzusehen. Zirkus Rankl-Ebi auf Tour durch Tibet!
Wir hatten uns entschlossen, mindestens bis zur Bruecke per Anhalter zu fahren. Einer dieser Mini-Tuk-Tuks nahm uns mit. Vollkommen ungefedert ueber Stock und Stein kein Spass fuers Steissbein. Autsch! Wo wir grad dabei waren, liesen wir uns weiter von einem Truck das Flusstal zum Yunnan/Sichuan-Highway mit runter nehmen. Take a Ride Am Steuer sass ein 14-Jaehriger, der seinen Spass hatte, wenn wir uns bei jedem Schlagloch Richtung Decke bewegten. Der Wagen vollgestopft mit Leuten. Bald galt es ein Leck im Getriebe zu flicken (per Holzstueck), dann Wasser nachfuellen, mit der Bremse stimmte was nicht, nicht zu vergessen Choerten 3x umrunden. Aber durchaus ein Erlebnis die Fahrt. Vor der naechsten grossen Stadt mussten wir aussteigen, Tibeter duerfen keine Auslaender mitnehmen und riskieren dabei Fuehrerscheinentzug. Ob das unseren 14-Jaehrigen nun gestoert haette, entzieht sich meiner Kenntnis.
Unser naechstes Ziel lautete die Klosteranlage von Ganden. Liegt eindrucksvoll hoch am Berg in einem natuerlich Amphitheater. Die 500 Hoehenmeter werden aber fahrradfreundlich mit vielen Serpentinen ueberwunden. Ganden unterwirft sich den Ryhtmus der taeglich von Lhasa eingefahren Pilger, die um eins dann wieder weg sind. Da wir oben uebernachteten konnten wir die Ruhe abends geniessen und den Morgen darauf dem hektischen Treiber der Pilger folgen. Die Anlage ist fantastisch, mittlerweile zum Grossteil wieder aufgebaut (Kulturrevoltion), hat sich an der Lebensweise der Moenche wohl seit 1000 Jahren nix veraendert. Okay, Handies haben mittlerweile auch alle, aber das Wasser z.B. wird immer noch muehsam von einem Brunnen geholt. Man muss halt Prioritaeten setzen, Kommunikation ist wichtiger als funktionierende Sanitaeranlagen! Vor Einfall der Chinesen lebten hier bis zu 3000 Moenche, mittlerweile sind es wieder so an die 200. Groesster Schatz ist ein Hut des Dalai Lamas, den dieser bei seiner Flucht nach Indien vergessen hatte.

Chörten Medrogonkar Ganden Ganden Ganden

Die letzten Kilometer zurueck nach Lhasa waren eine schoen geteerte Rennpiste. 7 Tage dauerte diese Tour, immer maximal 70km Luftlinie von Lhasa entfernt und trotzdem volles Tibetprogramm mit allem was dazu gehoert. Kann man so nur empfehlen!

Lhasa Teil 2

Norbulinka Nach unserer zweiten Ankunft in Lhasa stand das uebliche Programm nach Rueckkehr in die Zivilisation an, Duschen, Essen, Internet, Schlafen. Gestern war fuer mich Chilltag, waehrend Betty den Norbulinka, Sommerpalast der Dalai Lamas, erkundete. Souvenir-Shopping stand auch an und so machte sich heute ein sehr schweres Paket auf den Weg Richtung Heimat.
Heute am Sonntag erkundeten wir eine weitere Klosteranlage in der Umgebung von Lhasa, Sera. In manchem gleichen sich Kloester doch auf der ganzen Welt, ein Biergarten gehoert einfach dazu! Wobei das hier eher ein Teegarten ist. Egal, Prinzip ist dasselbe. Im Kloster selber wurden wir in finsteren Ecken staendig nach Bildern vom Dalai Lama gefragt, die ja hier nach wie vor verboten sind.
Betty tat vorhin noch ganz viel fuer ihr Karma, indem sie unsere uebriggebliebenen Essensvorraete unter die vielen Bettler dieser Stadt brachte. Lauter glueckliche Gesichter!

Das war nun also unser Tibet-Part dieser Reise! Weiter gehts in Yunnan, ebenso mit dem Fahrrad, aber hier wollen wir uns nun oefters auch mal chauffieren lassen.

Potala Alte Damen im Kloster Sera Wandbemalung Kloster Sera Kloster Sera Dharma


Weiter nach: China

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