Das Grasköpfl ist ein eher unbekannter Berg zwischen Fall und Vorderriß beim Sylvensteinsee. Hier beginnt, bzw. endet das Karwendel, die Nordflanke fällt steil in das hier noch sehr ursprünglich
wirkende Isartal ab. Das ist auch, was der Berg verspricht, großartige Aussicht von oben auf Sylvensteinsee und Isar.
Der steile Pfad durch die Nordflanke ist im Buch "Vergessene Pfade in den Bayerischen Hausbergen" beschrieben und war wohl ziemlich verfallen. Als wird dort waren (Herbst 2019), wurde er gerade
saniert und die heikle Stelle durch einen kleinen Geröllkessel ist nun mit Drahtseilen entschärft.
Fakten
Ausgangspunkt:
Parkbucht an der B307, kurz vor Vorderriß (790m)
Höhenmeter:
1000 Hm
Zeit:
Rundtour 7h
Markierung:
In der Nordflanke spärlich, ab Gipfelgrat durchgängig
Anforderung:
T3
Besonderheit:
Der direkte Aufstieg von Norden durch die Steilflanke zur Grammersbergalm war verfallen und wurde 2019 saniert.
Ausgangspunkt:
Parkbucht (790m) an der B307 zwischen Fall und Vorderriß. Etwa 6km nach Ende der Brücke über den Sylvensteinstausee. Man muss aufpassen nicht daran vorbeizufahren. Nachdem man die Ortschaft Fall
passiert hat, verengt sich am Ende des Sylvensteinsees das Tal kurzzeitig. Wo es wieder weiter wird, findet sich auf der rechten Seite in Richtung Vorderriß die Parkbucht. Gegenüber, etwa mittig
zur Parkbucht führt ein Forstweg sozusagen lotrecht zur Straße schnurgerade in den Wald. Daran kann man erkennen, dass man richtig ist.
Stützpunkt:
Unterwegs keiner.
Aufstieg Nordflanke, Abstieg Reitsteig:
Von der Parkbucht, mittig, auf der anderen Straßenseite, führt schnurgerade ein Forstweg südlich in den Wald. Man folgt ihn, ohne nach links und rechts zu schauen. Am Beginn der Steilflanke setzt
links der direkte Weg zur Grammersbergalm an, der bis vor kurzen verfallen war. 2019 wurde er neu angelegt und teilweise mit orangen Punkten markiert.
Man folgt dem Pfad aufwärts nach links und überquert einen Bach. An einer Geländekante geht es rechts weiter. Nun führt der Pfad steil und teilweise rutschig nach oben. Man erreicht schließlich
einen weiten Geröllkessel. Dies ist die Schlüsselstelle und eine Stelle am Anfang, mit brüchig-sandigen Bröselfels wurde durch ein Drahtseil entschärft. Sonst wäre dies sicherlich wahrlich
ekelhaftes Gelände. Aber halt wildromantisch schön ...
Nach dem Drahtseil durchquert man nun etwas entspannter den Kessel. Bald danach überquert man einen weiteren Bach mit wunderbaren Wasserfällen und hat nun immer wieder schöne Ausblicke hinunter ins
Isartal. Der Weg wird nun etwas flacher und bald hat man die Wiesenflächen der Grammersbergalm erreicht. Hier stößt man auf den Weg, welcher beginnend von Fall auf das Grasköpfl führt. Beliebt
bei Mountainbikern.
Auf diesem kann man nun bleiben und geht dann links am Pirschschneid (1638m) vorbei. Noch vor diesem, nach einer Spitzkehre, kann man jedoch auch rechts auf Pfadspuren durch den Wald weiter
aufsteigen. Der Pfad führt immer knapp unterhalb der Gratschneide entlang. Der Weg ist oft nur schwer zu entdecken, aber er ist da, wie immer wieder abgesägte Latschenstümpfe beweisen.
Dementsprechend ist diese Variante auch etwas für Latschenliebhaber, die sich an allzu aufdringlicher Nähe des widerspenstigen Gewächses nicht stören.
Wanderweg und Variante vereinen sich schließlich wieder links des Grates kurz vor dem Grasköpfl. Zu diesem führt vom Hauptweg ein kurzer, felsiger Abstecher hinauf.
Für den Abstieg steigt man vom Gipfel wieder hinab zum Weg, welcher die Südflanke quert. Für eine Rundtour folgt man diesen nun nach Westen, entgegensetzt der Aufstiegsrichtung. Der gute
Wanderweg quert die gesamte Südflanke des Grasköpfls und führt schließlich hinab zu einem Sattel, jenseits erhebt sich der Schafreuter. Hier hält man Ausschau nach einem Schild in Richtung
Rißtal. Dieser ist als Reitweg angelegt und führt daher mit vielen Serpentinen, sehr flach und knieschonend ins Tal. Man erreicht schließlich den Stuhlbach und überquert diesen. Jenseits geht es
zu einem Sendemasten hoch und man steigt schließlich eher rechtshaltend zur Bundesstraße hinab.
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten:
- links findet sich nach 1.5km die Bushaltestelle "Oswaldhütte" an der Straße Vorderriß Richtung Eng
- aus der Eng kommen viele Ausflüger zurück, man kann also auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen
- zu Fuß geht auch: dann kurz entlang der Straße Richtung Vorderriß, bei der ersten Gelegenheit auf einer Forststraße in den Wald und auf dieser bleiben, bis man wieder den schnurgeraden Weg
bekannt vom Aufstieg erreicht. Dies sind rund 4km flacher Hatscher durch den Wald.
Charakter:
Der verfallene Weg durch die Nordflanke wurde 2019 saniert und mit orangenen Punkten markiert. Die gefährliche Querung durch einen bröseligen Felskessel wurde dabei mit Drahtseilen entschärft.
Mal schauen, wie lange das so bleibt.
Am Gipfelgrat kann man nochmals auf einen verfallenen Steig ausweichen, der ist nicht gefährlich, braucht aber den Pfadfinder mit Diplom. Links auf dem Hauptweg ist es einfacher. Der Gipfelanstieg
wartet mit ein paar felsigen Passagen auf. Der Abstieg über einen Reitsteig ist problemlos.
Karte:
Landesamt für Vermessung und Geoinformation, UK50-51, "Karwendel", 1:50000
Weitere Infos:
Joachim Burghardt, "Vergessene Pfade in den Bayerischen Hausbergen", Bruckmann Verlag, 2012
Vergessene Pfade
Nach meinem Unfall war es das erste Mal, dass ich wieder allein mit einem Bergkameraden aus alten Zeiten unterwegs war. Etienne hatte inzwischen ähnliche Erfahrungen gemacht, beide waren wir
also gezeichnet und zusammen kommen doch einige Freiflugmeter in der Vita zusammen.
Eine Tour also aus dem Buch "Vergessene Pfade in den Bayerischen Hausbergen". So vergessen war aber unsere Tour der Wahl nicht mehr, wie wir feststellen durften. Sie wurde wohl kürzlich wieder
hergerichtet und markiert. Daran dürfte das erwähnte Buch nicht ganz unschuldig sein. Wir freuten uns auf alle Fälle sehr über ein Drahtseil an der Schlüsselstelle. Man quert hier einen
Felskessel. Wobei das Wort "Fels" ist dem Fall doch gnadenlos beschönigend, feinstes Karwendelgebrösel trifft es besser. Das Drumherum ist aber gar faszinierend, ein schöner Aufstieg mit
Wasserfällen und immer wieder schönen Ausblicken hinab ins ursprünglich wirkende Isartal. Bei den Wasserfällen kam bei uns beiden sofort wieder der Eiskletterer durch, der die schönen Eissäulen
und Eisvorhänge geistig trotz angenehm warmer Temperaturen schon vor den Augen hat.
Der Weg durch die Nordflanke ist zunächst steil und dank Nordseite schattig und stellenweise rutschig. Oben kommt man bei einer weitläufigen Alm mit schönen Wiesen heraus. Es hatte eine tolle
Herbststimmung und immer wieder den tollen Blick hinab zur Isar. Laut Autor des erwähnten Buches hatte König Ludwig II. hier oben ein weiteres seiner vielen Berghäuser, von dem wohl noch die
Grundmauern stehen.
Von der Grammersbergalm könnte man nun auf dem Hauptweg bleiben, aber wir waren ja auf der Suche nach vergessenen Pfaden. Rechts des Pirschschneid auf dem weiteren Weg zum Grasköpfl gibt es
den tatsächlich noch. Es braucht schon einiges an Gespür, um zumindest den Einstieg zu finden. Gefährlich ist es nicht, sofern man nicht in den Latschen steckenbleibt. Der Blick nochmals hinab zur
Isar ist aber schon lohnend.
Dann warten die letzten Höhenmeter hinauf zum Grasköpfl, felsig steil, aber gut machbar. Am Rande des Karwendels hat man einen umfassenden Überblick zum Isarwinkel gegenüber, hinter einem
steht der Schafreuter und beim Sylvensteinsee die einsame Gegend rund ums Demeljoch.
Dei 1000 Höhenmeter hinab waren für mich schon eine Herausforderung, wenn auch der Weg ins Rißtal äußerst knieschonend ausfällt. Er wurde einst als Reitsteig angelegt und heißt auch immer
noch so. Der Blick in den Kessel nordseitig des Schafreuters ist schon verlockend, ein anderes Mal. Zurück auf der Straße müssen wir wohl einen mitleidserregenden Eindruck gemacht haben.
Ein Auto hielt an und der (junge) Fahrer befahl ohne Umschweife, "Komm, steigts ein". Taten wir und sparten uns so eine Stunde Fußmarsch. Dank der Jugend!
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