Das Finsteraarhorn ist einer der abgelegensten
Berge überhaupt in den Alpen und von allen Seiten nur über langwierige
Gletscherwanderungen zu erreichen. Wir wählten die Route von Fiesch aus.
Hierfür benötigt man 4 Tage. Man startet bei der Talstation der
Eggischhorn-Bahn. Hier entweder mit Seilbahn oder zu Fuß bis zur
Mittelstation. Von dort über Mäjelensee und Aletschgletscher bis zum
Konkordiaplatz (Konkordiahütten). Am nächsten Tag über Grünhornlücke zur
Finsteraarhornhütte.
Um wieder zum Ausgangsort zurück zu kommen, eignet sich der Fiescher
Gletscher nicht. Dieser ist zu stark abgeschmolzen und es gilt größere
Eisabbrüche zu überwinden. Stattdessen kann man über Gemsschlicke (40°
Couloir, Steinschlag!) und Oberaarjoch zum Grimselstausee gehen. Von dort
fährt ein Postbus bzw. man trampt zurück nach Fiesch.
Route:
Normalweg über Hugisattel und NW-Grat. Von der
Finsteraarhornhütte gerade über Fels empor. Weiter nordwärts über einen
flachen Gletscher zum Frühstücksplatz auf 3616m. Dies ist ein Ausläufer des
SW-Grats. Nun auf einer steilen Gletscherrampe (Spalten!) zum Hugisattel. Hier
fängt die Kletterei über den NW-Grat an (IIer-Gelände). Man hält sich
meist in der rechten Flanke, weiter oben direkt am Grat entlang. Man benötigt
für den Aufstieg von der Finsteraarhornhütte ca. 5h. Siehe auch Bild weiter unten.
Charakter:
Der Aufstieg zum Hugisattel ist ziemlich steil
(durchgehend 35°). Der NW-Grat ist ausgesetzt und man klettert in äußerst
brüchigen Fels. Bei Vereisung kann die Kletterei sehr heikel werden. Das
Gelände verzeiht nirgends grobe Fehler.
Abstieg:
Entlang der Aufstiegsroute. Achtung auf
Schneebrücken! Diese sind evtl. in der Mittagssonne aufgeweicht.
Karte:
Führer:
"4000er - Die Normalwege", Richard
Goedeke, Verlag J. Berg
Link:
-
Bergspezln:
Betty, Flo, Hias, Woife
Nachdem die Nachzügler endlich auch in der Schweiz eingetroffen waren, konnte das Abenteuer
Finsteraarhorn beginnen. Erster Streitpunkt, unsere Puristen Hias und Woife weigerten sich
beharrlich mit der Seilbahn die 1000 Höhenmeter von Fiesch bis zur Mittelstation der Eggischhorn
Bahn zu fahren. Also starteten die beiden etwas früher. Der Rest bevorzugte etwas Luxus und könnte
sich eine Aufstiegshilfe für 20 Franken.
Die erste Tagesetappe führte uns vorbei am Mäjelensee über den Aletschgletscher zum Konkordiaplatz.
Dort schlugen wir in Sichtweite der Konkordiahütten unser erstes Nachtlager auf. Die 8-stündige
Hatscherei über den Aletschgletscher ist zwar eindrucksvoll aber auch ziemlich anstrengend. Überall
findet man Patronenhülsen, da das Gebiet von der Schweizer Armee für Artillerie-Übungen verwendet
wird. Man sollte also nicht zur falschen Jahreszeit unterwegs sein!
Am nächsten Tag ging es über die Grünhornlücke bis zur Finsteraarhornhütte. Oben auf der Grünhornlücke
hat man einen grandiosen Ausblick auf den Konkordiaplatz mit den umgebenden Bergriesen zur einen
Seite und die Schokoladenseite mit geplanter Aufstiegsroute des Finsteraarhorns zur anderen. Man
bewegt sich die ganze Zeit über weite Gletscherflächen mit einigen durchaus unangenehmen Spalten.
Wiederum in Sichtweite der Hütte bauten wir auf dem Fiescher Gletscher unsere Zelte auf. Es war
sehr warm und so genossen wir die Nachmittagssonne.
Samstag, Gipfeltag. Wir starteten bei Dunkelheit. Das Gelände war steil, und es hatte mehrere heikle
Schneebrücken, die wohl am Nachmittag ziemlich aufgeweicht sind.
Am Hugisattel ein beeindruckender
Blick in die Nordwand des Finsteraarhorns. Vom Sattel geht es über den NW-Grat zum Gipfel.
Glücklicherweise war dieser nicht vereist, aber ziemlich ausgeapert. So kletterten wir über
unangenehmes, brüchiges IIer-Gelände zum Gipfel. Von dort oben sieht man potentielle Bergziele für
die nächsten zwanzig Jahre! In 3h waren wir wieder bei unseren Zelten.
Eigentlich planten wir unseren Rückweg nach Fiesch über den Fiescher Gletscher, jedoch meinte die
Wirtin der Finsteraarhorn-Hütte, dass der Gletscher ziemlich abgeschmolzen ist und man im Eisbruch
70m Klippen überwinden muß. Sie empfahl uns über die Gemsschlicke und Oberaarjoch zum Grimselstausee
zu gehen. Die Gemsschlicke ist ein 40° steiles, mit Firn gefülltes Couloir und ziemlich
steinschlaggefährdet. Der Weg lohnte aber auf alle Fälle, da man noch mal die Nordseite des
Finsteraarhorns begutachten konnte. Auf dem Oberaargletscher konnten wir ein paar Helden
beobachten, die sich mitten auf einer Schneebrücke stehend, anseilten. Dümmer gehts nimmer!
Nach 7h erreichten wir schließlich den Grimselstausee. Per Anhalter fuhren Betty und Flo zurück
nach Fiesch, um die Autos abzuholen.
Alle Texte und Bilder so nicht anders vermerkt von Stephan Rankl.
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