Fällt eine Besteigung des Aconcagua noch unter den Begriff "Expedition"? Nicht wirklich, so
lange man sich auf der Normalroute bewegt. Plaza de Mulas gleicht eher einem Ferienlager,
ärztliche Hilfe ist vorhanden und die Ranger überwachen den gesamten Weg bis zum Gipfel,
damit keine größeren Unfälle passieren. Sogar im Camp Berlin auf 5780m gibt es mittlerweile eine
ständige Rangerstation und dies ist erst der Anfang, wenn man liest was mit den 2001 erhöhten
Permit-Gebühren alles geplant ist. Sicher zum einen sind einige Maßnahmen notwendig, um den Berg
vor den Bergsteigern zu schützen. Die Umweltverschmutzung ist enorm, sanitäre Einrichtungen
müssen dringend auch in den Hochlagern angelegt werden. Andererseits nimmt die ständige Anwesenheit
von Rangern und damit scheinbar allgegenwärtiger Sicherheit dem Berg doch einiges an seinem
Reiz. Gut, es bleibt immer noch die Möglichkeit auf eine andere Route auszuweichen, womit dann
aber zwangsläufig auch die Gipfelchancen sinken. Desweiteren werden wohl auch in Zukunft immer
mehr Unbedarfte angelockt, die an diesem Berg nichts verloren haben. Wir trafen Isländer, deren
höchster Berg gerade mal 2000m hoch war und die fest davon überzeugt waren, sich im Basislager
noch Schalenschuhe kaufen zu können. So weit geht der Kommerz am Aconcagua dann glücklicherweise
doch (noch) nicht.
Aconcagua über den Normalweg bedeutet eher eine gute Möglichkeit, sich mit der Organisation
zur Besteigung eines Berges dieser Größenordnung vertraut zu machen. So man denn auf eigene Faust
loszieht. Eine gute Taktik sollte man haben, um Höhenkrankheit zu vermeiden. Verpflegung und
Brennstoff will gut geplant sein, sowie dessen Transport ins Basislager. Nicht zu vergessen, die
Ausrüstung, die Verhältnisse am Berg sind hart. Unterschätzen sollte man den Aconcagua auf gar
keinen Fall! Rein technisch gesehen, bietet die Normalroute keine größeren
Herausforderungen. Die Statistik spricht jedoch eine eindeutige Sprache, nicht mal 50% aller Aspiranten
schaffen den Gipfel, jeder vierte kehrt mit Erfrierungen zurück.
Bei vielen Leuten gilt der Aconcagua als Schotterhaufen, man muß ihn halt machen, weil es der
höchste in Südamerika ist. Mein Eindruck ist ein völlig anderer. Schon der Anmarsch zum Basislager
ist ein Erlebnis für sich, aus der kargen Hochgebirgswüste wird schließlich eine beeindruckende
Gletscherkulisse. Die Aussicht von den Hochlagern lässt sich nur schwer in Worte fassen. Der erste
Blick auf den Aconcagua vom Banderita Sur, der
völlig windstille Abend beim zweiten Aufenthalt im Nido de Condores, die körperliche Anstrengung
beim Gipfelaufstieg, die Südwand aus der Nähe betrachtet, dies alles sind Erlebnisse, die den
durchaus großen materiellen Aufwand rechtfertigen.
Ich und Bettina hatten danach noch eine Woche Zeit, um noch mehr von Chile zu sehen. Ein
faszinierendes Land, mit einer unglaublich vielfältigen Landschaft. Unser Weg führte uns
gen Süden, um die Provinzen Araucania und Los Lagos zu entdecken. So statteten
wir der Touristenmetropole Pucon einen Besuch ab und fuhren mit einem Mietauto
weiter bis Puerto Montt.
Im Folgenden möchte ich in Form eines Tagebuches unsere Erlebnisse schildern und gleichzeitig
ein paar Infos geben, die aus Erfahrungen vor Ort und durch das Lesen vieler Büchern
resultieren. Die Welt dreht sich weiter und so ist mir durchaus bewust, dass manche Dinge sich
ändern werden und ich hier nur eine Momentaufnahme im Jahre 2002 beschreiben kann. Meine
Kenntnisse über den Aconcagua beschränken sich auf den Normalweg. Für weitere Informationen sei
auf Links, bzw. Literatur-Tipps hingewiesen.
Karte
Karte Nationalpark Aconcagua (Stand 2002)
Danke
Betty, Woife und Hias - Für die Erfüllung eines Traums
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