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Elbrus
Ararat - Elbrus 2003: Elbrus
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Zum Elbrus bitte ...

Da standen wir also mitten in der Nacht am Flughafen. Nun erst mal die Einreise hinter uns bringen, was aber erstaunlich einfach ging. Die Grenzer konnten zu unserer Überraschung alle ein paar Brocken Deutsch, Englisch Fehlanzeige. Einen direkten Weiterflug nach Mineralny Vody gab es nicht. So standen wir etwas ohne Plan vor dem Flughafen. Sofort waren wir umringt von Taxlern, einer konnte Englisch. Unser Plan war eigentlich für eine Nacht im Intourist-Hotel abzusteigen. 50 USD kostete uns die Fahrt in die Stadt, da haben wir uns aber gnadenlos abzocken lassen. Zudem sprach derjenige, der uns dann fuhr, nur noch Russisch und blöderweise hat ihm niemand gesagt, wo wir hinwollen. Also setzte er uns einfach am Busbahnhof ab. Die übliche Taktik mit dumm schauen und ahnungslos rumstehen funktionierte zum Glück. Man stelle sich einen Taxler mit riesigem Bierbauch vor, den er auch noch mit offenen Hemd zur Schau stellt. Würden sie diesem Menschen mitten in der Nacht vertrauen? Wir taten es, weil er konnte Englisch. Es stellte sich heraus, dass er eigentlich supernett war und schließlich die ganze Weiterfahrt für uns regelte. Unser Retter in der Nacht. Die Bus-Fahrpläne konnten wir nicht lesen, da alles auf kyrillisch. Aber unser Taxler-Hero kundschaftete einen Bus nach MinVody aus, ein Uhr morgens Abfahrt, koa Problem ... aber, wir hatten keinen Rubel in der Tasche nur Dollars. Ich fragte nach einem Bankautomaten und unser Taxler-Hero packte mich und Wolfgang ins Taxi. So einen Bankautomaten hab ich dann allerdings noch nie gesehen. In einem schwer gepanzerten Container hockte eine Dame hinter einer Plexiglasscheibe. So kamen wir zu Rubel und damit zu Bustickets. Die Mär, dass es in Russland überdurchschnittlich viele schöne Mädls gibt, stimmt übrigens voll und ganz ... ;-)
In Cheget beim Schaschlik-Essen Unser Anreise-Abenteuer sollte noch weitergehen, der Bus mit dem wir durch die Nacht fuhren, war der Wahnsinn. So stellt man sich den Ostblock vor. Der Bus 30 Jahre alt, wir sassen ganz hinten und hatten ständig die Abgase in der Nase. Ständig mußte der Fahrer irgendwelche Schrauben nachziehen und einmal leckte so eine Art Kühlerschlauch, der mitten durch den Fahrgastraum gelegt war. Am Busbahnhof in MinVody das übliche Spielchen. Wir schafften es schließlich ein Privat-Taxi zu organisieren oder liesen es uns vielmehr aufquatschen. Wolfgang konnte ein paar Brocken Russisch und dieses Gekritzel lesen, was sehr hilfreich war. So quetschten wir uns samt Gepäck in einen Lada-Combi und ab ging es Richtung Baksan-Tal. Unser Fahrer entpuppte sich als die russische Ausgabe von Walter Röhrl. Öfters mal standen Kühe auf der Fahrbahn, nix Bremsen, mit vollem Speed im Slalom um die Viecher rumgekurvt.
Das Baksantal ist wunderschön, am Anfang erinnert es ein bischen an gewisse Ecken in den Dolomiten (Tofana), am Ende stehen eindrucksvolle Gletscherberge. Wir hatten uns ja die "Rahmenbedingungen", also Permit, bürokratischer Kram und Unterkunft im Tal von einer russischen Agentur (Pilgrim-Tours) organisieren lassen. Es galt deren Basislager im Tal (Terskol) ausfindig zu machen. Zwar stand brezenbreit ein Schild auf der Straße, welches wir aber ignorierten. Nach einigem Suchen und sinnlosen Disput mit Einheimischen und Fahrer besannen wir uns darauf, dass das Schild vielleicht auch auf unser Hotel hinweisen könnte. Und so waren angekommen In nicht mal 24 h hatten wir den weiten Weg von Trabzon nach Terskol geschafft!

1.8.03 1. Tag Elbrus

2100 m - 3050 m; Temp. Tag: 26°C, Nacht: 8°C

Aus dem Weg!

Unser 1. Lager auf 3200 m Erster Tag am Elbrus und ich hatte Durchfall, na bravo! Die meisten Aspiranten machen es hier so, dass sie sich bis Azau kutschieren lassen, dort in die Gondel einsteigen und sich bis auf 3800 m zu den Barrels hochtragen lassen. Wir nicht, wir gingen direkt vom Hotel in Terskol los. Gut die 4 km bis Azau waren jetzt wenig aufregend, danach ging es unter der Gondel eine Skipiste hoch, die man grad mit Panzern plattwalzte und erweiterte. Mit der Höhe gewinnt man auch an Überblick und wir konnten den "richtigen" Kaukasus begutachten. Dieser ist im Gegensatz zum Elbrus wild und schroff. Aber der Elbrus sieht auch gut aus und ist vor allem der Höchste weit und breit ... ;-)
Irgendwo nach der ersten Bahnstation der Gondel und Beginn des Gletschers fanden wir einen sehr schönen Zeltplatz. Karl-Heinz und Wolfgang überkam abends das Bastelfieber und so standen uns bald Bänke und Tische zur Verfügung, sowie ein aus alten Blechen gebauter Ofen. Holzlatten lagen überall genug rum.

2.8.03 2. Tag Elbrus

3050 m - 3800 m "Barrels"

Der Tag begann stahlend schön mit wunderbaren Ausblick auf Elbrus und den Rest des Kaukasus. Irgendwie scheint letzterer nur aus Matterhörnern und Grand Jorassen zu bestehen. Unser Ziel für heute waren die Barrels. Eigentlich nicht sehr weit, aber zum Ende hin bemerkte man die Höhe. Der Weg benützt eine schotterige Felsrippe mit Gletscher zur linken. Die Barrels sehen aus wie Öltanks und können als Bergsteiger-Unterkunft benützt werden. Daneben gibt es aber auch ein paar nette Zeltplätze. Und wir trauten unseren Augen nicht, als plötzlich Russinen im Bikini rumliefen. Nun die waren als Tagestouristen mit der Gondel hochgekommen. Mir wäre es trotzdem zu kalt zum Sonnenbaden gewesen. Nebenan vergnügten sich auch ein paar Snowboarder im Sulz.
Gegenüber in Georgien steht ein Berg, der ziemlich Ähnlichkeit zur Jungfrau im Berner Oberland hat, da kommt man ins träumen ... aus denen ich dann allerdings schnell herausgerissen werde. Es fängt ziemlich zu schütten an, was für 3h anhält. Das reichte aus, dass das Wasser bis ins Zelt durchkam. Ist halt schon etwas älter, mein North-Face-Tempel.

Die Barrels

3.8.03 3. Tag Elbrus

3800 m - 4200 m "Diesel Hut"

Ein echter Georgier

Das Wetter war heute wider Erwarten wieder sehr gut. Am Morgen zeigte sich keine Wolke. Gegen Mittag bildeten sich Quellwolken und zum Abend war alles eingenebelt, aber ohne Regen. Bis zur Diesel-Hut ist es von den Barrels nicht wirklich weit. Man steigt über eine weite Schneefläche auf. Die Diesel-Hut wurde aus den Resten der "Prijut 11" gebaut, die in den 90ern abgebrannt ist. Etwas oberhalb der neuen Hütten finden sich noch die Grundmauern der alten, die natürlich einen hervorragenden Windschutz bieten würden. Leider ist der Platz schon voll besetzt. Ein paar Meter oberhalb hat es jedoch auch gute Plätze zwischen Felsen, mit fliesend Wasser und einem Plumpsklo.
Bleibt noch die Frage, wann wir zum Gipfel starten. An sich wäre ein Akklimatisierungstag nicht schlecht, aber vielleicht spielt uns dann das Wetter wieder einen Streich wie am Ararat? Wir entscheiden uns für den nächsten Tag ...

Elbrus

4.8.03 4. Tag Elbrus

4200 m - 5643 m, Gipfel

Sonnenaufgang, noch ist das Wetter perfekt ... Um zwei Uhr nachts schauten wir aus dem Zelt, sternenklar und ziemlich warm. 3 Uhr waren wir abmarschbereit. Vom ersten Stück bis zur ersten Wegmarke, Pastuch Rocks auf 4800 m, sahen wir nicht viel und es zog sich ziemlich in die Länge. Man geht immer zwischen zwei Felsrippen und der Weg ist ausgetrampelt. Bleibt man auf dem Normalweg, braucht man kein Seil, da man sich nur auf Schnee- bzw. Firnflanken bewegt. Hier oben fing dann auch der Wind erbarmungslos an zu blasen. Von den Felsen steilt sich der Weg auf und man geht immer auf den Ostgipfel zu. Hier erlebten wir den sagenhaft schönen Sonnenaufgang, der ganze Kaukasus lag unter uns. Die Route quert nun nach links um den Ostgipfel herum. Hier war es dann mit dem schönen Wetter vorbei. In Sekundenschnelle legten sich Wolken um den Gipfel und wir standen im Nebel, der Wind steigerte sich zum Sturm. Da der Weg gut ausgetreten ist und ausserdem so alle 50 m eine Markierungsstange steckt, wagten wir den Weiterweg, obwohl wir meistens überhaupt nichts sehen konnten. Nur ab und zu tat sich eine Lücke auf. So gelangten wir zum Sattel zwischen West- und Ostgipfel. Hier wird der Weg ziemlich steil, wir zogen deshalb Steigeisen auf, um auf dem windgepressten Schnee Halt zu finden. 10:30 Uhr standen Betty und ich auf dem Gipfel, Wolfgang und Karl-Heinz waren eine halbe Stunde zuvor angekommen. Leider konnten wir überhaupt nix sehen, Sicht max. 2m, nur graue Suppe. Es hatte -10°C, dazu aber diesen eisigen Wind. Auch unsere Kamera hatte es eingefroren, aber was hätte man bei den Bedingungen auch viel fotografieren können?
Über die endlosen Schneefelder traten wir den Rückzug an. Irgendwann wurde es uns zu dumm, wir setzten uns einfach auf den Hosenboden und rutschten hinunter. Um 13 Uhr waren wir zurück am Zelt, darin verbrachten wir scheintot den Rest des Tages.

Wolfgang auf dem Gipfel

5.8.03 5. Tag Elbrus

4200 m - 2100 m, Zurück nach Terskol

Der Tag danach

Unsere Entscheidung, so schnell wie möglich auf den Gipfel zu gehen erwies sich als richtig, das Wetter wurde immer schlechter. Die ganze Nacht über zogen mehrere Gewitter über den Berg. Es schneite unaufhörlich. Das Zelt drohte mal wieder einzuknicken. Frühmorgens hatte es über einen halben Meter Neuschnee. Wir bauten alles ab und flüchteten ins Tal.

Abmarsch

Am nächsten Tag war das Wetter richtig schlecht, es regnete den ganzen Tag. In Cheget hat es einen kleinen Bazar. Alle verkaufen dasselbe, Strickwaren ohne Ende.
Da wir am Elbrus richtig schnell waren, entschlossen wir uns noch Moskau anzusehen.
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