Zurück zur Übersicht Tibet, Lhasa-Kathmandu
Tibet ist nun mal ein Teil von China. Das macht die Sache für den Touristen nicht ganz einfach. Die chinesischen Behörden ändern
die Bestimmungen monatlich. Zum Zeitpunkt meines Besuchs im Oktober 2003 war die Lage sehr entspannt. Ich besorgte mir zwar alle
erforderlichen Permits, jedoch wollte diese niemand sehen, auch wurde ich nirgends kontrolliert. Dies alles kann sich natürlich
sehr schnell ändern, falls es irgendwo in Tibet wieder zu Unruhen kommt (Tja, was soll man 2020, da ich den Text überarbeite, dazu sagen. Es kam schlimmer, viel schlimmer).
Das Standardwerk für den Individualreisenden. Man sollte sich gerade für Tibet die aktuellste
Version besorgen.
Kym McConnell
"Tibet Overland"
1. Auflage 2002 Trailblazer Publcations
Mountain-Bike-Guide für Tibet. Schon jetzt das Standardwerk. Alle möglichen Touren sind beschrieben,
danach bleiben keine Fragen offen.
Gary McCue
"Trekking in Tibet"
2. Auflage 1999 The Mountaineers
Das Standardwerk für Trekking-Routen in Tibet.
Tibetan Phrasebook
2. Auflage 1996 Lonely Planet Publications
Unverzichtbar - Englisch spricht in Tibet ausserhalb der Zentren niemand.
Taschen-Dolmetscher "Chinesisch"
1. Auflage 1990 Chinesische Internationale
Buchhandelsgesellschaft
Sehr praktisch und unverzichtbar. Standardsätze sind in Deutsch und Chinesisch (Lautsprache
und chin. Schriftzeichen) gegenübergestellt. So kommt man auch mit Deuten weiter ...
Heinrich Harrer
"Sieben Jahre in Tibet"
Oktober 1998 Ullstein Buchverlage
Wer kennt es nicht? Beschreibung von Lhasa, bevor die Chinesen einfielen. Mit vielen alten Fotos.
Heinrich Harrer
"Wiedersehen mit Tibet"
5. Auflage 1998 Ullstein Buchverlage
1982 kehrt Harrer als normaler Tourist zurück und sieht ein zerstörtes Tibet.
Dalai Lama
"Freedom in Exile"
1992 Abacus
Autobiographie des Dalai Lama. Er beschreibt seinen gesamten Lebensweg. Wer sich ein Bild von
der jüngeren Geschichte Tibets machen will, sollte das unterhaltsam geschriebene Buch lesen.
Wie komme ich nach Lhasa? (Ich habe das 2003 geschrieben ...)
Es gibt prinzipiell drei populäre Möglichkeiten nach Lhasa zu gelangen, über Golmud, Chengdu oder Kathmandu. Von Golmud in China
gibt es eine Busverbindung nach Lhasa. Fliegen kann man entweder von Kathmandu oder Chengdu. Auch die Anreise über den Friendship
Highway von Kathmandu im Jeep ist möglich.
Die Bestimmungen für Tibet sind nach wie vor so, dass man eigentlich nur als Gruppe (>= 5 Personen) in Tibet einreisen darf. Aber
es gibt verschiedene Wege dies zu umgehen. In Kathmandu läuft dies so, dass man sich an eine der vielen Reiseagenturen in
Thamel wendet, welche alles weitere übernehmen. Problem ist hierbei, genügend Leute zusammen zu haben, was in erster Linie Zeit
kostet. Danach landet man leider auf einem chinesischen Gruppenvisum, auch wenn man sich vorher schon ein eigenes Visum besorgt
hat. In der Gegend um Lhasa kann man sich damit zwar trotzdem frei bewegen, will man auf eigene Faust unabhängig von der Gruppe
z.B. über den Friendship-Highway zurück nach Nepal reisen, kann es Probleme geben. Es gibt jedoch die Möglichkeit sich im PSB in
Shigatse oder an der Grenze in Zhangmu / Dram wieder aus dem Gruppenvisum herauszukaufen, falls man es bis dahin schafft. Wie es
dann mit einen eigenem chin. Visum aussieht, ist wieder eine ganz andere Frage, die ich nicht beantworten kann.
Für den Individualisten ist also Kathmandu keine optimale Lösung, ich wählte aus diesem Grund die Anreise über Chengdu. Nach
Chengdu kommt man z.B. über Hong Kong. Falls man es daheim nicht schafft, ein chinesisches Visum zu bekommen, welches länger als
30 Tage ist, in Hong Kong ist dies kein Problem. Beim chin. Konsulat in München bekam ich aber nach Angabe einer ausgedehnten
Pseudoreise (ja nicht Tibet angeben!) zu den Highlights in China, ein Visum für 60 Tage. Von Hong Kong kann man direkt nach
Chengdu fliegen, günstiger ist es aber von Shenzhen zu fliegen. Shenzhen ist von Hong Kong ganz einfach mit Zug, Bus oder Fähre
zu erreichen.
In Chengdu muß man zusammen mit dem Flug eine Stadttour in Lhasa buchen, um ein Travel Permit zu bekommen. Die Reiseagenturen
würfeln dann eine Gruppe zusammen, in meinem Fall war es sogar so, dass ich eine 1-Mann-Gruppe darstellte. Da bekommt man schon
den Eindruck, dass die Chinesen nur auf alte Rituale bestehen, um kräftig abkassieren zu können. Ich buchte die Tour per
Internet über Louis (hlouis@mail.china.com). Der Junge ist zuverlässig und macht eine gute Arbeit, auch wenn er mir ein bisschen
teuer vorkam. Für den Flug nach Lhasa, Stadttour und 3 Nächte im Hotel bezahlte ich 350 USD.
Fahrradmitnahme in chinesischen Flugzeugen gestaltete sich einfacher als erwartet. Lenker quer, Pedale runter, Luft aus den
Reifen, das wars. Wichtig ist immer, dass das Fahrrad als solches zu erkennen ist und es man noch schieben kann. Dann wird
es auch pfleglich behandelt. Mit dem billigsten Ticket hat man 20 kg Freigepäck. Für den Rest muß man Übergepäck bezahlen
(25 Yuan pro Kilo). Kleiner Tipp, in der Business-Class fliegt man mit 30 kg, in der ersten Klasse gar mit 40 kg
Freigepäck.
Radfahren in Tibet (Info-Stand: 2003)
Das Public Security Bureau (PSB) ist in ganz China u.a. auch für Ausländer zuständig. D.h. will man sein Visa verlängern, braucht
man irgendein Permit oder will man von einem Gruppenvisa rauskommen, ist das PSB die richtige Anlaufstelle. So weit so gut, nur
leider ist es nicht ganz so einfach. Ganz China ist in Regionen und Städte eingeteilt, die für Ausländer offen sind oder eben
nicht. Will man in oder durch gesperrte Gebiete reisen, braucht man ein Alien Travel Permit (ATP). So was bekommt man nur beim
PSB. Ist man in einer Gruppe unterwegs und hat einen Guide, alles kein Problem. Als Einzelner wird es da schon schwieriger.
Lhasa ist eine für Ausländer offene Region, Shigatse auch, dazwischen jedoch sind viele gesperrte Gebiete. Will man also von
Lhasa nach Shigatse reisen und darüber weiter zum Everest und nach Nepal, braucht man ein ATP. Dieses wird man aber in Lhasa
in der Regel nicht bekommen, generell sollte man es beim PSB in Lhasa erst gar nicht versuchen. Ich hab Geschichten gehört, da
wurden Leuten die Visa gecancelt und in den Flieger verfrachtet. Der Segen für den Individual-Touristen ist das PSB in Shigatse.
Dort bekommt man so gut wie alles, schon an der Eingangstür hängt eine Preisliste für alle Dienstleistungen. Das ATP für die
Strecke von Shigatse zur nepalesischen Grenze mit allen Highlights (z.B. Sakya, Everest-Basecamp) kostet 50 Yuan. Will man dies
mit dem Fahrrad machen, muß man noch mal 100 Yuan extra berappen. Man sollte sich möglichst alle größeren Städte auf dem ATP
eintragen lassen, um keine Probleme zu bekommen. Das PSB in Shigatse kann natürlich nur ein ATP für seinen Einflussbereich
ausstellen. Glücklicherweise gehört der gesamte Friendship-Highway ab Shigatse, so wie das Everest-Gebiet dazu.
Reisepläne in Tibet darüber hinaus am besten gar nicht erwähnen.
Ich besorgte mir in Shigatse ein ATP, welches aber dann niemand sehen wollte. Generell war die Situation entlang des
Friendship-Highways im Oktober 2003 sehr entspannt. Niemand wollte irgendwas kontrollieren.
Die Frage ist, wie kommt man jetzt von Lhasa nach Shigatse? Ich bin einfach ohne ATP drauflos geradelt und wurde auch nirgends
kontrolliert. Es soll Leute geben, die vorher mit dem Bus nach Shigatse fahren, um sich ein ATP zu holen und dann wieder zurück
in Lhasa mit dem Radeln anfangen. Das ist natürlich die sicherste Variante.
An den Straßen in Tibet gibt es viele Checkpoints. Es ist aber nach wie vor so, dass die Soldaten an Checkpoints mit so
komischen Typen auf Fahrrädern überhaupt nix anfangen können, da es für so einen Fall keine Order gibt. Also hinradeln, freundlich
grüßen und langsam aber bestimmt vorbei radeln. Die Checkpoints sind übrigens alle in dem Buch Tibet Overland (s.o.) beschrieben,
so dass man sich vorher schon mal drauf einstellen kann.
Entlang des Friendship-Highways ist die Versorgungslage nur in den größeren Städten wie Lhasa, Shigatse und Gyantse ausreichend.
Hier wird man auch ohne Probleme eine Unterkunft finden. Dazwischen bekommt man als Radfahrer nur dort was, wo auch die Jeep-
Touristen Zwischenstopps einlegen. D.h. es gibt Tage an denen man unabhängig sein muß. Zelt, Kocher und Proviant gehören deswegen
ins Gepäck. Ausser man gönnt sich den Luxus und radelt mit Begleitjeep, aber wer macht den so was?
Geld bekommt man auch nur in Lhasa und Shigatse. Mit der Kreditkarte kann man nur bei der China Bank abheben.
Ich war im Oktober unterwegs, die meiste Zeit hatte es super Wetter mit Sonne den ganzen Tag. Unter Tag ist es auch recht warm
geworden, die Nächte waren dafür umso kälter. Ende Oktober war ich im Everest-Gebiet unterwegs, es setzte ein stürmischer und
kalter Wind ein, der vom Himalaya runter blies (also Gegenwind!). Ab dann war es auch tagsüber sehr kalt. An Kleidung muss
man deswegen im Herbst von +30°C bis -15°C gewappnet sein. Ich war jedenfalls um meine Daunenjacke sehr froh.
Bleibt noch zu erwähnen, die Höhe. Lhasa liegt auf 3600 m, wenn man dort ankommt wird man erstmal Kopfweh haben. Man sollte
also tunlichst einige Tage in Lhasa bleiben, um sich zu akklimatiseren. Fährt man so wie ich die südliche Variante des
Friendship-Highways, geht es am zweiten Tag gleich bis auf 4800 m und danach runter auf 4400. Bis in Nepal kommt man nicht
mehr wesentlich unter die 4000m-Marke. Krankenhäuser sind Tagesreisen entfernt und es ist immer ein hoher Paß dazwischen, da
sollte man nichts riskieren!
Viel hörte ich auch von aggressiven Hunden, bevor ich losradelte und lies mich deswegen
gegen Tollwut impfen. Die meisten
Hunde waren aber dermaßen mit Überleben beschäftigt, dass sie es sich gar nicht leisten konnten, auf einen Radfahrer
loszugehen. Für den Rest: absteigen und Steine schmeißen! Den Menschen auf dem Fahrrad erkennen die Viecher erst, wenn man
abgestiegen ist.
Nepal
Ein Visum für Nepal kann man sich in Lhasa besorgen. Das Nepalesische Konsulat ist zwischen Norbulingka (Sommer-Palast) und
Lhasa-Hotel in einer kleiner Seitenstraße. Das Visum wird noch am gleichen Tag ausgestellt. Theoretisch bekommt man auch ein
Visum an der Grenze in Kodari, jedoch sollte man sich darauf nicht verlassen. Mich haben die Grenzer z.B. nur durchgewunken.
Das hatte dann böse Folgen bei der Ausreise aus Nepal, da ich keinen Einreise-Stempel im Pass hatte. Deswegen unbedingt drauf achten, dass
jemand seinen Stempel in den Pass drückt.
Nepal hat zur Zeit große Probleme (2003) mit Maoisten. Zum Zeitpunkt meiner Reise (November 2003), hatte es an den Straßen viele
militärische Checkpoints. Die Straße von Kodari nach Kathmandu führt bei der Abzweigung nach Jiri durch eine Gegend, in der
Maoisten sehr aktiv sind. Die Maoisten haben aber mehrmals betont, dass sich ihre Aktionen nicht gegen Touristen richten. Das
Schlimmste was einem als Tourist passieren kann, ist in eine Eintreibung von "Spendengeldern" zu geraten. Ich hab Geschichten
gehört, wonach Betroffene sogar mit den Maoisten noch um die Höhe der Spenden gefeilscht haben (meist 1000 Rupies). Auch
erhält man eine Quittung.
In vielen Städten gab es nachts Ausgangssperren, die man unbedingt beachten sollte, um nicht aus Versehen erschossen zu werden.
Fahrrad und Ausrüstung
Ich besitze ein Villiger Cabonga. Dies ist so eine Mischung aus Mountain-Bike und Reiserad. Die Chinesen sind zwar fleißig dabei,
immer mehr Teilabschnitte des Friendship-Highways zu asphaltieren. Der weitaus größte Teil (90%) stellt jedoch eine Staubpiste
dar. Hinzu kommen viele Schlaglöcher und das ständige Gerumpel über Waschbrettpisten fällt einem irgendwann gar nicht mehr
auf. Man braucht also ein sehr stabiles Fahrrad, welches geländegängig ist. Die Straßen in Tibet sind für chinesische LKW's
gebaut und die sind nicht gerade mit großer Leistung bestückt. Die Steigungen zu den Pässen hoch fallen dementsprechend flach aus. Das
kommt einen als Fahrradfahrer schon entgegen. Aber es dürfte auch um kein Prozent steiler sein, sonst müßte man schieben. Die
Höhe macht sich immer wieder bemerkbar, egal wie gut akklimatisiert man schon ist.
Meine Schadensbilanz nach 24 Tagen Friendship-Highway:
- 4 Platten (alle hinten)
- 1 kaputter Freilaufkörper
- 2 neue Bremsbacken vorne
- Bruch der vorderen Gepäckaufhängung
Man sollte die Fahrradkette mindestens alle zwei Tage säubern und ölen, sonst läuft diese sich in der staubigen Höhenluft Tibets
ganz schnell trocken und die Kettenglieder verklemmen sich. Merkt man am Kettenrasseln.
Lebensmittel bekommt man das meiste vor Ort (in Lhasa). Die Supermärkte sind gut bestückt. An Fertigfutter gibt es eigentlich
nur Tütensuppen. Vorsicht, wenn man alle beiliegenden Gewürzbeutel einrührt wird das Zeug ultrascharf. Man glaubt die Lippe
brennt weg. Ich wollte mir Kerosin für den Benzinkocher im Snowland-Hotel organisieren. Unterwegs mußte ich feststellen, dass
die mir Petroleum gegeben hatten. Ich wußte nicht, dass das engl. Wort "kerosene" dummerweise eben für Petroleum verwendet
wird.